als „Haupt der Welt“.
Heinrich und Kunigunde mit dem Modell des Bamberger Doms. – Abbildung aus dem Bamberger Heiltumsbuch (illustriertes Verzeichnis der Reliquien im Dom) von 1509
Bamberger Dom, Blick zum Ostchor; im Vordergrund das Kaisergrab, 1903
Die neue Diözese entstand gegen den erbitterten Widerstand des Würzburger Oberhirten, der den Osten seines Bistums abgeben musste. Deshalb trat die Würzburger Kirche nur so viel ihres geistlichen Bezirks ab wie nötig. Bamberg lag daher nicht im Zentrum, sondern am äußersten Rand der neuen Diözese. Eine der beiden großen Stadtpfarreien, die Obere Pfarre zu Bamberg, die sich bis ins Aurachtal erstreckte, grenzte an das Bistum Würzburg. Ein erheblicher Teil des westlichen Oberfranken gehörte bis ins frühe 19. Jh. zum geistlichen Sprengel des Würzburger Bischofs. Dies gilt namentlich für die Orte rechts des oberen Mains.
Um die Diözese Bamberg nach Süden auszudehnen, wartete Heinrich II. den Tod des mit ihm verwandten Eichstätter Bischofs Megingaud († 1015) ab und bewegte erst dessen Nachfolger Gundekar († 1019), den Raum zwischen Schwabach und Pegnitz an Bamberg abzutreten. Damals kam der Landstrich um Nürnberg und Fürth zum geistlichen Sprengel von Bamberg. Die ausgedehnte Pfarrei Rekkenze (Hof a. d. Saale) wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt, offenbar im 11. oder 12. Jh., Teil des Bistums Bamberg, während sie zuvor wohl zur Diözese Zeitz, später Naumburg, gehört hatte.
Die frühe territoriale Entwicklung des Hochstifts Bamberg
Der Besitz, den der kaiserliche Gründer dem Bamberger Bischof übertragen hatte, lag keineswegs nur in Franken; vielmehr erstreckte er sich weit nach Süden. Die Alte Kapelle beim Herzogshof in Regensburg war beispielsweise bambergisch. Zur ursprünglichen Ausstattung Bambergs zählten Güter in der Nähe wichtiger Alpenpässe; diesen Besitz konnten die Bischöfe nach und nach erweitern, ohne aber ein geschlossenes Territorium zu bilden. Der Schwerpunkt ihres Einflussgebiets im Alpenraum lag nördlich und nordöstlich der Karawanken, vor allem in den Tälern von Drau und Lavant. Insgesamt 22 Ämter umfasste im Spätmittelalter der bambergische Besitz, der sich auf Kärnten, Ober- und Niederösterreich sowie die heutige italienische Provinz Udine verteilte. Den Zentralort der Kärntner Besitzungen bildete Wolfsberg; wichtig waren Villach, Griffen, St. Leonhard und Feldkirchen.
Hingegen fiel den Bischöfen die herrschaftliche Expansion nördlich und östlich ihrer Stadt nicht leicht, denn am Obermain und auf der Frankenalb dominierten die Erben der Schweinfurter und verhinderten zunächst eine territoriale Ausdehnung der Bamberger Kirche. Als 1059 die Grafen von Schweinfurt im Mannesstamm ausstarben, wurde der reiche Besitz unter die Witwe und vier Töchter des Grafen Otto aufgeteilt. Ihm, dem letzten männlichen Vertreter des Geschlechts, war 1048 noch der Aufstieg zum Herzog von Schwaben gelungen.
Alberada, eine Tochter Ottos von Schweinfurt, erbte das Land zwischen Main und Itz mit der Hauptburg Banz. Sie schenkte schon bald einen Teil ihres Besitzes der Bamberger Kirche. Das Benediktinerkloster, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Hermann von Habsberg-Kastl, um 1070 in diese Burg stiftete, übertrug sie, obwohl der Ort in der Diözese Würzburg lag, dem Bamberger Bischof als Eigenkloster. Bamberg fasste damit endgültig im Obermainbogen Fuß.
Bischof Otto I. von Bamberg
Der von 1102 bis zu seinem Tod 1139 an der Spitze seiner Diözese stehende Bischof Otto I. von Bamberg war eine herausragende, weit über die Bistumsgrenzen hinaus tätige Stiftergestalt. Er war Gründer bzw. Mitgründer der Benediktinerklöster Arnoldstein in Kärnten, Aura a. d. Saale, Prüfening bei Regensburg, Michelfeld, Ensdorf a. d. Vils, Biburg bei Kelheim, der Augustinerchorherrenstifte Aldersbach und Windberg, des Prämonstratenserklosters Veßra sowie der Zisterzienserabtei Heilsbronn. Die meisten dieser Klöster dienten als Stützpunkte der weltlichen Macht Bambergs. Otto zog zweimal nach Pommern (1124/25 und 1128) und verbreitete dort das Christentum. Der „Apostel der Pommern“ wurde 1189 als einziger Bamberger Bischof heiliggesprochen.
Von Kaiser Heinrich V. (reg. 1106–1125) ließ sich Bischof Otto I. von Bamberg 1122 den Besitzkomplex Kronach übertragen, der von den Schweinfurtern an das böhmische Herrschergeschlecht der Přemysliden und von diesen an das salische Herrscherhaus übergegangen war. Alsbald errichtete der Bischof bei Kronach eine Befestigung, wohl die Keimzelle der späteren Festung Rosenberg.
Einen weiteren bambergischen Stützpunkt bildete die Zisterzienserabtei Langheim, die 1132/33 links des oberen Mains von Ministerialen gegründet wurde. Hinter dieser Gründung stand Bischof Otto I. Das Kloster sollte die fürstbischöfliche Herrschaft in diesem Raum festigen, geriet jedoch bald unter den Einfluss einer weltlichen Familie: der Grafen von Andechs.
Der Aufstieg der Andechs-Meranier
Wohl durch eine Ehe mit Sophie aus der Familie der Grafen von Weimar hatte im frühen 12. Jh. Graf Berthold von Andechs im heutigen Oberfranken Fuß gefasst. Seine Frau scheint Besitz im Raum Coburg als Mitgift in die Ehe gebracht zu haben.
Berthold entstammte einer Familie, die bereits um die Jahrtausendwende mit einflussreichen Geschlechtern versippt war. Der am frühesten nachweisbare Besitz der Familie lag um Wasserburg am Inn, auch in Tirol. Kurz nach Mitte des 11. Jhs. benannte sich eine Linie nach der Burg in Dießen am Ammersee, später nach der nahen Burg Andechs. Durch eine zweite Ehe mit der Tochter eines Grafen von Vornbach, dessen Machtzentrum an Inn und Ilz lag, erlangte Berthold offenbar Besitz in Burgkunstadt und Kulmbach. Jedenfalls nannte er sich ab 1135 comes de Plassenperch nach der Plassenburg ob Kulmbach.
Sein Sohn Poppo († 1148) erweiterte die Macht in Ostfranken, indem er die Erbtochter des Grafen Reginboto von Giech heiratete. Er erwarb dadurch Besitz im Obermainbogen und auf der nördlichen Frankenalb, der aus dem schweinfurtischen Erbe stammte. Der andechsische Machtbereich blockierte nunmehr eine weltliche Expansion der Bamberger Kirche im Osten und Nordosten.
Poppos Bruder und Erbe, Graf Berthold III. († 1188), beerbte die Wolfratshausener Linie seines Geschlechts und stieg überdies zum Markgrafen von Istrien auf, offenbar in der Nachfolge seines Großvaters, des Grafen von Weimar. Wenig später, 1180, als die Wittelsbacher die bayerische Herzogswürde erlangten, erhob Kaiser Friedrich Barbarossa Bertholds gleichnamigen Sohn zum Herzog von Meranien. Es mag Barbarossa darum zu tun gewesen sein, die Gleichrangigkeit der beiden mächtigsten bayerischen Familien zu verdeutlichen.
Die Heiraten der Töchter von Herzog Berthold IV. († 1204) hatten europäische Dimension: Der König von Frankreich, der König von Ungarn, der Herzog von Schlesien waren seine Schwiegersöhne. Zwar waren die andechs-meranischen Töchter womöglich Instrumente kaiserlicher Bündnis-, sprich: Heiratspolitik, doch spiegelten die Verbindungen jedenfalls deutlich den Rang- und Machtzuwachs der Andechs-Meranier.
Auch in der Reichskirche gewann die Familie an Gewicht. Der Bruder Bertholds III., Otto († 1196), wurde erst Bischof von Brixen, 1177 dann Bamberger Oberhirte. In der Folge besetzten – von einer kurzen Pause abgesehen – bis 1242 Andechser den Bamberger Bischofsstuhl. Dies bedeutete einen Einflussgewinn im östlichen Franken, denn das jahrzehntelange Gegeneinander der Bamberger Kirche einer- und der Andechser andererseits wich schlagartig einem engen Miteinander – und Profiteur war hierbei die Familie.
Ein Sohn Herzog Bertholds wurde durch den Einfluss seiner Schwester, der ungarischen Königin, Erzbischof von Kalocsa in Südungarn, später Patriarch von Aquileia. Das Geschlecht hatte zu Lebzeiten des letzten Herzogs sogar eine notable Heilige vorzuweisen, denn Elisabeth von Thüringen († 1231), vier Jahre nach ihrem Tod kanonisiert, entstammte mütterlicherseits dem Haus Andechs-Meranien.