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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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Wagenburg in seine Decken gewickelt.

      Es war seltsam. Alle taten so, als gäbe es weit und breit keine Indianer, dabei waren sie mitten in der gewaltigen Naturfestung zwischen den großen Gebirgsstöcken, die das ureigenste Land der Apachen war, und das sie mit ihrem Herzblut verteidigten, notfalls unter Aufopferung ihres Lebens.

      Langsam kroch Curt Miller weiter. Nur der schlafende Apache konnte ihm gefährlich werden. Er mußte aufpassen, daß er nicht eines der eisenbeschlagenen Wagenräder streifte. Das Geräusch hätte den Scout sofort geweckt.

      Am Ende des Wagens richtete sich Miller auf, hob die Plane etwas und warf einen Blick in den Laderaum. Längliche Kisten, fein säuberlich aufgestapelt und verseilt. Er wußte genug, ließ die Plane fallen und eilte zu seinem Ausgangspunkt zurück.

      Dort legte er sich neben sein Pferd und schlief ein.

      Ein Schnauben weckte ihn. Im Osten graute der Morgen. Der volle Mond hatte seine Bahn zurückgelegt und war hinter den Bergen untergetaucht. Noch einmal schnaubte sein Pferd und sprang auf. Seine Ohren stellten sich nach Süden.

      Miller ahnte, was sich dort anbahnte. Er dachte kurz über die Möglichkeit nach, die Männer mit einem Schuß zu warnen, verwarf aber den Gedanken wieder.

      Jede Warnung wäre zu spät.

      Im gleichen Augenblick hörte er es. Ein mächtiger Schrei hallte über die Wüste.

      »Zastee!«

      »Koh Cheez!«

      Es fielen nur zwei oder drei Schüsse. Alles ging viel zu schnell. Die Chiricahuas waren wie Geister aus der Nacht aufgetaucht und stürzten sich auf den schlafenden Gegner, der es gewagt hatte, in ihr Land einzudringen.

      Als sie ihn ausgeschaltet hatten, wurde es hell.

      Miller vernahm nichts mehr. Er sah, wie Krieger Maulesel führten und die Zugpferde ausschirrten. Die Tiere wurden mit Kisten hoch beladen und weggebracht.

      Erste Flammen zuckten aus den Fahrzeugen. Schwarzer Rauch stieg zum Himmel und folgte der zurückweichenden Nacht.

      Nach einer halben Stunde war nichts mehr von den Chiricahuas zu sehen.

      Nur drei brennende Fahrzeuge standen in der Wüste und würden später, viele Jahre oder Jahrzehnte später, davon zeugen, was geschehen war und alles noch geschehen sollte.

      *

      »Da sind sie!« stieß Haggerty erregt hervor. Howard hielt sein Pferd an und gab O’Hara durch einen Wink zu verstehen, zurückzubleiben.

      Sie waren es tatsächlich. Cochise hockte mit Naiche, einem weiteren Apachen und einem kleinen Jungen mitten in einem ausgetrockneten Bachbett und wartete.

      Ein kleines rauchloses Feuer brannte. Der Junge warf hin und wieder Zweige des Maulbeerbaumes und verdorrte Mesquite auf die Flammen. Ein angenehmer Duft verbreitete sich.

      Cochise und Naiche blieben ruhig sitzen, während der dritte Krieger sich erhob und bescheiden in den Hintergrund trat.

      »Sollen wir näher heran?« fragte der General.

      »General… Sir, das müssen wir. Cochise kommt nicht zu uns. Er war zuerst da und nutzt jetzt sein Hausrecht aus.«

      Schwerfällig stieg Howard aus dem Sattel und übergab die Zügel seines Pferdes O’Hara. John sprang einfach zur Erde und schlug seinem Pferd auf die Kruppe. Es trottete willig hinter O’Hara her, der sich mit den Tieren ein Stück zurückzog.

      »Recht feierlich«, sagte Howard. »Sehen Sie die Kleidung des Häuptlings, Mr. Haggerty?«

      John kicherte verhalten.

      »Er weiß eben, was sich gehört, General.«

      Cochise trug ein Rehlederhemd und Leggins. Um die Stirn hatte er ein helles Tuch geschlungen, seitlich verknotet, so daß die beiden Enden über seine Schulter hingen.

      Er blickte den beiden Weißen

      mit stoischer Ruhe entgegen. Besonders Howard schien ihn zu interessieren. Der einarmige General machte einen guten Eindruck auf den Indianer.

      Cochise erhob sich, fast gleichzeitig auch sein Sohn Naiche. Der Junge hatte sich zu dem dritten Apachen geflüchtet, der ihm eine Hand auf den Arm legte.

      »Wer ist der Knabe?« wollte Howard wissen.

      »Keine Ahnung, jemand aus seinem engsten Familienkreis. Das beweist, daß es der Jefe ehrlich meint.«

      »Und wer sind die beiden anderen?«

      »Der Jüngere ist sein zweitältester Sohn Naiche, ein feiner junger Mann. Den älteren Krieger kenne ich nicht.«

      Sie waren heran. Howard machte die letzten Schritte zögernder. Er überlegte, wieviel er sich vergab, wenn er dem Jefe mit ausgestreckter Hand entgegenging. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen.

      Cochise trat auf ihn zu, ergriff mit einer natürlichen Gelassenheit Howards Rechte, schüttelte sie herzlich, hielt sie weiter fest und drehte sich um.

      »Mein Sohn Naiche«, erklärte er und deutete auf den jungen Krieger. »Mein kleiner Sohn Nachise und mein Bruder Naretana. Naiche ist ein tapferer Krieger, Nachise wird es noch, how!«

      »Setzen wir uns ans Feuer, Häuptling. Wenn du erlaubst, beginnen wir sofort mit dem Wichtigsten.«

      Cochise ließ Howards Hand los und wies auf einen flachen Stein, der mit einem roten Fuchsfell bedeckt worden war. Ein wahrhaft königlicher Sitz.

      Howard war angenehm von der Freundlichkeit Cochises berührt, als er sich niederließ. Der berühmte Häuptling nahm ihm gegenüber Platz, Naiche an seiner Seite.

      Der Junge blieb bei Cochises Bruder stehen und ließ kein Auge von John Haggerty. Der hatte den Eindruck, daß man in der Apacheria über ihn gesprochen hatte, und der Junge war nun neugierig.

      »Das wichtigste wäre Frieden, Weißauge«, sagte Cochise. »Aber kann es Friede zwischen dem weißen Volk und dem roten geben, wenn immer mehr Bleichgesichter in unser Land strömen und es ausplündern?«

      Howard seufzte. Er wußte, daß der Jefe recht hatte, aber er selbst konnte es nicht ändern. Das Territorium Arizona war zur Besiedlung freigegeben worden, und nichts konnte mehr rückgängig gemacht werden.

      Also was sollte er antworten? Als General oder als Weißer? Er wußte es nicht. Ausweichend entgegnete er:

      »Jefe, wir sind auf einem ungewöhnlichen Weg zusammengekommen, um dieses Problem zu erörtern. Ich denke, wir gehen es in aller Ruhe und sachlich an.«

      »Das war meine Absicht, Weißauge. Ich warte auf deine Vorschläge.«

      Der General griff in die Brusttasche, zog ein Zigarrenetui heraus und öffnete es. Auffordernd hielt er es dem Häuptling hin. Aber Cochise wehrte ab. Howard nahm sich eine Virginia, biß die Spitze ab und ließ sich von Haggerty Feuer reichen.

      »Welche Vorschläge erwartest du?« Howard stieß blaue Wolken aus und blickte dem Tabakrauch nach.

      »Alle Weißen verlassen mein Land. Die Pferdesoldaten ziehen sich bis über den Rio Gila zurück und überlassen die Forts den Chiricahuas. Kein weißer Fuß betritt jemals wieder

      Chiricahualand.«

      Howard wechselte einen Blick mit Haggerty, der betreten zu Boden sah. Der Scout wußte, daß der General das nicht zusagen konnte. Damit wäre eigentlich die Unterredung beendet gewesen. Aber der einarmige Offizier machte einen neuen Versuch.

      »Jefe, ich wollte dir einen fairen Kompromiß anbieten und dich bitten, die wenigen Poststationen und Goldgräber in den Gebirgen und Tälern deiner Jagdgründe zu dulden. Ich könnte mir vorstellen, daß es nicht zum Schaden deiner Sippen gereichen würde. Die Weißen haben viel, was sie euch geben könnten, aber die Überfälle und das sinnlose Morden müssen aufhören.«

      Cochise sagte nur ein Wort:

      »Was?«