fast keine mehr ist - außer für Picknicker. Am Fuß des Monte Verità findet man eine turmlose, etwas heruntergekommene Kirche, meist ist sie geschlossen. „Eine Renovierung der Kirche ist mittel- bis langfristig vorgesehen“, lässt der Pfarrer von Ascona verlauten und will sich weiter nicht festlegen. Vor dem Gotteshaus steht eine Votivkapelle, ebenfalls turmlos, und in ihr der Brunnen, dessen Quellwasser der Legende zufolge einer stummen Schäferin wieder zur Sprache verhalf und damit am Ursprung des Wallfahrtsorts steht. Allein, der Brunnen spendet kein Wasser mehr, und die drei angeketteten Schöpflöffel wirken wie sinnentleerte Requisiten einer fernen Zeit.
Mitten im mondänen Ort: Campanile der Kirche von Ascona
Collegio Papio - streng lombardischer Stil
Lebendiger geht es im Anbau der Kirche zu, der als Gruppenunterkunft dient, und noch lebendiger im „Grotto Madonna della Fontana“, das vor allem an Wochenenden gern aufgesucht wird.
Museo Comunale d’Arte Moderna: Der Bestand des Museums verdankt sich zu einem großen Teil seiner Mitbegründerin, der russischen und später staatenlosen Malerin Marianne von Werefkin (1860-1938). Mit 20 Jahren war sie Privatschülerin von Ilja Repin, der damals mit seinen expressionistischen Werken der bekannteste Maler Russlands war. Bald machte sich Marianne von Werefkin als Malerin einen eigenen Namen. Später, mit einer stattlichen Rente des Zaren ausgerüstet, zog sie nach Deutschland, wo sie mit den wegweisenden Malern der Zeit zusammenkam: Klee und Kandinsky, Franz Marc, Matisse und vielen anderen mehr. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog sie in die Schweiz um, ab 1918 wohnte sie - nach der Russischen Revolution 1917 ohne zaristische Rente und schließlich ziemlich mittellos - bis zu ihrem Tod in Ascona.
Nebst einigen wenigen Werken der städtischen Asconeser Sammlung (u. a. Paul Klee und Cuno Amiet), sind es vor allem die 29 farbenkräftigen Bilder Marianne von Werefkins in der zweiten Etage, die den Ruf des Museums begründen. Nebst einem Selbstporträt sind u. a. „Arbeiter auf dem Heimweg von der Fabrik“, „Der Lumpensammler“ und Polizeiposten von „Wilna“ zusehen. Die geistige Verwandtschaft mit anderen Künstlern der von ihr mitbegründeten Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M), die dann in den „Blauen Reiter“ mündete, ist unverkennbar.
♦ Di-Sa 10-12 und 14-17, So 10.30-12.30 Uhr. Eintritt 7 CHF.
In vorderster Reihe am See
Museo Epper: Das kleine Museum, das die Werke des heute in Vergessenheit geratenen Schweizer Expressionisten Ignaz Epper (1892-1969) und seiner holländischen Frau Mischa hütet, ist allenfalls für Spezialisten interessant. Die Eppers wohnten ab 1932 in Ascona und hatten im heutigen Museum ihr Atelier. Eine Stiftung kümmert sich um den Nachlass und nutzt die Räumlichkeiten für sommerliche Wechselausstellungen, die im künstlerischen Zusammenhang mit Epper stehen.
2019 wollte die Stiftung aus Geldmangel das Museum an das 5Sterne-Hotel Eden Roc verkaufen, das Anwesen war bereits von drei Seiten umzingelt. Dagegen gab es Widerstand. Falls das Hotel das Museum tatsächlich schlucken sollte, ist noch unklar, ob dieses der Öffentlichkeit dann noch zugänglich sein wird, den Hotelgästen vorbehalten oder ganz geschlossen wird.
♦ April-Juni und Sept./Okt. Di-Fr 10-12/15-18, Sa/So 15-18 Uhr; Juli/Aug. Di-Fr 10-12/20-22, Sa/So 20-22 Uhr. Eintritt frei.
Museo Castello San Materno: Das „Castello“, einst Wohnsitz der legendären Charlotte Bara (→ Teatro San Materno) wurde 1987 von der Gemeinde gekauft und dient seit 2014 als Zweigstelle des Museo d’Arte Comunale Moderna. Der Museumsbestand verdankt sich dem Industriellen Kurt Alten (1925-1989), der nicht nur fahrbare Überladebrücken für Rampen entwickelte, sondern sich zusammen mit seiner Frau Barbara auch als Kunstsammler betätigte. Insgesamt 60 Werke meist deutscher Provenienz von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg sind ausgestellt: Impressionismus (Max Liebermann, Fritz Overbeck, Otto Modersohn), die Worpsweder Schule, die Maler der „Brücke“ (Max Pechstein, Ernst Kirchner, Emil Nolde u. a.) - klein und fein!
♦ Do-Sa 10-12/ und 14-17, So 14-16 Uhr. Eintritt 7 CHF.
Teatro San Materno: Das Haus fällt als Theater nicht auf - ganz einfach, weil man sich ein Theatergebäude anders vorstellt, obendrein steht es verkehrsumtost außerhalb des Zentrums. Der kubische Bau im Bauhaus-Stil verkörpert ein Stück Architekturgeschichte. Er stammt vom Architekten Carl Weidemeyer (1882-1976) und wurde 1928 eigens für die Tänzerin Charlotte Bara (1901-1986) errichtet. Deren Vater, ein deutscher Textilfabrikant, hatte zuvor das nahe Castello San Materno (heute Museum, siehe oben) gekauft und dort für sie einen Tanzsaal eingerichtet, der sich jedoch bald als zu klein erwies; darauf gab er den Bau eines neuen Theaters in Auftrag. Charlotte Bara, dem Ausdruckstanz in der Nachfolge von Isadora Duncan verpflichtet, feierte bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Erfolge in ihrem Theater - und tanzte dann, vom Publikum zunehmend weniger beachtet, noch bis in die späten 1950er Jahre. 1978 verkaufte die „heilige Tänzerin“ das Gebäude der Gemeinde Ascona, die wenig damit anzufangen wusste und es dem Verfall überließ. Dem endgültigen Stillstand folgte nach langen kommunalpolitischen Diskussionen eine sachkundige Renovierung des Gebäudes und 2009 seine Wiedereröffnung als Tanztheater (Programm unter www.teatrosanmaterno.ch).
Basis-Infos
PLZ 6612
Information Lago Maggiore Tourist Office, mit Locarno zusammengeschlossen und kompetent wie dieses. Deutschsprachigkeit ist selbstverständlich. Mitte März bis Okt. Mo-Fr 9-18, Sa 10-18, So 10-14 Uhr; Nov. bis Mitte März Mo-Fr 9.30-12/13.30-17, Sa 10-14 Uhr. Viale B. Papio 5, Tel. 0848-091091, www.ascona-locarno.com.
Hin & weg Bahn, der nächste Bahnhof befindet sich in Locarno.
Bus, mit FART Nr. 1 nach Locarno (Bahnhof), mit FART Nr. 316 ebenfalls nach Locarno und in die andere Richtung bis Brissago. Abfahrt bei der Post.
Schiff, im Sommer pendeln mehrmals täglich Linienschiffe zwischen den Orten des westlichen und des östlichen Seeufers, auch die Brissago-Inseln werden angesteuert, Die Ablegestelle befindet an der Piazza G. Motta (Seepromenade).
Parken Ein zentrumsnaher Parkplatz liegt an der Via Albarelle (südöstlich der Piazza Motta), ein Parkhaus an der Via Circonvallazione, ein weiteres an der Via della Buonamano (dort mit Parkscheibe 4 Stunden gratis), alles andere ist Zeitverschwendung.
Ausflüge Private Anbieter bieten Rundfahrten auf dem See an, sind aber recht teuer. Billiger kreuzt man mit dem Liniendampfer. Ein besonderes Angebot ist der Lago Maggiore Express (→ Locarno, Ausflüge), der auch in Ascona hält.
Baden Der Grande Lido, ganz im Süden des Deltas, ist wirklich groß. Eintrittspflichtig.
Einkaufen Boutiquen findet man im ganzen Altstadtbereich, die teuersten Juwelen und Schweizer Luxusuhren bei Doris Herschmann im blauen Haus (neben dem Rathaus) an der Piazza Motta. Ein gut sortiertes Antiquariat präsentiert die Libreria della Rondine in der Casa Serodine (hinter dem Rathaus). Bücher über die Gegend, über den berühmten Monte Verità und selbstverständlich