Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman


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sich bald in ein Madl. Vielleicht ist die Liebe so groß und die Umstände so glücklich, daß er auf den elterlichen Hof seiner Braut einheiratet. Dann wären alle Probleme gelöst.«

      »Mutter! Ihr würdet Thomas gehen lassen?« staunte Lotti. »Ich dachte, Vater wollte, daß Thomas und Titus beide auf dem Hof bleiben. Ich will auch bleiben.«

      Die Bäuerin setzte sich wieder zu ihrer Tochter.

      »Lotti! An oberster Stelle steht für mich und für deinen Vater die Zufriedenheit unserer drei Kinder. Sicher werden wir keinem von euch Steine in den Weg legen. Dir auch nicht, falls du nich auf dem Hof bleiben willst oder kannst.«

      »Ich gehe nie vom Haltingr Hof fort, Mutter! Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben!«

      »Da mußt dir keine Sorgen machen! Wenn es soweit ist, daß du eine Entscheidung treffen mußt, dann wirst du dich richtig entscheiden und auch glücklich werden, Lotti. Da bin ich mir ganz sicher.«

      Die Bäuerin stand auf.

      »So, genug für heute! Es kommt, wie es kommt, wie es der Herrgott vorgesehen hat. Und wie es auch kommt, die Liebe gibt einem die Kraft, alles zu meistern.«

      Elli Haltinger ließ ihre Tochter alleine im Garten zurück.

      Lotti saß unter dem Apfelbaum und dachte an den Burschen mit dem hellen Haar und den großen blauen Augen. Sie sehnte sich danach, in seinen starken Armen zu liegen. Lotti schaute hinauf zum Mond, der groß und silbern am Himmel über Waldkogel stand, inmitten der Sterne. So vergingen die Stunden bis zum Sonnenaufgang. Erst dann schlich sich Lotti in ihr Zimmer und legte sich schlafen.

      *

      Elli Haltinger stand am Herd ihrer Küche und wendete die Fleischfrikadellen. Lotti stand am Küchenschrank und holte sich eine Tasse. Sie war erst aufgestanden und hoffte, eine starke Tasse Kaffee würde die Lebensgeister wecken.

      Schritte drangen durch den Hausflur.

      »Mutter! Vater!«

      »Titus!« schrie Lotti laut heraus.

      Dann kam Titus in die Küche. Hinter ihm trat ein junger Mann herein.

      Lotti fiel die Tasse aus der Hand. Sie zerbrach auf dem Fußboden in zwei Teile. Lotti errötete tief. Sie bückte sich und hob die Scherben auf. Sie warf sie in den Mülleimer.

      »Mutter! Lotti! Das ist Kilian Morgan aus Neuseeland. Ich habe ihn auf der Berghütte kennengelernt. Er ist der Enkel von Willi Bernreither. Er ist gekommen, um das Erbe seines Großvaters zu regeln.«

      Die Haltingerbäuerin wischte sich ihre Hände an der Küchenschürze ab. Sie ging auf Kilian zu.

      »Grüß Gott! Dann willkommen in Waldkogel!«

      »Ein wunderschöner Ort!«

      Sie gaben sich die Hand.

      Dann trat Kilian auf Lotti zu.

      »So, dann heißt du Lotti! Grüß Gott! Ich bin der Kilian! Wir sind uns gestern bereits kurz begegnet. Da vergaß ich, mich vorzustellen!«

      Lotti schaute auf die dargebotene Hand und zögerte. Dann griff sie zu. Sein Händedruck war fest. Seine Hand fühlte sich weich und warm an.

      »Grüß Gott, Kilian!«

      Er lächelte sie an.

      »Sollte ich der Grund sein, daß dir die Tasse aus der Hand gefallen ist, dann tut es mir leid. Eigentlich wollte ich nicht so hereinplatzen. Aber ich war beim Pfarrer und beim Bürgermeister, wegen dem Erbe. Dein Bruder Titus hat mich begleitet. Pfarrer Zandler meinte, ich sollte gleich mit Titus gehen und mit dem Bauern reden. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen! Das sagt mein Großvater oft.«

      »Herr Morgan, Sie sprechen gut Deutsch, sogar ein bissel wie wir hier auf dem Land!«

      »Sagen S’ Kilian zu mir! Wir reden daheim bei uns auf der Farm in der Familie nur Deutsch. Meine Groß-mutter ist auch deutscher Abstammung und mein Vater ein Nachkomme von deutschen Einwanderern.«

      »Willst du mit uns zu Mittag essen? Es dauert allerdings noch ein bissel, bis des Essen fertig ist«, fragte die Bäuerin.

      Sie wollte ihn etwas aufhalten, damit sie ihn näher kennenlernen konnte. Es bestand kein Zweifel, Kilian war der Bursche, in den sich Lotti verliebt hatte.

      »Gern, danke für die Einladung!«

      Titus bot Kilian einen Stuhl an. Die Bäuerin schenkte Kilian eine Tasse Kaffee ein. Sie nötigte Lotti, sich zu Kilian und Titus an den Tisch zu setzen und ihren Kaffee zu trinken.

      »Wo ist Vater?«

      Wie auf das Stichwort kam der Bauer herein.

      »Mei, da habe ich doch richtig gehört. Schön, daß du wieder hier bist, Titus. Bist ein guter Bub! Dein Bruder Thomas macht dir des Leben net gerade leicht. Aber der Klügere gibt nach. Wer ist der gutaussehende Bursche, den du da mitgebracht hast?«

      Der Bauer schüttelte Kilian die Hand. Als er hörte, daß es sich um Willis Enkel handelte, freute er sich besonders.

      »Mei, das ist doch ein Anlaß, des mit einem Obstler zu begießen!«

      Er holte die Flasche und schenkte ein. Die Männer tranken sich zu.

      »Vater, so gestärkt will ich dir gleich ein Anliegen vortragen. Ich sage dir gleich dazu, daß des net meine Idee war, sondern ein Gedanke vom Toni. Und schlecht ist der Gedanke net. Allen wäre damit geholfen. Doch zuerst will ich wissen, wo Thomas ist. Ich will net, daß er reinplatzt, sondern die Sache erst alleine mit dir und der Mutter und natürlich mit Lotti bereden. Es betrifft sie genauso.«

      »Den Thomas habe ich auf die Hochalm geschickt, der wird erst heute abend spät zurückkommen.«

      »Des ist gut! Also, der Großvater vom Kilian hat von seinem Zwillingsbruder Hans sein Elternhaus, den Bernreither Hof, geerbt. Der Willi hat den Kilian beauftragt, den Hof zu verkaufen. Ich weiß, daß es eine Illusion ist, daß Thomas und ich hier auf Dauer wirtschaften. Also muß einer von uns gehen. Ich dachte schon, ganz fortzugehen, so wie einst der Willi. Doch der Toni meint, wenn ich den Bernreither Hof übernehmen würde, dann wäre des besser. Allein kann ich des net finanzieren. Machen würde ich des schon gerne. Verstehst, was ich sagen will, Vater?«

      Der Bauer setzte sich. Er nickte, schenkte sich noch einen Obstler ein und ließ sich von Elli eine Tasse Kaffee geben.

      »Das ist ein guterVorschlag«, sagte Elli Haltinger in die Stille.

      »Und was meinst du dazu, Lotti?«

      »Im Prinzip schon! Aber ich bleibe net mit dem Thomas hier! Wenn einer den alten Bernreither Hof kauft, dann muß des der Thomas sein. Der Titus soll hierbleiben!« Lottis Stimme klang hart. »Ich bin sogar bereit, dem Thomas bei der Finanzierung unter die Arme zu greifen. Ich habe ein schönes Sümmchen gespart und habe auch das Erbe von der Großtante noch. Bedingung: Thomas nimmt den Bernreither Hof und nicht der Titus.«

      »Die Lotti weiß genau, was sie will«, sagte der Bauer zu Kilian.

      »Das ist gut! Das imponiert mir! Ich mag starke Frauen. Meine Großmutter und meine Mutter sind auch so.«

      Helmut schaute seine Frau an.

      »Wir müßten uns den Hof ansehen, Elli.«

      »Ja! Aber ich halte es für besser, wenn wir den Hof kaufen und ihn dann später dem Thomas vererben. Dann gibt es keinen Streit unter den Brüdern. Dann muß sich Thomas fügen.«

      »Richtig, Elli! Also, wann kann ich mal rüberkommen und mir den Hof ansehen und die Grundbucheinträge?«

      »Jederzeit!« antwortete Kilian. »Da wird sich der Großvater freuen, wenn jemand aus Waldkogel den Hof nimmt. Über den Preis werden wir uns schon einig.«

      »Gut, dann kommen wir am späten Nachmittag rüber!«

      Kilian war einverstanden.

      Das