Marianne Schwarz

Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman


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hat sich nachher eine andere Freundin gesucht und…«

      »Guido und Christina?« Verdutzt blickte Tante Marlene Astrid an.

      Diese nickte. »Richtig, Tantchen, die Brambecks. Wir liefen uns in der Stadt einmal zufällig über den Weg und dann…« Sie berichtete, wie es gewesen war.

      Leider mußte die gute Tante jeglichen Kommentar unterdrücken, solange Conny dabei war. Erst später kam sie darauf zurück.

      »Eine verrückte Geschichte«, meinte sie kopfschüttelnd. »Soll man das noch Zufall nennen? Ich wundere mich, daß du die Einladungen angenommen hast, Kindchen. Ich hätte mich nicht so beherrschen können, wenn ich mit diesem Kerl die ganze Zeit zusammen gewesen wäre.«

      »Sicher, manchmal war es mir auch komisch, aber andererseits habe ich doch festgestellt, daß mich Guidos Nähe nicht im geringsten aus dem Gleichgewicht gebracht hat.«

      »Das wäre ja auch noch schöner, nachdem, wie er sich dir gegenüber verhalten hat«, ereiferte sich Tante Marlene. »Allerdings tut mir seine Frau leid. Wenn sie die Wahrheit gewußt hätte, wäre es sicherlich nicht zu den Einladungen gekommen.«

      »Nein, das glaube ich auch nicht. Schließlich liebt sie ihren Mann, und so großzügig kann man wohl kaum sein, wenn einem jemand so viel bedeutet. Aber sie wird es nie erfahren, denn das Intermezzo ist vorbei, eine Fortsetzung gibt es nicht.«

      Doch da irrte Astrid, denn schon eine Woche später, die Brambecks und Axel waren gerade auch wieder zurückgekommen, erhielt sie im Geschäft einen Anruf. Nicht etwa von Axel, wie eher zu erwarten gewesen wäre, sondern von Guido!

      Er bat sie dringend um ein Treffen, ohne jedoch den Grund dafür zu nennen.

      »Aber ich wüßte wirklich nicht, was wir zu besprechen hätten«, erwiderte Astrid verwirrt. »Schauen Sie, der Urlaub ist vorbei, und mir war von Anfang an klar, daß damit auch alles andere enden würde. Mir ist durchaus bewußt, was für eine Kluft zwischen uns besteht«, fügte sie zuletzt noch etwas ironisch hinzu.

      »Am Telefon kann ich darüber nicht sprechen, bitte, verstehen Sie.«

      »Nun, dann schreiben Sie es eben. Was Ihre Zahlungen für Conny betrifft…«

      »Darum geht es nicht«, fiel er ihr hastig ins Wort. »Bitte, hätten Sie heute abend nicht ein Stündchen Zeit?«

      »Weiß Ihre Frau, daß Sie mit mir reden wollen?«

      »Nein. Aber sie wird es erfahren.«

      »Also gut«, sagte sie zögernd, »heute paßt es mir aber nicht. Wie wäre es am Mittwochabend?«

      »Einverstanden. Darf ich Sie zum Abendessen einladen?«

      »Nein, danke. Ich denke, wir sollten es kurz machen.«

      Sie vereinbarten einen Zeitpunkt. Guido bedankte sich, und sie legte auf. Was er bloß mit ihr bereden wollte? Diese Frage stellte sich Astrid während der nächsten beiden Tage wieder und wieder. Auch Tante Marlene, der sie es sagte, fand das alles ziemlich rätselhaft, und sie hatte ein ungutes Gefühl.

      »Sei nur auf der Hut«, mahnte sie am Mittwochabend, bevor Astrid aus dem Haus ging. Sie hatten sich in einem kleinen Lokal hier in der Nähe verabredet. »Wer weiß, womit der Mann herausrückt.«

      »Keine Sorge, Tantchen«, beruhigte Astrid sie, »ich bin nicht das dumme Ding von damals.«

      *

      Guido erwartete sie schon in dem Lokal. Höflich erhob er sich, als sie an den Tisch trat.

      »Ich fürchtete schon, sie hätten es sich überlegt«, sagte er, denn sie hatte sich ein Viertelstündchen verspätet.

      »Wenn es so gewesen wäre, würde ich abgesagt haben, wie sich das für halbwegs guterzogene Menschen gehört«, erwiderte sie und setzte sich auf den Stuhl, den er ihr zurechtrückte.

      Die Anspielung auf sein damaliges Verhalten war unüberhörbar. Sie sah ihm an, daß er sie verstanden hatte.

      »Was trinken Sie?« wollte er wissen. »Diesen Wein hier kann ich empfehlen, der ist sehr gut.«

      »Ich nehme lieber einen Fruchtsaft. Wenn ich fahre, trinke ich nie Alkoholisches.«

      »Eine Frau mit Prinzipien«, versuchte er zu scherzen.

      »Kommen wir zur Sache«, bat sie ruhig und sah ihn fragend an.

      Er drehte den Stiel seines Glases, wirkte sichtlich nervös.

      »Mit wenigen Worten ist das schlecht zu sagen«, begann er schließlich, und da Astrid schwieg, fuhr er fort: »Sie können sich wahrscheinlich denken, daß die Begegnung mit Ihnen und Conny nicht ganz spurlos an mir vorübergegangen ist? Und warum soll ich es leugnen, ich schäme mich jetzt meines damaligen Verhaltens.«

      »Späte Reue«, warf Astrid ein.

      »Ja, ich weiß, aber vielleicht noch nicht zu spät?«

      »Wie soll ich das verstehen?« Betroffen sah sie ihn an.

      »Durch das Zusammensein ist mir klargeworden, was ich dem Kind angetan habe, von Ihnen gar nicht zu reden. Aber Conny braucht nicht nur die Mutter, sondern auch den Vater.

      Kurz und gut, ich beabsichtige, mich scheiden zu lassen. Wie Sie wissen, wird meine Ehe kinderlos bleiben, eine Trennung war ohnehin schon einige Male im Gespräch. Und dann kann ich mich offiziell zu dem Kind bekennen und ihm meinen Namen geben, meine Vaterrolle übernehmen und…«

      »Das ist ja unglaublich!« fiel ihm Astrid ins Wort und blickte ihn fassungslos an.

      Eine tiefe Röte stieg ihm über Stirn und Wangen. »Ich weiß, das kommt überraschend für Sie, Astrid, aber ich habe den festen Willen alles gutzumachen und…«

      »… und Ihre Frau soll den Preis bezahlen, indem sie einfach abgeschoben wird? Obwohl sie unter Ihrer Kinderlosigkeit nicht weniger leidet als Sie selbst? Wie egoistisch Sie sind! Nicht, daß mir das neu wäre, aber zeitweise dachte ich, Sie hätten sich geändert. Jetzt auf einmal wollen Sie bei Conny die Vaterrolle übernehmen? Hätten Sie in Ihrer Ehe Kinder, wäre Ihnen das nicht im Traum eingefallen! Aber meine Antwort lautet nein, verstehen Sie, endgültig und für immer. Auf einen solchen Vater kann mein Kind wahrhaftig verzichten!« sagte sie empört.

      »Aber, Astrid, Sie verkennen mich, ich wollte nicht gleich von Gefühlen reden, begreifen Sie doch! Sie tun, als wären das nüchterne Erwägungen, aber in diesen wenigen Tagen habe ich erkannt, daß Conny mir viel bedeutet und Sie…«

      »Mich lieben Sie auch noch oder wieder?« Angewidert sah sie ihn an. »Und Sie glaubten, ich wäre glücklich, daß ein Guido Brambeck sich entschlossen hat, zu mir zurückzukommen? Aber dem ist nicht so, um es noch einmal zu sagen. Wenn Sie sich scheiden lassen wollen, ist das Ihre Sache, obwohl es mir um Ihre Frau leid täte, die Sie liebt und noch nicht gemerkt hat, was für einen Egoisten sie geheiratet hat. Ich habe damit jedoch nichts zu tun, für mich spielt es keine Rolle. Und nun sehe ich unsere Unterhaltung für beendet an.« Sie griff nach ihrer Handtasche und stand auf.

      »Aber bitte, können wir nicht…«, murmelte Guido, verstummte aber, als sie ihm den Rücken wandte und mit schnellen Schritten das Lokal verließ.

      *

      »Mami, Mami, guck mal, wer gekommen ist!« empfing sie Conny strahlend, als sie am nächsten Tag nach Hause kam.

      Es war Axel, der einträchtig mit Tante Marlene im Wohnzimmer saß, sich nun erhob und die Eintretende etwas schuldbewußt ansah.

      »Guten Abend, Frau Hollmann. Ich hoffe, Sie grollen mir nicht, daß ich einfach hier aufgekreuzt bin? Ich hatte mit Connylein telefoniert, und sie wollte unbedingt, daß ich gleich einen Besuch bei Ihnen abstatte.«

      »Das ist allerdings eine Überraschung!« Sehr erfreut klang es allerdings nicht. Nach der unerfreulichen Begegnung mit Guido hatte sie sich geschworen, jeden Versuch eines Kontakts im Keim zu ersticken. Nun hatte Conny ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, und sie konnte Axel wohl nicht