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Einstreutechnik zur Entlastung von Schuld und Scham kann z. B. folgende Formulierung verwendet werden:

      »… und ist es nicht so, manchmal gibt es schicksalhafte Verknüpfungen … und Kinder sind nicht verantwortlich für das Glück ihrer Eltern … auch wenn es in einem bestimmten Alter ganz natürlich ist, dass Kinder auf eine solche Art denken … und heute können Sie …«

      Als Einstreutechnik zur Entlastung des Patienten durch ein Erklärungsmodell kann z. B. folgende Formulierung verwendet werden:

      »… und wir wissen heute, dass auch eine genetische Verankerung eine Rolle spielt … und das kann entlastend sein … Sie können das als eine Spielart des menschlichen Wesens sehen, mit der Sie umzugehen lernen können und eine Möglichkeit finden, die es Ihnen leichter macht …«

      2.4.4 Achtsamkeit

      Die Ähnlichkeit und Überschneidungen von Achtsamkeitsmeditationen und Hypnose sind vielfältig und augenfällig. Beide Methoden bedienen sich der Fokussierung der Aufmerksamkeit – häufig über die körperliche Wahrnehmung ähnlich wie auch bei bestimmten Entspannungsmethoden. Was Hypnotherapie von Achtsamkeit deutlich unterscheidet ist, dass erstere Veränderung zum Ziel hat, dass sie den Patienten aus dem gegenwärtigen Erleben in die Vergangenheit (Regression) und in die Zukunft (Progression) führt. Dagegen ist es ein Prinzip der Achtsamkeit, das gegenwärtige Erleben zu fokussieren und nichts zu verändern, sondern alles so zu akzeptieren, wie es ist. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Anstreben vollkommener Bewusstheit in der Achtsamkeit, während in der Hypnose die Möglichkeit besteht, durch Dissoziation und sogar Amnesie belastende Reize und Erinnerungen aus dem Bewusstsein fern zu halten. Auch spielt das Übertragung- und Gegenübertragungs-Geschehen in der Achtsamkeitsmeditation keine Rolle, während die Hypnotherapie die Interaktionsdynamik zwischen Therapeut und Patient nutzt, um die kindliche Lernhaltung zu fördern. In der Achtsamkeit dagegen bleibt der Patient erwachsen.

      Achtsamkeit ist wie jede andere Meditation als Selbstanwendungsmethode gedacht. Hypnose dagegen profitiert von einer kompetenten Anleitung durch einen speziell geschulten Therapeuten – auch wenn Selbsthypnose eine wichtige Transferfunktion in den Alltag darstellt. Man kann nicht darüber hinwegsehen, dass Achtsamkeit, obwohl sie wie die Hypnose eine heilsame Bewusstseinstechnik ist, leichter angenommen wird, da sie keine Befürchtungen auslöst, einfacher strukturiert ist und in der Selbstanwendung alltagstauglicher ist als Hypnose.

      2.4.5 Systemische Therapie

      Hypnotherapie hat systemische Charakteristika, wenn man die kognitiv-emotionale Verarbeitung und das Verhalten des Patienten als System mit unterschiedlichen inneren Anteilen versteht, wie etwa Richard Schwartz’ Ansatz der inneren Familie (Schwartz 1997) oder Gunther Schmidts Arbeiten zur hypnosystemische Therapie (Schmidt 1985). Unter Interventionen, die systemische Eigenschaften nutzen, fallen die strategischen Aspekte z. B. der Konfusionstechnik als »Destabilisierung« des kognitiven Systems. Auch die Verwendung von Humor und Überraschung dient der Destabilisierung des emotionalen Systems ebenso wie die Provokation von Widerstand gegen eine vorgetäuschte Negation therapeutischen Fortschritts. Auch minimale strategische Veränderungen im Verhalten, indem zunächst nur ein Teil verändert wird und der Rest sich als Folge umorganisiert, gehören zum Repertoire der an Erickson orientierten Hypnotherapie.

      2.5.1 Funktionen von Metaphern

      Geschichten, Metaphern, Gleichnisse, Märchen, Mythen, Parabeln und Fabeln sind immer in allen Kulturen verwendet worden, um Erfahrungen weiterzureichen, Identität zu schaffen, Veränderungs- und Übergangsprozesse zu fördern und Einfluss auszuüben. Sie werden erzählt, um zu unterhalten und um direkte oder auch indirekte Mitteilungen zu machen. Durch Geschichten und Metaphern Einfluss auf menschliches Verhalten zu nehmen, hat eine lange Tradition. Die historischen Beispiele reichen von Platos »Höhlengleichnis« bis zu den Gleichnissen Jesu und Buddhas. Auch die Erzählungen Homers, die Fabeln Äsops oder Lafontaines enthalten Belehrungen über Lebensphilosophie und moralisch richtiges Handeln. Jeder kennt aus seiner Kindheit Märchen, in denen böses Verhalten bestraft und gutes belohnt wird. Und schließlich kann man die Märchensammlung von 1001 Nacht, die etwa um 800 nach Christus entstand, als erste dokumentierte Therapie mittels Erzählungen betrachten.

      Der Pionier der modernen Hypnose, Milton H. Erickson, gilt als Meister der Verwendung von Geschichten zu therapeutischen Zwecken. Er hielt die indirekte Kommunikation in manchen Fällen der traditionellen Hypnose mit ihren direkten Suggestionen für überlegen. Es ließ sich auch empirisch nachweisen, dass dies z. B. für die Bewältigung chronischer Schmerzen zutrifft (Hoppe 1983). Die indirekte, eher permissive Hypnosetechnik hat dem therapeutischen Spektrum neue Behandlungsvarianten hinzugefügt. Im Sinne eines kooperativen Unterfangens von Therapeut und Patient können indirekte und metaphorische Suggestionen sogar angemessener erscheinen als der alltagssprachliche Diskurs, da es dem Zuhörer die Rechtfertigung der Ablehnung erspart und ihm die Freiheit der Interpretation überlässt.

      Geschichten lassen sich zu therapeutischen Zwecken in allen Therapiephasen einsetzen. Außerdem weisen das Hypnotisieren und das Erzählen von Geschichten formale Ähnlichkeiten auf. Es gibt jeweils einen aktiven Erzähler bzw. Hypnotiseur und einen passiv-rezipierenden Zuhörer. Der Geschichtenerzähler kann dabei, wie ein Hypnotiseur, auf minimale nonverbale Rückmeldungen achten und dementsprechend den Ablauf der Geschichte modifizieren.

      Eine Zusammenstellung verschiedener therapeutischer Geschichten und Metaphern findet sich in den Onlinematerialien.

      Die Funktionen von Metaphern sind vielseitig. Sie können einerseits der Distanzierung von einer festgefahrenen Situation dienen, regen andererseits Erinnerungen, neue Assoziationen an und lösen innere Bilder aus. Im Einzelnen ergeben sich folgende Anwendungen:

      1. Rapport (durch Aufgreifen von Metaphern und Sprachfiguren des Patienten)

      2. Bindung der Aufmerksamkeit durch affektiv geladene Geschichten wie Witze

      3. Beiläufigkeit, denn es geht in der Metapher scheinbar nicht um den Patienten

      4. Widerstand umgehen, denn Geschichten handeln nicht vom Patienten selbst

      5. Konfusion durch Rätsel, Witze

      6. Trägermaterial für Einstreuungen (siehe Ericksons Fall »Tomaten-Joe« in Haley 1978)

      7. Auslösen von Suchprozessen (»Die drei Türen«, siehe Onlinematerialien, Metapher 31)

      8. Stimulation von Umstrukturierungen durch unerwartete Wendungen in der Geschichte

      9. Informationsgewinnung, wenn eine bestimmte in eine Metapher verpackte Information angenommen wird

      10. Informationsvermittlung

      − über psychologische Prozesse (Der Einbeinige, siehe Onlinematerialien, Metapher 32)

      − um physiologische Prozesse auszulösen (Organbeschreibung: Blutstillung als Stausee)

      − zur Vermittlung allgemeingültiger Moral und ethischer Werte (Fabeln)

      − zur Ich-Stärkung, zum Abbau von Hilflosigkeit (»Steinpalme«, siehe Onlinematerialien, Metapher 33)

      − um Zukunft zu bahnen (»Raupen-Metamorphose«, siehe Onlinematerialien, Metapher 34)

      − um Hausaufgaben vorzubereiten (»Das Portrait des Vogels«, siehe Onlinematerialien, Metapher 35)

      2.5.2 Theorie der Metapher

      Der linguistischen Theorie (Kurtz 1997) nach beruht die kommunikative Wirkung einer Metapher auf einer Interaktion des Inhalts des Themas des Patienten mit dem Inhalt der Metapher, wobei die Metapher wie ein Katalysator in einer chemischen Reaktion erhalten bleibt, aber die Semantik des Themas sich ändert. Der gebahnte Bereich im assoziativen Netzwerk zu einem Thema scheint sich durch die Ausschmückung mit Metaphern sprunghaft zu erweitern, da die verbale Repräsentation