Madeleine Puljic

Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12)


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wandte sich um, ohne abzuwarten, ob er ihrem Befehl Folge leistete.

      Perry Rhodan warf einen letzten Blick auf die anderen Ritter. Yalaba, die Forscherin, den Philosophen und einen, der Züchter oder Beobachter sein musste. Sie wirkten nicht erschrocken, wie er gedacht hatte. Vielleicht eher überrascht. Außerdem glaubte er, einen gewissen Respekt in ihren Mienen zu sehen, der bislang nicht dort gewesen war. Hieß das, er hatte BARILS Prüfung bestanden?

      13.

      Kessaila, BARILS Adyton

      Der Anflug von Hoffnung war schnell vorüber. Einmal mehr saß Perry Rhodan in seinem Quartier fest. Einmal mehr wusste er nicht, was ihn erwartete.

      A-Kuatond hatte ihn abgeladen wie ein überflüssig gewordenes Gepäckstück, ohne ein Wort der Erklärung, was geschehen war oder wie es nun weiterging. Würden die Prüfungen fortgesetzt werden? Stand ihm eine neue Verhandlung bevor? Oder war bereits alles entschieden, und ihm blieb nichts weiter zu tun, als auf die Henkersnachricht zu warten?

      Unruhig ging er in seinem Zimmer auf und ab, seine Finger rieben über das Permit des Diplomaten, das noch immer an seinem Kragen saß. Hatte das die Simulation beeinflusst? War der Test deshalb abgebrochen worden?

      Es klopfte. Ertappt ließ Rhodan die Hand sinken. Sein schlechtes Gefühl verstärkte sich, als es ausgerechnet Semmaru war, der seinen eckigen Kopf hereinsteckte.

      »Störe ich dich?«, fragte er.

      Damit hatte Rhodan nicht gerechnet. »Nein.«

      »Gut, gut.« Mit einem offenbar zufriedenen Sirren trat der Diplomat ein und schloss die Tür hinter sich. »Ich habe Neuigkeiten für dich.«

      Das hatte Rhodan befürchtet. Er fragte sich nur, weshalb der Ritter dabei so gute Laune verbreiten musste. Eigentlich hatte er immer den Eindruck gehabt, Semmaru könne ihn halbwegs ausstehen.

      Aber das war, bevor Rhodan dem Ritter ihm erst das Permit und dann den Datenkristall gestohlen hatte.

      »Ich höre?«

      »Wir konnten die Identität der drei Attentäter ausfindig machen, die dir aufgelauert haben.«

      »Attentäter?«, wiederholte Rhodan. Er war bisher nicht davon ausgegangen, dass es sich um einen gezielten Anschlag gehandelt hatte. Schließlich war er den dreien rein zufällig auf dem Flur in die Arme gelaufen – wenn auch in unmittelbarer Nähe seines Quartiers. Außerdem: Wer außer den Rittern kannte ihn denn auf Kessaila?

      »Sie gehören dem Volk der Kussu an«, sagte der Diplomat.

      Der Name kam Rhodan bekannt vor, aber er konnte ihn nicht gleich zuordnen.

      Semmaru ersparte ihm das Grübeln. »Eins der Völker, für deren Tod die Truvaud zur Verantwortung gezogen wurden«, erläuterte er. »Die Kussu wurden fast vollständig ausgelöscht, bis auf ein paar Individuen, die von BARILS Rittern gerettet werden konnten.«

      »Ich verstehe ...«

      »Im Verhör haben sie zu Protokoll gegeben, dass sie dich bei deiner Ankunft auf Kessaila in der Stadt gesehen haben.«

      Und das wundert dich, wo ihr mich wie am Pranger vorgeführt habt? Rhodan wettete, dass genau das die Absicht gewesen war, die A-Kuatond mit dieser Aktion verfolgt hatte.

      Semmaru zuckte mit den dürren Klauen. »Anscheinend hat sich herumgesprochen, dass du auf der Seite der Truvaud gekämpft hast. Deshalb waren sie hier.«

      »Das erklärt vielleicht das Weshalb«, erwiderte Rhodan. »Aber nicht das Wie. Wie haben sie das erfahren, und wie sind sie hier hereingekommen, bei all der Überwachung, bei all den Sicherheitseinrichtungen rund um das Adyton?«

      Oder hätte er ebenso leicht hinauskommen können? Vielleicht hatte er den Rittern einfach zu viel zugetraut.

      »Und wenn sie tatsächlich nur meinetwegen hier waren, woher wussten die Kussu, wo sie mich finden konnten?«

      Semmaru neigte den dreieckigen Kopf zur Seite. »Du bist in Begleitung von Rittern angekommen«, erinnerte er Rhodan. »Wohin sonst hätten wir dich bringen sollen?«

      So einfach ließ sich Rhodan nicht abspeisen. »Die Zitadelle ist nicht gerade übersichtlich«, beharrte er. »Entweder konnten sie erstaunlich lange durch die Gänge streunen, um mich zu suchen, oder sie wussten, wo ich bin.«

      »All das wird gerade überprüft«, beschwichtigte ihn der Diplomat. »Ich selbst habe bereits mit den betroffenen Individuen gesprochen, und auch die anderen Ritter werden sie noch zu dem Vorfall befragen. Bis zum Ende deiner Prüfungen werden wir gewiss die Antwort haben.«

      Rhodan blinzelte überrascht. »Die Tests gehen weiter?«

      »Selbstverständlich!«

      »Weshalb wurde die Prüfung dann heute unterbrochen?«

      Semmaru stieß ein leises Sirren aus und wedelte mit den Klauen. »BARILS Wille ist unergründlich. Aber du schlägst dich gut. Noch ein, zwei Tage ...«

      »Wozu?«, unterbrach Rhodan ihn. »Was sollen diese ganze Simulationen denn überhaupt beweisen? Dass ich mir der Tragweite meiner Entscheidungen bewusst bin? Dass es keine richtige Antwort gibt?« Er hatte es satt, wie er sich nach diesen Überprüfungen fühlte – körperlich und mental ausgelaugt, als hätte er tausend Leben innerhalb weniger Stunden gelebt. Vielleicht fiele es ihm leichter, diese endlosen Testreihen zu ertragen, wenn er wenigstens wusste, worum es ging.

      Der Kopf des Diplomaten ruckte hin und her. »Wieso Simulationen?«, fragte er pikiert. »Ich habe nie gesagt, dass deine Tests Simulationen sind. Nicht ausschließlich jedenfalls.«

      Rhodan fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Hieb in die Magengegend verpasst. »Was?«

      »Nun, es geht schließlich darum, herauszufinden, ob du in BARILS Willen entscheidest«, erklärte Semmaru. »Wie sollte das gehen, wenn deine Taten keine Konsequenzen hätten?«

      Rhodan biss die Zähne so fest aufeinander, dass sie knirschten. »Welche Aufgaben waren echt?«

      »Nun, du hast bereits eine Vielzahl an Szenarien durchlebt«, wich der Diplomat aus. »Ich kann gern einen Blick in die Aufzeichnungen werfen und ...«

      »Die Schlacht heute. War die real?«

      Es dauerte einen Augenblick, ehe Semmaru antwortete. »Ja«, sagte er dann. »Die heutige Schlacht hat so stattgefunden, wie du sie entschieden hast.«

      Was bedeutete, dass er unwissentlich eine Schlacht mit Tausenden Todesopfern kommandiert hatte! Wie hatte man ihm so etwas verschweigen können? Er hatte mit einem einzigen Befehl tausend Intelligenzwesen ausgelöscht und ein ganzes System führerlos gemacht!

      »Weshalb irritiert dich das?«, erkundigte sich der Diplomat. »Du hast durch dein Handeln viele Leben gerettet, die sonst in einer großen Material- und Vernichtungsschlacht verloren gegangen wären.«

      »Aber nicht genug!« Er hatte ein schnelles Ende herbeiführen wollen. Er hatte dem Ganzen nicht genug Wert beigemessen, er hatte ...

      »Wäre deine Entscheidung denn anders ausgefallen, wenn du dir über die Lage im Klaren gewesen wärst?«, fragte Semmaru. »Hättest du etwas anders gemacht?«

      Rhodan dachte nach. Er hatte versucht, die Situation friedlich aufzulösen. Er hatte seine eigene Mannschaft ohne Verluste aus der Schlacht geführt und die Opferzahlen auf den beiden gegnerischen Seiten so gering wie möglich gehalten. Jedes Zögern, jedes Eingreifen hätte unweigerlich mehr Leben gefordert. Er hatte das kleinere Übel gewählt.

      »Nein«, gab er widerwillig zu. »Aber darum geht es nicht.«

      »Worum denn dann?«

      Darum, dass die Ritter ihn benutzt hatten. Und auch wenn er aus ihrer Sicht auf dem Weg zum Erfolg war – Rhodan würde nicht noch mehr auf sein Gewissen laden, nun, da er die Wahrheit kannte. Er würde sich von ihnen nicht länger für irgendwelche dubiosen Spielchen einspannen lassen.