Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Heat


Скачать книгу

aus dem ganzen Land. Ich habe eine Menge tolle Infos bekommen.«

      »Das ist gut.« Quills Meinung nach gab es keinen Ersatz für richtige Erfahrung aus erster Hand, aber er wollte Owen nicht noch mehr verärgern, indem er den Wert von Meinungen aus dem Internet hinterfragte.

      Das Lokal, das Quill ausgesucht hatte, befand sich ein paar Blocks weiter: ein Pub, das für seine typischen Alaska-Gerichte mit Elch und Meeresfrüchten bekannt war und Bier aus der örtlichen Brauerei anbot. Es war zwar ein wenig touristisch für seinen Geschmack, aber Hattie hatte ihn so oft dorthin mitgezerrt, dass er dem Essen traute.

      Wie üblich lenkten die Geräusche der Innenstadt Quill immer wieder ab – der Verkehr, der neben ihnen vorbeirauschte, und andere Passanten, denen er ausweichen musste. Vor ihnen führten drei gut gekleidete Männer ein leidenschaftliches Gespräch über ihre Arbeit und der größte der Gruppe, dessen hochtrabende Stimme weit trug, warf Quill drei Jahrzehnte zurück und machte ihn erneut froh, dass er nur minimalen Kontakt mit Kollegen hatte.

      »Oh, cooles Schild.« Wie zu erwarten gewesen war, holte Owen sein Handy heraus und schoss ein Foto von dem Schild aus Holz und Schmiedeeisen, als sie das Restaurant erreichten. Abgesehen davon sah das zweistöckige Gebäude sehr industriell aus und hatte wenige Fenster. Das Innere war eine seltsame Mischung aus industriellem Anstrich, regionalem Kitsch und Details aus Holz und Eisen, die zum Schild passten. Obwohl es wie üblich voll und laut war, mussten sie nicht auf einen Tisch warten und eine junge Kellnerin mit welligen, blonden Haaren führte sie in den ersten Stock hinauf. Sie blieb vor einer halbrunden Sitznische mit schwarzen, ledergepolsterten Rückenlehnen stehen.

      Fuck. Das war ein Dilemma, wie Quill es hasste. Setzte er sich dicht an den Rand, in der Hoffnung, dass Owen den Wink verstand und sich ihm gegenüber niederließ? Oder rutschte er weiter hinein, damit sie sich über den Lärm hinweg hören konnten? Würde das zu sehr nach einem Date aussehen?

      Owen dagegen schien keine solche inneren Ängste zu verspüren und schenkte der Kellnerin ein gewinnendes Lächeln, bevor er auf der Bank mehr in die Mitte rutschte und Quill damit keine andere Wahl ließ, als es ihm gleichzutun, um nicht noch abweisender zu wirken als er es tatsächlich war. Die Kellnerin reichte ihnen die riesigen Speisekarten, in denen mindestens die Hälfte der Seiten mit Getränken beschrieben waren. Quill wusste bereits genau, was er bestellen würde, aber er öffnete seine trotzdem, einfach um etwas anderes zu tun als Owen anzustarren.

      »Trinkst du?«, fragte Owen. »Diese lokalen Biermarken sind verlockend, aber ich bin nicht sicher, welches ich probieren soll.«

      Quill war mit seinen einfachen Vorlieben ein schrecklicher Touristenführer für einen Feinschmecker, aber er schlug pflichtbewusst den Getränketeil auf. »Als ich vor Jahren hierhergezogen bin, war ich noch ein Bud Light-Trinker, aber Hattie hat mich in diese lokalen Marken eingeführt. Solstice IPA ist das, was ich nehmen würde, aber wenn du etwas Dunkleres willst, Hattie liebt das Stout. Sie haben auch Verkostungen. Aber du hast es gerne ungewöhnlich, oder? Hatties Frau mag den Twig-and-Berries-Cocktail hier.«

      Gott, warum mussten Restaurants normalem Essen so lächerliche Namen geben? Er hoffte, er errötete nicht. Die Stimme seines Vaters hallte in seinen Ohren wider, wahrscheinlich dank der Männer von eben: eine harsche Bemerkung darüber, wie leicht er nervös geworden war. Und er hatte hart daran gearbeitet, all das hinter sich zu lassen und ein Mann zu sein, der fast alles wegstecken konnte, selbst ein wenig Zweideutigkeit.

      »Ich mag tatsächlich… hartes Holz.« Owens Augen funkelten. »Aber ich probiere das IPA. Zu Hause habe ich eine Menge Liberty Ale getrunken, das hier spricht mich also auch an. Würdest du dir als Vorspeise den Meeresfrüchte-Artischocken-Dip mit mir teilen? Der klingt richtig köstlich.«

      Essen zu teilen, klang für Quill verdächtig nach einem Date, aber mit Hattie und anderen tat er es ständig, also sollte er sich wohl einfach nicht so anstellen. »Klar.«

      »Du hast gesagt, du hättest zu Hause Bud Light getrunken? Du stammst nicht ursprünglich aus Alaska?«

      »Ich—«

      »Möchten Sie bestellen?« Die Kellnerin war zurück, bevor er antworten konnte – Quill nahm denselben Burger mit Elchfleisch, den er immer aß, und Owen den gegrillten Lachs.

      Nachdem sie gegangen war, lehnte Owen sich vor. »Was wolltest du sagen?«

      »Nein, ich bin ursprünglich nicht aus Alaska. Bin nur schon seit zwanzig Jahren hier. Aber aufgewachsen bin ich in Spokane, Washington.« Weitere Erinnerungen blitzten auf, Dinge, an die er nicht denken wollte, also gab er sich große Mühe, um seine Stimme neutral, sogar distanziert zu halten.

      »Wie bist du in Alaska gelandet?«

      »Auf Umwegen. Ich wusste, dass ich irgendwie in der Natur arbeiten wollte, als Ranger oder Ähnliches, entweder für einen bestimmten Bundesstaat oder national. Bin in Seattle aufs College, hab meinen Abschluss in Ressourcenmanagement gemacht und in den Sommern ein wenig im Nordwesten gearbeitet. Nach dem Abschluss habe ich dann eine Sommerstelle als Ranger in Denali angenommen. Ich wollte mich nicht wirklich irgendwo niederlassen, aber gerade, als ich wieder nach etwas Neuem suchen wollte, kam ein Job für den Bundesstaat daher und seitdem bin ich hauptsächlich in Mat-Su stationiert. Schätze, es passt mir hier.«

      Er hatte viele wesentliche Punkte ausgelassen wie etwa die Tatsache, dass er vor so vielem weggelaufen war – dem Tod seines Dads, JP, vor allem vor den Erwartungen seiner Familie –, als er den Job in Denali angenommen hatte, und dass er gern bei diesem Lebensstil und dabei geblieben war, was er hier über sich selbst herausgefunden hatte. Die Jahre hier hatten einen großen Teil des Lärms vertrieben, die weniger guten Erinnerungen waren verblasst und zahllose Augenblicke hatten bewiesen, dass er mehr war als er gedacht hatte. Während der letzten zwei Jahrzehnte hatte er diesen Ort in seine Adern und seine Psyche gelassen, bis er sich nicht mehr vorstellen konnte, irgendwo anders zu sein.

      »Sieht ganz danach aus.« Unter Owens prüfendem Blick hätte Quill am liebsten nervös herumgezappelt. »Seltsam, wie das Leben so zu laufen scheint. Wie es uns zur richtigen Zeit an den richtigen Ort bringt. Ich hatte als Student keine Ahnung, was ich tun wollte. Bin in den ersten zwei Jahren von einem Hauptfach zum anderen gesprungen, bis meine Eltern mir gesagt haben, ich sollte ernst machen. Ich hatte mich mit einer Menge Wirtschaftsstudenten angefreundet und bevor ich mich's versah, war ich auf bestem Weg zum MBA – aber das könnte auch etwas mit einem süßen Kerl zu tun gehabt haben.«

      »Ah.« Sein Nacken wurde heiß und kribbelte, obwohl er nicht allzu überrascht war. Es brauchte kein besonders starkes Gaydar, um zu merken, dass sich vermutlich ein gewisses Interesse hinter Owens warmen Blicken und lässigen Bemerkungen versteckte.

      »Das mit ihm hat nicht einmal bis zum Abschluss gedauert.« Owen winkte beiläufig mit der Hand. »Was ist mit dir? Hast du eine Frau? Kinder?«

      »Mit der Arbeit verheiratet.« Es war die Antwort, die er immer gab, um heikle Fragen zu vermeiden. »Ich habe keine Zeit für irgendetwas anderes.«

      »Für gar nichts?« Owens dunkle Augen funkelten.

      »Nicht wirklich.« Das war keine Lüge – er war seit JP zwar nicht keusch gewesen, hatte aber auch keine Dates gehabt, seit er hierhergekommen war. Es gab eine Bar in Anchorage, die er gelegentlich besuchte, aber er war beschissen darin, Kerle anzugraben, und würde sich auch keine dieser Handy-Apps holen und seine Aktivitäten auf Cyberflirting ausweiten, wenn er oft nicht einmal einfachen Small Talk schaffte. Es war nicht so, dass er keinen Sexualtrieb hatte, aber Sex war… chaotisch. Kompliziert. Und ließ ihn oft noch einsamer zurück als zuvor, also begnügte er sich meistens mit seiner eigenen Gesellschaft, die ihn noch nicht enttäuscht hatte.

      »Das ist schade.« Owen schüttelte den Kopf, aber sein entspanntes Lächeln verriet, dass Quills Singlestatus eine alles andere als unerwünschte Neuigkeit war.

      Dann kamen das Bier und die Vorspeisen und Quill war mehr als erleichtert über die Ausrede, das Thema wechseln zu können. Aber das Essen zu teilen, war noch größere Folter, als es die Berührungen mit Owen im Erste-Hilfe-Kurs gewesen waren – jedes Mal, wenn sich ihre Hände streiften, als sie nach den Fritten griffen, schickte