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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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gegenüber und blinzelte geblendet ins Feuer.

      »Sorgen, Vater?«

      »Große Sorgen, Sohn.«

      »Du traust dem General nicht?«

      »Ich frage mich, ob ich dem Scout trauen kann.«

      »Er spricht nicht mit gespaltener Zunge.«

      »Aber er hat keine Macht.«

      »Er ist ein großer Krieger, Jefe. Kein Mimbrenio ist ihm gewachsen.«

      »Aber die Chiricahuas. Wenn er mich hintergeht, werde ich ihn töten.«

      Naiches Kopf senkte sich auf seine Brust. Er stellte sich Haggertys Gesicht vor und machte dann eine abwehrende Handbewegung.

      »Er meint es ehrlich«, sagte er. »Wir sollten ihm vertrauen und keinen Weißen mehr töten, bis seine Mission beendet ist.«

      »Ein Trupp Soldaten aus dem Wüstenfort ist zum Apache-Paß unterwegs. Soll ich sie vernichten?«

      »Ich weiß es«, sagte Naiche. »Wird es gut für die Verhandlung sein, wenn wir über sie herfallen und töten? Die Weißen haben eine andere Auffassung vom Kampf als wir.«

      »Es wird sie gefügiger machen.«

      »Nicht den einarmigen Führer

      der Soldaten, den sie General nennen.«

      Cochise brütete wieder vor sich hin. Auch Naiche blieb stumm. Draußen heulte der Bergwind und weit in der Ferne Wölfe.

      »Wir gehen nach Süden. Die Gelbgesichtigen postieren sich um La Linas. Zwei Abteilungen der Mounted Rifles von Sonora, eine Schützenkompanie und das 4. Kavallerie-Bataillon der Bavispe National Guard sperren die Zugänge der Paßstraßen zu unseren Vettern. Die Yaquis versuchten es, aber es mißlang. Den Chiricahuas wird es gelingen. How!«

      »How«, sagte auch Naiche und bekräftigte damit den Entschluß seines Vaters.

      »In acht Tagen ist Vollmond«, fuhr Cochise fort. »Wir verlassen bei Naco die Flußebene und gehen übers Gebirge. Der weiße General soll keine Sekunde auf Cochise warten.«

      »How!« stieß Naiche hervor. »How, how!«

      »Sagst du es den Häuptlingen, Sohn?«

      Naiche stand auf und verließ das Wickiup. Kurze Zeit später vernahm der Jefe das infernalische Gebrüll im Lager und die ständigen Rufe:

      »Zastee! Zastee!«

      Ja, töten, dachte er. Kämpfen und Töten war den Chiricahuas angeboren und ein Bestandteil ihres Lebens. Das harte Land und die karge Vegetation hatten sie von jeher zu Räubern werden lassen. Raub war für sie nichts Ungesetzliches, eher Bestimmung eines Lebenszwecks. Vom Raub ernährten sie sich, und von der Jagd, wenn es was zu jagen gab.

      Naiche kehrte zurück.

      »Alle Krieger kommen mit«, sagte er und setzte sich wieder.

      Cochise nickte. »Ich habe es erwartet. Wir reiten, wenn der Mond aufgeht.«

      Naiche erhob sich, um auch die zweite Entscheidung des Jefe den Unterhäuptlingen mitzuteilen. Als er in das Wickiup zurückkam, standen die ersten Krieger mit ihren Ponys bereits auf dem Versammlungsplatz.

      Während sich der Mond wie ein halber Ballon träge über das Gebirge schob, stiegen sie auf ihre Pferde und ritten los. Cochise, Naiche und ein anderer Unterhäuptling der Chiricahuas übernahmen die Spitze.

      Der neue Tag graute, als sie von der Mesa aus die Ebene erreichten. Cochise hob eine Hand. Der ganze Kriegertrupp hielt an und beobachtete den Jefe.

      »Es ist jemand in der Nähe«, sagt er. »Ein Weißer. Ich rieche ihn.«

      »Ich werde ihn fangen und töten«, erbot sich Naiche.

      Cochise nickte. Kampf war ihr Lebenselexier, eine ständige Selbstbehauptung, um in diesem harten Land überhaupt leben zu können. Kampf bedeutete ihnen alles.

      Naiche stieg vom Pony und verschwand.

      *

      »Wir müssen anhalten«, sagte Captain Randell besorgt. »He, Sergeant, lassen Sie absitzen und Biwak aufschlagen. Wir dürfen unsere Pferde nicht zu sehr auspumpen.«

      »Sehr wohl, Sir.« Er drehte sich im Sattel um. Seine grünen Augen funkelten wie zwei Smaragde. »An-hal-teeen! Ab-sitz-zeeen!« Und dann kam es trocken und knallhart aus seinem Mund: »Biwak, Kaffee und Essen!«

      Lieutenant Haller und Miller ritten heran, stiegen ab und brachten ihre Tiere in den schnell gespannten Seil-Corral. Haller sagte:

      »Mensch, Miller, habe ich einen Kohldampf! Ich könnte einen halben gebratenen Bison aufessen.«

      »Warum tun Sie’s nicht, Lieute-nant? Jagdbares Wild gibt es hier im Flußtal in Mengen.«

      »Meinen Sie? Aber die Apachen?«

      »Ich werde mir nach dem Essen ein bißchen die Gegend ansehen. Vielleicht sind sie uns wirklich nicht gefolgt.«

      »Well, Scout, tun Sie das. Ein saftiges Antilopensteak wäre jetzt gerade das Richtige bei der armseligen Verpflegung.«

      Haller lachte, und Miller stimmte mit ein. Der Sergeant ging vorbei, warf beiden dabei einen wütenden Blick zu.

      »Wie heißt der Mann?« fragte Miller.

      Lieutenant Haller grinste. »Halla­gan. Ein Ire. Für ihn ist die Armee Vater und Mutter. Kommen Sie, gehen wir zum Feuer.«

      Im nahen Unterholz knackte und krachte es, als wäre eine Schlacht entbrannt. Soldaten sammelten Brennholz und schleppten ganze Bündel davon zu der noch recht kleinen Feuerstelle.

      »Es wird langsam Tag«, sagte Miller und deutete auf das karstige Vorgebirge im Osten. »Sobald ich etwas gegessen habe, mache ich mich auf die Socken. Wenn wir uns von ihnen überraschen lassen, sieht es nicht gut für uns aus.«

      Ron Randell kam heran. Er hatte Millers letzte Worte gehört.

      »Soll ich vorgeschobene Posten aufstellen, Scout?«

      Miller antwortete: »Kann nicht schaden, Captain. Nach dem Abend… Morgenbrot«, fügte er grinsend hinzu, »will ich mich ein bißchen in der Landschaft umsehen. Auch das kann nichts schaden, sagt sich meines Vaters Sohn selbst.«

      »Glauben Sie, sie sind noch hinter uns? Können sie überhaupt in der Nacht unseren Spuren folgen?«

      »Captain, die verfolgen die Spur eines Vogels in der Luft. Sie sind die besten Jäger, die ich kenne.«

      Das Essen war schnell zubereitet. Jeder bekam einen Teil, der ausreichte, zwei hungrige Männer satt zu machen. Gleich nach dem Essen machte sich Curt Miller auf, um die Gegend im Süden abzusuchen.

      Ohne ein Geräusch zu verursachen, bewegte sich der Scout durch das Unterholz und näherte sich der Bergflanke. Ein Canyon mündete an dieser Stelle in das San Pedro-Tal.

      Vor ihm glänzte etwas. Er schlich hin, bückte sich und berührte mit den kräftigen, schmutzigen Fingern den Rand des Felsbeckens. Er lag ganz still da und schob beide Hände in das etwa zehn Zentimeter tiefe warme Wasser.

      Behutsam wischte er den klebrigen Schaum beiseite, schöpfte mit der hohlen Hand ewas Wasser und schlürfte es in den ausgedörrten Mund. Dann spuckte er es zur Seite und wiederholte die Prozedur.

      »Gott sei Dank!« murmelte er. Im Flußtal fand man immer genügend Wasser. Für die Patrouillen war das gut, aber auch für die Indianer.

      Curt hob lauschend den Kopf. Der Wind hatte sich gelegt. Lautlos schob Miller sich zurück. Dann stand er auf und huschte geduckt zum Canyon-Zugang. Dort warf er sich auf den Boden und schob den Gewehrlauf über einen flachen Stein.

      Der Zugang zum Canyon glich einem breiten V, das sich heller gegen die zurückweichenden Felsen abzeichnete. In dieser Schlucht huschte ein gespensterhafter Schatten direkt auf Curt zu.