G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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an die Frau und die Kinder von James Flemming, an einen alten Prospektor, der einmal am Ende seines Lebens Glück hatte und den Halunken begegnete. Sicher, ich bin kein Richter, ich bin schuldig, aber ich würde es noch einmal tun. Und dabei bleibe ich!«

      »Früher, Sherman, früher gab es hier kein Gesetz, aber heute…«

      »Wo war das Gesetz, als Flemming starb, Mann? Hat es ihm geholfen, hat es verhindert, daß er sterben mußte? Und die anderen, hat sie das Gesetz schützen können? Marshal, all das werde ich den Richter fragen, wir wollen uns nicht streiten, du bist ein kranker Mann!«

      »Laß sie abnehmen, Mann!«

      »Ja, aber noch nicht, Marshal. Du gehörst ins Bett, Mister. Dann werde ich mich um das Gesindel kümmern!«

      Sie werden ihn nicht verurteilen, dachte Bill Logan, ich kenne dieses Land und seine Menschen. Wenn ich mir vorstelle, jemand wie diese Halunken hätte mir Scarlett umbringen wollen? Ich weiß nicht, was ich getan hätte. Mein Gott, Scarlett, sie reißt mir den Kopf ab. Ich wette, sie ist mir mit Pacco nachgeritten und taucht hier bald auf. Sie reißt mir glatt den Kopf ab.

      Bill wollte aufstehen, aber da begann sich der Vorbau zu drehen. Die Sonne ging unter, der Himmel wurde schwarz…

      *

      Draußen redeten zwanzig Leute durcheinander, aber Logan hörte nicht hin. Er sah mit hämmerndem Puls zur Tür, wo das Halbblut mit verschränkten Armen lehnte und ihn aus seinen schrägstehenden Augen anfunkelte.

      »Tut Pacco mächtig viel leid«, sagte das Halbblut kehlig. »Sie sagen, Pacco finden Marshal, verlieren nicht Spur, sonst sie schießen Pacco auf Mond. Tut mir leid, Patron!«

      »Verschwinde, Pacco! Du bist absichtlich so langsam geritten, daß wir diesen Kerl nicht einholen konnten. Hau ab!«

      »Si, Señorita!«

      Sie kam herein, das blonde Haar zerzaust, den Hut im Nacken und das Gesicht wie die Sachen voll Staub. Pacco schloß die Tür von draußen und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen sie. Er hätte niemanden hinein gelassen!

      »Du!« fauchte sie los. »Du, dich sollte man! Soll liegen, darf nicht aufstehen, liegt fünf Tage, steigt heimlich aus dem Fenster, verschwindet – aaah!«

      »Ich wollte dir nur beweisen, daß sich der Doc irrte«, sagte er ganz ruhig. »Sie hätten die Stute nicht behalten dürfen, ich ahnte, daß sie die Stute hatten. Arrow wittert einmal eine Stute, dann folgt er ihr bis ans Ende der Welt, wenn er darf – auch noch nach acht Tagen. Sollte ich achteinhalb Tage liegenbleiben, bis die Witterung auch nicht mehr von Arrow genommen werden konnte? Was hättest du gemacht, wenn ich mit dir darüber gesprochen hätte.«

      »Bill Logan, wenn du jemals wieder heimlich aus unserem Haus kletterst, um davonzureiten…«

      »Mach so weiter, mach nur so weiter, Scarlett Parkinson. Hier liegt ein todkranker Mann, den du leicht beschimpfen kannst. Immer mach nur so weiter!«

      »Bill, ich bin beinahe verrückt geworden. Ich bin…«

      »Ich bin todkrank, ich sterbe…«

      »Ach, du – du wirst dich nie ändern, das schaffe ich nicht, wie?«

      »Nur schwer, Scarlett.«

      Sie hockte schon auf der Bettkante und strich über seinen Verband.

      »Schon besser, Scarlett. Du bist noch viel zu weit entfernt, Miß.«

      »Ja?« flüsterte sie und beugte sich tiefer über ihn. »Nahe genug?«

      »Noch zu weit!«

      »Ach, Bill, du bist schrecklich, aber ich – ich liebe dich!«

      Bill Logan grinste, bis sie seinen Mund mit den Lippen berührte und seufzte:

      »Du bringst mich noch um.«

      Danach gab es nichts mehr zu reden. Bis auf das Seufzen und Knarren des Bettes war alles ruhig.

      Draußen lehnte einer an der Tür und ließ niemand vorbei. Sein Boß hatte jetzt keine Zeit für anderen Besuch, höchstens für sein Pferd, für das würde er immer Zeit haben.

      Pferd und Frau, dachte Pacco Segali, richtiger Mann nur zwei Dinge brauchen – Pferd und Frau.

      Nicht Frau und Pferd?

      Nicht bei Pacco, dem Halbblut. Er wäre nie auf die Idee gekommen, daß es umgekehrt auch gegangen wäre. Ein Pferd und eine Frau – mehr braucht kein Mann!

      – E N D E –

Cover Freunde in Ketten

      Es war ein Gefühl, das Clancy nicht beschreiben konnte. Vielleicht hatte dieses Gefühl Ähnlichkeit mit dem Druck eines Messers, das ihm jemand an den Hals hielt. Oder es war wie die Wucht eines Revolverlaufes, der sich in seinen Bauch preßte. Er hatte diese Ahnung schon öfters gehabt, und er hatte sie nun schon wieder. Sie kam und ließ den Schweiß aus den Poren perlen.

      Clancy wendete den Kopf.

      Dann sah er das Blinken auf dem Felsen, ebenso einen Hut. Im selben Augenblick warf er sich zur rechten Seite und wußte, daß der Knall kommen mußte. Ihm blieb keine Sekunde mehr. Ein Würgen preßte seine Kehle zusammen, und da war schon das Pfeifen über ihm. Es zerriß die Stille dieses Morgens und das leise Klappern der Hufe seines Pferdes auf dem moosigen Talboden.

      Der brüllende, peitschende Knall folgte. Er ließ die Vogelstimmen verstummen und irgendwo am Hang ein Erdhörnchen in rasenden Sprüngen in seinen Bau flüchten.

      Clancy flog an der Flanke des Pferdes herab, während die Kugel knapp über den Sattel strich. Sie feuerte dort vorbei, wo Clancys Rücken gerade gewesen war. Er fiel, aber seine Hand schnappte nach dem Gewehr. Es war ein Griff, den Clancy tausendmal geübt hatte. Mit einer zuckenden Bewegung erwischte er den Kolben seines Gewehres. Plötzlich wußte er, daß es nicht nur einer war, der ihn vorbeigelassen und dann auf seinen Rücken gefeuert hatte.

      Noch im Fallen raste das krachende Tosen der beiden nächsten Schüsse durch das enge Tal und erfüllte die Luft mit wabernden, knallenden Stößen. Sie trafen seine Trommelfelle wie Hiebe mit einer flachen Hand.

      Clancy hörte sein Pferd schreien. Er kannte den Schrei – ein seltsam hohes, schrilles Klagen, das ein Pferd immer dann ausstieß, wenn es starb.

      Das Pfeifen der Kugeln strich an ihm vorbei, ehe er hinschlug. Mit dem Gewehr in der Faust schnellte er sich ab, kaum daß er am Boden lag. Aus den Augenwinkeln sah er, wie das Moos neben ihm hochflog. Es sah aus, als hätte jemand kleine Sprengladungen unter dem Moos in die Luft gehen lassen. Clancy rannte. Er lief, schlug einen Haken, noch einen. Das Fauchen war jetzt so nahe, daß er den Luftzug der Kugeln zu spüren glaubte und sich noch tiefer duckte. Etwas pfiff jaulend an seinem Kopf vorbei. Es schlug gegen den staubbedeckten Felsen rechts von ihm und riß eine kleine verpuffende Wolke empor. Zwischen den Steinen gähnte eine Lücke, ein Spalt, durch den er sich zwängen und den Kugeln entgehen konnte. Der Spalt war wie ein Loch. Clancy spürte in dieser Sekunde, daß sie jetzt alle drei, die von oben auf ihn feuerten, auf das Loch zielten.

      Mit einem Ruck warf er sich nach links und sprang jäh in die Höhe. Es war die letzte Chance, die ihm blieb. Das erkannte er im Bruchteil eines Augenblicks. Lief er durch den Spalt hinter die Felsen, hatte er drei Kugeln im Rücken. Darum sprang er, höher als jemals zuvor in seinem Leben. Der Felsen war fast anderthalb Schritt hoch. Einen winzigen Moment lang packte Clancy die Furcht, daß er diese Höhe nicht schaffen würde. Dann drehte er sich in der Luft.

      In der Luft lag plötzlich ein lauerndes Schweigen. Es verriet ihm, wie sehr sie darauf gewartet hatten, daß er durch das Loch fegte. In dieses Schweigen gellte ihr Schrei hinein.

      Sie hatten keine zwei Sekunden gewartet. Er konnte sich ihre Gesichter und die Gier in ihren Augen vorstellen, mit der sie auf das Loch gezielt hatten. Jetzt mußten sie ihre Gewehre herumreißen, und sie taten