Marcus X. Schmid

Lago Maggiore Reiseführer Michael Müller Verlag


Скачать книгу

fast keine mehr ist - außer für Picknicker. Am Fuß des Monte Verità findet man eine turm­lose, etwas herunter­ge­kom­me­ne Kir­che, meist ist sie geschlossen. „Eine Re­novie­rung der Kirche ist mit­tel- bis lang­fristig vorgesehen“, lässt der Pfarrer von Ascona verlauten und will sich wei­ter nicht festlegen. Vor dem Gottes­haus steht eine Votiv­kapelle, ebenfalls turm­los, und in ihr der Brun­nen, dessen Quell­wasser der Legende zu­folge einer stum­men Schä­fe­rin wieder zur Sprache ver­half und damit am Ur­sprung des Wall­fahrts­orts steht. Al­lein, der Brun­nen spen­det kein Wasser mehr, und die drei an­ge­ketteten Schöpf­löf­fel wirken wie sinn­entleerte Requisiten einer fer­nen Zeit.

      Mitten im mondänen Ort: Campanile der Kirche von Ascona

      Collegio Papio - streng lombardischer Stil

      Lebendiger geht es im Anbau der Kirche zu, der als Gruppenunterkunft dient, und noch lebendiger im „Grotto Ma­don­na della Fontana“, das vor allem an Wo­chen­en­den gern aufgesucht wird.

      Museo Comunale d’Arte Moderna: Der Bestand des Museums verdankt sich zu ei­nem großen Teil seiner Mit­be­grün­de­rin, der russischen und später staa­ten­losen Male­rin Marianne von We­ref­kin (1860-1938). Mit 20 Jahren war sie Privat­schü­le­rin von Ilja Repin, der da­mals mit seinen ex­pres­sio­nis­tischen Wer­ken der be­kann­tes­te Ma­ler Russ­lands war. Bald mach­te sich Ma­rian­ne von Werefkin als Malerin einen eige­nen Na­men. Später, mit ei­ner statt­li­chen Rente des Zaren ausgerüstet, zog sie nach Deutschland, wo sie mit den weg­wei­senden Malern der Zeit zu­sam­men­kam: Klee und Kandinsky, Franz Marc, Ma­tisse und vielen anderen mehr. Bei Aus­bruch des Ersten Welt­kriegs zog sie in die Schweiz um, ab 1918 wohnte sie - nach der Russischen Revolution 1917 oh­ne za­ris­ti­sche Rente und schließ­lich ziem­lich mittellos - bis zu ihrem Tod in Ascona.

      Nebst einigen wenigen Werken der städtischen Asconeser Sammlung (u. a. Paul Klee und Cuno Amiet), sind es vor allem die 29 farbenkräftigen Bilder Marianne von Werefkins in der zweiten Etage, die den Ruf des Museums begrün­den. Nebst einem Selbstporträt sind u. a. „Arbeiter auf dem Heimweg von der Fabrik“, „Der Lum­pen­samm­ler“ und Polizeiposten von „Wilna“ zu­sehen. Die geistige Verwandt­schaft mit anderen Künstlern der von ihr mit­be­grün­deten Neuen Künstler­ver­ei­ni­gung Mün­chen (N.K.V.M), die dann in den „Blauen Reiter“ mündete, ist un­ver­kenn­bar.

      ♦ Di-Sa 10-12 und 14-17, So 10.30-12.30 Uhr. Ein­tritt 7 CHF.

      In vorderster Reihe am See

      Museo Epper: Das kleine Museum, das die Werke des heute in Vergessenheit ge­ra­tenen Schweizer Expressionisten Ignaz Epper (1892-1969) und seiner hol­län­di­schen Frau Mischa hütet, ist allenfalls für Spezialisten interessant. Die Ep­pers wohn­ten ab 1932 in Ascona und hatten im heutigen Museum ihr Atelier. Eine Stif­tung kümmert sich um den Nachlass und nutzt die Räum­lich­kei­ten für som­mer­li­che Wechsel­aus­stel­lungen, die im künstlerischen Zu­sam­menhang mit Ep­per ste­hen.

      2019 wollte die Stiftung aus Geld­mangel das Museum an das 5Sterne-Hotel Eden Roc verkaufen, das An­we­sen war bereits von drei Seiten um­zin­gelt. Dagegen gab es Widerstand. Falls das Hotel das Museum tatsächlich schlu­cken sollte, ist noch unklar, ob die­ses der Öffentlichkeit dann noch zu­gäng­lich sein wird, den Hotelgästen vor­be­halten oder ganz geschlossen wird.

      ♦ April-Juni und Sept./Okt. Di-Fr 10-12/15-18, Sa/So 15-18 Uhr; Juli/Aug. Di-Fr 10-12/20-22, Sa/So 20-22 Uhr. Eintritt frei.

      Museo Castello San Materno: Das „Castello“, einst Wohnsitz der legen­dären Char­lot­te Bara (→ Teatro San Materno) wurde 1987 von der Ge­meinde gekauft und dient seit 2014 als Zweig­stelle des Museo d’Arte Comu­nale Moderna. Der Mu­seums­be­stand ver­dankt sich dem Industriellen Kurt Alten (1925-1989), der nicht nur fahr­bare Überladebrücken für Rampen ent­wi­ckelte, sondern sich zusammen mit seiner Frau Barbara auch als Kunst­sammler betätigte. Insgesamt 60 Werke meist deutscher Provenienz von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Welt­krieg sind ausgestellt: Impres­sio­nis­mus (Max Liebermann, Fritz Over­beck, Otto Modersohn), die Worps­weder Schu­le, die Maler der „Brücke“ (Max Pechstein, Ernst Kirchner, Emil Nolde u. a.) - klein und fein!

      ♦ Do-Sa 10-12/ und 14-17, So 14-16 Uhr. Ein­tritt 7 CHF.

      Basis-Infos

      PLZ 6612

      Information Lago Maggiore Tourist Of­fice, mit Locarno zusammengeschlossen und kompetent wie dieses. Deutsch­sprachigkeit ist selbstverständlich. Mitte März bis Okt. Mo-Fr 9-18, Sa 10-18, So 10-14 Uhr; Nov. bis Mitte März Mo-Fr 9.30-12/13.30-17, Sa 10-14 Uhr. Viale B. Papio 5, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.

      Hin & weg Bahn, der nächste Bahnhof be­findet sich in Locarno.

      Bus, mit FART Nr. 1 nach Locarno (Bahn­hof), mit FART Nr. 316 ebenfalls nach Lo­car­no und in die andere Richtung bis Bris­sago. Ab­fahrt bei der Post.

      Schiff, im Sommer pendeln mehrmals täg­lich Linienschiffe zwischen den Orten des west­lichen und des östlichen Seeufers, auch die Brissago-Inseln werden angesteu­ert, Die Ab­le­ge­stelle befindet an der Piazza G. Motta (See­promenade).

      Parken Ein zentrumsnaher Parkplatz liegt an der Via Albarelle (südöstlich der Piazza Mot­ta), ein Parkhaus an der Via Circon­valla­zio­ne, ein weiteres an der Via della Buona­ma­no (dort mit Parkscheibe 4 Stunden gratis), alles andere ist Zeit­ver­schwen­dung.

      Ausflüge Private Anbieter bieten Rund­fahr­ten auf dem See an, sind aber recht teuer. Billi­ger kreuzt man mit dem Linien­damp­fer. Ein be­son­deres Angebot ist der Lago Maggiore Express (→ Locarno, Aus­flü­ge), der auch in Ascona hält.

      Baden Der Grande Lido, ganz im Süden des Deltas, ist wirklich groß. Eintritts­pflich­tig.