stellte der Butler vor und trat höflich zur Seite.
Die Anwesenden im Salon starrten auf den jungen Mann, der sich auf dem Parkplatz als Geigenspieler ge-zeigt hatte. Diesmal schleppte Pearson allerdings keinen Geigenkasten mit sich herum. Mißdeutungen jeder Art waren ausgeschlossen. Der Sportpfeil in seinem Oberarm redete eine deutliche Sprache.
Marty Pearson machte verständlicherweise einen angeschlagenen Eindruck.
Es war klar, daß der Pfeil, der in seinem linken Oberarm steckte, ungemein schmerzte. Die Pfeilspitze hat-te sich tief in die Muskeln gebohrt. Eine Waffe dieser Art schien Pearson noch nie kennengelernt zu haben. Sie widerte ihn an und war ihm unheimlich, sie schockte ihn geradezu.
Kathy Porter verließ den Raum und suchte wahrscheinlich nach einem Verbandkasten.
Agatha Simpson sah neugierig auf Pearson, der sich vorsichtig in einem Sessel niederließ.
Mandy Saxon knabberte verlegen und ratlos an ihrer vollen Unterlippe und interessierte sich mehr für Hamlin, der noch immer regungslos auf dem Teppich lag.
Josuah Parker kümmerte sich inzwischen um den angeschossenen Marty Pearson, der jammerte und stöhn-te. Dennoch war ihm nicht entgangen, daß Rooters, der Mann mit dem schlaffen Gesicht, sich absetzen woll-te. Rooters schob sich an die noch spaltbreit geöffnete Terrassentür heran. Es sah so aus, als habe er die Ab-sicht, sich den Park aus der Nähe anzusehen.
»An Ihrer Stelle, Mister Rooters, würde ich den Park dringend meiden«, ließ der Butler sich gemessen vernehmen. »Vielleicht wartet der Bogenschütze auf ein weiteres Opfer.«
Rooters tat daraufhin einen kleinen Sprung zur Seite und kehrte schleunigst ins Zimmer zurück. Er beo-bachtete Agatha Simpson, die jetzt die Terrassentür schloß und den Vorhang wieder in Ordnung brachte.
Kathy Porter kam mit einem Verbandkasten zurück und befaßte sich mit Pearson, dessen Rockärmel sie mit einer Schere aufschlitzte. Myladys Gesellschafterin entwickelte die Kühle einer versierten Operations-schwester.
»Darf man beiläufig erfahren, was passiert ist?« erkundigte sich Parker bei dem stöhnenden jungen Mann.
»Ich bin angeschossen worden«, stellte er unnötigerweise fest. »Plötzlich war das Ding da im Oberarm. Es tut höllisch weh!«
»Wem wollten Sie einen Besuch abstatten?« fragte Parker weiter.
»Niemand! Wirklich! Ich war draußen auf der Straße, als ich hier einen Einbrecher sah. Oder so was. Ge-nau konnte ich es nicht erkennen. Ich bin also aufs Grundstück. Und dann verpaßte mir irgendeiner das Ding hier. Au …«
»Sie müssen ins Krankenhaus«, entschied Kathy Porter. »Ich habe den Arm provisorisch abgebunden, aber der Pfeil muß herausoperiert werden.«
»Falls Sie gestatten, sollten Mylady vielleicht den Transport übernehmen«, wandte Parker sich an Agatha Simpson, die sofort nickte.
»Man könnte dann auch Mister Rooters mitnehmen und irgendwo in der City absetzen«, redete der Butler weiter.
»Ich komme schon allein zurecht.« Rooters schüttelte schnell den Kopf. Er war eindeutig nicht daran inte-ressiert, mitgenommen zu werden.
»Und der Bogenschütze?« fragte die Detektivin anzüglich. »Wollen Sie sich unbedingt auch einen Pfeil einhandeln, Mister Rooters?«
»Dann komme ich doch wohl besser mit«, entschied Rooters hastig und sah unwillkürlich zur Terrassentür hinüber.
»Und was wird aus mir?« regte sich Mandy Saxon auf. Sie kniete inzwischen neben Hamlin, der wieder zu sich kam und verwirrt wirkte. Er litt noch sichtlich an den Folgen eines gewissen Glücksbringers und war noch nicht in der Lage, gewisse Zusammenhänge zu erfassen.
Agatha Simpson registrierte aufmerksam, daß Hamlin von der Monroe-Kopie außergewöhnlich zartfüh-lend, betreut wurde. Mandy Saxon streichelte die Wange des Breitschultrigen und sah ihn dabei zärtlich-besorgt an.
»Es empfiehlt sich, die Polizei zu verständigen«, sagte Parker zu Mandy Saxon, die ihn unsicher ansah. Er deutete auf das Telefon.
»Was meinst du … Äh, was meinen Sie, Mister Hamlin?« erkundigte sich Mandy Saxon bei Hamlin, der vorsichtig aufstand.
»An Publicity müssen Sie doch sehr interessiert sein, oder?« warf Agatha Simpson jetzt ironisch ein. »Schlagzeilen heben gewisse Geschäfte.«
»Was wollen Sie damit sagen?« Mandy Saxon sah die Detektivin ungewöhnlich kalt an.
»Wollen Sie denn keine Reklame für Ihren Sex-Report?« fragte Lady Simpson gespielt naiv. »Nutzen Sie Ihre Chance, Kindchen! Man wird sich um Ihr Buch später reißen.«
*
»Des Menschen Wille ist bekanntlich unter anderem sein Himmelreich«, kommentierte Parker den Ent-schluß von Pearson und Rooters, auf jede Mitnahme zurück in die Stadt zu verzichten.
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein«, sagte Pearson, dessen Wunde provisorisch versorgt worden war.
»Ich komme schon allein zurecht«, fügte Rooters nervös hinzu.
Parker öffnete die Tür und ließ Mylady an sich vorbeirauschen. Kathy Porter trottete wie ein kleines Hündchen hinter der majestätisch aussehenden älteren Dame her. Parker lüftete höflich seine Melone und geleitete die beiden Damen dann durch den Park zurück zur Straße, wo das hochbeinige Monstrum wartete.
»Ich will nicht gerade behaupten, daß ich sehr zufrieden bin«, stellte Agatha Simpson fest, als sie im Fond des Wagens saß. »Wir hätten aus dieser Situation noch viel mehr herausholen können, Mister Parker.«
»Mylady werden mit meiner bescheidenen Wenigkeit zufrieden sein«, prophezeite der Butler, als er den Wagen anrollen ließ. Er steuerte sein hochbeiniges Gefährt in eine stille, vornehme Seitenstraße und stoppte.
»Darf man erfahren, was Sie Vorhaben?« wollte Agatha Simpson kriegerisch wissen.
»Mylady sind möglicherweise an einer intimen Unterhaltung interessiert«, erwiderte der Butler und schal-tete das Bordradio ein. »Ich war so frei, in Miß Saxons Wohnraum einen Minisender zu hinterlassen.«
»Pfui, Mister Parker!« Agatha Simpsons Stimme drückte Entrüstung aus. »Pfui und noch mal Pfui um ganz sicherzugehen. So etwas tut man nicht! Das ist eine eklatante Verletzung der Intim- und Privatsphäre fremder Leute.«
»Sehr wohl, Mylady.«
»Was nicht heißen soll, daß Sie jetzt abschalten sollen«, redete Mylady hastig weiter. »Etwas mehr Laut-stärke, wenn ich bitten darf.«
Sekunden später waren die Stimmen von Mandy Saxon und Victor Rooters gestochen scharf zu hören.
»… bin ich nur als Vermittler gekommen«, sagte Rooters gerade, »Mister Maulding ist zu einer wichtigen Verhandlung in Paris und kann vor einer Woche nicht zurück sein. Er ist aber bereit, Ihnen eine gewisse Summe zu zahlen, falls Sie einen Namen in Ihrem geplanten Sex-Report nicht erwähnen.«
»Was denkt Maulding sich eigentlich?« entrüstete sich Mandy Saxon, »ich bin doch nicht käuflich.«
»Sie sollten sich Mister Mauldings Vorschlag genau überlegen«, redete Rooters weiter. »Er wird sich das etwas kosten lassen.«
»Und wenn ich auf seinen Vorschlag nun nicht eingehe?«
»Dann wird Mister Maulding seine Rechtsanwälte bemühen.«
»Damit kann er mich nicht schrecken. Sagen Sie ihm das! Ich habe Beweise für das, was ich schreiben werde oder schon geschrieben habe.«
»Eine gütliche Einigung wäre für alle Beteiligten besser, Miß Saxon. Und auch einträglicher.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Sind Ihnen ähnliche Vorschläge bisher noch nicht gemacht worden?« wollte Rooters wissen.
»Selbst wenn.« Mandy Saxon lachte