Petra Mehnert

Die Messermacher


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nicht sicher, ob der Schein echt war, und entschuldigte sich mit den Worten: „Bin gleich wieder da.“

      Was sollte das nun wieder? War der Schein etwa gefälscht? Das konnte doch nicht wahr sein! Diesen Schein hatte er doch direkt aus den Händen seines Hausbankers erhalten. Oder doch nicht? Wo könnte er ihn sonst herhaben? Während die Bankangestellte anscheinend ihren Vorgesetzten konsultierte, verfiel Reno in fieberhaftes Grübeln. Wo hatte er diesen Fünfhunderter her? Er überlegte hin und her und so ganz allmählich kam die Erinnerung zurück: Er hatte ein Messer nach München in seine Stammkneipe mitgenommen und dort verkauft. Schwarz natürlich, also ohne Rechnung und der Typ hatte damals in bar bezahlt – mit einem Fünfhunderter! Niemals wäre Reno auf die Idee gekommen, dass der Schein eine Fälschung sein könnte! Auch das noch – das durfte doch nicht wahr sein! Jetzt machte er sich durch diesen blöden Schein zusätzlich verdächtig! Ob er einfach ohne diesen vermaledeiten Schein abhauen sollte? Würde er sich dadurch nicht noch verdächtiger machen? Aber er brauchte das Geld dringend für die Bezahlung des Campingplatzes, für die Sachen im kleinen Lädchen um die Ecke und natürlich für Benzin und was zum Essen und Trinken. Schöner Mist! Wurde man für den Besitz eines gefälschten Scheines eigentlich gleich verhaftet oder konnte er sich rausreden, dass er den Schein von seiner Bank erhalten hatte? Würde diese Bank hier den Schein einfach einbehalten?

      Mitten in seine Grübeleien kam die Dame mit einem breiten Lächeln zurück und Reno fiel dabei ein ganzer Felsbrocken vom Herzen. So lächelte nur jemand, wenn alles in Ordnung war, oder wollte sie ihn nur in Sicherheit wiegen und hatte bereits die Polizei angerufen? Dem armen alten Mann brach der kalte Schweiß aus, doch er versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Krampfhaft lächelnd sah er Frau Heimlich in die Augen und diese erklärte:

      „Alles in Ordnung, mein Herr. Wir sind nur angehalten, solche großen Scheine genauestens zu prüfen, da in letzter Zeit immer mal wieder gefälschte im Umlauf waren. Aber Ihren kann ich nun gerne wechseln. Sagen Sie mir bitte nochmals die gewünschte Sortierung der kleinen Scheine? Brauchen Sie auch ein paar Münzen?“

      Einen tiefen Seufzer unterdrückend meinte Reno nur:

      „Machen Sie einfach, wie Sie denken. Hauptsache, ich kann endlich die kleinen Beträge in den diversen Geschäften bezahlen.“

      „Mit so großen Scheinen ist das wirklich fast überall ein Problem. Vielleicht lassen Sie sich in Zukunft gleich die kleinen Scheine geben?“, versuchte Frau Heimlich ihrem Kunden einen Rat zu erteilen und Reno versprach ganz artig, das in Zukunft zu tun. Natürlich würde er das nicht tun, denn so viel Geld, wie er gewohnheitsmäßig mit sich herumschleppte, konnte man unmöglich in kleinen Scheinen in den Geldbeutel stopfen – das hätte niemals Platz und die Hosentasche wäre zu voll. Aber das sagte er der freundlichen Bankangestellten natürlich nicht. Dennoch nahm er sich vor, immer auch wenigstens ein paar Fünfziger dabei zu haben.

      Nachdem er dann endlich seine Sachen in dem kleinen Lebensmittelgeschäft abgeholt und erfahren hatte, wo noch ein letzter öffentlicher Fernsprecher stand, machte er sich auf den Weg dorthin. Es war wirklich schwierig, im Handy-Zeitalter eine Telefonzelle zu finden und wenn man dann endlich eine gefunden hatte, funktionierte diese nur mit einer Telefonkarte – so auch hier! Reno hätte beinahe in seinem Frust mit den Fäusten gegen die Scheibe geschlagen, konnte sich jedoch gerade noch zurückhalten. Was sollte er denn nun tun? Er musste dringend zu Hause anrufen! Ob diese Helene vielleicht ein Telefon in ihrem Bungalow hatte? Er hätte zwar auch von dem Gasthaus dort drüben aus anrufen können, aber da hätten dann alle mithören können und das wollte er nicht. Also war seine letzte Hoffnung doch die freundliche Helene. Doch falls sie ein Telefon hatte, wie konnte er sie dazu bringen, ihn alleine telefonieren zu lassen? Ihm musste dringend etwas einfallen und so marschierte er mit seinen vollgepackten Einkaufstüten strammen Schrittes zurück zum Campingplatz, wobei ihm schon nach wenigen Metern der Schweiß in die Augen rann und die Arme wegen der ungewohnten Belastung schmerzten.

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