Patricia Vandenberg

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman


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wartet im Auto, aber ich kann sie holen«, meinte Jürgen, der auch den Eindruck eines sehr zufriedenen Mannes machte.

      Agnete konnte feststellen, daß Jürgen eine sehr gute Wahl getroffen hatte. Bobby ließ sich von Jana zu Bett bringen. Er legte die Arme um ihren Hals und küßte sie auf beide Wangen.

      »Sagst du Papi, daß er noch mal zu mir kommt? Ich möchte ihm gern was sagen.«

      Aber David stand schon in der Tür. Sie hatten ihn nicht kommen hören, und er hatte mit einer ihm unbekannten Rührung gesehen, wie zärtlich Bobby seine Jana umarmte und sie ihn an sich drückte.

      Jana wurde sehr verlegen, als sie David sah.

      »Ich möchte dir eine gute Nacht wünschen, Bobby«, sagte er.

      Jana ging jetzt schnell hinunter.

      »Wir werden auch mal zusammen einen Ausflug machen«, sagte David, als der Junge schwärmte, wie schön es gewesen war.

      »Mit Jana?« fragte Bobby sofort.

      »Mit Jana und Jürgen und Simone, und vielleicht kommt Granny auch mit.«

      »Das versprichst du, Papi?«

      »Es ist versprochen, mein Sohn.«

      »Ich wollte dir noch sagen, daß es bei uns jetzt viel schöner ist. Du bist doch nicht böse mit mir, weil ich Jana so liebhabe?«

      »Ich war nie böse. Mir gefällt es auch, daß sie bei uns ist.«

      »Ich möchte, daß sie immer bleibt«, flüsterte er.

      David strich ihm zärtlich übers Haar. »Wir werden sehen, was wir machen können, daß es ihr bei uns gefällt. Jürgen wird uns dabei schon helfen.«

      Bobby schlief mit einem glücklichen Lächeln ein und David hatte das Gefühl, ihm noch nie so nahe gewesen zu sein wie jetzt, in diesen Minuten.

      Agnete erlebte es voller Freude, daß David zu Jana sagte, wie dankbar er ihr sei.

      »Ichmuß dankbar sein«, erwiderte sie leise. »Er macht mir so viel Freude.«

      Jürgen blinzelte zu Simone hinüber, und als er sich von ihr verabschiedete, nachdem er Jana und sie heimgebracht hatte, sagte er mit einem vielsagenden Lächeln, daß Bobby die beiden schon zusammenbringen würde.

      »Lassen wir ihnen Zeit«, meinte sie diplomatisch, »so schnell wie bei uns wird das nicht gehen.«

      *

      Jedenfalls erfuhr Dr. Norden von Frau Liborius, daß sich bei ihnen alles sehr erfreulich entwickelte.

      Er sah außerdem, daß sie dabei auflebte.

      In Sachen Haemlin hatten die Anwälte das Sagen, aber sie waren sich einig, da Herta Haemlin in ihrem desolaten Zustand gar nicht mehr mitbekam, was sich da außerhalb der Klinik abspielte.

      Jana nahm keine Notiz davon, daß sie eine reiche Frau werden könnte. Simone fand es zwar unsinnig, daß sie auf alles verzichten wollte, aber Jana hatte ihre Entscheidung getroffen. Das Teil, das ihr zufiel, sollte kranken Kindern zugutekommen und da konnte vielen geholfen werden.

      David erfuhr durch Zufall davon. Seine Mutter hatte ihm zwar erzählt, wie übel die Haemlins Jana mitgespielt hatten, aber über ihre Ehe und das Verhältnis zu ihrem Mann war nie gesprochen worden. So war Jana sehr erstaunt, als David sie eines Tages fragte, ob sie in ihrer Ehe glücklich gewesen sei.

      »Wenn man davon absieht, daß seine Eltern mir das Leben zur Hölle machten, ging eigentlich alles ganz gut bei uns. Er war anders als seine Eltern, wir waren beide berufstätig und ich war eigentlich auch unabhängig. Wir brauchten seine Eltern nicht und konnten uns auch so einiges leisten, wie auch den Urlaub in der Schweiz, der unsere kurze Ehe dann beenden sollte. Danach wurde ich von seinen Eltern nur noch schikaniert. Deshalb würde ich auch keinen Euro von ihrem Geld annehmen.«

      Sie hatte schon lange keine Hemmungen mehr, auch solche persönlichen Gespräche mit ihm zu führen. Bobby hatte die Brücke zwischen ihnen geschlagen, und im Zusammensein mit Jürgen und Simone war ein freundschaftlicher Ton zwischen ihnen entstanden. Über Julie wurde nicht gesprochen, und es war dies auch das erste Mal, daß Rolf erwähnt wurde.

      Bobby war im Grunde ganz zufrieden, aber er hätte es lieber gesehen, wenn sie auch du zueinander sagen würden, wie Jürgen und Simone.

      Er fragte aber lieber erstmal bei seiner Granny an, ob er das vorschlagen dürfte.

      »Das laß mal lieber, Bobby«, meinte sie. »Jürgen und Simone wollen bald heiraten, da ist es was anderes.«

      »Meinst du nicht, daß sie auch heiraten könnten, Granny? Es wäre doch so schön.«

      »Aber das ist nicht so einfach. Das müssen wir ihnen schon selbst überlassen. Ja, schön wäre es schon«, fügte sie dann leise hinzu.

      Die Tage gingen dahin, die Wochen und auch die Monate. Im Sommer waren sie zwei Wochen an die Nordsee gefahren. David liebte die See, und das Klima war gut für Bobby, der öfter mal mit den Nebenhöhlen zu tun hatte. Die Granny erholte sich indessen auf der ›Insel der Hoffnung‹ und blieb dort auch noch zwei Wochen länger. In dieser Zeit blieb Jana auch über Nacht in der Villa, was Klara sehr begrüßte, hegte doch auch sie die Hoffnung, daß David merken würde, wie gut Jana in dieses Haus paßte.

      Es lag nicht am merken, sondern einfach an seinen Hemmungen, sich einen Korb einzuhandeln, denn Jana blieb sehr zurückhaltend, wenn sie mal allein waren. Scheu war wohl der richtige Ausdruck. Da nützte es auch nichts, daß Simone schon kräftig nachhelfen wollte.

      »Wie steht es denn so zwischen euch? Seid ihr euch endlich nähergekommen?« fragte sie, aber damit verschreckte sie Jana noch mehr.

      »Was denkst du dir eigentlich?« sagte sie empört. »Meinst du, weil du seinen Freund heiratest, werfe ich mich ihm an den Hals?«

      »Reg dich nicht gleich auf! Ich weiß, daß er dir gefällt. Bobby wäre überglücklich, wenn aus euch ein Paar würde, und Jürgen sagt, daß David bloß einen kleinen Schubs braucht, um mehr aus sich herauszugehen. Ihr wart doch zusammen im Urlaub. Hat sich da gar nichts getan?«

      »Wir hatten sehr gute Gespräche, aber denk bitte daran, daß ich nicht seine Freundin, sondern seine Angestellte bin.«

      »Das ist doch Quatsch. Ich bin auch seine Angestellte, aber für ihn in erster Linie Jürgens Verlobte. Und wenn wir nächsten Monat heiraten, werdet ihr unsere Trauzeugen sein.«

      »Rolf ist noch kein Jahr tot«, sagte Jana leise, »und ich glaube, daß die Erinnerung an Julie sehr lebendig ist.«

      »Bei Bobby nicht mehr, und David ist ein Licht aufgegangen, sagt Jürgen. Ich sage ja gar nicht, daß du ihm den Kopf verdrehen sollst, aber ein bißchen könntest du ihm schon zeigen, daß du ihn gern hast.«

      Jana blockte ab, aber sich selbst gestand sie doch ein, daß er schon einen festen Platz in ihrem Leben einnahm.

      Bobby überlegte unentwegt, wie er es anfangen könnte, seine Wünsche in die Tat umzusetzen. Sollte er das wirklich bis zu seinem Geburtstag im Dezember aufschieben? Es gefiel ihm sowieso nicht besonders, so kurz vor Weihnachten Geburtstag zu haben.

      Im Oktober wollten Jürgen und Simone heiraten, und da gab es natürlich ein Fest. Er wollte Jana schon mal auf den Zahn fühlen, was sie sich dazu ausgedacht hatte.

      »Bis dahin sind es noch sechs Wochen«, erklärte sie, »jetzt holen wir erstmal Granny heim. Du freust dich doch auch, wenn wir wieder zusammen sind.«

      Natürlich freute er sich, obgleich er nichts hatte vermissen müssen. Überrascht waren sie aber, als David erklärte, daß er die Granny abholen würde.

      »Ihr dürft natürlich mitkommen, und wir machen ein verlängertes Wochenende daraus.«

      »Mit Übernachten?« fragte Bobby. »So im Hotel, wie an der Nordsee?«

      »Wir fahren am Freitag, und am Sonntag fahren wir mit Granny zurück. Ich