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Apache Cochise Staffel 1 – Western


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Händen gegen die Hauswand. Es fiel Miller schwer, seine Gedanken zu ordnen und herauszufinden, was geschehen war.

      Etwas war auf seinen Kopf gekracht. Hatte der Kerl, der ständig an seiner Hose herumgefummelt hatte, ihn niedergeschlagen, oder war es durch die offene Hintertür geschehen?

      Langsam bekam er wieder Gewalt über seinen Körper. Das Drehen vor seinen Augen hörte auf und wich mehr und mehr einem Übelkeitsgefühl, das über den Magen heraufzog.

      Miller seufzte, erbrach sich und lehnte sich schließlich mit dem Rücken an das Haus. Es gelang ihm nicht, die Dinge in den Griff zu kriegen. Schließlich fiel ihm sein Lauscherposten bei der anderen Kneipe ein. Er schleppte sich hin und warf einen Blick durchs Fenster. Die beiden Männer saßen immer noch dort, redeten und tranken. Lange konnte er also nicht ohne Bewußtsein gewesen sein.

      In diesem Moment sah er den Mann im Schlapphut von der Seite. Er trug die Bandana bis zu den Augen hochgezogen und die Hutkrempe so tief in der Stirn, daß von seinem Gesicht nichts zu erkennen war. Auch zu hören war nichts.

      Die beiden sprachen so leise, daß ihre Worte kaum bis zum Fenster drangen. Aber dann erhob sich Mortimer Gale, stieß versehentlich gegen das Regal. Flaschen klirrten und ergaben einen seltsamen hellen Unterton zu den murmelnden Stimmen der beiden Männer.

      »Du wirst dich also darum kümmern«, sagte der Maskierte dumpf. »Die Beute muß morgen nach Mexiko gebracht und dort bei Alfonzo Spade abgegeben werden. Alles Weitere ist dann nicht mehr deine Sache.«

      Miller wagte einen kurzen Blick durchs Fenster. Als sich Gale zufällig herumdrehte, zuckte er zurück.

      »Hast du vergessen, daß wir die Gran Desierto durchqueren müssen, Boß, wenn wir Nogales erreichen wollen?«

      »Und?«

      »Gegen einen Trupp räuberische Apachen habe ich mit den paar Leuten keine Chance. Kürzlich wurde wieder ein Wagenzug der Armee aufgerieben.«

      »Die Indianer werden dich in Ruhe lassen, dafür garantiere ich«, entgegnete der Maskierte. »Du kennst doch den Weg durch den Camino del Diablo?«

      »Mir wäre es lieber, du würdest mir diesen Scout mitgeben, der sich bei dir vor der Armee verkriecht.«

      Der Maskierte winkte ab.

      »Das geht nicht, Mort. Ausgeschlossen. Ich traue dem Kerl immer noch nicht ganz. Er schnüffelt mir einfach zuviel herum. Überall steckt er seine Nase rein und kümmert sich um jeden Dreck, der ihn nichts angeht. Also, kennst du den Weg?«

      Gale nickte. Miller sah die Kopfbewegung und konzentrierte sich nun voll auf das Gespräch. Der Maskierte erhob sich ebenfalls und machte ein paar Schritte zur Tür. Dort blieb er stehen.

      »Sechzehn Maultiere«, sagte er. »Sechzehn hochbeladene Packmulis. Das wird nicht einfach werden, Mort. Schaffst du das?«

      Gale zuckte mit den Achseln.

      »Wir sind zu sechst, es müßte eigentlich zu schaffen sein. Mir machen nur die Apachen Sorgen.«

      »Ich sagte, die kannst du vergessen. Also, in acht Tagen sehen wir uns wieder. Vaya con dios!«

      Er verließ den Raum. Miller zog sich hastig zurück. Es regnete immer noch Bindfäden, hinzu war ein kalter Wind gekommen, der vom Gebirge herunterfegte.

      Als er die ›Gouadeloupe‹-Bar erreicht hatte, öffnete er vorsichtig die Hintertür. Seine durchnäßten Stiefel quietschten, als er eintrat und die Tür hinter sich schloß. Zahlreiche Augen starrten ihn an. Miller setzte sich auf seinen alten Platz und krümmte sich ein wenig zusammen. Doolin war noch nicht zurückgekehrt, dafür waren die anderen alle da.

      Fred Honda warf ihm einen nachdenklichen Blick zu und fragte:

      »Lange weggeblieben, wie? War’s schön?«

      Miller wußte nicht, was der Outlaw meinte. Ausweichend antwortete er:

      »Es ging. Muß was Verkehrtes gegessen haben. Na, wird schon wieder.«

      Er nahm sein Bierglas in die Hand und trank. Gleichzeitig schlug die Tür auf und Hank Doolin trat ein. Er schüttelte das Wasser aus dem Wolfsfellmantel, den er wegen der nächtlichen Kühle übergezogen hatte, und kam an den Tisch. Sein Blick fiel zufällig auf den Boden.

      Ein schmales Rinnsal schlängelte sich unter dem Tisch hervor, ausgehend von einem Paar durchweichter Stiefel und nasser Hosenbeine.

      Doolin stutzte.

      »Wo bist du gewesen?« fragte er mißtrauisch.

      Honda lachte.

      »Er hat’s in den Därmen«, krächzte er und schniefte. »Und wenn’s bei einem Mann da zwickt, muß er, ob’s nun regnet oder nicht.«

      Doolin verzog seinen Mund.

      »Halt’s Maul, Fred! Ich habe euch allen eingetrichtert, nur zu reden, wenn ihr gefragt werdet. Von mir gefragt. Verstanden?«

      »Okay, Boß, war nicht so gemeint.«

      Curt Miller sah sich in der Runde um. Von diesen Männern hatte ihn keiner niedergeschlagen, das war sicher. Sie alle hatten ihre Plätze nicht verlassen, während er draußen gewesen war.

      Und Doolin?

      Nein, der auch nicht. Es mußte ein kleinerer und schwächlicherer Typ gewesen sein, der ihn ins Reich der Träume geschickt hatte. Mit einem harten Gegenstand, der jedoch nicht so hart gewesen war, um seinen Schädel zu verletzen.

      Miller fiel ein, daß er Doolin eine Antwort schuldig war. Er sah auf und sagte mit betonter Sicherheit:

      »Muß was mit dem Magen sein, Boß. War schon zum zweitenmal draußen, aber…«

      Doolin hatte sich gesetzt und einen langen Schluck aus seinem Glas genommen. Unwirsch winkte er ab.

      »Hört mal her, Jungs«, sagte er. »Morgen reiten wir nach Westen und kümmern uns ein bißchen um den Camino del Diablo. Freunde von mir brauchen ein sicheres Geleit bis zur Wüste. Wir reiten alle, ohne Ausnahme, auch diejenigen, denen es in den Därmen rumort. Kapiert?«

      Elvis Wash nickte.

      »Okay, Boß. Darf man fragen, was das für Freunde sind?«

      »Freunde«, erwiderte Doolin und warf einen finsteren Blick zu Wash hinüber. »Gute Freunde. Noch was?«

      Wash schüttelte den Kopf.

      »Was machen wir, wenn uns Apachen angreifen? Im Augenblick ist dort unten der Teufel los. Cochise fällt über alles her, was eine weiße Haut hat und…«

      »Sie greifen uns nicht an«, unterbrach Doolin ihn hart. »Kümmert euch um eure Angelegenheiten und überlaßt die Führung der Bande mir. Noch etwas: In der Nähe von Nogales gibt’s ’ne Pferderanch. Alles ausgesuchte Zuchttiere. Ich denke, wir nehmen das Geschäft mit, wenn wir schon so weit im Süden sind.«

      Elvis Wash und Hugh McDonnel wechselten einen schnellen Blick. Miller sah die stummen Zeichen der Augen und erkannte ihren Sinn. Wenn er sie nicht zu deuten gewußt hätte, wären sie ihm spätestens bei Hugs Worten klargeworden.

      »Zuchtpferde sind aber ’ne Menge mehr wert als der Krimskrams, den wir bei den Rothäuten einheimsen, Boß. Ich denke, du erhöhst unseren Anteil um ein Beträchtliches. Immerhin ist auch das Risiko für die Bande größer und die Abwicklung der Geschäfte gefährlicher. Die geringste Unaufmerksamkeit, und wir haben einen Sternschlepper auf unserer Fährte. Wie siehst du die Sache, Boß?«

      Doolin schien sie anders zu sehen, nicht als gutes Recht seiner Männer, von einer größeren Beute auch mehr Anteil zu erhalten. Sein Gesicht überzog sich wie mit Gewitterwolken.

      »Wir teilen immer ehrlich«, antwortete er. »Zwei Fünftel für mich, der Rest für euch. So war’s vereinbart. Schließlich muß ich alles planen und mir Gedanken darüber machen, wo sich der nächste Coup lohnt…«

      »Großer Gott!« unterbrach Fred Honda ihn mit gespieltem