Christine Woydt

SAINT GERMAIN. Die Meisterschaft des Seins


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haben Menschen auf Erleuchtungserlebnisse hingearbeitet. Sie sind zum Beispiel ins Kloster gegangen und haben dort jahrelang meditiert. Sie haben zum Beispiel einen Guru aufgesucht, um von ihm spirituelle Techniken zu erlernen. So konnten sie im Laufe eines langen Lebens eine Erfahrung der Erleuchtung generieren. In der heutigen Zeit ist es möglich, dass du die wesentlichen Erleuchtungen wirklich verkörpern und in deiner Präsenz tragen kannst. Wenn du weißt, woher deine Seele kommt und wohin sie geht, dann verkörperst du eine wesentliche Voraussetzung der Meisterschaft. Selbst dein Körper kann wissen, wie es auf der anderen Seite aussieht, wo deine Seele nach dem Tod existiert. Selbst dein Körper kann wissen, dass du in wenigen Sekunden zuhause sein kannst. Aus unserer Sicht ist das Leben auf der Erde nur der Flügelschlag eines Schmetterlings. Tief innerlich weißt du, dass du jederzeit auf die andere Seite wechseln kannst, dass du frei bist, zu kommen und zu gehen. Dadurch fühlst du dich nicht mehr in deinem Körper und im Leben gefangen. Daher weißt du auch, was im Leben wirklich von Bedeutung ist und was nicht. Du kennst die echten Prioritäten, weil du mit deiner Seele verbunden bist. Dieses Wissen strahlt aus und kann auf andere abfärben.

      Viele Menschen rennen Illusionen hinterher, wie sie ein glückliches Leben führen können. In der heutigen Zeit sind die Menschen in Mitteleuropa meistens keine Sklaven, Zwangsarbeiter oder Moorsoldaten mehr, aber sie bleiben in anderen Zwängen gefangen, nämlich in Glaubenssätzen und Ideologien. Die meisten Menschen haben zum Beispiel sehr feste Vorstellungen, wie sich Frauen oder Männer zu kleiden haben. Du darfst dir erlauben, mit strengen kulturellen Vorschriften zu spielen. Der Meister spielt mit allen Regeln und Gesetzen seiner Kultur. In dieser Beziehung darfst du dir Ausreißer erlauben und angepasstes Wohlverhalten aufgeben.

      Im Zusammenleben mit den Menschen generiert der Aufgestiegene Meister oft einen starken Aspekt des Hippies, Freaks, Clowns oder Schauspielers. Du darfst deiner Fantasie Raum geben, auf der Straße, beim Einkaufen, in deinem Alltag aus den Mustern des Wohlverhaltens auszuscheren – und es darf Spaß machen. Du bist im Sicheren Raum, wenn du es wählst, exzentrisch individuell zu leben. Es kann dir nichts passieren, sondern du eröffnest eine neue Dimension des Selbstausdrucks. Du darfst deiner Erleuchtung Raum geben, wie du dich stylen und präsentieren kannst, um deiner Meisterschaft Ausdruck zu verleihen. Wie möchtest du auftreten, um deiner Meisterschaft eine Gestalt zu geben? Diese Frage kannst du in der nächsten Zeit immer wieder in deine Meditationen mitnehmen und neue Antworten aus deinem Inneren aufsteigen lassen. Du darfst deiner ganz persönlichen Erleuchtung vertrauen. Ich möchte dich auch noch einmal daran erinnern, dass es das Beste ist, dich immer auf die erste Eingebung zu verlassen. Außerdem kannst du darauf bauen, dass das Leben selbst dir durch deine Erfahrungen alle echten Fragen beantworten wird. Auch die Antworten des Lebens nenne ich Erleuchtung.

      Woher kommen die inneren Erleuchtungen des Meisters? Manchmal beantworten dir sogar deine Seelenaspekte aus früheren Leben deine Fragen. Das ist auch in Ordnung, denn sie haben oft ein tiefes Wissen auf einem speziellen Gebiet. Manchmal beantwortet deine Seele deine Fragen. Die Seele ist sozusagen die höhere Ebene deines menschlichen Seins in diesem Leben. Oft kommen aber die inneren Erleuchtungen aus der Quelle deiner Vollkommenheit, aus der Quelle deiner Göttlichkeit. Wenn das Leben dir deine Fragen beantwortet, dann kommen die Antworten natürlich auch aus der Quelle der Göttlichkeit eines anderen Menschen, der mit dir kommuniziert. Antworten begegnen dir natürlich auch in einer Fernsehsendung oder einem Zeitungsartikel. Jedenfalls speist sich die Gestaltung deines Lebens zunehmend aus der Quelle deiner Göttlichkeit. Deine Erleuchtungserfahrungen tragen dazu bei, deinen Seelenweg zu vollenden. Du suchst nichts mehr, sondern du wendest dich vollkommen deiner inneren Quelle zu. Du verkörperst die Erleuchtung in jedem Moment des Jetzt.

      Erleuchtung hat viel gemeinsam mit Sex. Man kann darüber nicht reden, man kann darüber nicht referieren. Man kann es eigentlich nur lebendig erfahren. Du kannst dir in jedem Moment ein Ereignis der Erleuchtung erlauben. Du kannst einfach eine Frage in den Raum stellen und im gleichen Moment die Antwort hereinkommen lassen.

      Ich möchte dir an dieser Stelle eine kleine Geschichte erzählen. Den Helden der Geschichte nenne ich Max.

       Geschichte »Die Insel«

      Max mochte es, mit seinem Boot aufs Meer hinauszufahren. Er liebte es, Grenzen zu überschreiten. Wenn es ihn überkam, setzte er sich einfach in sein Boot und fuhr auf das weite Meer hinaus – und er fuhr und fuhr und fuhr, sogar mehrere Tage. Die Sonne schien. Dann regnete es. In der Nacht leuchteten die Sterne und der Mond. Max saß in seinem Boot und genoss die Fahrt.

      Was kann passieren, wenn man in einem Boot sitzt? Es kommt ein mächtiger Sturm und das Boot kippt um. So geschah es nun auch mit Max. Ein Sturm kam auf, große Wellen peitschten gegen das Boot, das Boot kenterte und Max lag im Wasser.

      Er begann zu schwimmen und irgendwann, oh Wunder, landete er an einem unbekannten Strand. Dort fand er sich wieder, vollkommen erschöpft von dem Kampf gegen das Meer. Regungslos lag er am Strand.

      Als er wieder zu sich kam, fühlte er nichts weiter als Dankbarkeit. Er bedankte sich bei den Wellen und dem Wind, dass er den weiten Weg über das Meer überlebt hatte und an diesem Strand gelandet war. Er fragte nicht: »Warum kam der Sturm? Warum kamen die Wellen?« Er sagte einfach Danke dafür, dass er jetzt da angekommen war, wo er war.

      Als er sich lange genug ausgeruht hatte und die Sonne am Himmel höher gestiegen war, spürte er, dass die Zeit gekommen war, weiter zu gehen. Er sprach es aus: »So, jetzt ist es Zeit.« Er stand auf und wanderte ein Stück weit am Strand entlang, über die Felsen, über die Berge, durch die Wälder, über die Wiesen. Er wanderte ein Stück weit ins Landesinnere hinein. So ging er und ging und setzte einfach einen Fuß vor den anderen und ging immer weiter. Er lief Schritt für Schritt weiter. Er hörte das Zwitschern exotischer Vögel, die er noch nicht kannte. Er sah das Sonnenlicht durch das schimmernde Grün der Blätter scheinen. Er fühlte eine warme Brise auf seiner Haut. Manchmal fühlte er einen Stein oder einen Ast unter seiner Fußsohle. Er schaute auf den Weg und ging achtsam Schritt für Schritt und Schritt für Schritt weiter.

      Auf einmal öffnete sich der Wald, die Bäume wurden lichter und er sah, dass eine Quelle zwischen den Felsen hervorsprudelte. In diesem Moment fühlte er, wie durstig er war, und begann zu trinken. Nachdem er getrunken hatte, sagte er innerlich wieder Danke. Er bedankte sich dafür, dass im richtigen Moment die Quelle erschienen war, an der er sich ergötzen konnte. Dann ging er weiter. Er war erfrischt von dem klaren Wasser der Quelle und seine Schritte wurden schneller.

      Als er ein Stück weit gegangen war, betrat er wieder den schattigen Wald. Er folgte einfach seinen Füßen und ging seinen Weg. Plötzlich stand er vor einem Busch mit süßen Früchten, an denen er sich erfrischen konnte. Wieder sagte er einfach Danke. Er fühlte mit Dankbarkeit die neue Kraft, die die Nahrung ihm geschenkt hatte. Außerdem sagte er sich: »In dem Moment, als ich Hunger bekommen habe, waren die Früchte schon da.« Dann ging er weiter.

      Als die Sonne unterging, stand er auf einmal vor einer Höhle. Er betrat die Höhle und erkundete sie.

      Erfreut sagte er sich: »Jetzt wird es Abend und ich habe einen Schlafplatz gefunden!« Wieder bedankte er sich für den Platz, an dem er sein Haupt niederlegen konnte.

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      Du kannst dir vorstellen, wie diese Geschichte von Max endlos weiter gehen kann. Du kannst dir ähnliche Geschichten ausdenken, die in deiner Welt und in deinem Leben spielen.

      Wenn du den Zustand der Erleuchtung verkörperst, dann weißt du, dass die Welt ein vollkommener Ort ist. Wenn du im Zustand der Erleuchtung bist, dann verkörperst du Fülle und Vollendung. Dann weißt du, dass die Antwort erscheint, bevor du die Frage überhaupt gestellt hast. Bevor du überhaupt einen Mangel wahrgenommen hast, ist alles, was du brauchst, schon da.

      Ich möchte dir noch einen Tipp geben, wie es dir gelingen kann, die Mauer, die dein Alltagbewusstseins umschließt, zu überwinden: Du musst dich öffnen, die Vollendung des Daseins zu sehen. Du musst dich öffnen zu sehen, dass alles vollkommen ist. Du bist erleuchtet,