Ebrach im Steigerwald war im Grunde würzburgisch, wenngleich sie bis zu ihrer Aufhebung 1803 den Anspruch erhoben hatte, reichsunmittelbar zu sein. Betzenstein, Gräfenberg und Hiltpoltstein hatten zum Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg gezählt. Obendrein schloss Oberfranken zahlreiche Dörfer ein, die bis 1806 reichsritterlichen Familien untertan gewesen waren.
Eine Geschichte Oberfrankens bis ins frühe 19. Jh. muss also vom Nebeneinander des Fürstbistums Bamberg, des Markgraftums Brandenburg-Kulmbach und der ostfränkischen Reichsritterschaft erzählen.
Vielgesichtig wie in seinen historischen Wurzeln ist Oberfranken auch in naturräumlicher Hinsicht. Es umfasst Mittelgebirge wie Frankenwald und Fichtelgebirge, die einerseits aus landwirtschaftlicher Warte Ungunsträume darstellten, andererseits über Bodenschätze und ausgedehnte Wälder verfügten. Ihnen stehen die fruchtbaren Tallandschaften gegenüber, wie sie der Main und seine Quellflüsse sowie die Regnitz formten.
Die natürlichen Baustoffe ließen unterschiedliche Hauslandschaften entstehen: Holz dominierte in den Mittelgebirgsregionen, zunächst als Blockbau, später vor allem als Fachwerk. Die Außenwände waren – je näher das Haus bei den großen Schieferbrüchen des Frankenwalds stand, desto häufiger – mit dem „blauen Gold“ beschlagen. Als Werkstein diente im Umgriff des Maintals der Sandstein, bei repräsentativen Bauten in Form gleichmäßig behauener Sandsteinquader. Im Fichtelgebirge hingegen finden wir den Granit an Fenster- und Türgewänden.
Kirchlich war das einst von Bamberg und von Würzburg geprägte Gebiet katholisch, die einstigen Herrschaftsgebiete der Zollern sowie die Dörfer der Ritterschaft waren dagegen evangelisch. Jüdische Gemeinden bestanden in der Frühen Neuzeit vor allem unter niederadligem Schutz.
Das 1837 geformte Oberfranken erfuhr 1920 einen spürbaren Zuwachs, als aufgrund einer Volksabstimmung der Freistaat Coburg sich nicht dem neuen Land Thüringen, sondern Bayern anschloss. Dies bedeutete eine Neuorientierung, denn das Coburger Land hatte bis 1806 nicht zum Fränkischen, sondern zum Obersächsischen Reichskreis gehört, und es war in mancherlei Hinsicht mit anderen thüringischen Kleinstaaten verzahnt gewesen. Von Exklaven in den Haßbergen abgesehen, wurde das einstige Herzogtum, 562 km2 umfassend, zu Oberfranken hinzugefügt. Dessen Einwohnerzahl stieg dadurch um rund 75.000 auf etwa 750.000. Coburg jedoch, zwei Jahre zuvor noch die Hauptstadt eines deutschen Bundesstaates, war mit einem Mal bloß noch eine von zehn kreisfreien Städten in Oberfranken.
Bei der Gebietsreform von 1972, offenkundig von Süden her konzipiert, erlitt Oberfranken einen schmerzlichen Verlust: Der wirtschaftsstarke Raum um Höchstadt und Herzogenaurach fiel an Mittelfranken, ohne dass Oberfranken einen angemessenen Ausgleich erfahren hätte. Per Saldo büßte Oberfranken über 40.000 Einwohner und rund 300 km2 Fläche ein und war damit der Hauptverlierer der Reform.
Von den ersten Siedlern bis ins Hochmittelalter
Erste menschliche Spuren im heutigen Oberfranken stammen aus dem Mittelpaläolithikum. An verschiedenen Orten, beispielsweise oberhalb von Kösten im oberen Maintal und wenige Kilometer entfernt auf dem Schneyer Berg, wurden, teilweise schon an der Wende vom 19. zum 20. Jh., rund 70.000 bis 80.000 Jahre alte Faustkeile und Schaber gefunden, aber auch Artefakte aus dem Mesolithikum.
Als im Neolithikum Menschen sich dauerhaft niederließen und begannen, Ackerbau zu treiben, wählten sie Siedlungsorte mit leichten Böden, die mit hölzernen Werkzeugen zu bearbeiten waren. Manche dieser ersten „Dörfer“ lagen in der Nähe prägnanter Dolomitfelsen, die als Kultplätze dienten. Nur vereinzelt lassen sich Befestigungen durch umgebende Gräben nachweisen.
Unter den Siedlungen der Urnenfelderzeit, aus der zahlreiche Gräber erhalten sind, ragt die Heunischenburg bei Kronach heraus. Die dritte Anlage an diesem Platz, im 9. Jh. v. Chr. entstanden, gilt als älteste bekannte Steinbefestigung nördlich der Alpen. Da die Funde lediglich auf die Anwesenheit von Männern hinweisen, wird die Heunischenburg als Garnison gedeutet, die die Kupfer- und Zinntransporte aus Böhmen und dem Fichtelgebirge nach Westen sichern sollte.
Ebenfalls in der späten Bronzezeit entstanden größere, von einer Pfostenschlitzmauer umfangene Höhensiedlungen. Die bedeutendste unter ihnen dürfte in der Region die Ehrenbürg gewesen sein, ein Inselberg nahe Forchheim, nahe dem Zusammenfluss von Regnitz und Wiesent. Dieser Berg war seit dem 14. Jh. v. Chr. besiedelt und befestigt. Seine größte Bedeutung erlangte er in frühkeltischer Zeit, zwischen ungefähr 520 und 380 v. Chr. Rund 10.000 Kellergruben, die sich auf dem 36 Hektar großen Hochplateau nachweisen lassen, zeugen von einer dichten, stadtartigen Besiedlung. Aus derselben Epoche sind auch kleinere, befestigte Höhensiedlungen im Bereich der nördlichen Frankenalb nachgewiesen (Kasendorf, Staffelberg, Burggaillenreuth u. a.).
Die Ehrenbürg bei Forchheim, 2012
In spätkeltischer Zeit (2./1. Jh. v. Chr.) erscheint als dominante Siedlung das Oppidum auf dem Staffelberg, das seit langem mit dem von Ptolemäus erwähnten Menosgada identifiziert wird. Es gliederte sich in eine Oberstadt auf dem Hochplateau als Wohnsitz der Elite und eine Unterstadt und war insgesamt 49 ha groß. Zur Albhochfläche war es durch eine mächtige Pfostenschlitzmauer gesichert. Ein imposantes Stadttor auf halber Höhe zum Maintal wurde 2018/19 ergraben. Münzfunde deuten auf wirtschaftliche Beziehungen zu Böhmen, der Nordschweiz, Manching und Rom hin; zwei eiserne Münzstempel zeigen an, dass auf dem Staffelberg Geld geprägt wurde. Dieses Oppidum wurde einige Jahrzehnte vor Christi Geburt aufgegeben.
Dass ankommende Germanen die Kelten verdrängten, lässt sich in Altendorf im Regnitztal südlich von Bamberg beobachten, wo neben einer spätkeltischen eine germanische Siedlung entstand. Gröbere Keramik germanischer Provenienz wird neben Resten feinerer, keltischer Gefäße gefunden.
Keltische Gefäße aus einer Kellergrube auf dem Staffelberg, ergraben in den 1980er Jahren
Die vorgeschichtlichen Bodendenkmäler konzentrieren sich auf den Westen des Regierungsbezirks, auf das Main- und Regnitzgebiet sowie die Frankenalb. Der Frankenwald, das Fichtelgebirge und das Hofer Land sind vergleichsweise fundarm und waren offenbar eher dünn besiedelt, in manchen Landstrichen womöglich bis ins hohe Mittelalter hinein.
Ab dem späten 4. Jh. n. Chr. drangen verschiedene germanische Völker ins heutige Oberfranken vor. Unter den wenigen Befestigungen der Spätantike zeichnet sich die Wehranlage auf dem Reisberg bei Scheßlitz am Westrand der Frankenalb aus. In ihrem Areal wurden ansehnlicher Schmuck und Geräte gefunden. Nach einigen Jahrzehnten wurde die Anlage gewaltsam zerstört.
Im Frankenreich
Seit dem 6. Jh. wurde der Westen des heutigen Oberfranken dem Frankenreich einverleibt. Die merowingischen Könige errichteten Königshöfe in Forchheim und Hallstadt. Sie lagen noch im frühen 9. Jh. an der Ostgrenze des Frankenreichs.
Als 741 der fränkische Hausmeier Karlmann das entstehende Bistum Würzburg mit Besitz ausstattete, übereignete er ihm den Zehnten von 26 königlichen Gütern, darunter der Königshof Halazestat (Hallstadt). Archäologische Befunde deuten darauf hin, dass ein Friedhof in Hallstadt spätestens seit dem frühen 6. Jh. bestand. Der Ort lag an einer Fernstraße von Erfurt nach Regensburg, und auch Ost-West-Verbindungen werden ihn wohl berührt haben. So gewann der Königshof über seine administrative Funktion hinaus gewiss Bedeutung als Handelsplatz.
Forchheim, ab 805 genannt, war bereits um die Mitte des 9. Jhs. Stätte von Hoftagen. 900 und 911 fand die Wahl des römischen Königs in der Pfalz an der Regnitz statt.
Zur Zeit Kaiser Karls des Großen (reg. 768–814) sind neben dem Königtum auch Große des Reichs bis aus dem Neckarraum nachgewiesen, die an der äußersten Ostgrenze