Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Heat


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Laute ausstieß und damit bewirkte, dass Quill alle möglichen gefährlichen Dinge wollte, die er nicht haben konnte. Er hatte seine zwei Kategorien, Arbeit und Privatleben, und hatte Jahrzehnte daran gearbeitet, diese voneinander zu trennen. Und wenn er bedachte, wie enttäuschend zwanglose Begegnungen für ihn waren, hatte er keinerlei Verlangen, diese Barrieren einzureißen, aber Owen schaffte es irgendwie, an seiner Entschlossenheit vorbeizuschlüpfen. Ja, wenn das so weiterging, überlebte er vielleicht nicht einmal die Vorspeise.

      Kapitel 4

      Quill war genau die Herausforderung, nach der Owen sich gesehnt hatte. Er hatte immer noch nicht herausgefunden, ob Quills Zurückhaltung Schüchternheit war oder er sich einfach gern kurzfasste, aber es gefiel ihm, dass er sich Mühe geben musste, um Quill zum Reden zu bringen und dazu, sich zu öffnen. Wenn er dann etwas sagte, klang seine Stimme großartig, tief und voll und selbstsicher. Die Schüchternheit, wenn es denn eine solche war, war subtiler – eine Art Befangenheit in den Augen, die immer mehr verschwand, je mehr er redete, nur um dann schlagartig zurückzukehren, wenn Owen ihn nach Dingen wie seinem Beziehungsstatus fragte.

      Owen interpretierte mit der Arbeit verheiratet als verdammt tief im Schrank, aber das war in Ordnung. Es war ja nicht so, als wollte er eine epische Liebesgeschichte mit dem Kerl, daher musste er Quill nicht analysieren und herausfinden, ob er einfach ein zurückhaltender Mensch war oder ob die Sache tiefer ging. Owen mochte ihn weit mehr als manch andere seiner zwanglosen Partner, aber seit der Enttäuschung mit seiner letzten Trennung ging er diese Dinge pragmatischer an. Geoutet oder nicht, sie konnten immer noch einen angenehmen Abend miteinander verbringen, wenn Quill offen dafür war, und wenn nicht, nun, dann war es auch gut, einfach ein nettes Gespräch zu führen.

      »Du hattest recht. Der Fisch ist wirklich gut.« Owen genoss es immer, neues Essen und überhaupt neue Dinge auszuprobieren, egal, ob Vorspeisen oder Sportarten oder sexuelle Praktiken, aber das Essen des Restaurants, das Quill ausgesucht hatte, war wirklich köstlich. »Und du hast Elch? War es schwierig, dich an die regionale Küche zu gewöhnen, als du hierhergezogen bist?«

      »Ich esse schon den größten Teil meines Lebens Wild.« Quill zuckte mit den Schultern. »Also nein. Mein Großvater war ein großer Jäger. Er hat immer darauf geachtet, dass wir Wildbret in der Kühltruhe hatten und im Sommer auch Fisch. Ich hatte den Jagdschein lange vor dem Führerschein. Wenn du hier überwinterst, wirst du allerdings sehen, dass es meistens bescheidenes Essen gibt, vor allem, wenn man nicht rausgehen kann. Das ist etwas, das ich vom Campen und einfachen Essen schon gewöhnt war, aber für manche kann es eine Herausforderung sein.«

      »Abgesehen von der Abneigung gegen schweres Fleisch kann ich fast alles essen. In meiner Kindheit und Jugend hat meine Großmutter eine Menge traditioneller vietnamesischer Gerichte gekocht und meine Mum hat alles Mögliche zubereitet. Außerdem hatte ich viele Freunde aus anderen Kulturen. Ich werde schon klarkommen.«

      Quill wirkte skeptisch, sagte aber nur: »Wahrscheinlich. Wenn du eine Lieblingssüßigkeit hast oder so, deck dich hier in der Stadt damit ein, bevor du rausfährst. Ein kleiner Trick, den ich von Hattie gelernt habe. Wenn es mehrere Abende hintereinander dieselbe Dosensuppe gibt, ist es leichter zu ertragen, wenn du etwas für später hast, das du gerne isst.«

      »Arbeitest du schon lange mit Hattie zusammen?«

      »Fünfzehn Jahre im Außendienst.« Quills Ton wurde distanziert und ernst, während er seinen halb gegessenen Burger musterte. »Viele gute Jahre. Sie gehört zu den besten Menschen, die ich kenne.«

      »Es ist toll, solche Freunde zu haben. Ohne meine Leute hätte ich es nie geschafft. Und auch jetzt hilft es zu wissen, dass ich Leute habe, die mich anfeuern.«

      »Sie feuern dich an? Niemand hat versucht, dir die ehrenamtliche Arbeit auszureden?«

      »Oh, meine Eltern halten mich für verrückt.« Owen tat die vielen Jahre, in denen ihm ihre Meinung zu wichtig gewesen war, und all die Arbeit, die er hineingesteckt hatte, bis er mehr oder weniger Frieden mit seinen eigenen Entscheidungen geschlossen hatte, mit einem Lachen ab. »Aber auch sie wissen, wie viel mir das bedeutet. Und meine Freunde verfolgen mich in den sozialen Medien und fiebern mit.«

      »Unterstützung ist gut.« Etwas in Quills Ton sagte, dass er die in seinem eigenen Leben nicht immer gehabt hatte, und Owen verspürte ein Ziehen tief in der Brust.

      »Das ist sie wirklich. Ich hätte die letzten Jahre nie überstanden, wenn ich nicht Leute gehabt hätte, auf die ich zählen konnte.«

      »Ach ja?« Quill klang neugierig, aber nicht drängend, und dafür war Owen ihm dankbar. Er nahm ein paar Bissen von seinem Essen, bevor er antwortete, und versuchte zu entscheiden, wie viel von seiner Geschichte er teilen wollte.

      »Vor zwei Jahren hatte ich Krebs«, erklärte er schließlich. »Und es stimmt, was gesagt wird, dass es einen Unterschied macht, wenn man ein Dorf auf seiner Seite hat. Ich hatte Freunde, die mich zu Terminen gebracht, Verwandte, die mir Essen gemacht, entfernte Kontakte, die witzige Nachrichten geschickt haben. Ich bin nicht sicher, ob ich es ohne sie geschafft hätte.«

      »Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Quill sachlich und nicht übertrieben mitleidig. »Ist der Krebs jetzt weg?«

      »Ja. Es war Hodenkrebs und wurde früh erkannt, also war die Überlebensrate hoch, aber die Chemo und damit verbundenen Behandlungsabläufe waren trotzdem kein Witz.«

      Das war normalerweise der Punkt, an dem die Leute viel zu neugierig wurden und persönliche Fragen darüber stellten, welche Körperteile Owen noch hatte und wie sie funktionierten, aber Quill nickte nur. »Ich habe meinen Großvater an Prostatakrebs im Spätstadium verloren. Es war… schrecklich. Ich bin froh, dass sie deinen früh entdeckt haben.«

      »Danke. Wie auch immer, als ich am Tiefpunkt war, habe ich so etwas wie eine Bucket List aufgestellt – mit allem, was ich immer ausprobieren wollte, aber aus Feigheit nicht gemacht habe. Ich weiß, es klingt wie ein Klischee aus einem schlechten Lied, aber es hat mich wirklich durch einige schlechte Tage gebracht, wenn ich daran gedacht habe, was ich mit einer zweiten Chance anfangen würde.«

      »Es ist gar nicht zu albern.« Quill nickte knapp. »Also hast du die Welt des Investmentbankings hinter dir gelassen?«

      »Ja. Eigentlich war es keine so schwierige Entscheidung. Ich hatte Glück, dass sich einige Investitionen ausgezahlt haben und ich mir ein paar Jahre für meine Bucket List nehmen konnte. Früher oder später muss ich wahrscheinlich wieder einen richtigen Job finden, aber ich habe das Glück, dass ich mir Zeit für die Frage nach dem Was und Wo nehmen kann.«

      »Nett«, sagte Quill so geistesabwesend wie jemand, der seinen Platz in der Welt nie infrage gestellt hatte und ohne eine ähnliche existenzielle Krise durch seine Dreißiger gesegelt war. Owen bemitleidete und beneidete solche Menschen. Er bemitleidete sie, weil ihnen eine Menge Spaß und Experimente entging, und beneidete sie, weil sie sich nicht mit der Unsicherheit herumschlagen mussten, lange nach der Studienzeit immer noch nicht zu wissen, was sie mit ihrem Leben anstellen sollten.

      Beide wandten sich einige Minuten lang dem übrigen Essen zu, aber dann überraschte Quill ihn mit der Frage: »Also, was war auf der Liste? Ich meine, wenn es nicht zu privat ist … Ich bin nur neugierig.«

      »Neugier ist in Ordnung«, versicherte Owen ihm. Verdammt, Quill war wirklich süß, wenn er unsicher war. »Falls du das noch nicht gemerkt hast, ich bin irgendwie ein offenes Buch. Ich rede gerne.«

      »Ist mir aufgefallen.« Quill sah ihn mit hochgezogener Braue an.

      »Ja, schuldig.« Owen lachte. »Wie auch immer, es war eine Mischung aus kleinen und großen Sachen: zum Karneval nach Rio fahren, Brotbacken lernen, einen Dreier haben, in Aspen Ski fahren, die New-York-Pride-Parade mitgehen, an einem Space Camp teilnehmen, einen Triathlon absolvieren und natürlich das hier, ein Winter in Alaska.«

      Quill hustete. »Ich frage besser nicht, was du davon schon abgehakt hast.«

      »Oh, du kannst fragen«, neckte Owen ihn unwillkürlich zurück. »Ich habe den Sommer ehrenamtlich auf dem Space Camp gearbeitet. Mein innerer Achtjähriger