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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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sich nicht wenig und schüttelte mehrfach den Kopf. Chiricahuas kämpften nicht in der Nacht. Dort drüben aber wurde gekämpft.

      Zwei Rothäute stürzten von ihren Ponys und blieben liegen. Aber auch in der Kutsche gab es Verluste. Aus dem rechten Wagenfenster hing der Oberkörper eines Mannes, einen gefiederten Pfeil im Rücken.

      Im gleichen Augenblick sank auch der Begleitmann auf dem Bock zusammen. Die hochbordige Concord kam näher, beschrieb eine Schleife, dem unsichtbaren Weg folgend, und hielt dann direkt auf den Scout zu.

      Mierda! Das fehlt mir gerade noch, dachte John und fluchte lautlos.

      Die Stagecoach drehte nach Nord­osten ab und änderte die Richtung. Wie ein Kometenschweif galoppierten die Ponys hinter dem Fahrzeug her.

      Was der Fahrer auch anstellte, den brüllenden Teufeln zu entkommen, es gelang ihm nicht. Sie holten mehr und mehr auf, ritten bereits im toten Winkel hinter der Kutsche. Einer schwang sich auf das Kastengestell, kletterte nach oben und warf sein Kriegsbeil. Tödlich getroffen, fiel der Fahrer seitlich vom Sitzbock.

      Noch ein paar Schüsse fielen aus dem Innern der Kutsche, aber sie verstummten gleich darauf.

      Verwehende Schreie. Richtige Todesschreie.

      Die Pferde wurden von braunen Fäusten angehalten, ausgeschirrt und von zwei anderen Kriegern übernommen. Noch einmal peitschte ein Revolverschuß durch die Nacht.

      Kein Indianer griff sich an die Brust und stürzte. John wußte, was der einzelne Schuß zu bedeuten hatte. Lieber tot, als den Rothäuten in die Finger fallen. So dachten die meisten Weißen.

      Ein Apache schoß einen Brandpfeil auf das Fahrzeug ab, das daraufhin sofort lichterloh zu brennen begann. Zähneknirschend verfolgte John Haggerty das blutige Schauspiel, ohne helfen zu können. Es wäre auch sinnlos gewesen. Gegen zwanzig Chiricahuas hätte er keine Chancen gehabt.

      Das Drama neigte sich drüben seinem Ende zu. Wie eine riesige Fackel brannte die Concord lodernd zum Himmel. John konnte jede Einzelheit erkennen.

      Cochise bestieg einen Hügel, blieb mit verschränkten Armen stehen, während seine Krieger die Toten skalpierten und ausplünderten.

      Schließlich war auch dieses Kapitel eines gnadenlosen Kampfes abgeschlossen. Die Apachen scharten sich um den Hügel, schwangen triumphierend die blutigen Skalps. Als Cochise die Arme hob und zu reden begann, verstummte das Geschrei. Ehrfürchtiges Schweigen ließ die Stimme des Häuptlings weithin erschallen. Der Jefe sprach lange und eindringlich. John Haggerty hätte wer weiß was dafür gegeben, wenn ihm die Rolle eines unbemerkten Lauschers vergönnt gewesen wäre.

      Als Cochise schwieg, den rechten Arm ausstreckte und nach Südwesten wies, wurde John klar, daß in dieser Nacht weitere Brandfackeln zum Himmel lodern und zahllose Weiße ihr Leben lassen sollten.

      »Koh Cheez!« schrien die Chiricahuas. »Koh Cheez!«

      Danach kam das »Zastee! Töte!«

      *

      »Mr. Haggerty, Sie waren eine Woche lang Cochises Gefangener?« fragte General Oliver O. Howard ziemlich maliziös. »Wie Sie sagten, sind Sie ihm nicht entkommen, sondern er ließ Sie und den Scout Harwig frei? Ist das nicht ein wenig zu außergewöhnlich, um glaubhaft zu klingen?«

      John Haggerty rieb sich die übermüdeten Augen, nahm kurz Haltung an, während er den Grimm hinunterschluckte.

      »Sir, ich bin Scout und kein Fabulierer. Was ich sagte, stimmt wie der Punkt auf dem i. Cochise ließ uns frei.«

      Colonel White räusperte sich und warf Haggerty einen warnenden Blick zu, den dieser mit einem Schulterzucken beantwortete.

      »Sie können sich keinen besonderen Grund erklären?« bohrte Howard weiter.

      »Doch, Sir. Zwei Gründe. Der erste ist eine gewisse Dankbarkeit, weil ich seiner Schwester half. Der zweite kann wohl in der Tatsache gesehen werden, daß der Jefe durch mich eine Nachricht an das Oberkommando in Arizona übermitteln will.«

      »Wie lautet die Nachricht?«

      »Friede, Sir. Friede, bevor der letzte Weiße und der letzte Indianer sich gegenseitig umgebracht haben.«

      »Friede?« Howard lachte verächtlich. »Mann, wissen Sie überhaupt, was Sie da reden? Die Apachen überfielen in den letzten drei Tagen vier Patrouillen, zwei Farmer, einen Wagenzug und zwei Postkutschen. Nichts als Tote und Asche blieben zurück. Und da sprechen Sie von Frieden?«

      »Ja, Sir, ganz bewußt. Berücksichtigen Sie ihre Mentalität, Sir, dann wissen Sie, warum sie die Weißen angreifen. Cochise will den Krieg nicht, er wird ihm von den Kriegern aufgezwungen. Wenn er nichts tut, um sie bei Laune zu halten, schlagen sie ungezielt los. Apachen fühlen sich nicht unbedingt an einen bestimmten Häuptling gebunden, sie schulden ihren Führern keinen blinden Gehorsam und keine Gefolgschaftstreue.«

      Howard erwiderte:

      »Ich kann Sie nur schwer verstehen, Haggerty. Tut mir leid. Trotzdem, was schlagen Sie vor?«

      Johns Hand strich über den wochenalten Stoppelbart.

      »Ich schlage eine Unterredung mit dem Jefe vor, Sir. Sie und er, sonst niemand. Wenn Sie es geschickt anfangen, General, kann’s zum Erfolg führen.«

      »Ich soll bei einer Rothaut um Frieden nachsuchen? Sind Sie des Teufels?«

      »Er ist kein gewöhnlicher Indianer, Sir… General. Sprechen Sie mit ihm, und Sie werden verstehen, was ich meine.«

      Howard ging im Zelt auf und ab. Mitunter warf er unruhige Blicke auf die beiden Colonels, die sich mit keinem Wort äußerten.

      »Sie meinen wirklich…?« setzte Howard noch einmal an. Und als Haggerty nickte, fuhr er mißmutig fort: »Also, meinetwegen. Wie wollen Sie die Besprechung zusammenbringen und wo?«

      »Ich reite morgen zu Cochise zurück und werde ihn darum bitten. Termin und Ort werde ich von ihm erfahren. Nur Sie und er«, fügte er noch einmal warnend hinzu.

      White trat vor.

      »Pardon, General, darf ich eine Frage an den Scout richten?«

      »Bitte.«

      White fixierte Haggerty. Als er zu sprechen begann, klang Sarkasmus aus seinen Worten.

      »Was eigentlich macht Sie so sicher, Mr. Haggerty, daß Cochise wirklich Wert darauf legt, sich mit der Armee über einen Frieden zu unterhalten? Steht er so hoch in Ihrer Wertschätzung, Scout, oder ist es das Mädchen, von dem Sie sprachen? Sie haben es doch geheilt, nicht wahr?«

      Johns Augen verengten sich.

      »Colonel, was wollen Sie damit sagen?«

      »Sie ist eine Wilde, Mr. Haggerty.«

      »So, eine Wilde?« John räusperte sich. Nur der Anstand verbot ihm, dem Offizier ins Gesicht zu schlagen. »Colonel White, ich habe unter den Weißen mehr Wilde kennengelernt als unter den Apachen. Gehen Sie doch mal nach Tucson, Tombstone oder Sentinel, besuchen Sie die Kneipen, die Tingeltangels und die Hurenhäuser, und wenn Sie dann noch der Meinung sind, daß dort keine Wilden verkehren, wird Ihnen der Begriff Wilder niemals klarwerden.«

      White wurde rot. Er hatte eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber Howards eisige Miene ließ ihn verstummen.

      »Das war nicht wörtlich zu verstehen«, räumte er widerwillig ein. »Nicht in diesem Sinne. Ich meine, sie haben keine Religion, keinen Gott…«

      »Ach, schweigen Sie!« unterbrach Haggerty ihn grimmig. »Sie haben sehr wohl eine Religion, und sie haben einen Gott, den sie den Großen Geist nennen. Er hat nur einen anderen Namen, aber er ist der gleiche Gott.«

      Er drehte sich um, salutierte vor General Howard.

      »Ich darf mich empfehlen, General… Sir. Sobald ich Cochises Zusage habe, melde ich mich. Guten Abend, Gentlemen.«

      Die Zeltklappe fiel mit einem seltsamen Schmatzen hinter ihm zu.