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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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Sie herein, Mann des Teufels! Ich machte mir schon Sorgen um Sie. Wie war’s?«

      Haggerty betrat hinter Miller das Zelt. Curt sah sich um und griente.

      »Wenn ich daran denke, wie es damals hier aussah, als wir das Ding zusammen drehten, dann kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln, Sir. Von wie vielen Patrouillen ließen Sie mich eigentlich verfolgen?«

      Tanner lachte.

      »Beinahe die halbe Garnison war hinter Ihnen her, Miller. Ich denke, wir beide spielten unsere Rolle gut.«

      »Wie nahm es der General auf?« fragte Miller und lächelte breit.

      »Oje, der… Howard blies sofort

      alles ab. Die Suchkommandos wurden zurückgezogen, ich bekam

      einen kräftigen Abputzer und die

      Order, keine Alleingänge mehr zu

      unternehmen. Hm, hatten Sie Erfolg?«

      Sie setzten sich an den kleinen Feldtisch. Tanner stellte eine Flasche Whisky und drei Gläser auf die Platte. Er schenkte ein, hob sein Glas und sagte:

      »Cheers, Gentlemen!«

      »Cheers!«

      Als sie die Gläser absetzten, wandte sich Major Tanner an Haggerty:

      »Wissen Sie, um was es bei unserem Gespräch geht?«

      »Nein, Sir.«

      Tanner sah Miller an und fragte: »Nun, Erfolg?«

      »Nur zur Hälfte, Major. Die andere Hälfte kann als Mißerfolg gewertet werden.« Er tippte Haggerty auf den Arm, um dessen Aufmerksamkeit zu wecken, und erzählte ihm die ganze Geschichte.

      »Ich wurde also Bandit. Okay, der Zweck heiligt die Mittel, aber die Geschichte schmeckte mir nicht. Was ich herausbekam, ist nicht viel, jedoch bezeichnend für das, was sich in diesem Land unter den Augen der Armee abspielt.«

      Er schniefte, langte nach seinem Glas und genehmigte sich noch einen Schluck.

      »Wir – Major Tanner und ich – gingen davon aus, daß es Elemente gibt, die es darauf anlegen, den Grenzkrieg mit den Apachen noch weiter zu schüren, um im trüben fischen zu können. Es war eine Vermutung, nicht wahr, Major?«

      »Vieles sprach dafür, aber die Beweise fehlten uns. Wir heckten also einen Plan aus, der gelang, weil uns der Zufall zu Hilfe kam. Wegen der Posten, die durch das Lager patrouillierten, war ein besonderer Gag notwendig, um das, was wir uns ausgedacht hatten, glaubwürdig zu machen.«

      Er schwieg, trank einen langen Schluck aus seinem Glas.

      »Alles schön und gut«, sagte Haggerty ahnungslos. »Was weiter?«

      »In der Nacht ging ich zu Major Tanner. Er war betrunken. Alles nur fingiert, natürlich. Wir redeten uns schließlich so in Wut, daß wir Streit miteinander bekamen. Er schrie, ich brüllte, und draußen vernahmen die Posten jedes Wort. Darauf kam es an. Das Theater, das wir veranstalteten, spulte sich ab wie auf ’ner Bühne. Schließlich verpaßte ich dem Major einen saftigen Kinnhaken und verließ das Lager.«

      »Was?« Haggerty sprang erregt auf. »Bist du des Teufels, Mann?«

      »Ruhe!« sagte Tanner. »Sachte, immer sachte!« Er zerrte Haggerty auf den Sitz zurück. »Hören Sie erst mal die ganze Geschichte. Miller hat doch gesagt, es war alles nur gestellt.«

      Miller nahm den Faden wieder auf. »Wo war ich stehengeblieben? Ja, also, ich knallte dem Major eine und machte mich aus dem Staub…«

      Haggerty unterbrach ihn schon wieder. »Was sollte diese blöde Balgerei für einen Sinn haben?«

      Miller schüttelte über Johns Begriffsstutzigkeit den Kopf.

      »Setzt bei dir das Denkvermögen aus, John, oder hast du schon Meisen unterm Pony? Liegt doch klar auf der Hand, oder nicht, Major?«

      Tanner nickte. »Sie müssen etwas mehr Geduld mit Mr. Haggerty haben, Miller. Ich an seiner Stelle würde auch nur langsam und sehr schwer begreifen.«

      John machte ein zweifelndes Gesicht. »Erzähl weiter«, sagte er.

      »Alles hatte nur den einzigen Sinn und Zweck, daß Suchkommandos der Armee das Land durchstreiften, um mich einzufangen und vor ein Kriegsgericht zu stellen. Wir gingen davon aus, daß die Soldaten darüber redeten und ich sozusagen als schwarzes Schaf verschrien wurde.«

      »Ich glaube, ich träume.«

      »John, du kapierst doch sonst immer alles so schnell. Es muß doch ein zwingendes Motiv vorliegen, wenn ein Scout der Army den Rücken kehrt und bei einer Verbrecherbande um Zuflucht nachsucht. Begreifst du jetzt? Es gelang, nur etwas anders, als wir es geplant hatten. Aber das ist so unwichtig, daß ich es hier nicht zu erwähnen brauche.«

      »Schön und gut. Weiter! Bin gespannt wie ein Paukenfell.«

      »Okay. Ich wollte zunächst nach Santa Magdalena, weil wir vermuteten, daß die Bande dort ihr Hauptquartier hat. Aber auch das klappte nicht. Ich stieß auf einen einzelnen Reiter, der sich Doolin nannte. Er gab sich Mühe, mich auszufragen. Schließlich sahen wir beide die Staubfahnen der Patrouillen. Ich gestand, daß ich gesucht würde und mich auf der Flucht befand. Er erzählte mir beiläufig, daß er seinen

      Scout verloren habe und nach einem guten Mann suche, der die Pässe nach Sonora kenne. Ich war auf eine heiße Spur gestoßen und ließ mich von ihm anwerben.«

      Major Tanner schenkte die Gläser noch einmal voll.

      »Fahren Sie nur fort, Miller. Mr. Haggerty ist so bei der Sache, daß er seine Umgebung vergißt.«

      »Zunächst gaben wir unseren Gäulen die Sporen, um so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich der Suchkommandos zu kommen. Auf dem Ritt erzählte er mir, daß er eine Bande von Schmugglern unterhalte, die Waren illegal nach Sonora und umgekehrt nach Arizona brächten. Er bot mir einen Job als Scout an.«

      »Du sagtest zu?«

      »Um mehr zu erfahren, ließ ich mich als Scout auf seine Lohnliste setzen. Ich wollte herausfinden, wer hinter den Überfällen und Massakern steckt, und das ist mir zum Teil auch gelungen. Wir ritten also ins Gebirge.

      Die Pahute-Range war sein Ziel. In einem Tal standen drei Blockhütten und ein Stallgebäude. Ein richtiges Banditennest. Jetzt kommt der zweite Teil meiner Geschichte, und der macht die ganze Sache erst richtig interessant.«

      Miller berichtete weiter. Es wurde mehr als ein Bericht. Ein Stück jener abenteuerlichen Zeit, in der sie lebten, stellte er so sachlich und greifbar plastisch dar, daß den Zuhörern kein Zweifel blieb, daß nicht nur die Indianer an jenen blutigen Grenzvorfällen die Schuld trugen, die ein ganzes Land in Not und Chaos trieben.

      *

      Sonora. Ende Mai 1865.

      Das blutigste Gemetzel seit Beginn der Indianerkriege sollte an diesem Tag seinen Anfang nehmen. Zielstrebig stießen die indianischen Späher auf die kleine Stadt Los Molinos vor.

      Zum zweitenmal in diesem heißen Sommer.

      Cochise wußte, daß sich Federales in der Stadt aufhielten. Colonello Sebastiano Diaz hatte in Eilmärschen von Poza Grande aus Los Molinos in der Nacht erreicht und sich verschanzt. Er hatte in seiner Truppe ein paar Nedni-Apachen als Scouts. Sie fürchten zwar die wilden Broncos aus den Bergen, wußten sich aber unter den Mexikanern in guter Obhut.

      Die Truppe von ungefähr vierzig Soldaten setzte sich aus allen nur möglichen Elementen des Grenzgebietes zusammen. Nicht nur Mexikaner gehörten ihr an, sondern auch Tontos, Aravaipas, Coyoteros, Yavaipas, Yumas, Mohave-Apachen und Yaquis.

      Oberst Diaz ließ sich von seinen Spähern minütlich über das Vordringen der Chiricahuas berichten. Als am Nachmittag des glühendheißen Tages der Kampf ausbrach, ahnte Diaz, daß es sein letzter sein würde.

      Die Angreifer schwärmten auf die