Bodo J. Baginski

Das Chakra-Handbuch


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      Ein Meilenstein im Leben eines jeden Menschen ist der Augenblick der Geburt. Das Geburtserlebnis kann uns unter Umständen ein Leben lang prägen, es kann bestimmend dafür sein, ob wir die Welt als einen freundlichen und angenehmen Ort empfinden oder als hart, lieblos und kalt. Bei der Entbindung verlässt das Kind die vollkommene physische Geborgenheit, die ihm in den ersten neun Monaten seines Erdendaseins, das es in einem glücklichen Zustand der Zeitlosigkeit und der Schwerelosigkeit verbrachte, Nahrung und Schutz bot. Doch das kleine Wesen ist vorbereitet auf die Geburt und neugierig auf die Welt. So bedeutet eine natürliche Geburt, bei der Mutter und Kind nicht durch Medikamente geschwächt sind, zwar eine große Arbeit und Anstrengung, aber keinen Schock für das Kind. Worauf es jedoch in keiner Weise vorbereitet ist, ist die Trennung von der Mutter unmittelbar nach der Geburt. Solange es den schwingungsmäßig vertrauten Körper der Mutter weiterhin spürt und in die gewohnten Energieschwingungen ihrer Aura eingebettet ist, ist es bereit, sich voller Vertrauen den neuen Erlebnissen zu öffnen.

      Darüber hinaus lässt der körperliche Kontakt mit der Mutter unmittelbar nach der Geburt eine tiefe Bindung zwischen Mutter und Kind entstehen, die in Fachkreisen als »Bonding« bezeichnet wird. Ein Strom von liebevollen Gefühlen, von positiver emotionaler Energie fließt automatisch und ohne bewusstes Zutun von der Mutter zu ihrem Neugeborenen hin und reißt nicht ab, solange ihr Körper das Kind spürt oder es zumindest in ihrer emotionalen Aura bleibt. Er erfüllt die kleine Seele mit Vertrauen und Freude. Interessanterweise entwickeln auch Väter zu ihrem Baby einen innigeren Kontakt und mehr intuitives Verständnis, wenn sie bei der Geburt dabei waren, es berühren und streicheln durften.

      Wird das Neugeborene jedoch nach der Geburt von der Mutter entfernt, so erfährt es einen tiefen Schmerz der Trennung und der Einsamkeit. Solange die Mutter bei einer Trennung dem Neugeborenen bewusst ihre liebevollen Gefühle und Gedanken sendet, wird noch ein Kontakt aufrechterhalten und das Kind ist nicht vollständig von der Energieversorgung durch die Mutter abgeschnitten. Wendet sie sich jedoch anderen Dingen zu oder ist sie durch Medikamente müde und empfindungslos, so wird auch dieser Kontakt unterbrochen.

      Das kleine Wesen spürt seine Hilflosigkeit in einer unbekannten, kalten Welt, in der es sich ohne die schützende, wärmende Gegenwart der Mutter vollkommen alleingelassen fühlt. Dieses Erlebnis ist so überwältigend, dass das Energiesystem des Kindes in der Regel nicht in der Lage ist, die erschreckenden Gefühle zu verarbeiten und eine tiefgreifende Prägung erfährt, die eine erste Blockierung der Energien zur Folge hat.

      Die Blockade zeigt sich vorrangig im Bereich des Wurzel-Chakras. Im vorangegangenen Kapitel haben wir die Lebensrhythmen im Lichte der Chakra-Lehre beschrieben. Aus der beigefügten Tabelle kannst du ersehen, dass im ersten Lebensjahr sowohl vom siebenjährigen Grundthema, als auch vom einjährigen Hauptthema her die Energien des Wurzel-Chakras erschlossen werden. Neben der Meisterung der physischen und materiellen Welt, die mit dem aufrechten Gang gegen Ende des ersten Jahres seinen ersten Höhepunkt erfährt, steht in dieser Zeit die Bildung des Urvertrauens im Vordergrund. Dieses Urvertrauen ist die Basis für eine vollständige und angstfreie Entfaltung aller angelegten Möglichkeiten im Menschen. Darüber hinaus werden vom Wurzel-Chakra aus über die Kundalini-Kraft alle anderen Zentren mit Lebensenergie versorgt. So wirkt sich eine Blockade des Basis-Chakra im gesamten Energiesystem aus. Es ist kein Zufall, dass die Psychologie das erste Lebensjahr als das wichtigste im Leben eines Menschen überhaupt bezeichnet.

      In dieser Zeit, in der das Kind vorrangig über den physischen Körper Erfahrungen sammelt, braucht es vor allem den Körperkontakt zur Mutter, zeitweise auch zum Vater oder zu anderen vertrauten Personen.

      In diesem Alter hat das Kind noch keinen Zeitbegriff. Wenn es aus Einsamkeit oder aus Hunger weint, so weiß es nicht, ob dieser Zustand je ein Ende finden wird und es gerät leicht in Verzweiflung. Wird sein Verlangen hingegen immer sofort gestillt, so bildet sich in ihm das Vertrauen, dass diese Erde ihre Kinder mit allem versorgt, was wir zur Erhaltung unseres Körpers und zur Befriedigung unserer physischen Bedürfnisse brauchen. Das Kind kann sich auf der physischen wie auch auf der feinstofflichen Ebene den nährenden und schützenden Energien öffnen, die unser Mutterplanet für uns bereit hält.

      Beinahe alle Naturvölker besitzen ein intuitives Wissen über diese Zusammenhänge. Sie tragen ihre Babys bis zum Krabbelalter ständig in einem Tuch am Körper bei sich und legen es auch nicht ab, wenn das beständige Schaukeln das kleine Wesen in den Schlaf gewiegt hat. Wenn das Kind zu krabbeln beginnt, nehmen sie es immer sofort hoch, sobald das Kind es wünscht. Nachts liegen die Kinder neben der Mutter im Bett und wann immer sie Hunger verspüren, ist die Brust der Mutter da. Die strahlenden Augen und zufriedenen Gesichter dieser glücklichen kleinen Wesen sprechen für sich. Die Kinder dieser Völker weinen sehr selten und sind früh bereit, soziale Verantwortung zu übernehmen.

      Wenn sich eine Mutter auch bei uns nur im ersten Lebensjahr in dieser Weise ganz ihrem Kind widmen und ihre eigenen Bedürfnisse so lange zurückstellen würde, hätte sie ihm das beste Potential für sein Leben mitgegeben. Wir denken, dass sich diese Investition wirklich lohnt. Der automatische Fluss der Liebe und Freude, der durch den ständigen Körperkontakt mit dem Kind bei der Mutter ausgelöst wird, ist eine reiche Entschädigung für die vielen kleinen Dinge, die sie in dieser Zeit vielleicht nicht tun kann.

      Verliert ein Kind die Gefühle des Urvertrauens, der Sicherheit, der Erfüllung und Geborgenheit, so wird es beim Heranwachsen immer mehr im äußeren, materiellen Bereich danach suchen. Es wird Beziehungen zu Dingen anstatt zu Menschen aufbauen. Das beginnt bei den Kuscheltieren, die als Ersatz für menschliche Nähe und Wärme herhalten müssen. Später verlangt es nach immer neuem Spielzeug und Süßigkeiten, auf der unbewussten Suche nach etwas, das dieses leise nagende Gefühl der Leere vertreibt. Und als Erwachsener sind es die schönen Kleider, das Auto, die Möbel und vielleicht das eigene Haus, wie auch die berufliche oder gesellschaftliche Stellung, an die die meisten Menschen ihr Herz hängen in der Hoffnung, dadurch das in der Kindheit abhanden gekommene Gefühl der Sicherheit und Erfülltheit zurückzugewinnen. Unsere Konsumgesellschaft könnte ohne diese ungestillten Bedürfnisse der großen Mehrzahl ihrer Mitglieder nicht existieren.

      Doch es nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die erkannt haben, dass das Erlebnis innerer Geborgenheit und Zufriedenheit nicht durch materielle Güter erreicht werden kann. Sie begeben sich auf eine innere Suche und hier liegt tatsächlich die einzige Chance, das verloren gegangene Paradies, das die meisten von uns mit der Geburt verlassen haben, wiederzufinden.

      Im zweiten Lebensjahr kommt zum Grundthema des Wurzel-Chakras, das sich über die ersten sieben Lebensjahre erstreckt, ein neues einjähriges Hauptthema hinzu. Das heranwachsende Kind tritt mit den Energien des zweiten Chakras in Kontakt. Die zärtliche Berührung, das Streicheln und Liebkosen nehmen neben dem reinen Körperkontakt nun an Bedeutung zu. Das Kind beginnt, seine Sinnlichkeit zu entdecken und seine Empfindungen und Emotionen bewusster zu erfahren und auszudrücken. Jetzt treten auch allmählich die Inhalte des Emotionalkörpers, die aus früheren Leben mitgebracht wurden, in Erscheinung. Es sind zunächst die sehr grundlegenden emotionalen Strukturen, die das Kind im zweiten Lebensjahr durchlebt.

      Es ist nun sehr wichtig, dass die Eltern nicht versuchen, dem Kind eine bestimmte Haltung aufzuzwingen, denn dann beginnt es, Emotionen zurückzuhalten und in einer Form zu erstarren. Wenn das Kind hingegen lernt, seine Emotionen einfach nur zu erleben, ihr Vorhandensein zu akzeptieren und spielerisch mit ihnen umzugehen, könnte es alle negativen emotionalen Prägungen in kurzer Zeit auflösen.

      Die Eltern sollten verstehen, dass ein Kind in diesem Alter keine Negativität zum Ausdruck bringt. Ist es zornig, so nur deshalb, weil ein natürliches Bedürfnis enttäuscht wurde. Das wütende Schreien oder Losschlagen löst die entstandene Blockade und befreit das Kind davon. Den meisten Eltern fällt es jedoch schwer, ihr Kind in seinem emotionalen Ausdruck ganz und gar zu akzeptieren, da sie selbst mit sich nicht im Reinen sind. Sie haben ihr Kind lieb, wenn es dies tut und jenes lässt und vermitteln ihm damit die Botschaft: »So wie du bist, bist du nicht gut genug.«

      Das Kind übernimmt die Haltung des Urteilens von den Eltern, und da es ihre Liebe nicht verlieren will, verdrängt es die ungeliebten Anteile seiner selbst. Dies hat eine tiefgreifend energetische Wirkung zur Folge. Fehlt es darüber hinaus an sinnlicher Stimulation, so