Pete Hackett

Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane


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er sich umwandte. Dann schauten sie sich in die Augen. Chet wartete ein paar Sekunden. Doch als Vicente nichts sagte, kehrte er zu den Cowboys zurück.

      »Da drüben steckt Cuchillos gesamte Streitmacht«, sagte Rizzos gedehnt.

      »Die Hälfte ohne Waffen«, schränkte Chet ein. »Aber wenn ihr den Boss lieber in der Tinte sitzen lassen wollt, könnt ihr ja wegreiten.«

      »Davon war doch gar keine Rede.«

      »Es klang aber danach.«

      Dwarf lachte laut los. »Du trampelst ins Fettnäpfchen, ohne es zu merken, Rizzos. Ich wette, das geht noch auf die Kopfnuss im Schuppen des Ranchos zurück. Ob man so was für immer behält, Chet?«

      25

      Der Gobernator schritt durch die Gasse im Kakteenfeld, erreichte die Wächter am Rand und schaute zu den Bergen hinüber, die langsam in der Dunkelheit versanken.

      »Noch nichts vom Capitan gesehen?«

      »Nichts, Don Esteban.«

      »Zum Teufel mit den Guerillas! Wie wollen die nur an mein Geld kommen, wenn sie sich nicht zeigen?«

      »Ich dachte, Sie wollten den Gringo …« Der Soldat brach ab, als ihn der böse Blick des wütenden Gobernators traf.

      »Ja, den Gringo müssen die Halunken wie eine Kröte schlucken. Aber den wollen sie ja nicht. Mein Geld sticht denen in die Augen! Der Neid zerfrisst sie. Weil sie es zu nichts brachten, diese kleinen, dreckigen Wühlmäuse!«

      Die Sierra Puerto Frio versank in der Nachtschwärze.

      Cuchillo wandte sich ab, lief durch die finstere Gasse zurück und erreichte die lichtere Mitte. Zwei Tümpel befanden sich im Kakteenfeld. Der eine wurde von den Soldaten umlagert. Eine brennende Sturmlaterne stand im Sand und beleuchtete die fast nackten Gestalten zwischen den Uniformierten. Der zweite Tümpel lag hinter den Saguaros zwanzig Yard nördlich. Dort lag John Corcoran gefesselt auf dem Boden. Zwei Wächter liefen vor ihm auf und ab.

      Teniente Bandera stand auf und nahm Haltung an, als der Gobernator im Lichtkreis der Lampe erschien. Aber die Verletzung hinderte daran, gerade Haltung anzunehmen.

      Cuchillo verzog das Gesicht beim Anblick des Mannes.

      Don Sancho, der etwas abseits hockte, seufzte vernehmlich.

      Cuchillo wirbelte herum. »Ist etwas?«

      »Wir sollten nach Hause reiten«, murmelte der bleiche, in Schweiß gebadete Don Sancho.

      »Jammerlappen!« Cuchillo stampfte um die Soldaten herum, an den Kakteen vorbei und längs des zweiten Wasserloches zu John Corcoran.

      Die beiden Wächter blieben so weit wie möglich entfernt rechts und links stehen.

      »Wo sind die Guerillas?«, brüllte Don Esteban.

      »Haben Sie wirklich immer noch nicht begriffen, dass ich mit den Leuten nichts zu tun haben kann? Was ist nur mit Ihnen los, Cuchillo? Sind Sie deswegen schon mal bei einem Arzt gewesen?«

      »Du kleine, weiße Ratte wagst es, Don Esteban zu beleidigen?«, schrie Cuchillo außer sich, beugte sich hinunter, packte den Rancher, hob ihn etwas hoch und schleuderte ihn zur Seite.

      John Corcoran konnte dem brutalen Mann noch in die Kniekehlen treten, dann schrammte er auf den harten Sand.

      Cuchillos Knie gaben nach, aber er konnte sich fangen, riss den Colt aus dem Holster und zielte auf den Rancher.

      »Nein, nein, du wolltest ihn doch gegen Rea tauschen!«, schrie Don Sancho kreischend.

      Fluchend ließ der Gobernator den Revolver sinken und schaute über die Schulter.

      Don Sancho stand bebend neben dem Tümpel.

      Cuchillo wandte sich jäh ab und ging zur anderen Seite zurück.

      »Liegt nicht so faul herum!«, schrie Cuchillo die Soldaten an.

      Sie sprangen mit den Gewehren in den Händen auf und hasteten zu ihren Pferden.

      Fluchend ging der Gobernator weiter.

      »Wir landen alle noch in der Hölle«, flüsterte einer der seiner Uniform beraubten Soldaten. »Wir gehen gegen die Leute vor, zu denen wir eigentlich gehören!«

      »Halts Maul, du Narr, du redest dir ja eine Hanfkrawatte an den Hals!«, zischte ihm einer seiner Kameraden zu.

      26

      Sie ritten mit Corcorans Pferd zwischen sich langsam durch die Nacht. Die Felswand auf ihrer rechten Seite sahen sie nur schemenhaft, das ferne Kakteenfeld gar nicht.

      Rizzos befand sich bei McCoy. Er hatte Dwarf davon überzeugen können, dass es besser wäre, wenn er, der kleine, drahtige, flinke Reiter die Aufmerksamkeit der Mexikaner auf sich lenkte und den Canyon aufwärts davonsprengte, und wenn auf der anderen Seite der kräftige Schmied der Ranch mit zu dem Kakteenfeld kam.

      »Weit genug!« Chet lenkte sein Pferd geradewegs von den Felsen weg und hoffte, so in die Nähe des Kakteenfeldes auf dessen Nordseite zu gelangen.

      Rizzos kam wieder an seine Seite. »Hoffentlich hat der Kleine die Nerven, lange genug zu warten. Und hoffentlich ist Don Esteban auch wirklich so nervös, dass er losdonnert, wenn geschossen wird.«

      »Er ist es«, versicherte Chet.

      Sie ritten über eine kleine Bodenwelle, durch eine Mulde und an Gestrüpp vorbei. Als sie schon meinten, sie müssten vorbeigeritten sein, ging über den Bergen der Mond auf, Chet und Rizzos rutschten sofort aus den Sätteln.

      Das Kakteenfeld lag südlich von ihnen.

      »Wir sind zu weit nach Norden.«

      »Das macht nichts.« Chet führte das Tier auf die schwarze Wand zu, als die sich das Feld darstellte.

      »Und wenn einer auf dieser Seite ist?«

      »Dann sieht er uns und holt Verstärkung, Rizzos. Und wir beide laufen in eine Falle, aus der es kein Entrinnen mehr gibt.«

      »Galgenhumor, was?«

      »Du musstest nicht mitkommen.«

      »Verdammt, hör doch endlich davon auf!«

      Chet beobachtete die schwarze Wand, der sie sich näherten. Obwohl sich dort nichts regte, durften sie keineswegs sicher sein, sich tatsächlich unbemerkt nähern zu können.

      Rizzos zog das Gewehr aus dem Scabbard und repetierte es. »Willst du deine Knarre nicht nehmen?«

      »Nein. Wenn sie uns in die Falle laufen lassen, nützt das Gewehr nichts, und zwischen den Kakteen wird es dich nur behindern.«

      Brummend schob Rizzos die Winchester in den Sattelschuh zurück.

      Noch runde hundert Yards trennten sie von dem Feld. Und noch immer war Chet nichts Verdächtiges aufgefallen.

      »Die Annahme, hier wären keine Wächter, ist doch schwachsinnig!«

      Chet blieb stehen. »Wieso? Cuchillo rechnet doch nicht damit, dass es für Vicente nichts zu verhandeln gibt. Es läuft alles anders, als er sich das vorstellt. Also muss er nicht mit so was rechnen, wie wir es vorhaben.«

      Rizzos kratzte sich im Nacken.

      Chet führte die Pferde weiter. Der schwarze Saum rückte wie eine sechs Yard hohe Mauer dichter heran. Fratzen schienen in der tiefen Schwärze zu grinsen. Und mehr als einmal wollten auch dem Vormann die Füße stocken.

      Dann standen sie direkt vor den verstaubten Saguaros.

      Rizzos atmete erleichtert durch und wischte den Schweiß vom Gesicht.

      Chet ließ die Zügel aus den Händen gleiten.

      »Wollen