hinzu. »Falls es herauskommt, daß er mit der Saxon liiert gewesen ist, wird man ihm diese Aufträge kündigen.«
»Ließ Mister Maulding durchblicken, um welche Summen es geht und ob er erpreßt wurde?«
»Darüber will er sich morgen mit mir unterhalten, Mister Parker. Wir haben also einen recht erfreulichen Tag vor uns. Was machen wir mit den beiden Kerlen unten im Keller? Sie scheinen die Seite des Bogen-schützen zu vertreten, nicht wahr?«
»Diese Vermutung, Mylady, bietet sich an. Miß Saxon scheint mit ihrem Sex-Report interne Reklame ge-macht zu haben. Hoffentlich hat sie ihr Spiel nicht überreizt, wenn ich es so ausdrücken darf.«
»Nun, das werden uns die beiden Strolche sagen«, schlug Agatha Simpson vor. »Stellen Sie mir vorher aber noch eine Verbindung mit Miß Saxon her, Mister Parker!«
Der Butler war mit diesem Vorschlag voll einverstanden.
Er wählte die Telefonnummer und wartete geduldig, daß auf der Gegenseite abgehoben wurde. Was aber nicht geschah! Parker ließ weiter durchläuten und wollte schon auflegen, als endlich der Hörer abgenommen wurde.
»Ja?« fragte eine undeutliche und mühsame Männerstimme.
»Mister Hamlin?« reagierte Parker sofort. Er war auf reine Vermutung angewiesen, denn Hamlins Stimme klang normalerweise anders.
»Hamlin«, wiederholte die Männerstimme. »Wer ist da?«
»Parker, Josuah Parker«, erwiderte der Butler gemessen. »Würden Sie die Güte haben, Miß Saxon ans Te-lefon zu rufen?«
»Sie … ist … verschwunden«, kam die wirklich mühevolle Antwort. »Sie ist … entführt … worden!«
»Ließ sich das nicht verhindern?« wollte der Butler wissen, obwohl er bereits ahnte, was im Landsitz pas-siert war.
»Witzbold«, sagte die mühsame, gequetschte Stimme. »Ich bin froh, daß ich überhaupt noch sprechen kann …«
»Sollten Sie vielleicht von zwei Profis behandelt worden sein?« erkundigte sich Parker.
»Genau …« kam die undeutliche Antwort. Hamlin schien Schwierigkeiten mit seinem Unterkiefer und seiner Zunge zu haben.
»Vielen Dank für die Auskunft«, sagte Parker und legte auf.
*
Die beiden Profis waren von Kathy Porter fachgerecht verschnürt worden.
Sie standen in einem Abstand von gut zwei Metern nebeneinander vor einer Wasserleitung und hatten kei-ne Möglichkeit, sie zu verlassen. Kathy Porter hatte sich einiger Handschellen aus Parkers Privatvorrat be-dient.
Sie starrten den eintretenden Butler gereizt an.
»Ich wünsche allerseits einen guten Abend«, sagte Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone. »Falls Sie es wünschen, werde ich Hocker für Sie beschaffen.«
»Beschaffen Sie sich lieber einen Sarg«, bellte ihn der rechtsstehende Gangster an. »Den brauchen Sie nämlich bald …«
»Beschaffen Sie drei Särge«, sagte der andere Profi. »Sie werden dringend benötigt …«
»Würden es zwei Särge vielleicht auch tun?« fragte der Butler. »Ich war so frei, Mr. Hamlin davon zu un-terrichten, daß Sie Myladys Zwangsgäste sind. Mr. Hamlin kündigte an, daß er so schnell wie möglich hier-herkommt.«
»Hamlin?« Der erste Profi wußte mit dem Namen nicht anzufangen.
»Der Betreuer Miß Saxons, dessen Unterkiefer Sie offensichtlich etwas zu intensiv-behandelt haben.«
Jetzt wußten sie Bescheid und sahen sich für einen Augenblick leicht betreten an.
»Mr. Hamlin machte am Telefon einen ungemein gereizten Eindruck«, berichtete der Butler weiter. »Er sprach auch davon, daß man Miß Saxon entführt hat.«
»Wovon reden Sie eigentlich?« fragte der erste Profi gespielt verächtlich. »Das ist nicht unsere Frequenz.«
»Auf die wird Mister Hamlin Sie noch rechtzeitig einstellen«, prophezeite Josuah Parker höflich. »Wie ge-sagt, er scheint recht gereizt zu sein, aber dies dürfte nicht mein Problem sein.«
»Worauf wollen Sie hinaus?« schaltete der zweite Gangster sich ein. Er machte einen kühleren Eindruck als sein Partner.
»Ich darf um die Beantwortung zweier Fragen bitten«, sagte der Butler gemessen.
»Und die wären?«
»Für wen arbeiten Sie und wo kann ich Miß Saxon finden?«
»Angenommen, wir spucken die Tips aus, was bekommen wir dafür?«
»Myladys Einverständnis voraussetzend, würde ich Sie entlassen.«
»Und falls nicht?«
»Würde ich Mr. Hamlin gestatten, sich allein mit Ihnen zu unterhalten.«
»Das ist doch reine Erpressung!« regte der Gangster sich auf.
»Ein Tauschgeschäft«, korrigierte der Butler. »Ich darf doch hoffen, daß Miß Saxon noch lebt, oder?«
Parker registrierte wieder einen schnellen Blick, den die beiden Profis tauschten. Und dieser Blick gefiel ihm nicht. Miß Saxon schien sich in großer Gefahr zu befinden. Oder sie war sogar schon für immer mundtot gemacht worden.
»Okay …« Der Gangster nickte. »Antwort auf die erste Frage: Wir arbeiten für Lou Buckhurst. Sagt Ihnen der Name etwas ?«
»Nichts«, behauptete Parker, obwohl das Gegenteil der Fall war.
»Lou hat von dem Sex-Report erfahren und wollte ihn haben. Warum, kann ich nicht sagen. Wir haben nur seine Befehle ausgeführt.«
»Und nun zur zweiten Frage«, bat Parker höflich.
»Die Sexbiene befindet sich in Soho, bei Lou. Er hat da ’nen Beatschuppen. Paradise nennt sich der La-den. Kann Ihnen jeder zeigen …«
»Darf ich unterstellen, daß Sie mir die Wahrheit gesagt haben?« fragte Parker.
»Prüfen Sie’s doch nach«, meinte der Profi, »aber halten Sie uns diesen Hamlin vom Leibe!«
»Ich werde es nicht vergessen«, versprach der Butler, »und nun zu dem Bogenschützen.«
»Bogenschützen?« Die beiden Gangster wirkten verdutzt und überrascht.
»Wer von Ihnen weiß mit einem Sportbogen umzugehen?« präzisierte Parker.
»Damit sind Sie bei uns aber auf dem falschen Dampfer«, lautete die Antwort des Wortführers der beiden Gangster. »Mit solchen Kinkerlitzchen geben wir uns doch nicht ab. Wir halten uns an richtige Kanonen.«
»Ich bin durchaus geneigt, Ihnen zu glauben«, räumte der Butler ein. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, meine Herren. Ich möchte mich mit Ihrem Auftraggeber unterhalten.«
»Hauptsache, Sie halten sich an unsere Abmachung. Wir sind für Hamlin nicht zu sprechen. Wir verlassen uns auf Ihr Wort!«
Die Aussicht, mit Hamlin zusammenzutreffen, schien ihnen überhaupt nicht zu gefallen. Sie hatten den Breitschultrigen wohl sehr eingehend nach ihrer Art behandelt und fürchteten nun die Retourkutsche.
Parker verließ den Kellerraum und schloß die Tür hinter sich. Dann bemühte er sich um feste, energische und laute Schritte. Die beiden Profis sollten glauben, daß er hinauf ins Erdgeschoß marschierte.
In Wirklichkeit aber huschte Parker auf leisen Sohlen zurück zur Tür und holte fein Schlauch-Stethoskop aus seiner Rocktasche. Er legte die Membrane gegen die Tür und genoß die Unterhaltung der beiden ah-nungslosen Männer …
*
»Die beiden Herrn im Keller dürften das sein, Mylady, was man gemeinhin skeptisch nennt«, berichtete der Butler, als er wieder im Salon war. »Sie glauben