Lisbeth Bischoff

Udo Jürgens - "Merci"


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      Udo Jürgens

      »Merci«

      Die Biografie

      von Lisbeth Bischoff

      Mit 55 Abbildungen

      Amalthea

      Bildnachweis

      49 (Action Press/Ibrahim Ot); 52 (Action Press/Franziska Krug); 18, 19 (apa/Robert Jäger); 25, 39 (apa/Hans Klaus Techt); 44 (apa/Herbert P. Oczeret); 29 (Contrast Photo GmbH); 14 (dpa/Roland Scheidemann); 22, 32, 36 (dpa/Horst Ossinger); 43 (dpa/Ulrich Perrey); 37 (dpa/Soeren Stache); 38 (dpa/Oliver Berg); 50 (dpa/Jens Kalaene); 45 (epa/Steffen Schmidt); 54 (epa/Alessandro Della Bella); 55 (epa/Joerg Carstensen); 24 (First Look/Milenko Badzic); 27 (First Look); 1, 2, 6, 7, 10, 11, 12, 16, 35, 40 (INTERFOTO); 15, 26 (FLO); 3 (Hubert Mican); 28, 30, 46, 48 (Alexander Tuma); 31 (KPA); 41 (SBM/Martin Kucera); 51 (SBM/Daniel Biskup); 4, 5, 17, 23 (ullstein/Teutopress); 8 (ullstein/R. Dietrich); 9 (ullstein/Horst Prange); 13 (ullstein/Krohn); 33 (ullstein/Schwartz); 42 (ullstein/Dagmar Scherf); 47 (ullstein/C. T. Fotostudio); 53 (ullstein/Becker & Bredel); 20, 21, 34 (privat)

      Besuchen Sie uns im Internet unter:

      www.amalthea.at

      Aktualisierte und ergänzte Neuauflage 2015

      © 2015 by Amalthea Signum Verlag, Wien

      Alle Rechte vorbehalten

      Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker, OFFBEAT

      Umschlagabbildung: Mirjam Reither/picturedesk.com Herstellung und Satz: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten Gesetzt aus der 12/15 Punkt Berkeley Druck und Binden: CPI Moravia Books GmbH Printed in the EU ISBN 978-3-85002-919-3 eISBN 978-3-902998-88-0

Inhalt

      »Ich möchte denjenigen sehen, der wirklich ehrlich ist, wenn er sagt, das Alter sei überhaupt kein Problem. Es ist natürlich ein Problem, es ist ein Problem, das im Körper und im Kopf stattfindet. Man weiß, dass der Weg nach vorne der kürzere ist und der Weg, der dahinter liegt, viel länger ist. Das sind schmerzliche Erkenntnisse. Ich schau eigentlich so aus, wie ich auch aussehen würde, wenn ich ins Bankwesen gegangen wäre. Na ja, vielleicht hätte ich die Frisur etwas anders, kürzere Haare, aber viel anders sähe ich mit Bestimmtheit nicht aus.«

      Anlässlich seiner CD-Präsentation Gestern – Heute – Morgen am 21. Oktober 1996 philosophiert Udo Jürgens mit mir in der Wiener Onyx-Bar über das Älterwerden. Da ist er gerade 62 Jahre und 21 Tage jung.

      Vorwort

      Was kann der Leser von einer Biografie über Udo Jürgens erwarten, die von einem Fan geschrieben wurde? Als nichts anderes möchte ich mich bezeichnen. Objektiv an das Schreiben heranzugehen, war schwer möglich – Befangenheit heißt es wohl in der juridischen Fachsprache –, doch nie die journalistische Sorgfaltspflicht außer Acht lassend, entstand eine Dokumentation über das Leben von Udo Jürgens. Erarbeitet aus den verschiedensten Quellen – vor allem aber aus unzähligen persönlichen Gesprächen mit dem Künstler.

      Udo Jürgens hat mich mein (beinahe) ganzes Leben begleitet. Die erste Tagebucheintragung über ihn findet sich am 24. Dezember 1968. Da zeigte ich mich begeistert über seinen Hit »Mathilda«, der in der Hitparade platziert war. Aber ich ging noch einen Schritt weiter und »organisierte« ein erstes privates Zusammentreffen mit dem Star, um ein persönliches Autogramm zu bekommen.

      Mein Beruf als Gesellschaftsjournalistin – zuerst für das österreichische Hitradio Ö3 und dann mit eigener Filmproduktion für das Bayerische Fernsehen, für PRO 7, RTL, SAT 1, ZDF und für die verschiedensten ORF-Fernsehsendungen wie Opernball, Willkommen Österreich, vor allem aber für Seitenblicke, für die ich siebzehn Jahre lang Prominente aus der ganzen Welt interviewte – ermöglichte mir viele Interviewtermine mit Udo Jürgens.

      Für den Leser ist so ein Zeitdokument entstanden, das – ähnlich einem roten Faden – das Leben von Udo Jürgens durchzieht. Ansichten, Meinungen, Bekenntnisse und Gefühlsäußerungen aus erster Hand.

      Nebenwirkungen beim Lesen dieser Biografie sind erwünscht: Vielleicht steckt meine Bewunderung für das Schaffen dieses großen Musikers den geschätzten Leser an.

      L. B.

      Kindheit und Jugend

      Österreich im Jahr 1934: Mit Richard Tauber und Jarmila Novotna in den Hauptrollen wird am 20. Jänner 1934 in der Wiener Staatsoper Franz Lehárs neue Operette Giuditta uraufgeführt.

      Der Wiener Karl Schäfer holt bei der zweitägigen Weltmeisterschaft im Eiskunstlauf (17. bis 18. Februar 1934) im schwedischen Stockholm zum fünften Mal in Folge den Weltmeistertitel.

      Die sechzig Jahre alte Kronprinz-Rudolf-Reichsbrücke über die Donau ist vom Bauzustand her desolat. Wenn Straßenbahnzüge sie überqueren, müssen die Passagiere aussteigen, um ihre Tragfähigkeit nicht zu gefährden. Der Neubau der Brücke ist bereits durch die Bundesregierung beschlossen.

      Österreich steht noch unter dem Schock der Ereignisse des Februaraufstandes. Der österreichische Bürgerkrieg war eine Auseinandersetzung zwischen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP), deren Republikanischem Schutzbund einerseits und dem austrofaschistischen Ständestaat, dessen Bundesheer und Heimwehr andererseits.

      Der gewaltsame Widerstand des oberösterreichischen Schutzbundführers Richard Bernaschek gegen die Räumung des Waffenlagers des von Engelbert Dollfuß verbotenen Republikanischen Schutzbundes im Linzer Hotel Schiff war der Auslöser für diesen Bürgerkrieg.

      Adolf Hitler war der größte außenpolitische Gegner von Dollfuß. Hitler drängte zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Als einziger Nachbar versprach Mussolini Schutz vor den Nationalsozialisten, daraufhin lehnte sich Dollfuß immer mehr Mussolini an. In Österreich hatte der Nationalsozialismus bereits eine schnell wachsende Anhängerzahl. Es wurde befürchtet, dass sich bei Neuwahlen der Nationalsozialismus zu einer politischen Größe entwickeln würde. Allerdings wurde mit der Errichtung des Ständestaates die Partei verboten. Am 25. Juli 1934 fand ein von langer Hand geplanter Putschversuch statt. Allerdings blieb das Militär loyal, der »Juliputsch« scheiterte, obwohl die Putschisten bis ins Bundeskanzleramt vordringen konnten und kurz nach 13 Uhr Dollfuß erschossen wurde.

      Mit den »Februarereignissen« und der daran anschließenden Ständeverfassung hatte sich auch Österreich in die Reihe der halb- bzw. volldiktatorischen Staaten Mitteleuropas gestellt und außenpolitisch von den noch verbliebenen Demokratien isoliert.

      Im Wiener Ronacher Etablissement bleibt die Direktion dem Grundsatz Vom Besten das Beste treu und präsentiert vom 1. bis zum 30. September 1934 ein besonders attraktives Angebot: »Im Mittelpunkt steht das erste Auftreten von Kammersängerin Vera Schwarz in einem Wiener Varieté, das zweifellos Sensation erregen wird«, heißt es in der Programmankündigung.

      Es ist ein Sonntag, der 30. September 1934. Und es ist genau 19 Uhr 30, als innerhalb der Mauern von Schloss Ottmanach in Kärnten der erste Schrei von Udo Jürgen Bockelmann ertönt. Es finden sich