Christine Woydt

SAINT GERMAIN. Die Meisterschaft des Seins


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sich nicht auf die eine oder andere Seite geschlagen. Er hat sich wahrlich in den Status der Neutralität begeben und er hat ihn ausgehalten. Er hat sich nicht in die Dramen des Täters oder des Opfers hereinziehen lassen. Er hätte mit in den Krieg ziehen und versuchen können zu siegen. Aber er hat seinen Status der Neutralität bewahrt und ausgebaut. Du darfst dich immer wieder an das Rote Kreuz erinnern, wenn du beobachtest, wie die Menschen das karmische Spiel von Geben und Nehmen, von Sieg und Niederlage, von Täter und Opfer ausagieren. Dann darfst du dich immer wieder auf deine Position der Neutralität besinnen und sie ausagieren.

      Neutralität ist der Schlüssel zur Meisterschaft. Du begibst dich in die Neutralität, indem du aus den Bewertungen aussteigst. Es kommt dir manchmal so vor, als wäre eine Seite besser als die andere. Aber wenn du ehrlich bist und wenn du dein Bewusstsein erweiterst, ist es meistens gar nicht so eindeutig, wie es erscheint. Das Leben ist ein dynamisches Spiel und in diesem Spiel vollzieht sich auch immer wieder ein Ausgleich. Die Menschen pendeln ständig zwischen Täter und Opfer hin und her. Das einzige Gesetz, das das karmische Schicksalsrad beherrscht, ist das Gesetz des Ausgleichs.

      Wenn der Täter erkennt, dass er eine Schuld trägt, sagt er: »Es tut mir leid, bitte verzeihe mir.« Er bittet in Gedanken das geschädigte Gegenüber um Verzeihung. Damit lösen sich die Täteraspekte auf. In manchen Fällen ist es sinnvoll, mit seinem Opfer direkt zu sprechen, aber oft lässt sich das gar nicht realisieren. Dann wirkt die Kommunikation von Seele zu Seele im inneren Dialog genauso. Du solltest nicht davor zurückschrecken, das etwas altmodische Wort Schuld zu verwenden. Deine Seele ist einverstanden, ihrer Schuld ins Auge zu schauen. Wenn es dir schwerfällt, das Wort Schuld in den Mund zu nehmen, kannst du auch von Reue sprechen. Vor deinem inneren Auge solltest du einmal alles erscheinen lassen, was du in diesem Leben bereust. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in der nächsten Zeit in deinem Bewusstsein einiges auftaucht, was du bereust, selbst wenn du es bisher verdrängt hast. Jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal etwas getan, das er im Nachhinein ändern würde, wenn er es könnte. Es gab in deinem Leben sicher einige Gelegenheiten, bei denen du etwas falsch gemacht hast, das besser nicht geschehen wäre. Es gibt aber auch verpasste Gelegenheiten. Du bereust dann, dass du etwas nicht zur rechten Zeit getan hast.

      Der Meister integriert seine Täter- und Opfer-Anteile und stellt sich allen Aspekten von Schuld und Ohnmacht. Was die Schuld angeht, braucht er nichts anderes zu tun, als innerlich zu sagen: »Es tut mir leid, bitte verzeihe mir.« Wenn dieser heilsame Lösungssatz von Herzen kommt, wird alles ausgelöscht. Dieser Satz gehört übrigens auch zur traditionellen hawaiianischen Methode der Streitschlichtung, dem Ho’oponopono, die sich immer noch als sehr wirkungsvoll erweist. In der religiösen Tradition des Westens spricht man von Vergebung. Viele Menschen wissen bereits, dass Vergebung etwas bewegt. Anders als in den hierarchisch strukturierten religiösen Institutionen gepredigt, weiß der Meister allerdings, dass er sich nur selbst vergeben kann. Der Meister kann die Vergebung nicht an eine religiöse Autorität delegieren. Selbst wenn das geschädigte Gegenüber seine Entschuldigung akzeptieren würde, müsste er sich noch selbst vergeben.

      Du darfst noch einmal stellvertretend für alle Täteraspekte deiner Selbst sagen: »Es tut mir leid, bitte verzeihe mir.« Damit entlässt du aus jeder Zelle deines Körpers die Schuld und die Verstrickung mit deinen eigenen Täteraspekten. Es ist gar nicht nötig, umfassendes Wissen über die Täteraspekte aus vielen, vielen Leben des irdischen Spiels in dein Bewusstsein zu lassen. Deiner Seele sind deine Schulden sowieso ebenso vertraut wie deine Verdienste. Du kannst sogar von Zeit zu Zeit deine Seele um Vergebung bitten, dass du dich in Illusionen verstrickt und von den Beschränkungen des irdischen Daseins in Beschlag hast nehmen lassen, dass du dich sozusagen selbst ins Gefängnis begeben und den Schlüssel verloren hast.

      Wenn der Meister den Opferstatus beenden möchte, dann sagt er: »Stopp! Es ist genug!« Du darfst das auch innerlich zu dir selbst sagen. Du sagst es zu deiner Seele, aber in erster Linie zu deinem menschlichen Ich. Du kannst dir bildlich ein Stopp-Schild vor Augen führen und in etwa Folgendes sagen: »Stopp! Es ist genug! Bis hierher und nicht weiter! In meinem Raum passiert so etwas nicht mehr! Ich bin im Sicheren Raum!« Du kannst dich damit entscheiden, weder Täter noch Opfer zu sein. Für dich können die Worte »Stopp! Es ist genug!« magische Worte werden. Du setzt sie immer dann ein, wenn du dich überwältigt fühlst. Du eröffnest mit diesen Worten deine eigene Dimension und stellst dich in deine eigene Dimension hinein. In deiner Dimension wirken die ziehenden, wühlenden, grabenden Energien von Täter und Opfer nicht mehr. In deiner Dimension herrscht Frieden.

      Immer wenn du von dir selbst enttäuscht bist, dir vorhältst, was du noch nicht erreicht hast, was du noch nicht leben kannst, wo, wenn du ehrlich mit dir selbst bist, dein Bewusstsein noch Begrenzungen aufweist, dann kannst du die magischen Worte benutzen, die das Täter- oder Opferdasein beenden. Manchmal passt der eine Satz besser, manchmal der andere. Manchmal gibst du dir selbst die Schuld, übernimmst Verantwortung und vergibst dir selbst, dass du immer wieder in alten Mustern hängen geblieben bist und noch nicht weitergehen konntest. Oder du beendest dein Opferdasein, indem du dich davon verabschiedest.

      Wenn du aus dem karmischen Schicksalsrad der Täter- und Opfer-Szenarien aussteigst, gewinnst du eine einzigartige Freiheit. Freiheit bedeutet, dass du einfach du selbst bist. Freiheit bedeutet, dass du dich aus allen Vernetzungen mit dem Kollektivbewusstsein ausklinkst. Es geht darum, Täter- und Opfer-Spiele vollkommen aufzugeben und Täter- und Opfer-Anteile deiner selbst in allen Bereichen deines Lebens sterben zu lassen. Damit stehst du außerhalb der Welt. Es werden immer wieder herausfordernde Situationen auf dich zukommen, denn die Täter- und Opfer-Spiele üben eine extreme Anziehungskraft aus. Du tust gut daran, dir immer wieder selbst zu versprechen: »Ich bin weder Täter noch Opfer.« Manchmal musst du ganz bewusst betonen, dass du auch kein Opfer bist. Du liebst es, mit anderen Menschen friedvoll zusammenzuleben, und daher denkst du oft zunächst an die anderen und dann an dich selbst. Du weißt aber, dass du dich selbst genauso lieben solltest wie deinen Nächsten. Der vollkommene Diamant, der in seinem ureigenen Licht erstrahlt, hat seine Seele geheilt und integriert. Die vollkommene Integration der Seele ist die Voraussetzung für den Aufstieg in die Meisterschaft. Dann finden Selbstliebe und Nächstenliebe in dir eine Balance.

      Wenn du Frieden findest und wenn sich die Situation verändert, dann kannst du dich bedanken. Dankbarkeit zeigt dem Universum, dass du das Gefühl hast, auf dem richtigen Weg zu sein. Dann wird dieser Weg unterstützt. Du bedankst dich bei dir selbst für die Erfahrung.

      Werkzeug Dankbarkeit

      An dieser Stelle kannst du noch einmal aus vollem Herzen Danke sagen für alle deine Erfahrungen, die dir das Spiel der Erde geschenkt hat. Deine Erfahrungen sind die Geschenke, die du von hier mitnimmst. Sie sind die Geschenke, die du deiner Seele bereitet hast. Die Seele inkarniert auf der Erde und sammelt Erfahrungen und Erinnerungen. In gewisser Weise wird sogar deine großartige Seelenessenz, sobald sie wieder im physischen Körper weilt, von ihren Seelenerfahrungen und Seelenerinnerungen gefangen gehalten. Wenn du es neutral ansiehst, so wie wir es tun, handelt es sich bei deinen Seelenerinnerungen einfach um einen Korb Geschenke, den die Seele bei sich trägt. Deine Seelenerfahrungen generieren die Farben deiner Seele, die Farben deiner Aura, deiner ureigenen Körperschwingung, deines strahlenden Diamanten.

      Werkzeug Segen

      Mit dem Werkzeug des Segens kannst du deine Täter- und Opfer-Aspekte auflösen. Du erkennst an, dass du durch Jahrhunderte und Jahrtausende an Erdenleben sowohl Täter- wie auch Opfer-Erfahrungen gesammelt hast. Und du gibst dem irdischen Spiel den Segen. Mit dem Segen würdigst du die Großartigkeit des irdischen Spiels und verabschiedest gleichzeitig das alte Spiel.

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      Immer wieder werden dich andere Menschen in Streit und Machtspiele hereinziehen, so dass du versucht bist, Täter- oder Opfer-Rollen anzunehmen. In der Situation der Versuchung steht dem Meister das besondere Werkzeug des Segens zur Verfügung. Der Meister segnet die Welt. Wenn die Menschen dir dumm kommen und Schwierigkeiten bereiten, dann darfst