Pete Hackett

Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane


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dauert aber doch ziemlich lange«, knurrte Rizzos.

      Dwarf holte Verbandszeug aus seiner Satteltasche. Chet und Rizzos setzten den Verletzten und zogen ihm Jacke und Hemd aus.

      »Sollen Sie zu den Campesinos?«, fragte Chet.

      Vicente schwieg verbissen.

      »Der Gobernator will unseren Boss gegen seine Tochter tauschen, was?« Ein hartes Lächeln umspielte die Mundwinkel des Vormanns. »Das liegt auf der Hand, Vicente. Cuchillo benutzt, was er kriegen kann, und wenn das ein völlig schuldloser Gringo ist.«

      Dwarf verband den Mann. Sie zogen ihm die Jacke wieder über. Rizzos knüllte das blutige Hemd zusammen und warf es in die Höhle, neben der er kauerte.

      Chet ließ Vicente zurücksinken. »Wann sollen Sie wieder bei Cuchillo sein?«

      »Der guckt uns an, als wollten wir ihn doch noch umbringen«, schimpfte Dwarf verdrossen.

      »Wir hätten dir auch unser Blei ins Köpfchen blasen können!«, herrschte Rizzos den Mexikaner an.

      »Oder dich hier liegen lassen, bis du verblutet bist!«, setzte Dwarf hinzu.

      »Vielleicht glaubt er immer noch ein bisschen daran, dass wir mit den Campesinos was zu tun haben könnten?« Rizzos legte den Kopf schief.

      »Die Cuchillos Tochter angeblich entführten!« Dwarf lachte schallend auf.

      Vicente kniff die Augen zusammen.

      »Jetzt hat er was Neues gehört!« Rizzos grinste den Offizier belustigt an. »Sollen wir dir mal was verraten, Amigo? – Rea Cuchillo wurde gar nicht entführt. Rea ging freiwillig ins Haupthaus des Ranchos. Dort wurde sie von ihrem Liebsten erwartet. Von einem Mann, den sie in der Hauptstadt kennenlernte. Und der den Campesinos versprach, die Gefangenen aus dem Kerker in El Carrizo zu befreien, wenn sie ihm helfen würden, Rea vor dem Schicksal zu bewahren, den zwar stinkreichen, aber widerlichen Don Sancho heiraten zu müssen.«

      »Da staunst du, was?« Dwarf kicherte. »So sieht das in Wahrheit aus. Da gibt es nichts zu tauschen, Señor Capitan. Keine Erpressung, kein Lösegeld, nichts als die einfache Selbstbefreiung einer kleinen Gobernatorstochter.«

      Vicente blickte von einem zum anderen, als wollte er herausfinden, ob wahr sein könnte, was er da erfuhr.

      »Den Gobernator haut es vermutlich um, wenn er das erfährt«, fuhr Dwarf fort.

      »Falls er es glaubt«, schränkte Chet ein.

      »Kein Lösegeld«, murmelte Vicente verstört.

      »Nein, kein einziger Peso ist nötig oder könnte etwas ändern.«

      »Wo ist sie? Ich will mit ihr reden!«

      Chet schüttelte den Kopf. »Sie sind schon fort. Sie verlassen mit den Campesinos diese Gegend für immer. – Warum haben Sie Ihren Vorgesetzten nie gemeldet, dass von Gobernator Cuchillo mehr von den Menschen verlangt wird, als diese erwirtschaften können?«

      »Wir sind dazu erzogen zu gehorchen. Kein Soldat lernt, über Befehle zu diskutieren, die er bekommt.«

      Chet war schon heilfroh, den Offizier nun immerhin zum Reden bewogen zu haben. »Der ganze Landstrich wird eines Tages entvölkert sein. Und das dauert sicher nicht mehr lange. Cuchillo ist vielleicht schon so verrückt, nicht zu bemerken, was das zwangsläufig bedeutet. Aber Sie müssten doch den Schaden sehen, der von Don Esteban für Ihr Land angerichtet wird.«

      Der Offizier schwieg erneut verbissen.

      »Das werden dich eines Tages auch deine Vorgesetzten fragen«, sagte Dwarf.

      »Lassen wir das, er scheint über diese Probleme mit Gringos nicht reden zu wollen.« Chet winkte ab. »Aber vielleicht verraten Sie uns nun doch noch, wann Cuchillo Sie zurückerwartet?«

      »Ich soll die Rebellen finden und mit ihnen verhandeln. Ihnen das Angebot des Gobernators unterbreiten. Wann ich wieder zurück sein könnte und ob überhaupt … Wer sollte das wissen?«

      »Also keine bestimmte Zeit«, stellte Rizzos fest. Er schaute zur Sonne über dem Canyon. »Trotzdem, das dauert noch ewig.«

      »Wohin sind die Leute?«

      Chet schüttelte den Kopf. »Wir wollen auch nicht über alles reden, Vicente.«

      »Jeder hat eben seinen Stolz.« Dwarf kicherte wieder. »Im Übrigen, das sind keine Rebellen, Señor. Nur arme, geschundene Kreaturen auf der Flucht vor einem Blutsauger!«

      »Ihr bleibt bei ihm. Wenigstens einer. Ich reite an den Rand der Berge und beobachte den Haufen.« Chet richtete sich auf und ging zur Höhle auf der anderen Seite.

      »Einer ist genug«, sagte Rizzos.

      »Wenn du …«

      »Warum ausgerechnet ich?«

      »Weil du der jüngste bist.« Rizzos folgte dem Vormann.

      Chet kam heraus und zog den Sattelgurt nach.

      »Wir können ihn doch mitnehmen!« schlug Dwarf vor.

      »Von mir aus.« Chet saß auf. »Rizzos, hilf Dwarf, den Gaul einzufangen und den Verletzten in den Sattel zu setzen.« Er schnalzte mit der Zunge und ritt die Schlucht hinunter.

      Der Canyon wurde an seinem Ende breiter, aber die verwitterten Felsen ragten gleich hoch in den Himmel. Auf der linken Seite bedeckte bereits Schatten den Boden. Chet ritt in seinem Schutz bis zum Ende der Felsen und musste nicht befürchten, dass er vom Kakteenfeld aus gesehen werden konnte.

      Ein paar Soldaten standen vor den Saguaros. Ihr geputztes Messingzeug schimmerte in der Sonne.

      Rizzos und Dwarf kamen erst über eine halbe Stunde nach dem Vormann, Chet lehnte zu dieser Zeit an der Wand. Sein Pferd stand ein ganzes Stück tiefer im Canyon. Rizzos führte das Pferd des Mexikaners. Vicente lag auf dem Hals des Pferdes.

      Sie hielten bei Chets Hengst, stiegen ab und hoben den Capitan aus dem Sattel. Er wurde an die Felswand gesetzt und von Dwarf vorsorglich gefragt, ob es so ginge. Aber Vicente gab darauf keine Antwort.

      »Der ist reichlich bockig«, maulte Rizzos. »Richtig ungehörig, wenn man bedenkt, was für einen Senf wir mit ihm machen!«

      Chet studierte die Armeekarte. Als die Partner zu ihm traten, zeigte er, wo sie sich befanden, deutete den Canyon hinauf und dann auf eine zweite, weiter nördlich gelegene Schlucht.

      »Beide Wege müssten uns zu den Stieren bringen. In ungefähr der gleichen Zeit.«

      Dwarf und Rizzos schauten ihn fragend an.

      »Wenn der Gobernator wirklich die Ruhe hat, bis zum Einbruch der Nacht zu warten, werden wir versuchen, die Mexikaner zu täuschen. Einer schießt von dieser Seite aus. Zwei kommen von der anderen und dringen ins Kakteenfeld ein.«

      »Du meinst, man kann sie so sehr ins Boxhorn jagen?« Rizzos Stimme klang zweifelnd.

      »Ich hoffe es. Wir treffen uns dann bei den Stieren wieder.«

      »Und wenn sie uns dort immer noch an den Fersen hängen?«, maulte Dwarf.

      »Dann hatten wir gewaltiges Pech und werden den Rio Grande und die Bullhead-Ranch in Colorado nicht wiedersehen.«

      Dwarf schaute sich um und fasste den Mexikaner ins Auge. »Sollten wir nicht doch versuchen, ihn zu tauschen?«

      »Sinnlos und gefährlich.«

      »Wieso gefährlich?«

      »Weil Cuchillo dann wüsste, dass wir hier sind. Und dass wir wissen, wer bei ihm ist.«

      Rizzos lachte und hieb Dwarf so heftig gegen die Schulter, dass der an die Wand gestoßen wurde. »Freut mich, dass es bei dir auch zu wünschen übrig lässt, Kleiner.«

      Chet ging zu seinem Pferd und steckte