Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman


Скачать книгу

Bursche! Schaust aus, fast wie dein Großvater damals. Nur, er hatte net ganz so helle Haare.«

      »Das kommt von der Sonne bei uns daheim. Die bleicht das Haar so aus.«

      Kilian setzte sich. Er übergab Alois einen dicken Brief von seinem Großvater und ein Geschenk. Es war eine ärmellose Wester aus heller Schafswolle.

      »Die Wolle ist von unseren Schafen!« sagte Kilian stolz.

      Bis spät in die Nacht saßen Kilian und Alois am Kamin. Kilian stellte viele Fragen, darüber, wie das damals so war. Alois versuchte sie, so gut er konnte, zu beantworten. Es ging schon auf Mitternacht zu, als Toni sich zu ihnen setzte.

      »Wollt ihr das Leben von zwei Leuten an einem Abend abhandeln? Ihr könnt ruhig noch sitzen bleiben. Anna und ich gehen jetzt schlafen. Kilian, du kannst in der Kammer dahinten schlafen, die gegenüber der vom Alois. Die Tür steht auf. Ich habe deinen Rucksack schon hingestellt.«

      »Danke, Toni! Gute Nacht, Toni!«

      Anna kam dazu.

      »Toni, es fehlt ein Hüttengast! Der Titus ist nicht da!«

      »Mei, Anna! Des stimmt! Der ist net zurück! Er war mit der Lotti unterwegs. Aber die kam schon früh vorbei, kurz bevor der Kilian gekommen ist. Wo der Titus nur bleibt? Ob ich ihn suchen soll?«

      Noch während Toni überlegte, kam Titus zur Hüttentür herein.

      »Da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Wollte schon zum ›Erkerchen‹ gehen und dich suchen.«

      »Tut mir leid, wenn ich dir Ungelegenheiten gemacht habe, Toni. Aber ich bin so in Gedanken gewesen, daß ich die Zeit vergessen habe.«

      »Hast sicherlich Hunger, wie?« fragte Anna.

      Titus verneinte aus Höflichkeit. Aber das ließ Toni nicht gelten.

      »Anna, geh schon schlafen! Ich mache Titus noch einen Eintopf heiß.«

      »Gute Nacht allerseits! Dir besonders schöne Träume, Kilian. Es ist ja deine erste Nacht in den Bergen!« sagte Anna.

      Kilian bedankte sich höflich. Der alte Alois wünschte allen eine gute Nacht und ging auch in seine Kammer.

      Toni stellte Kilian Titus vor. Die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch.

      »Stört es dich, wenn ich dir noch etwas Gesellschaft leiste?« fragte Kilian.

      »Im Gegenteil! Erzähle mir alles über Neuseeland und deinen Großvater! Ich denke schon eine Weile darüber nach, ob ich fortgehen soll!«

      Kilian setzte sich zu Titus an den Tisch. Toni brachte einen großen Teller Eintopf für Titus und drei Bier. Er setzte sich dazu. Der Neuseeländer erzählte und zeigte einige Bilder, die er in seiner Brieftasche hatte.

      »Mei! Dort ist es wirklich schön. Die Berge sind fast so wie bei uns hier!«

      »Deswegen suchte sich mein Großvater dieses Tal in den Neuseeländischen Alpen aus!«

      »Wie lange bleibst du hier, Kilian? Ich hätte große Lust mit dir zurückzufliegen und mir deine Heimat anzusehen. Auf unserem Hof daheim habe ich keine Zukunft. Ständig gibt es Streit mit meinem Zwillingsbruder. Da ist einer von uns zuviel! Vielleicht versuche ich auch mein Glück auf der grünen Insel. Meinst, ich könnte da Arbeit finden?«

      »Sicher! Du kannst gleich bei uns auf der Farm anfangen! Du mußt nicht warten, bis ich heimfliege. Solange ich hier bin, fehlen zwei Hände daheim. Ich rufe Großvater an und rede mit ihm. Wann willst du fliegen?«

      »Mei, des ist ja eine Riesenchance! So bald wie möglich!«

      Toni schüttelte den Kopf.

      »Net so hitzig, Titus! Es gibt noch eine andere Möglichkeit.«

      »Des denke ich net! Der Thomas und ich sind wie Feuer und Wasser! Einer muß fort!«

      »Das weiß ich! Aber deshalb mußt du nicht nach Neuseeland gehen. Denke an die Lotti. Deiner Schwester würde es das Herz brechen. Ich denke praktisch! Der Kilian will den Bernreither Hof verkaufen. Des ist doch die Lösung! Zwei Söhne, zwei Höfe!«

      Titus schaute Toni mit großen Augen an. Er brauchte einen Augenblick, bis er die Möglichkeit bedacht hatte.

      »Ich kann den Hof net kaufen. Soviel habe ich nicht gespart.«

      »Wenn du den Hof willst, dann finden wir sicher einen weg, Titus«, warf Kilian ein.

      »Du mußt den Hof auch net kaufen. Vielleicht will ihn dein Vater kaufen. Dann kann er die beiden Höfe unter euch verteilen«, sagte Toni.

      »Und ich könnte in Waldkogel bleiben«, fügte Titus leise mit einem hoffnungsvollen Klang in der Stimme hinzu.

      »Wenn du willst, dann kannst du dir morgen den Hof ansehen und wir reden!«

      »Du mußt mit meinem Vater reden! Aber ich werde erst einmal alleine daheim vorsprechen. Doch der Gedanke gefällt mir!« flüsterte Titus. »Neuseeland reizt mich, aber ich hänge an Waldkogel, an meiner Heimat.«

      Toni ließ die beiden allein. Er ging schlafen.

      Titus und Kilian saßen bis zum Morgen im Wirtsraum der Berghütte und redeten und redeten. Dabei erzählte Titus auch von seiner Schwester Lotti.

      »Sag! Hat Lotti glatte schulterlange braune Haare, braune Augen und trug sie heute ein hellgelbes Dirndl?«

      »Ja!« staunte Kilian.

      »Dann bin ihr begegnet!«

      Kilian wurde verlegen. Er wagte nicht, über Lotti etwas zu sagen oder nach ihr zu fragen. Als würde Titus Kilians Gedanken lesen können, sagte er:

      »Ein richtig fesches Madl ist meine kleine Schwester! Sie verdreht jedem Burschen den Kopf. Aber wie sehr sie auch um sie werben, sie wollte bis jetzt keinen davon haben. Dir gefällt sie auch, wie?«

      »Das leugne ich nicht!«

      Titus schmunzelte.

      »Dann wirst du sie ja bald wiedersehen!«

      Kilians Augen strahlten. Titus schaute ihn an.

      »Gehen wir schlafen! Wenn du von Lotti träumen willst, dann tue es. Sie ist was ganz Besonderes! Ich hoffe, ich finde einmal ein Madl, das so ist wie sie!«

      Kilian sagte nichts. Er nickte Titus zu und ging in seine Kammer.

      *

      Lotti setzte den Weg zum Haltinger Hof wie in Trance fort. Sie erfreute sich nicht an der schönen Aussicht und sah nicht, daß Wenzel und Hilda ihr zuwinkten und ein fröhliches »Grüß Gott« zuwarfen. Sie stieg in ihren kleinen Jeep und fuhr den Milchpfad nach Waldkogel.

      Ihre Eltern saßen auf der Bank vor dem Haus. Lotti fuhr ihr Auto unter den Unterstand und ging auf sie zu. Sie setzte sich.

      »Madl, was hast? Sag’ doch was! Hast mit dem Titus geredet? Kommt er wieder heim?«

      Mit großen Augen sah Lotti ihren Vater an.

      »Ja! Titus und ich haben geredet. Er wollte noch mal drüber nachdenken!«

      Das war alles, was Lotti sagte. Sie lehnte sich auf der Bank zurück und vergrub die Hände in ihre Schürzentasche. Die Eltern sahen, daß Lotti mit ihren Gedanken weit fort war.

      »Lotti! Was hast denn? Ich seh’ doch, daß dich etwas beschäftigt. Hast du dich mit dem Titus gestritten?« fragte ihre Mutter.

      Lotti schüttelte den Kopf.

      »Mit Titus ist alles in Ordnung! Ich soll euch grüßen!«

      Lotti stand auf.

      »Der Hof muß gekehrt werden!« sagte sie leise.

      Sie ging zum Schuppen und holte den Reisigbesen. Sie begann zu kehren.

      »Lotti, was soll das? Doch jetzt net, am Abend!« rief ihre Mutter.

      Lotti