Pete Hackett

Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane


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      Die Soldaten kamen näher. Einer stieg ab.

      »Weg von ihm!«, befahl Cuchillo barsch.

      Der Soldat blieb unentschlossen stehen.

      »Alles ist anders, als wir dachten«, sagte Vicente schweratmend, aber doch für jeden verständlich. »Ihre Tochter hatte in der Hauptstadt einen Mann kennengelernt und wollte sich nicht von ihm trennen. Er hat ihr geholfen zu entfliehen!«

      Der Gobernator reckte den Kopf vor.

      Vicente erzählte alles, was er von den Cowboys erfuhr, und noch immer konnte ihn jeder verstehen.

      Don Sancho ritt hinter den Soldaten hervor und blickte auf Cuchillo, als der Capitan endete.

      »Gelogen!«, zischte Cuchillo. »Jedes Wort erstunken und erlogen!« Er trieb sein Pferd an, lenkte es gegen die Wand und schmetterte dem Capitan den Gewehrkolben auf die Schulter.

      Vicente stürzte auf die Knie.

      »Weiter, wir kriegen die Hundesöhne!«

      »Ihr bleibt hier!« Vicente hob den Kopf, stützte die Hand auf und kam noch einmal auf die Beine. Auch die Fackel hielt er noch in der Hand. »Niemand reitet weiter mit ihm. Ich befehle es!«

      »Was?« Gobernator Esteban wandte sich im Sattel um.

      »Meuterei!«, schimpfte Don Sancho mit seiner weinerlichen Stimme.

      »Ich melde alle Vorfälle dem Generalstab«, erklärte der Capitan. »Er wird entscheiden, was Meuterei ist.«

      Gobernator Cuchillo verschlug es die Sprache. Er lenkte das Pferd zurück. »Die Befehle gebe ich!«

      »Nein, Don Esteban!«, widersprach der Capitan. »Das Kommando ist Ihnen nur zugeteilt. Es untersteht meinem Befehl!«

      »Verfluchter!« Abermals traf der Gewehrkolben den Capitan. Diesmal wurde er auf den Weg geschleudert und verlor die Fackel aus der Hand. Brennendes Pech spritzte durch die Schlucht.

      »Wir reiten weiter!«, bellte Cuchillo.

      »Weiterreiten!«, echote Don Sancho.

      Die Reiterkette kam nicht in Bewegung.

      Cuchillo lenkte das Pferd herum. »Ihr wollt nicht gehorchen?«

      »Den Befehl hat der Capitan«, sagte einer. »Sonst niemand. Und es war schon zu viel, was wir hingenommen haben.«

      Cuchillo schob das Gewehr fluchend in den Scabbard und rollte die Bullpeitsche aus, die er nie vergaß mitzunehmen. Doch als er sie anhob, hatte der Soldat das Gewehr angeschlagen und feuerte.

      Die dicke Lederpeitsche wurde knapp über der Faust des Gobernators durchgetrennt, und das lange Ende fiel neben dem Pferd auf den Boden.

      Cuchillo wurde bleich. Sancho zitterte sogar. Der Soldat repetierte unmissverständlich das Gewehr.

      Don Esteban Cuchillo blickte über die Männer hinweg und sah finster verschlossene Gesichter.

      »Hebt den Capitan auf!«, befahl der Soldat mit dem angeschlagenen Gewehr.

      Zwei Mann saßen ab. Vicente wurde aufgehoben und auf ein Pferd gelegt.

      »Wir kehren zu Teniente Bandera zurück. Er muss jetzt das Kommando übernehmen. Wir werden in der Bezirkshauptstadt alles melden, Don Esteban. So, wie es ablief. Auch den Tod von Teniente Carras, der sich für Sie die Finger schmutzig machte, und den Sie töten ließen!«

      »Ihr werdet alle an die Wand gestellt!«, rief Cuchillo drohend.

      Dass die Reiter die Schlucht abwärts verschwanden, konnte er jedoch nicht verhindern. Nur, weshalb er nicht einfach hinter ihnen her feuerte, das wusste er selbst nicht.

      Dann waren sie verschwunden. Don Sancho schaute seinen verhinderten Schwiegervater an.

      »Und nun?«

      Cuchillo bewegte den Kopf zur Seite. »Die Ratten haben das Schiff verlassen, Sancho. Aber deswegen ist es noch nicht verloren. Wir sind Kreolen. Was Besseres als diese viertel- und halbblütigen Kerle, die sich Mexikaner schimpfen würden.«

      »Aber damit können wir doch jetzt nichts anfangen!«, jammerte Sancho.

      »Wir reiten weiter und werden Rea aus den Klauen dieser mörderischen Bande befreien.«

      »Aber wie wollen wir sie finden?«

      »Sie sind nach Norden, ist doch klar. Sie wollen in Texas untertauchen und dort wie Menschen zweiter Klasse leben, diese elenden Schwachköpfe. Vorwärts!«

      Cuchillo riss das Pferd herum und sprengte weiter. Und Sancho, wollte er nicht allein zurückbleiben, musste ihm folgen.

      27

      Sie erkannten die Reiter am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang. Die Berge lagen schon ein paar Meilen hinter John Corcoran, dem Vormann und den beiden Cowboys, die mit den beiden Stieren an den Longen nur langsam vorankamen.

      Cuchillo und Sancho sahen die Amerikaner in dem öden Wüstenstreifen, noch rund acht Meilen vom Rio Grande entfernt. Mit Jubelgeschrei sprengte er aus der Sierra, schwang das Gewehr über dem Kopf, repetierte es und schoss.

      Die Kugel pfiff über die Reiter hinweg.

      »Von den Pferden!«, rief Chet und sprang schon ab.

      Da feuerte der Gobernator abermals. Die Kugel bohrte sich hinter den Stieren in den Sand und schleuderte eine kleine Fontäne in die Luft.

      »Keine Soldaten!«, staunte Dwarf. »Sollte es denn sein, dass die nicht mehr mitspielen?«

      »Offenbar«, sagte Corcoran lakonisch, nahm sein Gewehr zur Hand, legte an und schoss, bevor die anderen noch daran dachten.

      Die Kugel schlug vor Cuchillos Pferd in den Boden. Das Tier warf sich so heftig zur Seite, dass Don Esteban aus dem Sattel katapultiert wurde und mehrere Yards über den Boden rollte. Staub stob auf und hüllte die Szene wie in Nebel ein.

      Don Sancho parierte sein Pferd ein Stück hinter dem liegenden Gobernator.

      »Cuchillo, verschwinden Sie, bevor es mir leid tun, Sie laufen gelassen zu haben!«, schrie der Rancher.

      »Wo habt ihr Hundesöhne meine Tochter?«

      »Vielleicht in der Satteltasche!«, höhnte Dwarf.

      »Der ist nicht wegen uns unterwegs«, sagte Chet.

      Cuchillo rappelte sich auf, nahm das Gewehr mit, repetierte, schlug die Waffe an der Hüfte an und feuerte.

      Sie duckten sich, so dicht über ihnen erscholl das Heulen des Projektils.

      Corcoran feuerte zurück.

      Cuchillos linkes Bein knickte ein, und er stürzte erneut.

      Da riss Don Sancho in panischer Angst das Pferd herum und galoppierte in die Sierra Puerto Frio zurück.

      John Corcoran und seine drei Männer gingen nebeneinander wie eine Mauer auf den Gobernator zu.

      Cuchillo kniete, kroch über den Boden und wollte nach dem Gewehr greifen. Da feuerte Chet, Die Kugel traf den Kolben, spaltete ihn und schob die Waffe unter der Hand des Gobernators weg. Cuchillo griff in den Sand.

      Und sie kamen immer noch näher, folgten den langen Schatten, die über den Boden huschten.

      Cuchillo keuchte, wollte erneut nach dem zur Seite geschobenen Gewehr greifen und stürzte auf die Schulter.

      Da erreichten sie ihn und blieben stehen. Vier Gewehre richteten sich auf seinen Kopf.

      »Es reicht«, sagte John Corcoran. »Und dass ich Sie nicht überhaupt wie einen räudigen Köter über den Haufen schieße, verdanken Sie nur der Tatsache, auch so vom Schicksal hart genug gestraft zu sein. Ihre Tochter hat sich von