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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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fiel ihm in den Arm, wehrte die zum Stoß erhobene Messerhand ab und stieß den Chiricahuas zurück.

      Ganz plötzlich wurde es taghell. John erkannte den jungen Krieger: Naiche.

      Er warf sich wieder auf den Weißen, dabei stieß er einen wütenden Schrei aus. Sie rangen miteinander, versuchten sich gegenseitig mit dem Knie in den Magen zu treten. John bekam allmählich die Oberhand, aber sein Sieg war so weit entfernt wie der Mond.

      Hinter ihm richtete sich der Jefe wieder auf und sprang hoch. Tödlich wie ein Vipernbiß warf er sich auf John Haggerty und schlug mit der Streitaxt zu.

      Johns Hände verkrampften sich in das graue Hemd Naiches, riß es ihm fast vom Körper. Und als er fiel, zerrte er den jungen Krieger mit zum harten Felsboden.

      Cochise schwang die Axt, die den Scout niedergeschlagen hatte. Mit einem gellenden Schrei gab er das Zeichen zum Angriff.

      *

      Sie kamen den langen Hang herunter und bogen in das steinige Tal ein, das, wasser- und vegetationslos, zwei Gebirgsstöcke miteinander verband. Elvis Wash führte den Trupp. Hinter ihm ritten Fred Honda, Hugh McDonnel und Hank Doolin. Curt Miller machte den Schluß.

      Unten angelangt, übernahm Doolin die Führung und ritt einen gewundenen Canyon an, der in das Tal mündete. Der Weg führte bergauf, um auf der Höhe des Kammes wieder sanft nach unten zu fallen.

      Miller hielt immer noch den Schluß. Gedanken glitten wie bunte Lichter durch seinen Kopf. Doolin hatte kein Vertrauen zu ihm und machte dies bei jeder Gelegenheit deutlich. Curt Miller seinerseits grübelte ständig über die vergangenen Tage nach und wurde sich mehr und mehr bewußt, daß sein Leben in Gefahr war. Doolin würde ihn ermorden lassen, wie es mit Buster Liven geschehen war, der zuviel gewußt hatte.

      Auch er wußte einiges, jedoch konnte er sich noch kein klares Bild von der Gesamtsituation machen. Doolin überfiel am liebsten Indianerdörfer, ließ Frauen, Kinder und alte Leute töten, raubte wertlosen Plunder, wie Gebrauchsgegenstände, Pfeile und Lanzenspitzen, und erhielt von irgendwoher Geld dafür.

      Eine andere Bande von Outlaws, die sich ebenfalls in Santa Magdalena eingerichtet hatte, überfiel Wagenzüge, Posthaltereien und Banken. Sie machten das große Geld.

      Miller gelang es trotz intensiven Nachdenkens nicht, etwas Verbindendes zwischen den beiden Banden zu finden, und doch mußte es

      dasein, weil sich zu viele Dinge glichen.

      Den Boß der anderen, den er bei seiner Lauschaktion gesehen hatte, kannte er nicht. Aber Doolin mußte ihn kennen, und das brachte ihn selbst immer näher an jene Situation heran, die binnen Sekunden sein Leben auslöschen konnte.

      Für Curt Miller war es sonnenklar geworden, daß nicht der betrunkene Hosenfummler ihn niedergeschlagen hatte. Der Hieb war aus der offenen Hintertür abgegeben worden.

      Doolin oder der Boß der anderen Bande? Womöglich arbeiteten die beiden zusammen und teilten sich den Löwenanteil der Beute, während Wash mit seinen Männern fast leer ausging.

      Ein kaltes Rieseln glitt Miller über den Rücken. Den Tod aus seinen Überlegungen so nahe vor den Augen, beschloß er, in der kommenden Nacht seinem Gaul die Sporen zu geben, um sich abzusetzen.

      Als die Kavalkade die Ebene erreichte, war es bereits dunkel. Unvermittelt hob Hank Doolin die linke Hand und zügelte sein Pferd. Von Nordosten her schob sich eine langgezogene Maultierkarawane durch die Dämmerung und näherte sich einem schmal aus der Ebene tretenden Grüngürtel.

      Alle sahen sie hinüber. Wash wandte sich an Hugh McDonnel:

      »Ganz schön beladen, was? Die hochzunehmen würde sich bestimmt mehr lohnen, als ein Wickiup zu überfallen.«

      McDonnel reagierte nicht. Nur Doolin blickte zurück und brummte:

      »Halt dein großes Maul, El! Wir haben anderes zu tun, als uns mit reisenden Händlern abzugeben.«

      Wash schwieg, blickte Miller an und dann wieder weg.

      Doolin sah sich um. Weiter hinten in der Ebene gab es ein wildes Felsengebiet mit etwas Vegetation. Er ritt an und hielt darauf zu.

      Die Klippen boten ausgezeichneten Schutz für die Nacht, Futter für die Pferde und Gelegenheit, die müden Knochen auszuruhen.

      Doolin ließ absitzen und ein Feuer anzünden. Wenn er gewußt hätte, daß ihn zwei Augen haßerfüllt beobachteten, hätte er es sicherlich unterlassen und wäre schnell weitergeritten.

      Miller bekam die letzte Wache zugeteilt. Die Ebene mit dem Flußlauf lag noch im tiefsten Dunkel, als er sich auf einen Stein setzte und zu grübeln begann. Er brauchte nicht lange, die Situation, seine Chancen und Nöte auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Der Gedanke, fliehen zu müssen, drängte sich von Minute zu Minute mehr in seine Überlegungen.

      Kurz entschlossen erhob er sich, ging zu den Pferden hinüber und sattelte sein Tier. Am Zügel zog er es aus dem Lagerkreis und stieg erst auf, als er weit genug entfernt war, damit ihn die Schlafenden nicht hören konnten.

      Fern im Osten graute der neue Tag und sandte sein erstes Licht über das Gebirge. Miller wollte seinem Pferd die Zügel freigeben, als in seinem Rücken ein furchtbares Geheul laut wurde. Schüsse hallten durch den frühen Morgen.

      Curt parierte sein Pferd und zog es herum. Im Süden sah er eine Staubwolke, die der Wind weitertrieb. Staub überall, dazu die gellenden Kriegsschreie der angreifenden Apachen, die Schüsse der Überfallenen…

      Miller wußte, was sich abspielte.

      Er riß sein Pferd in die alte Richtung und gab ihm die Sporen zu fühlen.

      Als wäre der Satan hinter ihm her, stob er im wilden Galopp nach Norden.

      *

      John Haggerty kam zu sich. Er war an Händen und Füßen gefesselt, lag aber allein auf einer mittelgroßen Felsplatte in der grellen Sonne. Noch war es früh und nicht heiß. Er drehte den Kopf. Niemand war zu sehen.

      Die Schatten der schrecklichen Nacht waren einem strahlenden Tag gewichen, der heiß zu werden versprach. John hatte Durst. Seine Zunge klebte förmlich am Gaumen, aber keiner gab ihm Wasser.

      Er hob die gefesselten Füße an und ließ sie mit den Sporen auf den Stein fallen. Es gab ein knirschendes Geräusch. Hinter einem Felsen lugte ein Kopf hervor, blickte herüber. John sah das helle Stirnband und die dunklen Augen.

      Hinter ihm knirschten leichte Schritte auf Sand und Geröll. Ein Schatten fiel über ihn. John blickte hoch und erkannte Cochise. Zwei weitere Apachen kamen heran: Naiche und ein Krieger. Naiches Augen blitzten wütend.

      Er trat John Haggerty in die Rippen, aber Cochise schüttelte den Kopf.

      »Warum bist du zurückgekehrt?«

      »Ich überbringe eine Botschaft des großen weißen Häuptlings, Jefe.«

      Naiche spuckte aus, der Krieger in seiner Nähe grollte, nur Cochise blieb ruhig.

      »Welche Botschaft?«

      »Friede, Cochise. Kein Kampf mehr zwischen weißen und roten Männern. General Howard bittet dich um eine Unterredung unter vier Augen.«

      »Nur er und ich?«

      »So ist es. Was darf ich ihm melden?«

      Cochise sagte:

      »Du lügst, Scout. Du willst dich mit einer Lüge freikaufen.«

      Haggerty richtete sich halb auf.

      »Ich sage die Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Der Krieg bringt keiner Seite etwas. Weiße und Rote können nebeneinander leben, wenn sie sich gegenseitig respektieren. Wenn du mich jetzt töten läßt, wird es nie Frieden an der Grenze geben, und ihr, die Apachen, seid in einem Jahr ausgelöscht.«

      »Schöne Worte«, sagte der Jefe, aber seine Stimme klang nachdenklich. Nach einer Weile wandte er sich an seinen Sohn. Er sagte ein paar Worte, die John nicht