G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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      Sie betrachten Trevor jetzt alle. Und es ist nichts als die Neugierde von Männern in ihren Blicken, die erkennen möchten, ob sich Trevor aufregen kann.

      Aber Trevor zeigt keine Erregung – er ist sanft wie immer.

      »Der Sheriff ist nicht da, nur der Deputy, Hardin?«

      »Nur Parker, aber er hat einen Mord verhindert. Vielleicht auch drei.«

      »Drei?«

      »Einige von uns sind sicher«, meldet sich ganz hinten der alte Johns mit seiner Fistelstimme, »dass der Bursche zu schnell für Tonio, Eddy und Saguaro gewesen sein würde. Saguaro hat ja nur sein Messer. Und mit zwei Männern wird der Bursche leicht fertig.«

      Danach sehen sie wieder weg, aber sie klettern nun von ihrer Corralstange herab und kommen einige Schritte auf Trevor zu.

      Trevor blickt über sie hinweg, sanft, ruhig, nur ein wenig nachdenklich.

      Das ist es also, denkt Trevor Joslyn, so kommt es, wenn man sich Slim Dorlanay zum Feind macht. Irgendein Revolvermann, der auf meine besten Weidereiter losgeht. Einmal, um meine Mannschaft zu schwächen, zum anderen, um mich aus der Reserve zu locken. Und im Hintergrund sitzt wie eine Spinne Slim und wartet nur darauf, dass sich das Netz zuzieht und ich von einem Giftzahn getötet werde, wenn dieser Giftzahn auch ein Revolvermann ist.

      Er nimmt den Blick herunter und sieht Steve McLaine an. Eine Sekunde bedauert er, dass er auf die Mitarbeit dieses ausgezeichneten Mannes verzichten muss, aber Steve hat noch nie jemanden im Stich gelassen, für den er geritten ist.

      Er hat jetzt eine gute Arbeit und will nicht fortgehen. Niemand kann ihm das verdenken.

      »Steve, wie heißt der Mann – und wo ist er?«

      McLaine schürzt etwas die Lippen, ein beinahe vorsichtiger Ausdruck überzieht sein Gesicht.

      »Wenn du dich unbedingt totschießen lassen willst, dann such ihn dir. Er ist nach der Schießerei weggeritten. Parker ist ihm nach, um festzustellen, wo er geblieben ist. Hast du schon mal von ›Big Charlie‹ gehört, Trevor?«

      »James Charlie, mit der großen Nase?«

      »Genau der. Er ist gekommen und hat Saguaro einen stinkenden Bastard genannt, der einem Weißen aus dem Weg zu gehen hätte. Weißt du, was das heißt? Er wird eines Tages ein Messer im Bauch haben, wenn Saguaro ihn allein erwischt.«

      »Ja«, sagt Trevor Joslyn bitter. »Aber Saguaro eine Kugel im Kopf. Woher ist dieser Halunke Charlie gekommen?«

      »Das fragst du dich am besten selbst. Er hat es niemandem gesagt und wird es auch dir kaum sagen!«

      Joslyn biegt auf der Straße scharf nach rechts um und nähert sich dem Haus des Doc. Er sieht einige Leute, die ihn wie einen guten alten Bekannten begrüßen, der nach vier Jahren wieder in dieser Stadt ist. Er grüßt zurück, lächelt hier und da und beantwortet auch einige Zurufe.

      San Antonio ist eine friedliche Stadt, in der nichts mehr verrät, dass erst vor kurzer Zeit eine Schießerei stattgefunden hat. Reiter kommen und gehen, Männer und Frauen spazieren auf dem Gehsteig entlang. Einen Augenblick streift Joslyns Blick die Fandango-Hall, und die Erinnerung ist wieder da.

      Vielleicht wird er sie hier irgendwo treffen, vielleicht kommt sie im nächsten Augenblick aus der Tür dort drüben, an der noch ihre Initialen in vergoldeten Buchstaben stehen.

      Sie heißt Mary Anne und ist einmal seine ganze Liebe und Hoffnung gewesen. Mary Anne Wheeler. Es war vor vier Jahren. Heute heißt sie Mary Anne Sherburn und ist die Frau des größten Mannes in dieser Gegend.

      Vielleicht spricht sie manchmal im Traum, wenn sie neben Adam Sherburn liegt und schläft. Vielleicht redet sie dann das, was sie in den Nächten gesprochen hat, die sie mit Trevor Joslyn einmal verbrachte. Dann wird Adam vielleicht wissen, dass er zwar eine um vierzehn Jahre jüngere Frau bekommen hat, aber diese Frau ihn nur wegen seines unheimlichen Geldhaufens und wegen sonst nichts genommen hat.

      Dann hält er vor dem Haus des Doc, sieht im Absitzen, dass die Leute ihn alle beobachten und stehen geblieben sind und betrachtet kurz den Wagen und die beiden Pferde vor dem Haus.

      Narrheit, denkt er eine Sekunde, Narrheit, sie noch in die Stadt zu schicken, damit sie den Rest an Verpflegung holen. Sicher liegt alles auf dem Wagen.

      Er blickt in den Wagen und nickt. Sie haben also alles besorgt. Und Eddy Swartz hat eine Kugel erwischt. Idiotischer Eddy, immer zu gerade und immer zu schnell beleidigt. Musst ruhiger werden, Junge. Brate deinem Gegner eins, wenn er denkt, dass du schon wieder friedlich geworden bist. Man muss immer eine Idee klüger sein wollen, Eddy.

      Mit diesem Gedanken geht er auf die Tür zu und stößt sie auf. Und dann hört er auch schon deutlich durch die Tür vom letzten Zimmer jemanden sagen: »Mein Himmel, Trevor kommt, jetzt bekommst du etwas, Eddy!«

      »Er hätte es auch getan und … Verdammt, Doc, muss das so fest sein?«

      Trevor Joslyn macht einfach die Tür zum Behandlungszimmer auf und tritt ein. Er macht die Tür mit einer nachlässigen Bewegung zu, blickt die drei Männer an, die vor einem auf dem Stuhl sitzenden vierten Mann stehen und lehnt sich an die Wand.

      »Dieser dicknasige Halunke …«

      Eddy ist zwar blass, aber wenigstens kann er wütend reden und sogar gut sitzen. Um seine Schulter liegt ein Verband, der beinahe so weiß wie Eddys Haar ist. Eddy Swartz hat ganz weiße Haare und heißt eigentlich Eduard, aber sie nennen ihn nur Eddy. Er ist ziemlich groß, dabei schlank, und ziemlich zäh. Der beste Beweis für seine Zähigkeit ist, dass er noch sitzen kann und wütend wird.

      »Halt den Mund, Ed!«

      Eddy Swartz senkt den Kopf. Mit Eddy angesprochen zu werden, das ist gut, aber einfach Ed genannt zu werden, das ist schon übler.

      Tonio, ein Mexikaner mit langen Haaren und traurigen Augen, dem die Juaristas einmal die Eltern aus Versehen umgebracht haben, bekommt den Schluckauf.

      Nur Saguaro, ein Indianer vom Stamm der Chihuahuas, ein Mann mit einem untrüglichen Verstand für Pferde, richtet sich etwas auf und sagt hart und singend: »Boss, warum du wütend? Er hat gekämpft für Saguaro. Wo kämpfen ein Weißer für Indianer?«

      »Diese Narren hätten sich gefälligst sagen sollen, dass ich euch alle drei brauche. Also – keinen Kampf. Nun, wie willst du jetzt reiten können, Eddy, du Narr?«

      »Festgebunden!«

      »Den Teufel wirst du tun, du wirst bei Bill auf dem Wagen sitzen, verstanden? Saguaro, warum hast du es diesem dicknasigen Charlie nicht gegeben?«

      »Nicht meine Zeit.«

      Der Indianer, ein untersetzter, breitschultriger Mann mit breiten Füßen und schweren Lidern über den Augen, sieht aus dem Fenster in den Hof des Hauses. »Und du, Tonio? Warum hast du Eddy nicht zurückgehalten?«

      »Der Hundesohn Charlie hatte Saguaro beleidigt. Saguaro ist so gut wie jeder von uns. Ich würde auch noch gezogen haben.«

      »Und tot sein, was? Habt ihr den Burschen nicht an der Nase erkannt?«

      »Zu spät.«

      »Natürlich, machen nicht die Augen auf. Und mit so einem Rudel Narren geht man auf den Trail. Saguaro, du wirst Charlie vielleicht wiedersehen. Dann bleibt das Messer in deinem Gürtel stecken, verstanden?«

      Diese Warnung muss sein. Der Indianer ist durch das jahrelange Zusammenleben mit Weißen beinahe selbst im Denken und Fühlen zu einem Weißen geworden. Die Behandlung, die man ihm ständig hat angedeihen lassen, hat seinen Charakter verändert. Er kommt sich wie ein gleichberechtigter Partner aller Weißen vor. Und darin hat er sicher recht, denn erstens schläft er mit ihnen, zweitens aber versorgt er alle Männer an einer Herde ständig mit frischen Pferden. Er hat seine Augen überall und sorgt selbst dafür, dass keiner der Cowboys sein Pferd überfordert. Saguaro ist in die Rolle eines Freundes aller hineingewachsen, obwohl er erst einundzwanzig Jahre jung ist.

      Jetzt