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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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Doolin Zweifel, daß der Pfad irgendwohin führte. Er wollte schon umkehren und den vertrauten Weg reiten, als sich die Schlucht verbreiterte und schließlich in ein breites Tal mündete. Die umliegenden Berge kamen ihm bekannt vor.

      Links führte der Hang schräg zur Mesa hinauf, rechts stieg die Geröllfläche in sich gekrümmt zu Höhe, und es schien, daß ein einziger Schuß genügte, um eine Steinlawine auszulösen.

      Er hatte gehofft, einen zweiten Ausgang aus seinem Tal zu finden, schien sich aber geirrt zu haben. Enttäuscht richtete er sich im Sattel auf und starrte nach unten. Den Felsen, der weit hinten spitz wie ein Zuckerhut emporragte, kannte er.

      Von seinem Tal aus war er genauso zu sehen, nur von der anderen Seite. Folglich mußte das Versteck hinter jenem Höhenzug liegen.

      Aber die Felswände wirkten hoch und unüberwindbar. Nur Gemsen schafften das wahrscheinlich ohne Mühe.

      Hinter ihm ertönte ein Schrei, dann folgte ein Schuß. Doolin ruckte im Sattel herum.

      Honda hatte geschossen. Rauch kräuselte aus seinem Revolverlauf.

      »Mensch, was ist los?«

      »Apachen!«

      »Quatsch! Siehst du schon Gespenster?«

      »Dort drüben«, stammelte Fred Honda mit schreckensbleichen Lippen. Er deutete auf eine Anhäufung von Steinen.

      Die anderen Banditen rissen ihre Waffen aus den Halftern und entsicherten sie. Nichts geschah. Sie stiegen von den Pferden und verteilten sich über die Breite des Tals, suchten Deckung hinter Steinen und Stachelgewächsen.

      Doolin lief geduckt zu der angegebenen Stelle und kletterte auf den Steinhaufen. Er sah nichts, weder Apachen noch sonst etwas. Nur Schatten glitten an den Felswänden entlang, die Schatten der von Wind bewegten Vegetation.

      »Nichts zu entdecken, du Narr!« rief Doolin.

      Honda und Wash kamen herüber, während McDonnel das Tal beobachtete.

      »Hast du wirklich einen Krieger gesehen?« fragte Doolin.

      »Ja.«

      Elvis Wash spuckte aus.

      »Er sieht alles, was er sich einbildet.«

      Honda wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.

      »Ich guckte zufällig hinüber«,

      sagte er nervös. »Der Wind raschelte im Dickicht. Ich sah etwas, was sich vor dem Felsen bewegte. Etwas Dunkles, mit hellen Streifen dort, wo das Gesicht sein muß. Ich schoß darauf.«

      Doolin schubste ihn vor die Brust. »Hast du einen Apachen gesehen?« fragte er kalt.

      Fred Honda senkte den Blick.

      »Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen.«

      Wash hob seine mächtige Faust. »Am liebsten würde ich sie dir auf deinen dummen Schädel knallen«, knurrte er. »Macht das ganze Land verrückt und schreit wie ein altes Weib.«

      »Auf die Pferde!« befahl Doolin ablenkend. Streit unter seinen Leuten konnte er in dieser Situation am wenigsten gebrauchen.

      Sie zogen sich wieder in ihre Sättel und trieben ihre Pferde weiter in das Tal hinein. Hank Doolin hatte nur den Gipfel im Auge, der einem Zuckerhut glich.

      Je mehr sie sich der abschließenden Felswand näherten, desto deutlicher wurde der Einschnitt zwischen dem Berg und dessen angrenzenden Felsmassen. Wie eine dünne Linie schnitt er das massive Gestein, davor wuchs ein gelbbraunes Dickicht mit langen Stacheln.

      Doolin sah sich um. Die Büsche bewegten sich im Wind. Selbst ein Mann mit stärkeren Nerven als Honda konnte sich einbilden, daß sich dort jemand bewegte.

      Er parierte sein Pferd und betrachtete die Felsformation. McDonnel ritt an seine Seite, wies auf den Zuckerhut und sagte:

      »Kommt mir sehr bekannt vor, Boß. Was meinst du zu Fred?«

      »In dieser Gegend können einem die Nerven schon mal durchgehen. Vielleicht fürchtet man das mehr, was man nicht sieht.«

      Er ritt wieder an und hielt genau auf den Einschnitt zu. Die Schatten wurden länger und dunkler. Langsam sank die Sonne und hinterließ eine Ahnung von kommendem Unheil. Unwillkürlich schritten auch die Pferde schneller aus. Doolin konnte sich das Ganze nicht erklären.

      Der Einschnitt lag vor ihm. Grau und dunkel schnitt der Riß in das Gestein. Noch war der Weg eben und sogar zu Fuß gut begehbar. Und dann sah der Banditenboß, daß der kaum sichtbare Trampelpfad in den Einschnitt führte.

      Dumpf klangen die Eisen der Pferde und erzeugten mehrfachen Widerhall. Feucht und lichtlos war es hier unten. Langsam stieg der Weg an, wand sich und wurde unübersichtlicher.

      »He, wohin bringst du uns eigentlich, Boß?«

      »In unser Tal. Es muß einen zweiten Weg dorthin geben, und wir werden ihn eines Tages benutzen müssen. Kommt nur, ihr Angsthasen.«

      Elvis Wash biß sich ein Stück Kautabak von der Rolle in seiner Hemdtasche ab. Als das Trampeln der Hufe vor ihm stärker wurde und der Wind jaulend durch die Klamm fegte, wurde auch er nervös. Dann und wann ertönte der seltsame Schrei eines Nachtvogels, der dann plötzlich erstarb.

      Doolin überlegte sich, welche Männer bei einem unverhofften Angriff die verläßlichsten waren. Fred Honda würde zuerst die Nerven verlieren, dann aber seinen Revolver benutzen. McDonnel war in Ordnung, trotz seines großen Mundwerks. Am schnellsten mit einem Schießeisen war Wash. Vielleicht war gerade er der Typ, der den Schwanz einzog, sobald die Apachen auftauchten. Die Krieger der Chiricahuas hielten alle Trumpfkarten in der Hand.

      Doolin dachte daran, wie schnell sie die andere Bande ausgelöscht hatten. Wieder lauschte er. Vielleicht hatte Fred doch einen Indianer gesehen? In diesem Fall war er nicht allein gewesen.

      Ein schwaches Licht tauchte vor ihm auf. Sein Pferd ließ die Ohren spielen und blähte die Nüstern. Das Licht wurde breiter, heller. Doolin ritt in den matten Glanz des sinkenden Abends hinein und sah eine Art Plattform vor sich.

      Er hielt sein Pferd an und blickte sich um. Dort unten standen die drei Blockhütten und das Stallgebäude, umgeben von einem Corral aus Birkenstangen.

      Er hatte einen zweiten Zugang zu seinem Tal gefunden. Stolz schwellte seine Brust. Nichts hatte sich verändert. Demnach war auch niemand in dem Tal gewesen.

      Als er an Curt Miller dachte, knirschte er mit den Zähnen.

      »Also los«, sagte er, »wir sind zu Hause.«

      *

      Drei Reiter trabten nach Süden. Sie ritten langsam, schonten die Pferde und blickten sich dabei angelegentlich um. John Haggerty hielt sich an General Oliver O. Howards Seite. Ihnen folgte Dragoner Patrick O’Hara, der Sohn der grünen Insel, mit einem Packpferd am Zügel.

      Das Tal des San Pedro wand sich durch das Gebirge und trennte die Chiricahua-Berge von den Dragoon Mountains. Der Fluß war nicht breit, dafür aber trocken. Spärliche Rinnsale flossen in seinem Bett zum Rio Gila, um sich bei Mayden mit ihm zu vereinigen. An manchen Stellen zeigten die flachen Uferränder üppigen Bewuchs, andere waren kahl.

      Die Sonne sank dem Pazifik zu und tauchte die urweltliche Landschaft in ein rötliches Licht.

      General Howard deutete nach Süden.

      »Sehen Sie dort das Gebirge, Mr. Haggerty?«

      »Ja. Was ist damit?«

      »Kennen Sie es?«

      »Ja, die Dragoons. Wir befinden uns im Herzen der gigantischen Apachenfestung, General… Sir.«

      »Dann sind Sie mit mir der Meinung daß wir bereits von roten Spähern beobachtet werden?«

      »Schon lange, Sir. Seit heute morgen.«

      »Woher wissen Sie das so genau?«

      »Gefühlssache,