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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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      General Howard saß allein an einem Schreibtisch und machte Notizen. Eine Kerze brannte in einem Ständer. Er sah auf, erkannte Haggerty sofort und lächelte.

      »Nehmen Sie doch Platz, Gentlemen. Wie ist es Ihnen ergangen, Mr. Haggerty? Erfolg gehabt?«

      »Das hängt von Ihnen ab, General… Sir. Cochise ist mit einer Unterredung einverstanden, zwischen ihm und Ihnen, unter vier Augen sozusagen.«

      »Akzeptiert. Was halten Sie davon, Major Tanner?«

      »Vorsicht ist immer geboten, Sir.« Er wandte sich an Haggerty: »Haben Sie auf Ihrem Ritt etwas von dem

      Scout Curt Miller gesehen oder gehört?«

      »Nein«, erwiderte John und schüttelte den Kopf. »Warum erkundigen Sie sich nach ihm, Sir? Haben Sie Gründe dafür?«

      »Zwingende. Well, tut im Augenblick nichts zur Sache.«

      »Sicher, sicher«, schaltete sich Howard wieder ein. »Wann soll die Unterredung stattfinden?«

      »In der Nacht zum Vollmond, also in zehn Tagen.«

      »Und wo?«

      »Im Tal des San Pedro.«

      »Der ist lang. Wo genau?«

      »Schwer zu erklären, Sir. Ich kenne die Stelle.«

      »Dann führen Sie uns – mich«, berichtigte er. »Kann man dem Häuptling trauen?«

      John Haggerty zuckte mit den Achseln.

      »Ich habe nichts Gegensätzliches bei ihm festgestellt, General… Sir. Er hält sein gegebenes Wort.«

      »Gut, waren Sie schon mal an der Stelle, die er als Treffpunkt vorgesehen hat?«

      »Ja, Sir. In der Nähe von Santa Rita del Cobre. Ich kenne den Weg genau. Darf ich mich nach dem Grund Ihrer Frage erkundigen?«

      Howard massierte seine Stirn.

      »Es gehen Dinge in diesem Land vor, die mir zu denken geben. Die Indianer sind nicht an allen Massakern schuld, wie jetzt einwandfrei feststeht. Der Wagenzug jedenfalls, den wir vor rund zwei Wochen in der Gran Desierto verloren, ist nicht von Apachen überfallen worden.«

      »Sie meinen…?«

      Howard zog die Schultern hoch. Seltsam deprimierend nahm sich bei dieser Bewegung der Armstummel aus.

      »Warum sprechen Sie nicht weiter, Scout? Ist Ihnen denn was aufgefallen?«

      »Nein, nicht unbedingt, Sir. Mir ist nur bekannt, daß in diesem Land Banditen ihr Unwesen treiben. Meinen Sie das?«

      »Ja.« Howard nickte. »Näheres kann ich Ihnen leider nicht sagen. Mir liegt eine Anfrage der Butterfield Overland vor, die beim Apache-Paß eine Station errichten will. Was meinen Sie, können wir den Schutz der Posthalterei übernehmen?«

      John dachte noch über die Banditen nach und über Howards ausweichende Antwort. Er blickte auf.

      »In dieser Zeit? Sir, das wird schwierig werden. Cochise dürfte wohl kaum eine Station dort oben in seinem ureigensten Machtbereich dulden.«

      »Das nehme ich auch an«, sagte Howard. »Was ist Ihre Meinung, Major?«

      »Eine solche Station würde zur Verschärfung der Lage führen, Sir. Weiteres Blut dürfte vergossen werden, wenn die Posthalterei in Betrieb kommt. Tote auf beiden Seiten. Kann sich die Butterfield nicht woanders etablieren?«

      »Es geht um die Quellen. Tiere müssen gefüttert und getränkt werden. Aber wenn Sie meinen…«

      Howard verschwieg, was er dem Offizier an Meinung unterstellte. Er kam vom Thema ab und wandte sich wieder an Haggerty.

      »Es bleibt also dabei, Scout. Einen Tag vor Vollmond reiten wir beide los. Schaffen wir es bis zum nächsten Abend?«

      »Klar, Sir, es sind nur zwanzig Meilen.«

      Howard erhob sich, lächelte John zu und reichte ihm die Hand.

      »Ich danke Ihnen, Mr. Haggerty. Sie können gehen und es sich bequem machen.«

      John verließ mit Major Tanner das Zelt. Draußen trennten sie sich.

      *

      In kopfloser Flucht galoppierte der einsame Reiter nach Norden. Millers Denken und Fühlen war ausgelöscht von der Angst, die ihm wie ein unbequemes Tier im Nacken saß.

      Schaum flockte vom Maul seines Pferdes, und manchmal, wenn es seine Hufe ungeschickt aufsetzte, stolperte es.

      Lange vor Mittag mußte Curt Miller sein Pferd zügeln und schließlich anhalten. Er schwang sich aus dem Sattel, suchte eine schattige Stelle und brachte den Falben hinüber.

      Der Felsen warf einen breiten Schatten. Die Kühle, die er spendete, war jedoch gering. Curt ließ sich in den Sand fallen und schloß die Augen. Apathisch stand sein Pferd in der Nähe und ließ den Kopf hängen.

      Miller schlief nicht. Dazu wäre er nach dem wilden Galopp nicht in der Lage gewesen. Er dachte nach und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, und in bestimmte Bahnen zu lenken. Aber auch das gelang nicht.

      Er wurde hellwach und aufmerksam, als er ein Geräusch hörte. Sein erster Blick galt dem Pferd. Es war zu müde, um den Kopf zu heben und eine Warnung auszustoßen.

      Miller rappelte sich auf und lehnte sich, immer noch schweißgebadet, an den Felsen. Da war das Geräusch wieder. Er hörte es, konnte aber nicht sagen, welcher Art es war.

      Immer im Felsschatten, schlich er los. Er umging herabgestürzte Gesteinsbrocken und gelangte an das westliche Ende der vorspringenden Felsnase. Vorsichtig spähte er um die eine Kante.

      Als hätte er den Giftzahn einer Klapperschlange gesehen, zuckte er zurück.

      Heftig atmend lief er zu einem

      Mesquitegebüsch und drängte sich mitten hinein.

      Angestrengt starrte er auf die Gebäude. Jemand hatte dort gewütet. Dächer waren eingedrückt und Zäune niedergerissen worden. Aus der Ansiedlung war eine trostlose, leere Ruinenlandschaft geworden.

      Curt hockte im Gestrüpp und suchte die Umgebung ab. Er hatte nie gewußt, daß hier Weiße oder Mexikaner gesiedelt hatten, um so mehr staunte er über die zerstörten Häuser.

      Nichts rührte sich dort vorn. Und doch, hatte er nicht einen Laut gehört?

      Er zog den Colt und spannte den Hahn. Sechs Kugeln standen zwischen ihm und der Hölle. Miller schlich weiter. Er mußte wissen, was dieses Geräusch verursacht hatte.

      Da war es wieder. Es klang seltsam. Und dann sah er es.

      Der Wüstenwind spielte mit einem schlecht befestigten Fensterladen und bewegte ihn knarrend.

      Curt Miller lächelte. Das Lächeln verging ihm jedoch wieder. Wie angewachsen blieb er stehen und hielt sekundenlang den Atem an. Das Stöhnen wiederholte sich.

      Miller blickte sich um, sah aber nichts Besonderes. Er mußte herausfinden, wer da stöhnte, ohne seinen Skalp zu verlieren. Der Anblick der zerstörten Häuser wirkte bedrükkend. Niedergeschlagen aber wachsam setzte er sich in Bewegung. Balken, verbrannt zu Kohle, Bretter, mit Gewalt losgerissen, lagen umher. Er stolperte und stieß einen Fluch aus, weil ihm die Zehen schmerzten.

      Der menschliche Laut mochte der Anlaß gewesen sein, daß sich das Stöhnen wiederholte. Wieder blieb der Scout stehen und brachte den Revolver in Anschlag. Es geschah nichts, trotzdem blieb er angespannt und blickte lauernd in die Runde.

      Abwehrbereit machte er wieder ein paar Schritte und verharrte bei der Hausecke. Er traute seinen Augen nicht, als er die Stätte der Marterung sah.

      An einen Zaunpfosten gefesselt hing ein Mann. Die heiße Sonne brannte auf seinen blutigen Kopf, Fliegen peinigten den Skalpierten, der noch lebte.

      Voller Grimm sprang der Scout vor und rannte auf den