Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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      »Irgend etwas stimmt mit ihr nicht. Auch nicht mit ihrem Butler und der Gesellschafterin. Ich habe genau gesehen, daß sie Pearson niedergeschlagen haben. Ein paar Minuten, nachdem auf Sie geschossen wurde.«

      »Kennen Sie Pearson?«

      »Noch nie gesehen. Vielleicht kommt auch er als Vermittler.«

      »Sie schätzen mich falsch ein«, sagte Mandy Saxon auflachend. »Ich will mit meinem Sex-Report doch nicht erpressen.«

      »Natürlich nicht, Miß Saxon«, gab Rooters zurück. »Das würden sich andere Leute wahrscheinlich auch, gar nicht gefallen lassen.«

      »Wie meinen Sie das? Soll das eine Drohung sein?« Ihre Stimme wurde deutlich scharf. Die Wiedergabe im Lautsprecher war hervorragend.

      »Denken Sie doch mal an Pearson, der sich einen Pfeil eingefangen hat«, sagte Rooters, »und denken Sie an den Schuß auf Sie! Mister Maulding verhandelt. Andere aber scheinen nur schießen zu wollen!«

      *

      »Der Minicooper des Mister Rooters«, stellte der Butler fest, als ein kleiner Wagen auf der Kreuzung zu sehen war. »Mister Rooters scheint Mister Pearson mitgenommen zu haben.«

      »Worauf warten wir dann noch, Mister Parker?« verlangte Agatha Simpson zu wissen. »Sie kennen doch die Adresse dieses Pearson. Ich möchte sehen, wie er wohnt.«

      »Darf ich Mylady mit einem Gegenvorschlag belästigen?«

      »Nicht besonders gern«, lautete ihre Antwort.

      »Ich denke nach wie vor an den Bogenschützen«, sagte der Butler. »Könnte er nicht vielleicht wieder auf-tauchen?«

      »Natürlich könnte er.«

      »Dann möchte ich versuchen, ihn zu stellen, Mylady.«

      »Sie wollen noch mal zurück auf das Grundstück?« Agatha Simpsons Stimme klang angeregt und hoff-nungsfroh. Sie witterte wahrscheinlich ein weiteres Abenteuer.

      »Ich werde in wenigen Minuten wieder zurück sein«, versprach der Butler und stieg schon aus. Er war nicht daran interessiert, von Mylady begleitet zu werden.

      Bevor die Detektivin ensprechend reagieren konnte, hatte der Butler sich bereits abgesetzt und ver-schwand in der recht dunklen und kaum beleuchteten Straße.

      Parker rechnete tatsächlich mit einem weiteren Auftauchen des unheimlichen Bogenschützen. Er nahm es diesem Sportler sehr übel, daß er auf ihn geschossen hatte. Er erinnerte sich noch recht deutlich an den Pfeil, der dicht vor seiner Nase gelandet war.

      Parker schritt schnell – aber ohne Verzicht auf Würde – zurück in die schmale Zufahrtstraße und war kaum zu sehen. Seine schwarze Berufskleidung zahlte sich gerade jetzt aus. Er verschmolz mit der Dunkel-heit, die ihn umgab.

      Nach Lage der Dinge hatte er eine erste Theorie aufgestellt.

      Mandy Saxon besaß mit Sicherheit genug Material, um eine Art Sex-Report zu schreiben. Eine Frau wie sie hatte in der Vergangenheit bereits Schlagzeilen gemacht. Nun wollte Mandy Saxon wahrscheinlich ihr Wissen um gewisse Dinge ausnützen und Geld verdienen. Jeder, der mit ihr Kontakt gehabt hatte, mußte diesen Sex-Report fürchten, Und genau an diesem Punkt setzte die Spekulation der Monroe-Kopie ein.

      Wie der Minisender übermittelt hatte, wollten sich Betroffene freikaufen. Sie boten Mandy Saxon mehr oder weniger direkt Geld dafür, daß über sie nicht berichtet wurde. Der Verleger Maulding war sicher nicht der erste, der zu zahlen bereit war. Mandy Saxon brauchte jetzt nur in aller Ruhe auf weitere Angebote zu warten.

      Der Schuß auf sie, als sie vor der Staffelei stand, war wohl absichtlich inszeniert und abgefeuert worden. Wahrscheinlich von Hamlin, der als Betreuer der Monroe-Kopie galt.

      Pearson mit dem Geigenkasten war von diesem Schuß sicher überrascht worden. Wahrscheinlich hatte auch er die Absicht gehabt, auf Mandy Saxon zu schießen. Der Gewehrschuß mußte ihm im letzten Moment dazwischen gekommen sein.

      Blieb Rooters.

      Daß er Privatdetektiv war, nahm Parker ihm durchaus ab. Rooters arbeitete mit Sicherheit für den Verleger Maulding. Er hatte die Szene auf dem Parkplatz beobachtet und war irritiert worden, als Mylady ihren Pom-padour einsetzte.

      Wer aber war der Bogenschütze?

      Dieser Mann begnügte sich nicht mit Drohungen. Daß er es ernst meinte, bewies der Treffer in Pearsons Oberarm. Parker zweifelte überdies keinen Moment daran, daß dieser Schütze auch ihn, Parker, hatte treffen wollen. Es war nur einem glücklichen Zufall zuzuschreiben, daß er mit dem Schrecken davongekommen war.

      Um diesen Schützen ging es Parker. Er hatte inzwischen wieder die schmale Pforte erreicht und betrat vorsichtig das Grundstück, auf dem sich der Landsitz befand. Parker hielt seinen Universal-Regenschirm abwehrbereit in der rechten Hand. Er rechnete mit weiteren Überraschungen, zumal sein inneres Alarmsys-tem sich inzwischen gemeldet hatte.

      Auf diese innere Stimme hatte er sich bisher immer verlassen können. Sie signalisierte höchste Gefahr. Trotz der rabenschwarzen Nacht kam der Butler sich wie auf einem Präsentierteller vor. Er fühlte sich bereits beobachtet und belauert. Visierte der Bogenschütze ihn schon an?

      Parker nahm hinter einem Strauch Deckung und beobachtete den Landsitz.

      Die Vorderseite des Gebäudes war unbeleuchtet. Doch um die rechte Hausecke herum war der Wider-schein von Licht zu sehen. Wahrscheinlich hielten Mandy Saxon und Paul Hamlin sich noch immer in dem großen Terrassenwohnraum auf.

      Josuah Parker, der sich nach wie vor beobachtet und erkannt fühlte, nahm seine schwarze Melone ab und stülpte sie mit der Spitze seines Universal-Regenschirms auf einen abstehenden, starken Zweig. Dahn duckte er sich und verschwand rechts vom Strauch in der Dunkelheit.

      Er hoffte, daß seine Melone Anreiz genug bot, einen weiteren Pfeil auf ihn abzuschießen.

      Er sah sich gründlich getäuscht!

      Nach einem widerlich scharfen Zischen durchschnittener Luft wurde sein linker Rockärmel sauber aufge-trennt.

      Parker verzichtete verständlicherweise auf alle Würde und hechtete mit einem Sprung, der fast jugendlich und sportlich zu nennen war, zurück in Deckung.

      Er fühlte sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut.

      *

      Leicht schockiert erhob sich Josuah Parker und überdachte seine Lage.

      Er war offensichtlich an einen Gegner geraten, der ebenfalls über einige Tricks verfügte. Um welche es sich handelte, wußte Parker nicht zu sagen. Er kam sich immer noch wie auf einem Präsentierteller vor. Sein Gegner schien Augen wie ein Luchs zu haben, für ihn schien die Dunkelheit nicht zu existieren.

      Als Parkers Überlegungen diesen Punkt erreicht hatten, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

      Infrarot!

      Der Bogenschütze mußte über ein Nachtzielgerät verfügen, das auf Infrarotbasis arbeitete. Zielgeräte die-ser Art existierten. Sie wurden von der Armee und von Spezialeinheiten der Polizei verwendet. Diese Zielge-räte waren ein unsichtbares »Licht« durch die Nacht und erfaßten jedes gewünschte Objekt. Die Zielobjekte ihrerseits waren aber nicht in der Lage, dieses Infrarotlicht zu sehen. Das menschliche Auge war auf solche Wellenlängen nicht geeicht.

      Jetzt wußte Parker genau, was zu tun war.

      Nebel! Das war die Lösung.

      Er aktivierte sofort einen seiner Spezialkugelschreiber, die er stets bei sich trug. Parker griff hastig nach solch einem Kugelschreiber, verdrehte die beiden Hälften gegeneinander und warf die Miniatur-Nebelbombe dann seitlich ins Gras.

      Er hoffte nur, daß die Infrarotstrahlen diesen Nebel nicht durchdrangen. Worauf es im Grund aber auch nicht ankam. Hauptsache, er verblüffte den unsichtbaren Schützen und konnte dessen Verwirrung ausnut-zen, eine andere Position zu beziehen.

      Nachdem der Kugelschreiber