nicht vorher bekannt gemacht hat.«
»Es war so, daß es in unserer Ehe schon lange Unstimmigkeiten und Probleme gab. Julie wollte nicht, daß es bekannt wurde. Ihr seid eine sehr konservative Familie. Aber wozu reden wir jetzt noch darüber? Julie ist tot, ihr kann nichts mehr schaden. Uns wäre auch lieber gewesen, wenn sie gesund alt mit dir geworden wäre. Du wirst bestimmt eine andere Frau finden, mit der du glücklicher werden kannst.«
»Daran denke ich nicht. Wo ist Eliette jetzt?«
»In Florida. Sie hat von den Franzosen genug, diesmal muß es ein Amerikaner sein. Wenn ihre Ansprüche nicht wären, könnte ich nur noch froh sein.«
»Du brauchst nur den richtigen Anwalt«, sagte David sarkastisch.
Jürgen hatte sich erhoben und trat zu ihnen. »Machen wir jetzt den Vertrag?«
»Wenn Marcel mit unserem Angebot einverstanden ist?«
»Wenn der Preis stimmt…«
»Du kannst ja Vergleiche einholen. Ich brauche nichts zu überstürzen.«
So gleichmütig seine Stimme auch klang, Marcel wußte, daß er keine Zugeständnisse machen würde.
Er wußte auch sehr gut, daß er kein besseres Angebot bekommen würde, eher nur schlechtere.
»Ich denke, daß wir uns einig werden«, sagte er.
David nickte Jürgen unauffällig zu, es war eigentlich nur ein Wimpernschlag. Er erwartete auch gar nicht, daß Marcel Dubois wenigstens für Bobby einen kleinen Betrag abzweigen würde. Wahrscheinlich dachte er in diesem Augenblick schon gar nicht mehr daran, daß er einen Enkel hatte.
»Wir sehen uns später noch einmal, ich habe etwas zu erledigen«, sagte David kühl.
Er ging hinaus. In der Empfangshalle räkelte sich eine mondäne Blondine in einem Sessel und warf ihm einen feurigen Blick zu, den man deuten konnte, wie man wollte. David war nicht beeindruckt. Er ging auf einen schlanken Mann mittleren Alters zu, der ihm voller Spannung entgegenblickte.
»Wie ist es gelaufen?« fragte er.
»Er wird unterzeichnen.«
»Zu Ihren Bedingungen?«
»Selbstverständlich. Meinen Sie, ich mache Zugeständnisse?«
»Was er aber erwartet hat.«
David lächelte spöttisch. »Er hat mich immer unterschätzt. Aber auf Sie wird viel Arbeit warten, Monsieur Lavelle, und Sie wissen, daß ich da keinen Spaß verstehe.«
»Jetzt wird es mir aber wieder Spaß machen. Ich danke Ihnen, daß Sie mir Ihr Vertrauen schenken.«
David ging an die Bar und ließ sich einen Campari Soda geben. Er überlegte, ob er zu Hause anrufen sollte, aber sie würden sicher noch beim Mittagessen sein, wie auch in der Firma.
Jürgen gesellte sich schon zu ihm. Er lächelte breit. »Er hat natürlich unterschrieben, es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen. Aber er konnte es sich auch nicht verkneifen zu fragen, ob es eine neue Frau in deinem Leben gibt.«
»Ich heiße ja nicht Dubois. Er hat die Frauen gewechselt wie die Hemden. Daß er sich nicht schon früher von Eliette offiziell trennte, war nur, um einen triftigen Grund zu haben, nicht erneut aufs Standesamt geschleppt zu werden.«
»Du kannst ja richtig boshaft sein«, meinte Jürgen anzüglich.
»Die Wahrheit klingt manchmal zynisch. Ich werde mich jedenfalls nie wieder dem Druck aussetzen, aus Pietät bei einer Frau zu bleiben.«
Jürgen warf ihm einen schrägen Blick zu, aber über Davids Schulter hinweg fiel dieser auf eine exotisch wirkende Schöne, die direkt zu ihnen herübersah.
»Hast du eine Verabredung, Dave?« fragte Jürgen.
»Nein, wieso?«
»Wenn du schräg nach rechts blickst, siehst du sie. Sie verschlingt dich förmlich mit Blicken.«
»So ein Blödsinn«, sagte David, aber er sah nun doch in diese Richtung.
»Das ist Fiona, Julies Freundin. Merkwürdig, daß sie auch in Paris ist.«
»Vielleicht deinetwegen, sie wär doch eine Sünde wert.«
»Nein danke, in diese Gefahr sollte sich niemand begeben, aber sie naht.«
»Soll ich verschwinden?«
»Bloß nicht. Hallo, Fiona, welche Überraschung«, sagte er hastig.
»Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können! Du in Paris?«
»Das kann ich genauso sagen. In Monte Carlo ist es doch um diese Zeit viel schöner. Darf ich vorstellen, Dr. Stern, mein Freund und Anwalt.«
»Dann hast du dich wohl mit Marcel getroffen. Ich habe etwas läuten hören, daß du seine Firma übernehmen willst.«
»Die Leute reden schneller, als ich handele«, sagte er spöttisch.
»Ich bin für Santonelli tätig. Ist dir Robert Santonelli ein Begriff?«
»Nein, sollte er das? Es klingt nach Modebranche.« Er überlegte, wie er sie loswerden konnte, ohne unhöflich zu sein, aber sie sagte, daß sie sich in einer ruhigen Ecke unterhalten könnten.
»Ich habe nicht viel Zeit, wir fliegen heute zurück.«
»Aber ein bißchen reden könnten wir doch. Wie geht es deinem Sohn Roberto? Wie seid ihr eigentlich auf den Namen gekommen? Habt ihr einen Robert in der Familie?«
Jetzt merkte er, daß sie auf etwas Bestimmtes hinauswollte und wurde doch neugierig.
»Ich muß noch mit Lavalle reden, sonst wird es zu spät«, sagte Jürgen und er ging mit einer leichten Verbeugung.
»Mein Vater hieß Karl Robert«, sagte David gleichmütig.
»Ach so, ich dachte schon, Julie hätte aus Sentimentalität diesen Namen gewählt. Roberto Santonelli war doch ihre erste Liebe, aber das wußtest du ja sicher.«
Er sah sie aus schmalen Augen an. »Worauf willst du hinaus, Fiona?« fragte er eisig.
Sie wurde nun doch etwas unsicher, überspielte es aber mit einem frivolen Lächeln.
»Ich denke, daß du ziemlich hinters Licht geführt wurdest von der Familie Dubois und es dir nützlich sein könnte bei deinen Verhandlungen mit Marcel, ein paar Trümpfe in der Hand zu haben. Ich habe mit ihm auch ein Hühnchen zu rupfen.«
Zuerst fühlte er sich versucht, ihr einfach den Rücken zu kehren, aber dann war die Versuchung doch da, mehr erfahren zu können. Ein Körnchen Wahrheit war oft im Klatsch. Ihm fiel sehr schnell ein, daß Julie nach der Heirat alle Beziehungen zu früheren Freundinnen und Freunden abgebrochen hatte und auch keinen engeren Kontakt zu ihren Eltern haben wollte.
»Ich denke, ihr wart Freundinnen, Julie und du«, sagte er. »Und jetzt, da sie tot ist, redest du so, als wäre das nicht der Fall gewesen.«
»Freundinnen, was heißt das schon. Man unternimmt etwas zusammen, man hat die gleichen Bekannten, vielleicht eine Clique, aber ich war bei ihr in Ungnade gefallen, als Roberto mich als Starmodel wollte.«
»Okay, und was hat das mit mir zu tun?«
»Es hat mich natürlich beschäftigt, daß Julie ihren Sohn Roberto nannte. Wahrscheinlich hast du auch nicht gewußt, daß sie von Marcel auf dich angesetzt wurde. Du hast in ihr einen Engel gesehen, aber so war sie nicht, David. Kehr ins Leben zurück, und laß dich nicht von Marcel über den Tisch ziehen.«
Es gefiel David nicht, was er da zu hören bekam, aber er verzog keine Miene, obgleich er seltsamerweise ahnte, daß Fiona das nicht einfach aus der Luft griff.
»Was hast du davon, jetzt mit diesen Geschichten hausieren zu gehen?« fragte er.
»Ich finde, du hast es nicht verdient, von