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Mami Staffel 4 – Familienroman


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Florida.«

      »Oh! Ist es jetzt soweit. – Aber wieso du und Uli. Hat Bertold noch hier zu tun?«

      »Bertold ist doch noch gar nicht zurückgekommen…«

      »Nicht«, wunderte sich Beate. »Ich dachte, er wäre schon längst wieder bei euch. Siehst du, ich bin gar nicht mehr auf dem laufenden.«

      »Bertold hat es vorgezogen, gleich dortzubleiben«, hörte sie die Freundin sagen. Es war ein Unterton in ihrer Stimme, der Beate aufhorchen ließ.

      »Ach so.« Sie zögerte einen Moment. »Dann hat er sicher alles schön zu eurem Empfang gemacht. Die Arbeiten in der Villa müßten doch jetzt abgeschlossen sein. Da wird er sich auf euer Kommen freuen.«

      »Dessen bin ich nicht so sicher«, meinte Ingeborg bedeutungsvoll.

      Wieder schwieg Beate sekundenlang. Dann fragte sie vorsichtig: »Ist etwas, Inge?«

      »Ich weiß nicht mehr, woran ich bin, Beate«, brach es endlich aus Ingeborg heraus. »Bertold ist seit einiger Zeit so merkwürdig zurückhaltend am Telefon, er erzählt mir kaum noch etwas. Und im Anfang lief ihm doch das Herz über, da war er so lebhaft und begeistert, wie ich ihn überhaupt nicht kannte. Kein liebes Wort hat er mehr für mich, oder es klingt gezwungen. Anscheinend vermißt er uns überhaupt nicht.«

      Beate war ganz bestürzt über diesen Ausbruch. Sollte dort eine andere Frau im Spiel sein, durchzuckte es sie. Aber nein, bei Bertold doch nicht! Er war überhaupt nicht der Typ dafür.

      »Du siehst das sicher übertrieben, Ingeborg«, versuchte sie die Freundin zu trösten. »Wenn man immer nur miteinander telefoniert, können sich Mißverständnisse einschleichen. Paß auf, wenn ihr erst wieder zusammen seid, wird alles gut.«

      »Meinst du?« Es klang verzagt.

      »Ja, das glaube ich bestimmt.« Beate legte alle Überzeugungskraft in ihre Stimme. »Deshalb ist es richtig, daß du hinfliegen willst.«

      »Das denke ich eben auch. Uli hat jetzt Osterferien. Er kann es auch kaum erwarten, seinen Papa wiederzusehen. Und überhaupt ist er natürlich ungeheuer gespannt auf unser Haus.«

      »Das wird dir doch kaum anders ergehen, Ingeborg. Weiß Bertold schon, daß ihr kommt?«

      »Ich habe es ihm gesagt. Er wird uns am Flughafen abholen. Gejubelt hat er aber nicht. Seine Stimme klang sonderbar eng dabei.«

      »Das bildest du dir vielleicht alles nur ein«, hielt Beate ihr wiederum entgegen. »Weißt du«, fuhr sie möglichst leichthin fort, »Bertold ist jetzt ein Mann, der einen großen Besitz und ein Vermögen zu verwalten hat. Das mag ihm jetzt erst richtig klargeworden sein und auf den Schultern liegen.«

      »Ja, ja«, Ingeborg lachte unfroh auf, »am Ende lebt sich’s leichter, wenn man nichts hat. Na, ich werde schon sehen, was da los ist.«

      »Nichts wird los sein, und ihr werdet es schön zusammen haben«, behauptete Beate zuversichtlich. »Das wünsche ich euch. Und vorerst, habt einen guten Flug, und freut euch auf das Sonnenland Florida.«

      *

      Da waren sie nun!

      »Du bist ein bißchen blaß um die Nase«, sagte Bertold, als er sie in Empfang nahm. Er küßte seine Frau flüchtig auf die Wange, nahm den Sohn um die Schulter.

      »Ich bin froh, daß ich wieder festen Boden unter den Füßen habe«, bekannte Ingeborg. Sie suchte in der Miene ihres Mannes zu lesen. Er lächelte, er sah gut aus, verjüngt, seine Haut war straff und leicht gebräunt.

      »Ich fand’s super, Papa!« rief Uli strahlend aus. Der große Junge zeigte, im Gegensatz zu seiner Mutter, keine Spur von Erschöpfung.

      Sie verließen das Flughafengebäude. Bertold führte sie zu einem langgestreckten, chromblitzenden Wagen amerikanischer Bauart.

      »Uij, ist das ein toller Schlitten«, staunte Uli hingerissen. »Gehört der uns?« Er hielt nichts mehr für unwahrscheinlich.

      »Ja, ich habe ihn gekauft«, antwortete sein Vater auch nur lässig, während er das Gepäck verstaute.

      Lässig fuhr er auch an, geradeso, als hätte er nie etwas anderes gefahren als einen Wagen der Luxusklasse.

      Uli wußte nicht, wohin er zuerst schauen sollte, sein Kopf ging hin und her. Was für eine Landschaft, Palmen, weiße Häuser und endlose Strände am blauen Meer, die Straßen gesäumt von blühenden Bäumen.

      »Ist das eine Schule?« erkundigte er sich eifrig, als aus einem langgestreckten Gebäude eine Schar Jugendlicher kam.

      »Ein Internat«, sagte Bertold, der sich inzwischen hier recht gut auskannte. »Die Eltern, die es bezahlen können, schicken ihre Söhne und Töchter von weither dorthin.«

      »Mal sehen«, Uli runzelte die Stirn, »eigentlich hatte ich mir ja was vorgestellt, wo ich zu Hause wohnen könnte. Geht das da auch?«

      »Das weiß ich nicht«, gab sein Vater einsilbig zurück.

      Schweigend verlief der Rest der Fahrt, nur unterbrochen von Ulis sich wiederholender Frage: »Sind wir bald da?« Ingeborg lehnte im weichen cremefarbenen Polster. Es kam ihr alles etwas unwirklich vor.

      Noch unwirklicher wurde es, als sie vor Steven-House anhielten. Der Springbrunnen sprühte silberne Fontänen empor, die Villa lag da wie von Künstlerhand gemalt.

      »Das ist – beinahe noch schöner, als ich es mir vorgestellt habe«, stammelte Uli. »Was sagst du, Mutti?«

      Ingeborg sagte zunächst einmal gar nichts. Der Hausherr schloß die Tür auf, sie gingen hinein. Sie hätte sich gewünscht, daß Bertold ein besonderes, ein herzliches Wort gefunden hätte, da sie nun zum ersten Mal über die Schwelle des Hauses trat. Aber er erklärte nur, führte durch die Räume mit glänzendneuen Seidentapeten an den Wänden, und er tat das mit der Miene eines Mannes, der stolz ist auf das Geschaffene.

      Alles war perfekt. Elegante Möbel moderner Stilrichtung fügten sich harmonisch zu einigen wertvollen alten Stücken, die Bertold nicht hergegeben hatte. »Und wo ist nun der Swimmingpool?« wollte Uli wissen, der bis dahin gewissermaßen mit angehaltenem Atem umhergegangen war. Was sich ihm da bot, sah man sonst höchstens nur im Film.

      »Durch den Innenhof«, sagte sein Vater.

      Aber Ingeborg sah aus, als könnte sie nun keinen Schritt mehr weitergehen. Sie ließ sich in einen der breiten blumengemusterten Polstersessel sinken. »Möchtest du etwas trinken?« fragte Bertold. »Warte, ich hole uns ein Glas Champagner.«

      Sie stießen an. Ingeborg suchte seinen Blick. Er lächelte gezwungen. Auch jetzt kamen ihm die Worte, die sie wohl erwartete – Schön, daß ihr da seid – nicht über die Lippen. Sie wären eine Lüge gewesen.

      Tatsache war, daß er sich ziemlich mies fühlte.

      »Ich stürze mich gleich mal ins Wasser, ja?« Ulis Stimme kippte fast über vor Begeisterung. Er kramte seine Badehose aus dem Koffer, ließ die anderen Sachen umherliegen. Und schon war er wieder fort.

      Der Junge war der einzige, der unbefangen blieb, auch, als sie später zum Essen in ein Restaurant fuhren. Ingeborg sollte sich nicht in die Küche stellen, obwohl der Kühlschrank gefüllt war. Gwendolyn hatte ihm eine Haushaltshilfe besorgt, die stundenweise kam.

      Gwendolyn…

      Er hatte ihr gesagt, daß seine Frau und der Sohn kommen würden. Lange und dunkel hatte sie ihn stumm angesehen, bevor sie sagte: »Übereile nichts. Ich kann warten.«

      Aber er wollte nicht warten. Er wollte klare Verhältnisse schaffen, so schnell wie möglich. Freilich würde es nicht leicht sein, den Anfang zu finden. Wie würde er den Jungen enttäuschen müssen, der mit glänzenden Augen alles Neue in sich aufsog.

      Und Ingeborg?

      Ihr schien alles eher unheimlich vorzukommen, als paßte es nicht zu ihr.

      Sie war es dann, die das erste offene Wort