Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Heat


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beharren. »Aber Mann, das ist ein Schlamassel. Du willst nicht wirklich mit mir überwintern.«

      »Es ist eher so, dass du nicht mit mir überwintern willst.« Owen lachte locker. Verdammt. Warum musste er so vernünftig sein? »Ich habe kein Problem damit. Wie ich dir gestern gesagt habe, ich kann mich anpassen. Und es ist mir nicht wichtig, in welchem Park ich eingesetzt werde. Es sollte trotzdem Spaß machen.«

      Spaß. Da war dieses verdammte Wort wieder und diesmal konnte Quill sein Temperament nicht unterdrücken. »Wenn du Spaß suchst, bist du hier am falschen Ort. Das ist harte Arbeit. Sogar brutal. Die Tage sind lang. Hattie hat nicht unrecht, dass dieser Job für eine Person zu viel ist, aber es ist viel mehr als ein Spaziergang. Und wenn du glaubst, dass ich für… irgendetwas Zusätzliches zu haben bin, dann irrst du dich.«

      »Harte Arbeit und Spaß schließen sich nicht gegenseitig aus.« In Owens dunklen Augen blitzten mehr Emotionen auf als Quill bisher an ihm gesehen hatte. »Ich bin bereit, hart zu arbeiten. Du bist es, der das von Anfang an angezweifelt hat. Schätze, ich werde es dir einfach beweisen müssen.«

      »Ich hab nicht gemeint…« Quill verstummte, denn er hatte durchaus gemeint, dass er nicht glaubte, Owen könnte den Winter überstehen. Er hatte nicht vorgehabt, unhöflich zu sein, aber seine Meinung konnte er dennoch nicht leugnen. »Hör mal, das muss nicht komisch sein. Du könntest—«

      »Es wird nur komisch sein, wenn du es zulässt.« Mr. Vernünftig wieder. »Und nein, ich werde nicht darum bitten, noch einmal versetzt zu werden. Und falls es dich interessiert, ich habe auch nicht vor, dich den ganzen Winter lang anzumachen. Ich verstehe einen Wink mit dem Zaunpfahl und eine Nacht mit jemandem, der nicht geoutet ist, mag zwar unterhaltsam sein, aber es ist auch nicht gerade meine Gewohnheit.«

      »Ich bin nicht… Das ist…« Fuck. War das ernsthaft Enttäuschung, die sich in ihm ausbreitete und in seinen Kopf schlich? Er wollte nicht, dass Owen ihn anmachte. Und was spielte es für eine Rolle, was Owen von ihm dachte? »Ich bin ein zurückhaltender Mensch.«

      »Hey, ich verurteile dich nicht. Sei einfach du selbst.« Quills Nackenmuskeln spannten sich an, als er Owens verständnisvollen und gönnerhaften Tonfall hörte. JP hatte einen ähnlich abschätzenden Ton gehabt und es nie geschafft, Quills Abneigung gegenüber Drama zu verstehen. Und Quill begriff durchaus, dass die meisten Leute es vorzogen, ein wenig lauter zu leben als er es konnte. Aber die darin enthaltene Andeutung, dass er irgendwie prüde war, gefiel ihm trotzdem nicht.

      Prüde deutete eine gewisse Unvernunft an, ein beharrliches Festklammern an irrationalen Ängsten. Aber Quill wusste nur allzu gut, dass seine Schwierigkeiten nicht zufällig waren. Andere hatten nicht seinen Weg beschritten, hatten nicht all die Hänseleien und das Herumschubsen ertragen, bis ihm allein bei der Vorstellung von Offenheit der kalte Schweiß ausgebrochen war. Trotzdem hatte er es früher versucht. Hatte sich erlaubt, jung und dumm zu sein. Und das rote Gesicht seines Vaters und die wütenden Worte und alles, was danach passiert war, würde er bis zu seinem Tod nicht vergessen. Nein, er verhielt sich nicht irrational. Das Leben bestand nicht immer nur aus Regenbogen-T-Shirts und fröhlichen Paraden. Manchmal brachte Offenheit einen hohen Preis mit sich und Quill würde sich nicht dafür entschuldigen, dass er diesen Preis nicht bezahlen wollte, nie wieder.

      »Professionell wäre jedenfalls am besten.« Quill schlug einen ebenso vernünftigen Ton an wie Owen, als verhandelten sie über den Verkauf eines Gebrauchtwagens, und ließ sein Urteil nicht von den Erinnerungen an den gestrigen Abend trüben. Am besten wäre es, wenn sie vergessen konnten, dass der Kuss je passiert war. Falls das überhaupt möglich war, solange seine Lippen noch kribbelten und sich daran erinnerten, wie Owen sich angefühlt und geschmeckt hatte.

      »Ich kann professionell sein.« Owen nahm den Tee in die linke Hand und streckte die rechte aus. »Das wird ein guter Winter. Versprochen. Und man kann nie wissen. Vielleicht werden wir tatsächlich Freunde.«

      Ha. Mit Hattie hatte Quill Jahre gebraucht, um sich wahrer Freundschaft zu nähern. Mit Owen würde das auf keinen Fall in nur wenigen Monaten passieren, vor allem nicht, wenn er Abstand halten musste, um der Versuchung nicht erneut zu erliegen. Nicht, wenn schon ein Handschlag mit Owen Wärme seine Wirbelsäule hinaufschickte. Überleben, nicht Freundschaft, musste hier sein Ziel sein.

      ***

      Owen hatte es ernst gemeint: Er würde nicht den ganzen Winter damit verbringen, jemanden anzumachen, der deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er nicht interessiert war. Obwohl Quills Reaktion auf ihre Küsse und die Leidenschaft in seinen Augen heute Morgen, als Owen nichts als Kälte und Verlegenheit erwartet hatte, verrieten, dass er doch Interesse hatte. Owen zog zwar einen direkten Weg vor, wenn er sich holte, was er wollte, aber er würde sich nicht aufdrängen. Ein miserabler Winter für sie beide war nicht das, was er wollte. Aber das bedeutete nicht, dass er kein pragmatischer Optimist war. Es war wahrscheinlich, dass es lange Monate werden würden, und ihm gefielen die Chancen darauf, früher oder später noch weitere Küsse zu bekommen, auch wenn er sich nicht besonders bemühte, Quill mit wiederholten Einladungen in eine unangenehme Lage zu bringen. Manche Dinge waren einfach unvermeidlich und etwas, was so voller explosiver Energie steckte wie das von gestern Abend, musste irgendwann Feuer fangen.

      Und Mann, er sehnte sich nach den Flammen, sehnte sich danach, herauszufinden, wie Quill wäre, wenn er seine eiserne Selbstbeherrschung jemals komplett ablegte. Die Küsse waren so gut gewesen, so verzehrend, dass er selbst jetzt, Stunden später, an nichts anderes denken konnte. Gestern Abend war er durch die Innenstadt von Anchorage gegangen, hatte noch ein Bier in einer Bar getrunken, die seine Touristenapp als inklusiv beschrieben hatte, konnte aber einfach keine Begeisterung dafür aufbringen, sich unter die Leute zu mischen, geschweige denn, mit jemand anderem mitzugehen. Er würde nicht so weit gehen zu sagen, dass Quill ihn für andere ruiniert hatte, nachdem sie einmal rumgemacht hatten, aber es war nicht weit davon entfernt. Er würde so bald nicht vergessen, wie Quill geschmeckt, wie er sich angehört, wie er Owen die Kontrolle überlassen und zugleich sehr aktiv mitgemacht hatte.

      Aber er musste wirklich aufhören, an Quills Küsse zu denken, und sich auf die Einweisung konzentrieren. Für den zweiten Tag standen die weitere Bereitschaftsausbildung sowie die Zertifizierungsprüfungen für Reanimation auf dem Programm. Er musste die Prüfungen bestehen, statt sich in Gedanken an gestern Abend zu ergehen. Oder an ihr gereiztes Gespräch heute Morgen. Quill war verständlicherweise sauer über die Planänderung, aber eigentlich konnte Owen nur sein Bestes geben, um ihm das Gegenteil zu beweisen.

      Wie das Glück es wollte, war er für die Prüfung, die aus einem praktischen Teil und einem schriftlichen Test bestand, wieder mit Quill in einer Gruppe. Owens letzter Kurs hatte an einem einzigen Tag stattgefunden und die Art, wie dieser aufgeteilt war, bereitete ihm Sorgen, dass er über Nacht etwas vergessen haben könnte. Quill trat natürlich als Erster vor und bestand die Demonstration mühelos. Owen hatte nie unter übermäßiger Prüfungsangst gelitten, aber das Wissen, dass Quills Blick auf ihm ruhte, machte es ihm so viel schwerer und sein altes Verlangen zu beeindrucken sorgte dafür, dass er perfekte Ergebnisse liefern wollte. Irgendwie schaffte er es jedoch und bekam sein Zertifikat.

      »Gute Arbeit«, sagte Quill, während sie für den nächsten Vortrag, bei dem es um Bodennutzungsregelungen und -konflikte ging, über die sie Bescheid wissen mussten, zu ihren Plätzen zurückgingen. Etwas an seinem Tonfall ärgerte Owen – als hätte er erwartet, dass Owen durchfiel. Er hatte nichts dagegen, andere positiv zu überraschen, aber durchgehend negative Erwartungen wurden schnell alt. Außerdem hatte er so eine Ahnung, dass Quills Haltung ein Grund dafür sein würde, dass er ihm im Dienst nicht vertraute, und das wäre beschissen. Und vielleicht würde Quill keinem Ehrenamtlichen vertrauen, der ihm zugeteilt wurde, aber Owen war entschlossen, ihm das Gegenteil zu beweisen, auch wenn er es zähneknirschend tun musste.

      Wie sich herausstellte, half Quill Hattie bei dieser Präsentation und redete darüber, wie man Konflikte zwischen verärgerten Bewohnern und Urlaubern friedlich löste. Egal, wie sauer er war, Owen hörte ihm trotzdem gerne zu und war fast traurig, als sie zum letzten Vortrag über Notfallwartung übergingen: Generatoren, Fahrzeuge, Dächer und andere Dinge, die überprüft werden mussten.

      Apropos Fahrzeuge, das stand