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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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aus kaltem, eingetrocknetem, saurem Schweiß, aus Leder und Wollgeruch, aus ungewaschenem Haar und verdreckter Haut.

      Cochise!

      Der gefürchtete Name explodierte förmlich in Millers Geist.

      Der Krieger verschwand aus Curts Blickfeld. Doch dann sah er ihn wie durch eine Nebelwand auf der linken Seite des Canyons und mindestens 50 langmähnige Indianer ganz unten warten.

      Minuten tickten dahin. Kostbare Minuten.

      Miller rieb sich die brennenden Augen. Konnte er die Soldaten rechtzeitig warnen, die Apachen aufhalten?

      Er zuckte zusammen.

      Der einzelne Apache kam dicht an ihm vorbei, nicht mehr als fünf, sechs Yards von der Gewehrmündung entfernt. Dann war auch er im großen Canyon verschwunden.

      In Miller mischten sich Furcht und Verzweiflung. Es gab keinen vernünftigen Grund für die Annahme, daß der Chiricahua ihn nicht gewittert hatte. Die Apachen besaßen ein Witterungsvermögen wie Bluthunde.

      Miller stand plötzlich auf. Der Hundesohn hatte ihn mit seiner Nase wahrgenommen. Aber der rote Halunke war viel zu gerissen gewesen, sich davon etwas anmerken zu lassen, denn er hatte genau gewußt, daß er im gleichen Augenblick hätte sterben müssen.

      Miller mußte weg. Er schnappte sein Gewehr und lief gebückt ein Stück aus dem großen V. Aber er hielt sich stets dicht an der Felswand. Weiter hinten arbeitete er sich die Geröllhalde hinauf und bemühte sich, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen.

      Als er die glatte Felswand erreicht hatte, tastete er mit den Fingern sofort den Stein nach einem Halt ab. Ohne Erfolg, er war zu glatt. Miller huschte weiter. Endlich kam der

      Scout an eine Stelle, von der aus er nach oben klettern konnte. Keuchend zog er sich auf die Felsleiste hinauf und brach auf dem warmen Gestein zusammen. Der Atem brannte wie flüssiges Feuer in seinen Lungen. Schweiß strömte den Körper herab.

      In diesem Moment knatterten Schüsse durch die Nacht. Ein wilder Aufruhr entstand dort drüben im Unterholz, Männer fluchten in allen Tonarten, Todesschreie stachen wie Nadeln in die Dämmerung.

      Miller legte das Gesicht auf die verschränkten Unterarme. Die Vorstellung, das Gebirge bei Nacht und zu Fuß und nur mit dem bloßen Gedanken an Tinajas oder Pozitos durchqueren zu müssen, bereitete ihm Übelkeit.

      Die Schüsse waren verklungen. Curt konnte Hufschläge hören. Vielleicht war doch einer der Soldaten entkommen. Oder sein Pferd hatte die Flucht ergriffen. Weder das eine noch das andere glaubte der Scout. Die Soldaten würden bis zum letzten Mann kämpfen.

      Das anschließende Triumphgeschrei sagte Miller genug.

      *

      Cochise trat in den Lichtkreis des Feuers. Er nickte, aber seine Augen sprachen nicht von Triumph. Krieger um ihn herum. Sie skalpierten die Toten und raubten sie aus.

      Naiche trat auf ihn zu.

      »Da oben ist noch einer, an der Bergseite. Ich hole ihn jetzt.«

      »Er hat dir gesagt, daß hier Truppen sind?«

      »Sein Geruch. Die Pferdesoldaten haben einen eigentümlichen Stallgeruch, den Apachen nicht kennen.«

      Cochise neigte den Kopf.

      »Hol ihn, Naiche – lebend! Ich brauche ihn als Boten.«

      Naiche stutzte, sagte aber nichts. Insgeheim bewunderte er den Scharfsinn des Jefe. Er huschte davon. Erste Schatten krochen nach Westen, wichen der morgendlichen Dämmerung. Man konnte schon ganz gut sehen.

      Naiche drang auf die freie Stelle im V-Abschnitt hinaus und kletterte über die Geröllhalde. Er sah, wie der Weiße den Kopf hob und ihn beobachtete. Ein Gewehrlauf richtete sich auf ihn. Ein Hahn knackte.

      Auf diesem Weg kam er nicht an den Weißen heran. Er mußte über ihn kommen, von oben, lautlos wie eine Katze. Alle Tapferkeit half nichts, wenn der Feind den Finger krümmte und seinen Gegner genau im Visier hatte.

      Seitlich von seinem Opfer sah Naiche den Spalt, der sich fünf Yards oberhalb des Mannes waagerecht fortsetzte und in einer schmalen Leiste auslief.

      Wie ein Wiesel huschte er hin. Seine Finger krallten sich in die Unebenheiten des Gesteins, seine Füße fanden Halt. Langsam gelangte er nach oben.

      Der Chiricahua warf einen Blick nach unten, sah den Weißen, der immerzu in die Tiefe starrte. Er gab sich einen Ruck und griff mit der Linken zu der Felsleiste hinüber. Sekunden hing er zwischen Himmel und Erde, den Abgrund unter sich, allein mit sich selbst und seiner Angst.

      Noch einmal ein kurzer Blick zurück. Naiche lag auf dem Band und glitt wie eine Schlange vorwärts. Genau über dem Weißen hielt er an und ließ seine Lungen erst einmal zur Ruhe kommen.

      Der Weiße blickte noch immer angestrengt auf die Geröllhalde. Naiche verfolgte, wie der seinen Kopf hin und her bewegte.

      Was waren die Bleichgesichter doch so dumm und so einfältig.

      Er kroch bis zum Rand der Leiste, ließ den Unterkörper überhängen. Noch ein paar Sekunden lang hielten seine Finger den Körper, dann ließ er los und sprang knapp hinter der liegenden Gestalt federnd auf. Mit einem Schrei stürzte er sich auf den Feind.

      Miller wirbelte herum, als er das Geräusch hörte. Er hob das Gewehr an, ließ die Rothaut in den emporgestreckten Lauf rennen. Mit einem wütenden Schrei fiel Naiche in sich zusammen und hielt sich den Magen. Bevor Curt Miller den Lauf hochreißen und den Stecher durchziehen konnte, war der Indianer schon wieder auf den Beinen und warf sich auf den Scout.

      Auf dem schmalen Felsband kämpften sie verbissen miteinander. Das Gewehr wurde Miller aus der Hand geprellt. Es rollte den Hang hinunter und blieb an einem Steinbrocken hängen.

      Miller ballte die Rechte, schlug kräftig zu. Tränen traten Naiche in die Augen. Der verdammte Weiße hatte seine Adlernase getroffen. Noch einmal stürzte er sich auf das Bleichgesicht. Miller empfing ihn mit einem Fußtritt, schleuderte ihn an die Felswand und versuchte hastig auf die Füße zu kommen.

      Ein Schrei unten bei der Halde lenkte ihn ab. Er sah nichts, wollte sich dem Gegner wieder zuwenden, aber Naiche war schneller. Dessen Faust krachte in Millers Nacken, zwang ihn auf die Knie.

      Feuerräder tanzten vor den Augen des Scouts. Ein zweiter Hieb traf

      ihn an der Schläfe. Die Sinne schwanden Miller. Schwer fiel sein Kopf zurück.

      Naiche stillte das rinnende Blut und schnäuzte sich durch die Finger. Mit grimmigem Gesicht lud er sich den Weißen auf die Schulter und begann den Abstieg.

      Zwei Krieger erwarteten ihn. Einer hatte vorher gerufen, um den Scout abzulenken. Trickreich waren sie, die Apachen, das mußte man ihnen lassen. Naiche ließ den Bewußtlosen auf die Erde fallen und verpaßte ihm einen Fußtritt. Die beiden Chiricahua-Krieger faßten ihn am Kopf und an den Beinen und zerrten ihn zu ihren Ponys. Naiche legte den ganzen Weg zu Fuß zurück. Als er das Lager erreichte, erwartete ihn Cochise. Trotz des grauenden Morgens brannte das Feuer lichterloh.

      Gleichgültig glitten die Blicke des jungen Apachen über die nackten, skalpierten Leichen der Soldaten. Sie lagen überall verstreut, so, wie sie der Tod ereilt hatte. Auch Cochise warf ab und zu einen Blick auf die Toten.

      Ihn berührte der Tod nicht. In den Bergen stand er mit ihm auf du und du. Was ihn jedoch beschäftigte, war der Gedanke an den General. Wie würde er das erneute Massaker auffassen? Sicher, weiße Krieger waren nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging, Indianer auszulöschen.

      Nur ein toter Indianer ist ein guter und friedlicher Indianer, sagten sie zynisch und töteten alles, was eine rote Haut hatte. Nein, darum ging es dem Jefe in diesem Augenblick nicht. Seine Krieger wollten den Kampf, aber er mußte an die vielen Frauen und Kinder der Chiricahuas denken, die in den Bergen Not litten.

      Irgendwann mußte der Kampf gegen die Weißen ein Ende haben. Das hatte nichts mit den Mexikanern im Süden zu tun. Die Gelbhäutigen waren