Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Heat


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ein Auto zu verschiffen oder selbst hinaufzufahren, hatte er einfach seinen eigenen Wagen, an dem er nicht besonders hing, verkauft und würde sich hier irgendetwas Gebrauchtes, aber Verlässliches besorgen, das er vor seiner Abreise im frühen Mai wieder verkaufen konnte.

      Als die Einweisung vorbei war, schrieb er gerade die letzte E-Mail an einen örtlichen Autohändler, als Quill herüberkam.

      »Also… äh… schätze, ich sehe dich in ein paar Tagen?« Quills Unsicherheit wäre süß gewesen, wenn er nicht gleichzeitig so ausgesehen hätte, als stände er kurz vor einer siebenmonatigen Tour durch Kanalisationen oder etwas ähnlich Widerwärtigem.

      »Jepp. Ich muss nur mein Auto abholen, dann spiele ich bis zum Fünfzehnten Tourist. Außer du brauchst mich früher?«

      »Nein, nein, der Fünfzehnte reicht.« Quill schluckte hart, bevor sein Ausdruck nachdenklicher wurde. »Dein Auto? Brauchst du Hilfe damit, ein Fahrzeug zu organisieren? Soll ich mit dir kommen?«

      »Ich hab alles im Griff.« Owen hielt sein Handy hoch. »Ich habe eine Mitfahrgelegenheit zum Autohändler. Er hat einen neueren Gebrauchtwagen, den ich mir ansehen kann. Wenn der in Ordnung ist, breche ich wahrscheinlich bald auf. Ich fahre übers Wochenende nach Talkeetna und Denali.«

      »Du bist sehr…« Quill neigte den Kopf und hielt für eine lange Sekunde inne. »Unabhängig.«

      »Das nehme ich als Kompliment«, sagte Owen, obwohl er nicht sicher war, ob Quill es so gemeint hatte. Aber er sah seine hart erkämpfte Unabhängigkeit als etwas Gutes, nachdem ihm zu viele Jahre als verwöhnter jüngerer Bruder und zu viele Monate nach der Chemotherapie, in denen er nicht einmal die einfachsten Aufgaben selbst hatte erledigen können, eine ernste Abneigung gegen Abhängigkeit von anderen eingeflößt hatten.

      »Treib es nur nicht so weit, dass du dumme Risiken eingehst. Ich habe das schon viel zu oft bei Touristen gesehen.«

      »Ich komme schon klar. Und wenn ich in Denali von einem Bären gefressen werde, wärst du wahrscheinlich ohnehin erleichtert, oder?«

      Ein gequälter Ausdruck huschte über Quills Gesicht. »Nein. Nicht erleichtert. Allerdings scheinst du entschlossen zu sein, es zu einer Herausforderung zu machen, dich bis zum Frühling am Leben zu halten.«

      Quills Sorge war sowohl süß als auch aufreizend. »Du bist nicht für mich verantwortlich. Ich komme, um dir zu helfen, nicht, damit du noch eine Aufgabe hast.«

      »Dort oben bin ich für alles verantwortlich.« Quills Stimme war fest. »Dich miteingeschlossen.«

      »Das werden wir ja—« Owen unterbrach sich, als Hattie zu ihnen herübermarschierte.

      »Freut mich, euch beide plaudern zu sehen.« Mit ihrem fröhlichen Ton schaffte sie es, die Spannung zwischen ihnen zu ignorieren. »Owen, du bekommst meine alte Unterkunft. Ich habe ein paar Dinge dort hinterlassen, die dir vielleicht nützlich sein werden. Ruf gerne an, wenn du Fragen hast oder irgendetwas brauchst.«

      »Danke.« Aus irgendeinem Grund war ihre Sorge weit weniger ärgerlich als Quills. Und er nutzte ihre Gegenwart nur zu gerne aus, um aus der Diskussion mit Quill zu flüchten. »Bis bald, Quill. Ich sollte gehen und das Auto begutachten.«

      »Quill kennt sich mit Autos aus«, bot Hattie an und Owen unterdrückte gerade so ein Stöhnen.

      »Ich auch.« Das war nicht gelogen – auf der Highschool war er gezwungen gewesen, sein Wahlfach in der Autowerkstatt zu absolvieren, da die drei Kurse, die er hatte belegen wollen, bereits voll gewesen waren, und er hatte im Laufe der Jahre genug Autos gekauft, um eine gute Vorstellung davon zu haben, was er wollte. Und er war wirklich nicht erfreut über die Andeutung, dass Quill die Aufgabe eines Autokaufs besser ausführen könnte als er. Noch eine von Quills Annahmen über ihn und seine Fähigkeiten. »Ich schaffe das schon.«

      Und als er nach ein paar Verabschiedungen den Raum verließ, konnte er nur hoffen, dass es die Wahrheit war. Er wollte Quill auf die schlimmste Art und Weise beeindrucken und ihm nicht zur Last fallen. Seine natürliche Selbstsicherheit hatte ihn allerdings noch nie im Stich gelassen und er musste daran glauben, dass sie diesen etwas holprigen Start überwinden konnten. Auch wenn er dafür seine Fantasien vom heißen Ranger hintenanstellen musste, während er sich vornehmlich darauf konzentrierte, sich Quills Respekt zu verdienen. Er wollte nicht innehalten und genauer inspizieren, warum er diese Wertschätzung so sehr wollte – ja, brauchte –, aber er wusste bereits, dass er alles in seiner Macht Stehende dafür tun würde.

      Kapitel 6

      Ein überraschend kalter Wind schnitt in Owens Haut, als er sein neues Auto für die Fahrt zum Hatcher Pass belud, und er hoffte, dass es kein Anzeichen des kühlen Empfangs war, der ihn dort erwartete. Er war zurück in Anchorage, nachdem er mehrere Tage lang umhergefahren war und sowohl in der Umgebung von Denali als auch auf der Kenai-Halbinsel etwas Zeit verbracht hatte. Hattie hatte ihre Unterkunft für ihn zwar möbliert gelassen, aber er hatte trotzdem die vorgeschlagenen Vorräte eingekauft, die er brauchen würde, bis er es zum nächsten Mal in eine Stadt schaffte. Und ein paar Tage mit schlechtem Handyempfang hatten ihn davon überzeugt, sich ein Satellitentelefon zu gönnen. Sosehr er das Einkaufen vor allem für Elektronik normalerweise genoss, versuchte er doch, sich zu beeilen, da er pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt ankommen wollte.

      Ich werde warten.

      Der Punkt ließ die Textnachricht, mit der Quill auf Owens Ankündigung geantwortet hatte, noch bedrohlicher wirken. Außerdem hatte er Owens Frage, ob er irgendetwas aus einem Geschäft brauchte, knapp verneint. Na, egal. Einige Tage lang die Gegend zu erkunden, hatte Owens Stimmung gehoben, ihn daran erinnert, warum er das tun wollte, und ihn darin bestärkt, sein Bestes zu geben. Er ignorierte Quills Protest, dass er nichts brauchte, und besorgte als Friedensangebot gute Schokolade und das Solstice IPA, das er mochte.

      Da er wusste, wie angespannt Quill war, gab er sein Bestes, um Anchorage zügig hinter sich zu lassen, aber er war immer noch nicht an die kurvigen Bergstraßen gewöhnt, die nach dem Highway kamen. Wie er auf seinen Reisen der letzten Tage bereits herausgefunden hatte, konnte eine Schlange langsamer Wohnmobile die Fahrtzeit leicht verdoppeln.

      Nicht, dass er ihnen das Schneckentempo übel nahm – abgesehen davon, dass die Straßen in höheren Lagen heikel wurden, gab es spektakuläre Aussichten auf verblichenes, goldenes Gras und Sträucher vermischt mit stolzen, grünen Tannen und zerklüfteten, grauen Felsen, die in den sanften, blauen Himmel hinaufragten, an dem nicht einmal ein Wolkenfetzen zu sehen war. Diese Region des Bundesstaats war als eins der Kronjuwelen für den Tourismus in Alaska bekannt: so nahe an Anchorage, dass sie leicht erreichbar war, aber auch rau genug für erfahrene Naturliebhaber. Die Abteilung für natürliche Ressourcen bezeichnete die Region als Mat-Su, kurz für Matanuska-Susitna Borough, und das regionale Büro befand sich in Wasilla, wo Quills Boss stationiert war.

      Zu beiden Seiten der Straße begrenzten schneebedeckte Gipfel den schmalen Pass und er konnte mühelos sehen, wie herausfordernd diese Straße sein würde, wenn der Winter ernsthaft hereinbrach, vor allem, als er auf Schotter fuhr und die letzten, besonders holprigen Kilometer zum Besucherzentrum zurücklegte. Wenn Schnee fiel, würden die Schneepflüge etwa zweieinhalb Kilometer vor diesem Teil umkehren und der Weg hinein oder hinaus konnte nur mit Skiern, Schneeschuhen oder Schneemobil zurückgelegt werden.

      Eine kleine Gebäudeansammlung breitete sich vor ihm aus – historische Bergbauhütten und Geräte und dazwischen das moderne Besucherzentrum und die öffentlichen Toiletten. Er parkte auf dem großen Parkplatz und schulterte eine seiner Taschen, bevor er zu den Gebäuden hinüberging. Große Schilder bewarben die verschiedenen Wanderwege, denen Besucher folgen konnten, und Freude breitete sich flatternd in Owens Bauch aus, als seine Aufregung wuchs. Er konnte es kaum erwarten—

      »Du kommst spät.« Quill, der finster dreinblickend vor dem Besucherzentrum stand, setzte Owens Tagträumen ein abruptes Ende. In seiner Uniform wirkte Quill sogar noch beeindruckender als in Owens Erinnerung.

      »Entschuldige. Bin in unerwarteten Verkehr geraten.« Owen trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich hatte nicht vor, dich warten zu