vor?«
»Ich habe nie etwas vor.«
»Jana ist am liebsten mit uns zusammen«, sagte Bobby.
»Stimmt das auch, Jana?« fragte David.
Sie nickte. »Dann werde ich schon mal die Sachen für Bobby richten.«
»Vergessen Sie Ihren Koffer nicht«, sagte er lächelnd, und sie wurde verlegen unter seinem Blick.
»Wir fahren so gegen zehn Uhr los. Essen können wir unterwegs, wo es uns gefällt.«
Er war bei bester Laune, und Jana fragte sich, was plötzlich in ihn gefahren war.
»Jürgen und Simone werden übrigens eine Woche nach Frankreich fahren, das haben wir heute besprochen. Geschäftlich natürlich«, fügte er mit einem vielsagenden Lächeln hinzu.
»Es ist dort hoffentlich alles in Ordnung, oder gibt es Schwierigkeiten?«
Es war das erste Mal, daß sie eine solche Frage stellte und es freute ihn, daß sie sich dafür interessierte.
»Jürgen und Simone werden das schon in Ordnung bringen. Ich hätte dieses Geschäft nicht machen sollen, aber hinterher ist man immer klüger. Ein Verlust ist es ja nicht, nur Ärger bringt es mit sich. Wie steht es eigentlich mit der Haemlin-Geschichte, wenn ich fragen darf?«
»Das machen die Anwälte, ich will damit nichts zu tun haben.«
»Sie verzichten auf viel Geld, das eigentlich eine Wiedergutmachung für Sie sein könnte.«
»Ich habe nur den einen Wunsch, mich nie mehr an diese Zeit erinnern zu müssen. Bobby hat mir geholfen, ein neues Leben zu beginnen.«
Da Bobby gerade mal zu Klara gelaufen war, um ihr von dem Ausflug zu berichten, sagte David leise: »Ich möchte ihm gern dabei helfen, Jana, denn Sie haben mir auch geholfen…«, weiter kam er nicht, denn Bobby war schon wieder zur Stelle.
*
Es war ein schöner, sonniger Morgen, als sie losfuhren. Klara konnte sich ungestört an die Arbeit machen und das Haus auf Hochglanz bringen. Dabei dachte sie nur, daß es doch wunderbar wäre, wenn David und Jana ein Paar würden und Bobby noch ein paar Geschwister bekäme. Klara hatte ihre Vorstellungen von einem harmonischen Familienleben, und in das hatte Julie nicht gepaßt mit ihren ständigen Eifersüchteleien.
David und Jana dachten nicht an die Vergangenheit, als sie in den sonnigen Tag hineinfuhren, der den Sommer noch einmal zurückzubringen schien. Bobby wollte genau erklärt haben, welche Orte das waren, an denen sie vorbeifuhren. Er hatte seine Augen überall, entdeckte jede Burg und jeden Kirchturm.
Jana war froh, daß sie die Gegend ganz gut kannte, während David zugab, wohl noch manches lernen zu müssen, um Bobby zufriedenstellen zu können.
»Man kann nicht alles wissen«, sagte Jana. »Wir können ja die Ortsschilder lesen, und das wird Bobby auch bald lernen.«
»Eigentlich möchte ich noch lange klein bleiben«, sagte Bobby, »damit Jana bei uns bleibt.«
»Wenn wir sie bitten, bleibt sie vielleicht auch, wenn du größer wirst«, meinte David.
»Bittest du sie auch, Papi?«
»Ich werde mir etwas einfallen lassen.«
Jana bekam Herzklopfen, und Bobby fand das schon sehr verheißungsvoll. Er dachte aber auch daran, was Klara ihm mit auf den Weg gegeben hatte, sich nämlich nicht zu sehr einzumischen und ihnen lieber mal ein bißchen Zeit zu geben, allein zu sein.
Leicht fiel ihm das nicht, aber nachdem sie einen sehr abwechslungsreichen Tag verbracht hatten und in einem schönen an einem Hang gelegenen Hotel übernachten wollten, war Bobby nach dem Essen so müde, daß er doch freiwillig schlafen gehen wollte. Allerdings wünschte er sich, daß sie beide noch bei ihm bleiben sollten. Jana mußte die Gutenachtgeschichte erzählen, und David lauschte genauso andächtig wie sein Sohn. Als dann Bobbys tiefe Atemzüge verrieten, daß er tatsächlich schlief, gingen sie leise hinaus auf den Balkon. Tief atmeten sie die würzige Luft ein und blickten zum Himmel empor, an dem unzählige Sterne funkelten.
»Es ist schön, daß wir mal allein sein können, Jana«, sagte David leise. »Und eigentlich weiß ich auch nicht, wie ich es sagen soll, um es nicht falsch zu machen. Wir haben ja beide einiges zu bewältigen gehabt, und ich weiß nicht, inwieweit Sie den Tod Ihres Mannes verkraftet haben. Würden Sie mir ein bißchen weiterhelfen?«
»Es ist so viel geschehen in der kurzen letzten Zeit, daß ich manchmal meine, Jahre wären vergangen. Ich weiß, daß ich nie so glücklich war wie jetzt. Die Zuneigung, die mir Bobby entgegenbringt, hat mein Leben völlig verändert.«
»Bobby liebt Sie, meine Mutter liebt Sie und ich liebe Sie auch, Jana. Ich möchte Sie bitten, immer bei uns zu bleiben, nicht nur wegen Bobby.«
Sie konnte es nicht verhindern, daß sich Tränen aus ihren Augen lösten und über ihre Wangen rollten. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie hätte kein Wort über die Lippen gebracht.
David legte den Arm um sie und zog sie an sich. Sanft küßte er ihr die Tränen von den Wangen.
»Ist es ein Grund zu weinen?« fragte er zärtlich. »Wirst du ja sagen, Jana?«
»Es war so schön, wie du es gesagt hast«, flüsterte sie.
»Ich kann es jeden Tag sagen, wenn du es hören willst. Ich hatte nur Angst, daß es noch zu früh für dich sei.«
»Die Dunkelheit liegt hinter mir. Das Licht in unserem Leben ist die Liebe.«
»Eine Liebe, die alles umschließt, Vertrauen, Verstehen und Geduld. Ich bitte dich, meine Frau zu werden.«
In ihren Augen spiegelte sich der Glanz der Sterne, als sie zu ihm aufblickte, und ihre Lippen fanden sich zu einem langen, innigen Kuß.
Strahlend nahm es Bobby am nächsten Morgen zur Kenntnis, daß sie du zueinander sagten.
»Habt ihr gestern noch mit Sekt angestoßen?« fragte er.
»Wieso?« fragte David.
»Weil man das macht, wenn man du sagt, und dann gibt man sich einen Kuß.«
»Wir brauchten dazu keinen Sekt«, sagte David schmunzelnd. »Ich habe Jana gefragt, ob sie meine Frau werden will und sie hat ja gesagt.«
»Endlich«, sagte Bobby erleichtert. »Wird Granny sich freuen und Klara auch! Und wann heiraten wir?«
»Da scheint es hinter unserm Rücken schon Diskussionen gegeben zu haben«, scherzte David.
»Ich hätte es mir sonst zum Geburtstag gewünscht«, erklärte Bobby. Und nun bekam Jana einen zärtlichen Kuß von ihm.
*
Gewünscht hatten es sich alle, die ihnen nahestanden, gerechnet hatte jetzt noch niemand damit, aber die Granny war überglücklich, als Bobby die Neuigkeit gleich hinausjubelte, als sie auf der Insel ankamen. David und Jana brauchte man allerdings nur anzuschauen, um zu sehen, wie glücklich und gelöst sie waren. Und Bobby war dann außer sich vor Freude, als beschlossen wurde, daß die Hochzeit an seinem Geburtstag stattfinden sollte, im engsten Familien- und Freundeskreis. Sie brauchten kein rauschendes Fest, sie wollten den Tag in Dankbarkeit verbringen, daß das Schicksal ihnen dieses Glück geschenkt hatte.
Natürlich war die Freude bei Simone und Jürgen groß und auch bei den Nordens, die es aber zuerst gar nicht fassen konnten, was sich da entwickelt hatte, so ganz im stillen.
Für Bobby kamen aufregende Wochen. Erst die Hochzeit von Simone und Jürgen, dann wurde im Haus einiges umgebaut, und dann wurden schon die Vorbereitungen für ›ihre‹ Hochzeit und seinen Geburtstag getroffen, seinen fünften Geburtstag, den er niemals im Leben vergessen würde, das stand jetzt schon für ihn fest.
»Und wenn ich Geschwister kriege, kann ich ihnen immer erzählen, daß wir an meinem Geburtstag Hochzeit gefeiert haben, und ich habe Jana als unsere Mami ausgesucht.«
Darauf