Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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sich gezeigt hatte.

      *

      Josuah Parker sah sich in der kleinen, spärlich eingerichteten Wohnung Marty Pearsons um.

      Die kleine Pantry, der Wohnraum mit dem offenen Kamin und das Schlafzimmer befanden sich über ei-nem Garagentrakt in der Nähe von Soho. Die Gegend war nicht gerade erbaulich zu nennen. Hier befand sich das große Vergnügungs- und Amüsierviertel der Millionenstadt.

      Die Garagen standen in einer schmalen Sackgasse, die kaum beleuchtet war. Auf diese schmale Straße hinaus führten die Bühneneingänge der Bars und die Küchen der Restaurants. Es roch selbst hier oben in der Wohnung noch nach Pommes frites, nach heißem, überhitztem Fett und nach Pizza.

      Parker hatte Mylady und Kathy Porter in Agatha Simpsons Wohnung in Shepherd’s Market zurückgelas-sen. Er rechnete mit Verwicklungen und wollte die beiden Frauen nicht unnötig in Gefahr bringen.

      Die kleine Wohnung war von ihm bereits durchsucht worden. Er hatte einige Anhaltspunkte dafür gefun-den, daß Pearson auf keinen Fall berufsmäßiger Geiger sein konnte. Marty Pearson besaß nämlich eine Ma-schinenpistole, die der Butler in einem Versteck seitlich hinter dem Bett aufgespürt hatte. Ganz zu schwei-gen von einigen Revolvern mit und ohne Schalldämpfer.

      Welchem Beruf Pearson nachging, war nicht zu übersehen.

      Parker hatte sein kleines Besteck benutzt, um die Wohnungstür zu öffnen. Nun wartete er auf die Rück-kehr Pearsons aus dem Hospital. Er wollte sich mit dem jungen Mann noch mal in aller Ruhe unterhalten.

      Es dauerte vielleicht eine halbe Stunde, bis unten vor den Garagen ein Taxi erschien.

      Marty Pearson stieg aus. Sein linker Arm lag in einer Schlinge. Parker nahm Platz in dem tiefen Sessel mit der hohen Lehne und wartete auf das Erscheinen des Wohnungsbesitzers.

      Pearson war ahnungslos.

      Er sperrte die Tür auf und betrat die dunkle Wohnung. Dann schaltete er das Licht ein und ging schnurstracks hinüber zu dem kleinen Wandtisch, auf dem Flaschen und Gläser standen. Er hatte einige Mü-he, die Whiskyflasche aufzudrehen. Dann setzte er den Flaschenhals an den Mund und nahm einen langen Schluck.

      Pearson kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dabei beobachtet zu werden. Wogegen Parker nichts ein-zuwenden hatte. Er blieb regungslos in dem tiefen, sichtschützenden Sessel sitzen und wartete ab, was Pear-son tat.

      Der junge Mann hatte sich erfrischt, ließ einen erstaunlich tiefen und unschönen Rülpser los und befaßte sich mit dem Telefon. Er wählte eine Nummer und murmelte die jeweilige Ziffer halblaut vor sich hin. Einen größeren Gefallen hätte er Parker gar nicht erweisen können. Der Butler merkte sich diese Nummer selbst-verständlich. Sie offenbarte später vielleicht wichtige Querverbindungen und Zusammenhänge.

      »Pearson hier«, meldete sich der junge Mann, als die Verbindung hergestellt war. »Pleite auf der ganzen Linie, Sean. – Ja, Pleite! Ich hab’ mir einen Pfeil eingefangen. – Ja, einen Pfeil von irgend so einem Sportbo-gen.

      Schmerzt höllisch. – Ich komme gerade aus dem Hospital. Wer geschossen hat? Weiß ich doch nicht! Plötzlich war mir das Ding verpaßt worden.

      Natürlich hab’ ich die Katze nicht aus dem Sack gelassen. – Aber ich weiß, daß du nicht allein hinter der Saxon her bist. – Die scheint eine ganze Kompanie in Bewegung gesetzt zu haben. – Unter anderem auch eine Lady Simpson und deren Butler. – Komische Typen, aber verdammt clever. – Ja, ich hab’ die Adresse von denen. – Einzelheiten später, ich leg’ mich erst mal aufs Ohr, fühl’ mich ziemlich flau im Magen. Okay, ich melde mich morgen gegen 10 Uhr, gut. Ende!«

      Marty Pearson legte auf und genehmigte sich einen weiteren Schluck. Dann starrte er in den Spiegel, der über dem schmalen Wandtisch hing und blinzelte den Butler an, der sich erhob und grüßend seine schwarze Melone lüftete.

      *

      Agatha Simpson hielt sich im kleinen Salon ihres Stadthauses auf und lauschte verzückt den wilden, hämmernden Rhythmen der Rolling Stones, die sie sehr schätzte. Dazu trank sie alten Sherry und rauchte genießerisch eine Zigarre.

      Kathy Porter saß am Sekretär und erledigte Geschäftspost.

      Sie hatte schon längst keinen Blick mehr für das Groteske an dieser Situation. Zu lange arbeitete sie für diese alte, skurrile Dame, für die es keine Konventionen gab.

      Agatha Simpson, schon seit vielen Jahren Witwe, war eine immens vermögende Frau. Ihr Mann hatte ihr reiche Beteiligungen an Fabriken, Reedereien und Brauereien hinterlassen. Dies alles war von ihr in eine Stif-tung umgewandelt worden, die allerdings von ihr kontrolliert wurde. Aus den Erlösen dieser Stiftung finan-zierte die Lady die Ausbildung begabter, junger und armer Menschen.

      Für Agatha blieb genug übrig, um ein völlig sorgenfreies Leben zu führen. Die Detektivin, mit dem Hoch- und Geldadel Englands verschwistert und verschwägert, war eine abenteuerliche Globetrotterin geworden, die in jedes Fettnäpfchen trat, das sie nur fand. Dennoch hatte man sie zumindest gern. Sie wurde respektiert und hofiert.

      Kathy Porter war froh, daß Parker Mylady dazu überredet hatte, im Haus zu bleiben. Sie besaß nämlich die schreckliche Neigung, stets auf den Kriegspfad zu gehen. Angst schien sie überhaupt nicht zu kennen.

      Kathy spürte plötzlich einen kühlen Luftzug an den Beinen und sah automatisch zur Tür.

      Sie zuckte mit keiner Wimper, als dort zwei maskierte Männer erschienen, die nicht gerade vertrauenerwe-ckend aussahen. Sie hatten sich Strumpfmasken übergezogen und waren bewaffnet. Es schienen Profis zu sein.

      »Schließen Sie gefälligst die Tür«, war in diesem Moment die Stimme von Mylady zu hören, grollend und empört. »Wollen Sie, daß ich mich erkälte?«

      Agatha Simpson übersah souverän die Revolver und griff nach dem Sherryglas.

      Die beiden Männer, mittelgroß, schlank, durchtrainiert wirkend, in gutsitzenden Anzügen, waren ein we-nig perplex. Solch einen Empfang hatten sie nicht erwartet.

      »Haben Sie sich die Füße abgetreten?« verlangte Mylady jetzt zu wissen.

      »Moment mal, alte Dame«, sagte einer der beiden Männer empört, »wir sind hier am Drücker!«

      »Und zwar verdammt nahe«, fügte der zweite Mann hinzu und hob drohend seinen Revolver. »Es passiert gar nichts, wenn wir den Report bekommen.«

      »Und zwar ein bißchen schnell«, schloß der erste Mann.

      »Sind Sie sicher, hier an der richtigen Adresse zu sein?« wollte Agatha wissen. Sie zeigte überhaupt keine Angst.

      »Natürlich sind wir hier richtig«, lautete die Antwort. »Raus mit dem Manuskript, altes Mädchen, oder wir scheuchen euch durch das Haus, daß ihr Krämpfe bekommt!«

      »Sie sind ein Flegel«, stellte die Hausbesitzerin fest.

      »Bestimmt«, sagte der angesprochene Mann und lachte leise hinter seiner dichten Strumpfmaske. »Also, wo ist der Sex-Report?«

      »Wer hat Ihnen gesagt, daß ich dieses Manuskript habe?«

      »Mandy Saxon. Reicht das als Stichwort?«

      »Man scheint Sie auf den Arm genommen zu haben, junger Mann.« Agatha Simpson nahm einen genieße-rischen Schluck aus dem Sherryglas. »Wissen wir etwas von einem Manuskript, Kathy?«

      Sie sah zu ihrer Gesellschafterin hinüber, die verständnislos die Schultern hob.

      »Genug!« Der erste Profi wurde leicht ärgerlich. »Sie haben genau eine Minute Zeit, sich den Fall zu über-legen.«

      »Miß Saxon behauptet, ich hätte ihren Sex-Report?« vergewisserte sich Agatha Simspon noch mal und schüttelte ungläubig den Kopf.

      »Als wir auf die Tube drückten, wurde sie sehr weich«, stellte der zweite Profi fest, »und Sie werden es auch werden, wenn wir den Report nicht bald haben.«

      »Sie würden sich an einer Frau vergreifen,