Pete Hackett

Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane


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beiden Stiere standen dort und grasten.

      Dwarf entdeckte seine hässliche Rosinante unter den Pferden und ritt sofort hinüber.

      Chet McCoy hielt zwischen den verblüfften Campesinos, die das Tal so wenig wie er kannten.

      Drei zurückgebliebene Männer traten aus verschiedenen Höhlen. Einer von ihnen hustete erstickend, was auf eine schwere Krankheit hindeutete. Ein anderer hinkte, und der dritte war so alt, dass man ihm den Ritt in die Hölle von El Carrizo offensichtlich nicht mehr hatte zumuten können.

      »Es hat geklappt!«, rief ein Mann.

      »Viva, Alfredo Bosque!«, brüllte einer, und die ganze Reiterschar echote.

      Und dann kam die schöne Señorita aus einer Höhle. Chet sah sie zum ersten Male richtig. Sie war rank und schlank, höchstens zwanzig, und ein strahlendes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie lief Alfredo entgegen, der abstieg, warf sich in seine Arme und küsste ihn stürmisch.

      Rizzos nahm den Hut ab und raufte sich die Haare. Aber die anderen folgten der Szene genauso staunend wie der Cowboy aus Colorado.

      Rea lachte, als sie die langen Gesichter sah. Alfredo wandte sich lächelnd um.

      »Ich glaube, wir müssen etwas erklären, nicht wahr?«

      »Das denke ich allerdings auch«, erwiderte Gomez. »Der Gobernator und Don Sancho warten auf eine Lösegeldforderung, hörten wir.«

      »Da können sie allerdings lange warten. Aber ich möchte, dass er in diesem Glauben bleibt.«

      »Und wieso das?«

      »Solange sie das vermuten, wähnen sie uns in der Nähe und werden keine großflächige Suche anzetteln. Wir haben also Zeit, viele Meilen zwischen uns und sie zu bringen.«

      »Am besten, wir brechen sofort auf«, sagte das Mädchen. »Aber nicht nach Norden. Dort wird man uns zuerst vermuten. Wir gehen in den tiefen Süden von Mexiko. In eine Provinz, wo uns kein Mensch kennt. Dort fangen wir neu an. Alle zusammen. Jeder für alle und alle für jeden!«

      »In Ordnung, wir haben hier nichts mehr zu verlieren als unser Leben«, stimmte Gomez zu.

      »Aber das ist immer noch keine Erklärung. Ich sehe auch nicht, wo die Frauen und Kinder sind!«

      »Die haben wir sicherheitshalber schon in die südlichen Ausläufer der Berge gebracht«, sagte Alfredo. »Weil wir nicht sicher sein durften, dass nicht auch hierher Soldaten kommen und ein Kampf stattfindet. Die Frauen und Kinder treffen wir aber heute noch.«

      »Und Rea Cuchillo, die Señorita, wird deine Frau, wenn ich es richtig sehe?«

      »Ja.«

      »Er war in Mexiko City mein Lehrer für Sprachen«, erklärte Rea. »Unsere feine Sippe leistete sich Hauslehrer für mich und meinen Cousin. Das enthob sie auch der Sorge, mich außerhalb des Hauses beobachten zu müssen. Wir besitzen einen großen Innengarten, den man schon einen Park nennen könnte. Genügend Auslauf.«

      »Sie haben das Anwesen Ihrer Familie in den Jahren in der Hauptstadt nicht verlassen?«, fragte Manuela ungläubig.

      »Zwei- oder auch dreimal. Aber immer mit meinen Verwandten. – Alfredo und ich konnten uns nur innerhalb des Geländes treffen. Und das nur kurz und unter der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden. Ich erzählte ihm von meinem Vater und was der mit mir vorhatte. Don Sancho lernte Alfredo selbst kennen, da der ja dreimal nach Mexiko City kam und mich beschwor, meinen Aufenthalt dort abzukürzen. Im letzten Monat konnte ich die Rückreise nicht mehr länger verzögern.«

      »Und er konnte Sie dort nicht herausholen?«, fragte Manuela.

      »Ganz ausgeschlossen. Eine Flucht kam nur unterwegs in Frage. Und eigentlich nur in diesem Gebiet, wo es Leute gibt, die mich kannten und uns helfen würden.«

      »Er kam zu uns«, fuhr einer der mittelgroßen Männer fort, die Chet noch vom Rancho in Erinnerung hatte. Sie sahen in ihren Uniformen nun völlig verändert aus.

      »Die Poststation erschien mir als der geeignete Ort«, erklärte Alfredo. »Dort mussten die Soldaten rasten. Wegen der wenigen Wasserstellen in diesem Gebiet konnte es keine Panne geben. Die Leute hatten den Rancho auch schon aufgegeben. Die Frauen und Kinder waren unter Führung des Vaters bereits Richtung Berge unterwegs. Ich traf nur noch die jüngeren Männer an, aber die saßen auch schon auf den Pferden.«

      Dwarf ritt auf Rosinante vom Creek herüber. Das andere Pferd hatte er an der Felswand zurückgelassen.

      »Ziemlich riskant, auf was ihr euch da eingelassen habt.« Manuela schaute einen der Brüder vom Rancho an. »Und das mit einem fremden Mann, der auch ein Spitzel sein konnte.«

      »Er hatte einen Brief von mir dabei«, sagte Rea Cuchillo. »Damit man ihm glauben sollte.«

      »Und er versprach uns, im Gegenzug eine Möglichkeit zu suchen, wie wir euch aus dem Kerker im Gobernatorpalast herauspauken könnten.«

      »Dann haben wir euch allen sehr zu danken. Ihr habt euer Leben riskiert, um Rea Cuchillo die Heirat mit diesem unmöglichen Don Sancho zu ersparen und uns zur Freiheit verholfen. Nun sollten wir uns aber nicht länger mit Redensarten aufhalten, sondern verschwinden, solange dafür noch Zeit ist!«

      Zustimmendes Murmeln machte die Runde.

      Alfredo kam zu Chet und gab ihm eine mehrmals gefaltete Armeekarte. »Von diesem Gebiet. Sie wird Ihnen sicher helfen, einen sicheren Weg zu finden. Ich brauche sie nicht mehr.«

      »Danke, Señor.«

      »Hast du alles zusammengepackt, Rea?«

      »Wir können in wenigen Minuten unterwegs sein.«

      Chet ritt zu den Tieren am Creek, saß ab und führte das fremde Tier zu seinem Hengst.

      Rizzos kam ihm nach. Sie sattelten die Pferde ab.

      »Unsere Sättel liegen sicher noch im Schuppen des Ranchos.« Rizzos fluchte leise.

      »Dorthin reiten wir nicht mehr«, sagte Chet schnell. »Bilde dir das nur nicht ein!«

      »Weiß ich doch, verdammt.«

      Chet schnallte den Sattel auf seinem Pferd fest, ging zu den Stieren und kontrollierte die Nasenringe und Longen.

      Dwarf tauchte zwischen den Pferden im Sattel von Rosinante sitzend auf. »Ist ja ein Ding, was? Auf den Trichter wäre ich nie gekommen.«

      »Was denn?«, fragte Rizzos.

      »Mit dem Mädchen, dass es gar keine Entführung war.«

      »Eigentlich hätte uns das dämmern sollen, als die Mexikaner erzählten, was dieser Don Sancho für eine Type ist«, wandte Chet ein. »Selbst Cuchillo gefällt nur, dass er Geld hat.«

      »Umso schlimmer, dass er seine Tochter mit ihm verkuppeln wollte«, meinte Rizzos.

      »Das entspricht nur seiner Denkweise.« Chet saß auf, nahm die Longe des einen Stiers und ritt durch den nur zwei Fuß tiefen Creek zur anderen Seite.

      Die ersten Männer kehrten aus den Höhlen zurück. Der Soldatenkleidung hatten sie sich entledigt und warfen sie zusammengeknüllt an der Steilwand auf den Boden.

      Chet hob die Hand. Alfredo winkte mit seinem auffälligen schwarzen Sombrero und Rea mit beiden Armen.

      »Die Heilige Jungfrau wird euch führen und beschützen«, murmelte ein älterer Mann, der in der Nähe stand.

      »Danke«, gab Chet zurück. Er lenkte das Pferd zum nördlichen Talausgang.

      Rizzos holte mit dem zweiten Stier hinter sich auf. Dwarf bildete den Schluss.

      »Amigo, hier hast du ein Gewehr!«, rief Gomez dem kleinen Cowboy nach.

      Dwarf hielt an. Gomez kam ihm mit der amerikanischen Winchester nach und reichte sie hinauf.