Marianne Schwarz

Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman


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ist unschuldig«, erklärte er, da er ihren Blick gesehen hatte.

      »Axel hat gesagt, er will mit uns am Sonntag auf den Rummelplatz gehen, Mami. Wir gehen doch mit? Bitte, bitte!« Schmeichelnd blickte Conny zu ihrer Mutter auf.

      »Wir werden sehen«, erwiderte Astrid kurz. »Hatten Sie noch ein paar schöne Tage?« wandte sie sich dann an Axel und setzte sich in einen Sessel.

      »Ich muß nach dem Essen sehen«, murmelte Tante Marlene und ging rasch hinaus.

      »Ach, es ging. Wir haben noch kleinere Touren unternommen, aber ohne Sie beide war es ziemlich langweilig. Astrid, hätten Sie Lust, mit mir essen zu gehen?«

      »Ich habe Lust!« trompetete Conny.

      »Nein, mein Herz, du gehst wie immer brav zu Bett. Und was mich betrifft, so…« Sie zögerte.

      »Ich verstehe schon, Sie möchten nicht.« Sein Gesicht verdunkelte sich.

      »Jetzt ist er traurig, Mami!« tadelte Conny und legte die Hand tröstend auf seinen Arm. »Axel kann doch mit uns Abendbrot essen, Tante Marlene hat sowieso ganz viel gekocht. Magst du gern Gemüse, Axel? Gemüse ist furchtbar gesund, du kannst meine Portion essen, wenn du mir dafür was von deiner roten Grütze gibst«, schlug sie mit unschuldiger Raffinesse vor.

      Die beiden Erwachsenen blickten sich an. Auch Astrid konnte nicht anders, sie mußte in Axels Lachen einfallen.

      »Ich gebe mich geschlagen, Sie auch?« fragte sie dann belustigt.

      »Nur zu gern«, strahlte er und versprach Conny großzügig den Nachtisch.

      Es wurde ein sehr heiteres Mahl. Astrid, die etwas abgespannt gewesen war, taute nun doch auf. Sie merkte, daß Axel bei der Tante gut ankam, weil er so reizend zu Conny war.

      Conny bestand nach dem Essen darauf, daß er ihr beim abendlichen Bad Gesellschaft leistete.

      »Du kannst auch mit in die Wanne kommen«, schlug sie vor, aber darauf verzichtete er denn doch und begnügte sich damit, Papierschiffchen zu falten und ihr den Rücken zu waschen.

      »So, und jetzt muß ich ein ernstes Wort mit Ihnen reden«, erklärte Astrid, als die Kleine schließlich im Bett lag.

      »Muß das sein?«

      »Ja.« Sie bat ihn in ihr eigenes Wohnzimmer »Sie wollen mir sagen, daß ich mich zum Teufel scheren soll, nicht wahr?«

      »So kraß hätte ich es nicht ausgedrückt, aber die unbeschwerten Urlaubstage sind vorbei, und jeder von uns lebt nun wieder in seinem Milieu. Meines ist nicht das Ihre, und deshalb…«

      »Aber, Astrid, das ist doch ein alter Zopf!«

      »Für Sie vielleicht, aber Ihre Familie dürfte kaum erfreut sein, wenn Sie mit einer Frau wie mir verkehrten. Nein, nein, denken Sie nicht, ich hätte Minderwertigkeitskomplexe, aber mein Verstand sagt mir…«

      »Ihr Verstand ist ein schlechter Ratgeber. Warum lassen Sie nicht einfach Ihr Gefühl sprechen, Astrid? Ich hatte nicht den Eindruck, Ihnen so widerwärtig zu sein. Diese Gründe kann ich einfach nicht akzeptieren. Wollen Sie mir nicht sagen, was wirklich dahintersteckt?«

      »Was sollte das sein«, sagte Astrid ausweichend.

      »Zum Beispiel die Tatsache, daß Sie sich gestern mit meinem Schwager getroffen haben?«.

      Verblüfft sah sie ihn an. »Woher wissen Sie denn das? Hat er es Ihnen gesagt?«

      »Nein. So ein vertrauliches Verhältnis hatten wir nie. Ich sah Sie beide zufällig in einem kleinen Lokal. Ich besuche es sonst nie, kam wirklich rein zufällig vorbei, um dort eine Kleinigkeit zu essen. Als ich Sie zu meiner Überraschung dort sitzen sah, bin ich allerdings gleich wieder umgekehrt.«

      Sie mußte es ihm wohl sagen, wenn er nicht etwas völlig Abwegiges denken sollte!

      »Ihr Schwager hatte mich um dieses Treffen dringend gebeten, ohne mir zu sagen, was er wollte. Als er damit herausrückte, bin ich allerdings sofort gegangen«, begann sie zögernd.

      »Und was wollte er?«

      »Mir sagen, daß er seine Vatergefühle für Conny entdeckt hat.«

      »Wie?« Verdutzt starrte er sie an. »Hat Guido Ihnen am Ende den Vorschlag gemacht, Conny adoptieren zu wollen?«

      »Ihr Schwager ist der Vater von Conny, Axel.« Nun war es heraus.

      »Guido?« Axel holte erst einmal tief Luft.

      Und nun berichtete sie ihm die ganze Geschichte von Anfang an. Dann versuchte sie, ihm zu erklären, warum sie Christinas Einladung trotzdem angenommen hatte. Nämlich einzig deshalb, damit diese nicht stutzig geworden wäre.

      »Lieber Himmel, was für eine verrückte Geschichte! Aber nun ist mir manches klar, was mir manchmal zu denken gegeben hat. Guidos eigenartiges Verhalten zum Beispiel, und wie er Sie und Conny oft angesehen hat, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Wenn ich Sie recht verstehe, will er also weiterhin Kontakt mit Conny halten?«

      Durfte sie ihm wirklich die ganze Wahrheit sagen? Wieder zögerte sie… Und dadurch dämmerte Axel langsam etwas. Er beugte sich vor.

      »Er will sich von meiner Schwester scheiden lassen, um Sie zu heiraten, stimmt’s?«

      »Er sprach von Scheidung und davon, sich offiziell zu seiner Tochter bekennen und ihr seinen Namen geben zu dürfen.«

      »Was letztlich auf dasselbe hinausläuft.« Axel preßte die Lippen zusammen.

      »Warum fragen Sie mich nicht, was ich geantwortet habe?«

      »Ich denke, Sie waren empört. So empört wie ich es jetzt bin.«

      »Richtig. Ich nannte ihn einen Egoisten.«

      »Arme Christina«, murmelte Axel, »sie liebt ihn, und wenn sie das wüßte…«

      »Sie darf es nie und nimmer erfahren!« beschwor sie ihn erregt. »Guido…, Ihr Schwager hat hoffentlich begriffen, daß ich mich auf so ein schändliches Spiel niemals einlassen würde. Ich kann nur hoffen und wünschen, daß er eines Tages auch einsieht, was er seiner Frau damit angetan hätte und daß er zur Vernunft kommt.«

      »Ich hätte nie geglaubt, daß mein Herr Schwager so ein Schuft ist!« Axel sprang auf und lief im Zimmer hin und her. »Damals hat er sich Ihnen gegenüber so mies benommen, jetzt will er meine Schwester einfach loswerden. Was denkt sich dieser Kerl eigentlich? Daß er die Menschen wie Schachfiguren herumschieben kann? Verdammt, ich verspüre die größte Lust, ihn zu verprügeln!«

      »Ich glaube nicht, daß das etwas ändern würde.« Astrid lächelte schwach. »Aber verstehen Sie nun, warum ich daraufhin nur den Wunsch hatte, nichts mehr von Ihnen allen zu hören und zu sehen?«

      »Irgendwie schon, aber Sie müssen zugeben, das wäre ungerecht gewesen, was mich betrifft. Vielleicht ist es nicht der richtige Augenblick, über Gefühle zu reden, Astrid, aber Sie müssen doch bemerkt haben, daß Sie und Conny mir viel bedeuten. Ich habe nie zuvor eine Frau getroffen, die mich so beeindruckt hat, und das soll kein billiges Kompliment sein. Und ich bin nicht Guido Brambeck, für mich ist eine Frau kein Spielzeug. Wenn Sie mich auch ein bißchen mögen, Astrid, und das hoffe ich sehr, dann geben Sie mir eine Chance, damit wir uns besser kennenlernen. Oder vielmehr Sie mich, denn ich bin meiner Sache sicher.«

      Hätte er in diesem Augenblick von Liebe gesprochen und große Worte gebraucht, hätte Astrid sich wahrscheinlich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. Aber so, wie er sich ihr offenbart hatte, konnte und wollte sie nicht nein sagen. Sie hatte sich verboten, Gefühle für ihn zu entwickeln, aber jetzt erkannte sie, daß sie es dennoch getan hatte. Seinem Herzen war eben nicht immer zu gebieten.

      »Gut, Axel«, erwiderte sie aufatmend, »diese Chance will ich uns gern geben. Es ist kein Versprechen für die Zukunft, weder für Sie, noch für mich. Wir sind beide ganz frei in unseren Entschlüssen, einverstanden? Was daraus werden könnte oder nicht, wollen wir ganz der Zeit überlassen, ja?«

      »Einverstanden«,