Marina C. Watteck

Jetzt sag ich's


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als Antwort die sonore, unverwechselbare Stimme von Johannes Heesters: »Ja, bitte.«

      Mir fiel bei diesem Tonfall natürlich gleich das Herz in die Hose. Um Gottes willen, da drinnen stand mein Idol, der große Heesters! Ich wusste schon, dass er mitspielen würde, aber trotzdem war ich aufgeregt, dass ich den Mann, den ich so lange verehrt hatte, jetzt persönlich sehen und sogar mit ihm arbeiten würde – wenn alles klappte.

      Als ich eintrat, nickte er nur, nahm mich aber nicht wirklich wahr. Höflich begrüßte ich Robert Stolz, für den ich »Guter Mond, schau uns nicht zu« singen sollte. Ich war so nervös, dass ich völlig falsch und mit bebender, zittriger Stimme vorsang. Als ich einen Blick auf Johannes Heesters warf, sah ich, wie er verzweifelt die Augen rollte und den Kopf schüttelte, als wenn er sagen wollte: »Um Gottes willen – die doch nicht.«

      Das hat meinen Gesang und meine Verfassung jedenfalls nicht gerade verbessert.

      Robert Stolz merkte gleich, was los war und sagte: »Geh bitte hinaus, Jopie. Du machst sie nervös. Die Kleine wird das schon machen.« Kaum war er weg, hat es mit dem Vorsingen geklappt, und ich bekam die Rolle, obwohl Johannes Heesters sichtlich nicht beeindruckt war von mir. Wieder einmal!

      Es gab noch einige Besprechungen, bis alles unter Dach und Fach war, aber dann freute ich mich unbändig auf die Dreharbeiten.

      Damals spielte ich am legendären Bürgertheater, wo auch mein guter Freund und Bühnenpartner, der Schauspieler, Sänger und Regisseur Walter Müller, engagiert war, der Johannes Heesters kannte. Er erzählte ihm: »Weißt du, dass deine charmante Partnerin im Film meine Partnerin am Theater ist?« Darauf Johannes Heesters siegessicher: »Ich garantiere dir, in einer Woche gehört sie mir! Darauf wette ich mit dir um eine Kiste Champagner.« Walter Müller konterte: »Nein, die gewiss nicht!« – und ging siegessicher auf die Wette ein.

      Walter, der mich sehr mochte, wusste aber genauso gut, dass ich für Jopie schwärmte, und erzählte mir sofort brühwarm von der Wette. Ich war fassungslos! Ich als leichte Beute für den Heesters! Schnell fasste ich den Entschluss, ihn abblitzen zu lassen, und wenn er als mein großer Filmstar-Schwarm noch so charmant und zauberhaft sein würde.

      Es war ein offenes Geheimnis in der Branche, dass Heesters gern seine Partnerinnen verführte, und er hatte bei den meisten Damen leichtes Spiel. Es gab nur wenige Männer, die dermaßen charmant und attraktiv waren wie er.

      Nachdem mir selbst als großer Verehrerin von ihm Zweifel kamen, ob ich seinen Annäherungsversuchen standhaft widerstehen können würde – denn eigentlich habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht –, nahm ich meine Mutter als meine »Beschützerin« zu den Außenaufnahmen nach Bregenz mit. Wir bezogen vor Ort ein gemeinsames Zimmer, eigentlich war es ein kleines Appartement mit einer Kochgelegenheit.

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      Mit Johannes Heesters in dem Film »Junge Leute brauchen Liebe«, 1961

      Jopie wurde von seiner Tochter Nicole begleitet, die damals 14 Jahre alt war. Sie hatte wunderschöne Zöpfe, und er hat mich oft gebeten, ihr diese Zöpfe zu flechten, weil er selbst das nicht konnte. Das habe ich sehr gern gemacht. Heute ist Nicole Heesters mit über 80 Jahren immer noch eine schöne Frau und eine der meistgefeierten Theaterschauspielerinnen im deutschsprachigen Raum. Nach wie vor fühlen wir einander innerlich verbunden, wenn wir uns treffen.

      Überhaupt war seinerzeit anfangs der Umgang untereinander sehr kollegial und familiär mit Jopie, Nicole, meiner Mutter und mir, obwohl ich schon gemerkt habe, dass er mit mir auf etwas ganz anderes aus war. Einladungen seinerseits zu romantischen Abendessen umschiffte ich immer geschickt, beispielsweise, indem ich meine Mutter vorschob. »Die Mama kocht heute Abend, hast du Lust zu kommen?« Und er kam immer gern mit Nicole. Das war sehr gemütlich und schön. Ja, ich war immer noch in ihn verliebt, aber mein Stolz hat mir immer wieder gesagt: Nein! Ich bin kein Sachpreis für eine Wette!

      Eines Tages raunte er mir in einer Drehpause zu: »Du, in Bregenz geht am Abend ein Tanzschiff ab, das fährt die ganze Nacht den Bodensee entlang. Es gibt ein Lichterfest mit Musik am Schiff – wir können dort tanzen und eventuell auch übernachten …«

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      Ein Wiedersehen mit Nicole Heesters bei Jopies 105. Geburtstag, 2008

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