Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Heat


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war mehr als ein wenig verwirrend. Quill roch gut. Klassisch gut und holzig, wie alles andere an ihm.

      »Du kannst noch fester drücken.« Quills Tonfall war nicht im Geringsten zweideutig, aber Owens Gesicht wurde trotzdem heiß. Es gab so einige Stellen an Quill, die er fester drücken wollte, aber er zwang sich, ihn weiterhin professionell zu berühren, während Quill fortfuhr: »Vor allem Kopfwunden bluten wie verrückt. Wenn du so eine bekommst, hat es keinen Sinn, dich zurückzuhalten. Dasselbe gilt für Beinwunden, in dem Fall solltest du allerdings darüber nachdenken, ob ein Druckverband notwendig ist.«

      »Verstanden.« Owen strich versehentlich mit dem Finger über Quills dichte und weiche braune Haare, während er den Druck verstärkte. »Wir bewegen dich also auf die Trage, wickeln dich in Decken und einer von uns berichtet den ankommenden Sanitätern, wie dein Zustand ist.«

      »Ja, im Winter ist es wichtig, den Verletzten warm zu halten. Die Körpertemperatur kann schnell absinken, vor allem, wenn ihr auf Evakuierung warten müsst. Das und die Möglichkeit eines Schocks macht Wärme zu einer unbedingten Priorität.«

      »Sinnvoll.« Er nahm die Decken von Nancy entgegen und legte sie um Quill. »Fühlt sich an, als sollte ich dir eine Geschichte und ein Kissen anbieten.« Er versuchte zu verbergen, wie gut es sich anfühlte, die Decken um Quills großen, soliden Körper festzuziehen.

      »Oder einen Drink.« Quills Tonfall war trocken, eher unbehaglich als humorvoll, und doch traf Owen die Erkenntnis. Er hätte überhaupt nichts dagegen, mit diesem Kerl unter die Decke zu schlüpfen und Körperwärme zu teilen. Nach dem morgigen Tag würde er ihn wahrscheinlich nie wiedersehen, aber das war kein Grund, nicht das Beste aus der Zeit zu machen, die ihm blieb.

      Er grübelte weiterhin darüber nach, wie er das fertigbringen sollte, während sie einige andere Übungen absolvierten und dann mit Puppen, von denen jede Gruppe eine bekam, Wiederbelebungsmaßnahmen trainierten. Owen trat zuerst vor, verließ sich auf seinen Kurs aus der Studienzeit und ging die vertrauten Schritte durch. Quill kam als Nächster und Owen war überrascht, wie brutal er mit der Puppe umging: Er überprüfte mit schnellen, effizienten Bewegungen die Atemwege und begann dann eine so kräftige Herzdruckmassage, dass die Puppe erbebte.

      Nancy stieß einen überraschten Laut aus und Quill sah über die Schulter zu ihnen, da sie hinter ihm auf dem Boden knieten.

      »Vielleicht… äh… etwas weniger grob?« Owen versuchte, hilfsbereit zu sein, ohne dem Ranger dabei auf den Schlips zu treten.

      »Hast du schon mal jemanden reanimiert? Der es wirklich gebraucht hat?« Quill starrte ihn nieder und schien seinen scharfen Blick in Owen zu bohren.

      »Nein«, musste er zugeben. In der Hinsicht hatte er Glück gehabt, war vielleicht sogar behütet gewesen, und klang mehr als nur ein wenig betreten, als er fortfuhr. »Ich hatte seit meiner Zeit als Rettungsschwimmer auf der Highschool zwar Kurse, aber zum Glück musste ich es nie wirklich anwenden.«

      »Na, ich schon, und das hat so oder so nichts mit Glück zu tun. Wenn du in so einer Situation bist, musst du handeln. Und du willst zwar keine Rippen anknacksen, aber du musst dich anstrengen – wenn du nicht verschwitzt und erschöpft bist, nachdem du alles getan hast, was du konntest, dann hast du nicht genug getan. So einfach ist das. Für mich hat es schon funktioniert, manchmal gleich, manchmal erst später, als ich gerade aufgeben wollte, und es hat auch schon nicht funktioniert.« Die Schatten in seinen Augen verrieten, dass er aus Erfahrung sprach. Owen war froh, dass er sie nicht teilte, und es flößte ihm Demut ein, zu wissen, dass Quill im Laufe seiner langen Karriere vermutlich viele Leben gerettet – und verloren – hatte.

      »Tut mir leid. Ich wollte nicht anmaßend sein. Mach weiter.«

      »Versuch du es erst noch mal.« Quill trat zur Seite und tatsächlich glänzte Schweiß an seinen Schläfen. Fuck, Owen sollte ihn mitten in einem düsteren Vortrag nicht so heiß finden und sich keine anderen, spaßigeren Wege ausmalen, Quill ins Schwitzen zu bringen.

      »Okay.« Owen trat vor und sein Arm streifte Quills, als sie die Plätze tauschten. Knister. Ein Energieschub schoss seine Schulter und seinen Nacken hinauf direkt in sein Gehirn, das es besser wissen sollte, als für einen Fremden zu schwärmen, den er höchstwahrscheinlich nie wiedersehen würde.

      »Wenn die Brust nicht tatsächlich einsinkt, musst du fester zudrücken.«

      »So?« Owen drückte ein paar Mal zu, aber Quill verzog den Mund und schüttelte den Kopf. Er beugte sich über Owen, legte die Hände auf seine und drückte zu. Fest. An der Puppe sprang ein Lämpchen an, das er zuvor nicht bemerkt hatte. »Oh! Sie hat einen Sensor.«

      »Ja. Diesen Sensor willst du bei jedem Stoß auslösen.« Quill drückte wieder zu, um es zu demonstrieren, und Owen musste sich zwingen, sich auf den Erwerb lebensrettender Fähigkeiten zu konzentrieren, anstatt darauf, wie gut Quills Nähe sich anfühlte, wie warm und schwielig seine großen Hände waren. Er war kein massiger Mann, aber an genau den richtigen Stellen kräftig und seine großen Hände, die er kompetent einsetzen konnte, waren verdammt sexy. »Okay, jetzt du. Zähl mit und achte darauf, dass du jeden Stoß fest genug machst.«

      Owen folgte den Anweisungen und war überrascht, wie viel Kraft er brauchte, damit das Lämpchen bei jedem Stoß aufleuchtete. Quill hatte nicht gelogen, als er es ein Workout genannt hatte, und Owen hielt sich für so fit wie noch nie in seinem Leben, daher war es nicht so, als wäre er Anstrengung nicht gewöhnt. Nancy hatte noch größere Schwierigkeiten als er und Quill rutschte wieder näher an die Puppe.

      »Du kannst es schaffen.« Mit seinem sicheren, geduldigen Tonfall war er ein Mann, dem man auf einer tieferen Ebene einfach glaubte – er schaffte es, jegliche Unsicherheit zu vertreiben. »Aber hoffentlich wirst du nicht die Einzige vor Ort sein und wenn du einen ausgebildeten Partner hast, könnt ihr die Wiederbelebung zu zweit machen, wie der Ausbilder gesagt hat. Du konzentrierst dich fünf Durchgänge lang auf die Beatmung und ich mache die Herzdruckmassage, dann wechseln wir.«

      Während er beobachtete, wie Quill mit Nancy arbeitete, fiel ihm wieder auf, wie kompetent er war. Er war nicht einfach nur ein heißer Augenschmaus und es hatte etwas unglaublich Attraktives an sich, ihn bei der Arbeit zu beobachten. Als Quill und Nancy gerade ihre fünf Durchgänge beendeten, kam Hattie herüber und beugte sich vor, um Quill auf die Schulter zu tippen, während er sich auf die Fersen zurücksetzte.

      »Tut mir leid, dass ich störe. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir ein andermal gemeinsam zu Abend essen müssen. Val fühlt sich immer noch nicht gut und ich will sie nicht allein lassen.«

      »Schon gut.« Quill fuhr sich durch die kurzen Haare und war nach der Wiederbelebung noch etwas außer Atem. »Die Familie kommt an erster Stelle. Ich finde allein etwas.«

      »Du bleibst über Nacht?« Owen konnte nicht anders, als sie zu unterbrechen und wäre vor Freude über sein Glück am liebsten auf und ab gehüpft.

      »Ja. Es ist zwar nur etwas über eine Stunde mit dem Auto, aber Hattie und ich hatten Pläne. Es hätte keinen Sinn gehabt, morgen früh wieder reinzufahren.«

      »Ich auch. Tatsächlich bin ich erst gestern hier angekommen. Wir sollten gemeinsam essen.« Er hielt seine Stimme lässig und versuchte sich am selben pragmatischen Ton, den Quill benutzt hatte. Und er war zwar ein Opportunist, aber nicht unhöflich, daher deutete er auf Nancy. »Du könntest auch mitkommen.«

      »Danke, aber ich treffe eine Freundin«, sagte sie leise.

      »Ah. Na, dann du und ich«, sagte er zu Quill. »Besser als allein zu essen, oder?«

      »Eine exzellente Idee.« Hattie drückte Quills Schulter. »Ich würde mich besser damit fühlen, bei Val zu bleiben, wenn ich wüsste, dass du Gesellschaft hast.«

      Quill schwieg lange, während sich eine Art stummes Gespräch zwischen ihm und Hattie abspielte. Schließlich seufzte er. »Ich schätze, das wäre okay.«

      Owen würde liebend gern mit seinem mangelnden Enthusiasmus arbeiten. Etwas Zeit zu zweit mit Quill? Das war ein riesiger Gewinn und eine großartige Gelegenheit, herauszufinden, ob all die knisternde Energie, die er gespürt hatte,