Pete Hackett

Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane


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grinste, bedankte sich und ritt weiter.

      »Komm hierher, Dwarf!« Chet winkte mit der Militärkarte.

      Dwarf lenkte Rosinante vorsichtig an den Bullen vorbei. Chet gab ihm die Longe.

      »Ich reite ein Stück voraus, um den Weg zu erkunden.«

      »In Ordnung.«

      Chet ritt schneller. An der nächsten Biegung kamen ihm zwei Soldaten und zwei Zivilisten entgegen. Er zügelte den Hengst und griff zum Gewehr.

      »Hallo, wir sind es!« Der eine Soldat winkte mit dem Gewehr über dem Kopf.

      Chet ließ die Waffe los.

      Die verkleideten Campesinos und die Wächter der überrumpelten und ihrer Uniformen beraubten Soldaten lachten. Sie zügelten bei McCoy die Pferde.

      »Ihr müsst euch beeilen. Alfredo drängt zum Aufbruch.«

      »Und ihr solltet euch vorsehen. Die nackten Soldaten sind nach Westen unterwegs.«

      »Die werden kaum etwas Eiligeres zu tun haben, als die Berge zu verlassen«, entgegnete Chet.

      »Das stimmt. Trotzdem ist Vorsicht geboten.«

      »Dwarf, halte mal!« Rizzos reichte dem kleinen Cowboy an seiner Seite die Longe.

      »Was ist denn los?«

      »Mir ist eben was Schreckliches eingefallen.« Rizzos lenkte sein Pferd in die Gegenrichtung.

      »Was denn?«

      »Wir haben den angebotenen Proviant vergessen. So was, wo ich doch nur noch an den Hunger denken kann.« Der Cowboy trieb sein stämmiges Pferd an und galoppierte durch den Hohlweg zurück.

      »Also dann, viel Glück. Die Grenze ist ja nicht weit. Leider führen die Berge nicht bis zum Rio Grande. Die letzten zwanzig Meilen sind Wüste. Da müsst ihr irgendwie durch.«

      Die Mexikaner ritten hinter Rizzos her.

      Chet nahm Dwarf die eine Longe ab. »Komm, weiter. Rizzos wird uns schon einholen.«

      Der Weg wurde schmal und begann anzusteigen. Chet nahm die Karte zu Hilfe. Alfredo hatte ein Kreuz bei dem Tal angebracht, in dem sie sich versteckt hielten. Mehrere Linien markierten Wege, die sie nehmen konnten, aber es erwies sich als schwierig, den jeweils richtigen zu finden.

      Als der schmale Canyon zwischen schroffen, senkrechten Wänden einen Bogen nach Westen beschrieb, wusste Chet, dass sie sich nicht dort befanden, wo er angenommen hatte.

      Rizzos tauchte hinter ihnen auf und schwenkte einen Leinensack. »Maisbrot, Schinken und Ziegenkäse, Leute!«

      Er hielt bei ihnen, öffnete schnaufend den Sack, brachte ein Brot zum Vorschein, zerbrach es in drei Teile und gab jedem ein Stück.

      Dwarf biss kräftig hinein, fing das ihm zugedachte Stück Käse auf und stopfte es auf einmal in den Mund. Er verzog das Gesicht.

      »Das Brot schmeckt wie die Tortillas. Alles ein Teig.«

      Rizzos schüttelte den Kopf.

      »Was ist denn Kleiner? Wie schmeckt es dir?«

      »Barbarisch.«

      »Ein Zeichen, dass du noch nicht genug Kohldampf hast.«

      Chet ritt kauend weiter, orientierte sich nach der Karte und sagte: »Wir kommen dem westlichen Ende der Berge gefährlich nahe. Zum Glück hoch über dem Hauptcanyon.«

      22

      Die Sonne stand so hoch am Himmel, dass die Gipfel über der Bergschulter keine Schatten spendeten. Gnadenlose Hitze beherrschte die Sierra.

      Chet und die beiden Cowboys ritten aus dem Schutz der Felsen über dem Plateau und sahen in Dunst und Flimmern gehüllt die Einöde im Westen, die Kakteengürtel und vertrockneten Büsche. Die Sicht litt unter der intensiven Luftspiegelung so sehr, dass sie nur wenige Meilen betrug.

      Aber diese Distanz genügte, um die Reitersoldaten zu erkennen, die höchstens noch eine Meile von der Sierra Puerto Frio entfernt die Pferde zügelten.

      Eine größere Anzahl nur mit Unterhosen bekleideter Gestalten zog den Reitern entgegen.

      »Von den Pferden!« Chet sprang ab und drängte den Hengst zurück.

      Dwarf und Rizzos stiegen ebenfalls aus den Sätteln und brachten die Pferde zu den noch zwischen den schroffen Wänden verharrenden Stieren zurück.

      Chet schlich an der Wand abermals auf die Bergschulter und beobachtete die Szene. Er meinte den Gobernator zu erkennen, obwohl er ihn nur einmal sah, den Capitan mit der Schildmütze und zwischen diesen John Corcoran.

      »Rizzos?«

      »Ja?« Der herkulische Cowboy schob sich auf der anderen Felsenseite bis an die Bergschulter heran.

      »Ist es möglich, dass ich den Boss sehe?«

      Rizzos kniff die Augen zusammen und hielt die Linke abschirmend über die Augen. »Ja!«

      »Was redet ihr da?« Dwarf tauchte im Weg auf.

      Chet zog ihn zu sich herüber. »Sei vorsichtig, sonst sehen sie uns!»

      »Der Boss?«

      »Zwischen Gobernator Cuchillo und dem Adjutanten.«

      »Tatsächlich. Was soll denn das heißen?«

      »Eine Geisel, was denn sonst«, sagte Rizzos überzeugt. »Vielleicht sieht dieser Cuchillo die letzte Chance darin, einen Tausch machen zu wollen.«

      »Mit wem?«, fragte Dwarf naiv. »Die Mexikaner sind doch längst meilenweit nach Süden weiter.«

      »Woher soll der Gobernator das denn wissen?« Chet schüttelte den Kopf.

      Die halbnackten Gestalten hatten die Reiter gerade erreicht. Einer der Männer hatte die Schulter verbunden und wurde von einem anderen mehr gestützt, als er selbst stehen konnte.

      »Vielleicht ist es ganz gut, dass wir einen falschen Weg nahmen«, murmelte Dwarf. »Ich meine, es könnte doch sein, dass wir den Boss befreien können.«

      »Wie stellst du dir denn das vor?«, knurrte Rizzos.

      »Abwarten«, sagte Chet.

      23

      »Sie Versager!«, brüllte der Gobernator. Sein flammender Blick traf den verletzten Teniente.

      Marco Bandera flimmerte es so sehr vor den Augen, dass er Cuchillos Gesicht nur verschwommen zu sehen vermochte. Die gehässigen Worte verloren durch das Rauschen in seinen Ohren an Schärfe, und nun, da er sich abmühte, zu dem Reiter hinaufzuschauen, hatte er sie schon wieder vergessen. Es war ihm, als würde der Boden unter seinen Füßen in Bewegung geraten. Er konnte sich nicht mehr am Nachbarn festhalten und stürzte in den heißen Sand.

      »Den können wir abschreiben!«, zischte Don Esteban. Er schaute Don Sancho an seiner Seite an, der schwitzend und mit eingezogenem Kopf auf die ihn drohend anmutenden, roten Berge schaute. Auf diesen Mann konnte er auch nicht rechnen. So schaute er zur anderen Seite, und sein Blick begegnete dem John Corcorans.

      »Was meinen Sie, Gringo, ist den Guerillas Ihr Leben wert?«

      Das bösartige Grinsen des Gobernators signalisierte John Corcoran neue Gefahr. »Ich verstehe nicht.«

      »Ganz einfach. Ich werde den Halunken einen Tausch vorschlagen. Sie gegen meine Tochter!«

      »Die Leute kennen mich doch gar nicht.«

      »So? Sie wollen also immer noch behaupten, mit den Schurken nichts zu tun zu haben?«

      »Ich nahm an, das wäre Ihnen selbst schon aufgegangen.«