Will Berthold

Adams Letzte


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Sie verspeisen nur die Haut, alles andere lassen sie abservieren.« Otto lachte. »Diesen Feinschmeckern kommt es wohl überall nur auf die Haut an.«

      Milena hatte genug; sie erhob sich und ging in den WC-Raum, um eine Art Morgenwäsche hinter sich zu bringen. Sie sah auf ihre Armbanduhr und stellte sie sechs Stunden vor. Die »Boeing« war schon im Sinkflug über der Menam-Ebene, die von den Thailändern »die Reisschale« genannt wird.

      »Bitte bringen Sie Ihre Sitze wieder in senkrechte Position, schnallen Sie sich an und stellen Sie das Rauchen ein«, meldete sich der Flugkapitän im Cockpit über die Bordlautsprecher. »Wir landen in wenigen Minuten auf dem Don-Muang-Flugplatz in Bangkok.« Der Riesenvogel glitt im Tiefflug über einen Golfplatz, setzte dann pünktlich und sicher auf der Zementpiste auf, rollte aus. Es herrschte Hochbetrieb:Starts und Landungen in ganz kurzen Abständen, Maschinen aus aller Welt flogen die Drehscheibe Südostasiens an. Aus ihren gedrungenen Rümpfen quollen Männerschwärme, Legionäre der Lebenslust betraten ungeduldig den Schauplatz käuflicher Wonnen;sie machten Bongkoks Airport, zum Loveport.

      Die Hitze empfing Milena wie ein Faustschlag. Feuchte, verpestete Luft machte das Atmen schwer. Im Innern des Gebäudes wurde es noch schlimmer; die Klimaanlage war wieder einmal ausgefallen. Aber nach einer Viertelstunde hatte sie die Zollabfertigung hinter sich und stieg in ein Taxi, das sie zum »Dusit Thani« — Hotel brachte.

      Nur selten durchdrang die Sonne die giftigen Benzinwolken, Die Straßen waren verstopft, aber der Mann am Steuer fuhr wie ein Selbstmörder. Milena forderte ihn auf, weniger landesüblich zu fahren, doch der Fahrer mißverstand ihr Englisch und setzte zu noch verwegeneren Manövern an. Nichts zu machen, eine Taxifahrt wird in »Krung Thep«, in der Stadt der Engel, zur Mutprobe.

      Das Häusermeer hatte die Hitze gespeichert wie ein Backofen. Die Menam-Metropole, war eine Hölle von Lärm, Staub und Hitze. Es glich einem Wunder, daß das Taxi nach einer knappen Stunde das »Dusit Thani«-Hotel erreichte.

      Der Portier hielt den Wagenschlag. Ein Hausboy übernahm den Koffer. Dann betrat Milena die kühle Oase für Betuchte. Sie folgte dem Gepäckträger zur Rezeption, vorbei an einem zierlichen Mädchen, das in einer Nische Blumen zu kleinen Sträußen band, die sie den Hotelgästen schenkte. Ihr liebliches Gesicht, das still in sich gekehrte Lächeln brachten dem europäischen Gast bei, daß man kein Wüstling sein mußte, um von diesen exotischen Geschöpfen fasziniert zu werden.

      Milenas Apartment — telefonisch vorbestellt — war für sie reserviert, und der Mann am Empfang sprach ein verständliches Englisch.

      »Können Sie mir sagen, ob Mr. Laimer im Hause ist?« fragte sie ihn.

      Der Hotelbedienstete sah auf das Schlüsselbrett. »Ja«, bestätigte er dann. »Ich kann Mr. Laimer anläuten.«

      Im ersten Moment wollte Milena einem sofortigen Gespräch aus — weichen, dann aber nickte sie mit einem Gefühl der Beklemmung. »Sorry«, sagte der Hotelbedienstete. »Mr. Laimer ist nicht in seinem Apartment. Vielleicht erfrischt er sich am Swimmingpool. Soll ich ihn ausrufen lassen, Madame?«

      »Danke, nicht nötig«, erwiderte Milena, froh über einen letzten Aufschub; dabei war sie in Zeitnot, aber sie wollte sich doch erst etwas frischmachen und sich dabei die Worte für die explosive Begegnung noch einmal zurechtlegen.

      Es war jetzt siebzehn Uhr Ortszeit. Milena folgte dem Boy; sie mußten sich durch das Gewühl pflügen. Die Halle ging in eine offene Bar über, und hier nahmen, zu dieser ungewöhnlichen Stunde bereits in Abendgarderobe, elegante Damen und wohlgelaunte Herren einen Drink, offensichtlich Mitglieder einer geschlossenen Gesellschaft.

      Milena betrachtete sie im Vorbeigehen: Eine junge Frau, deren weißes Cocktailkleid prächtig zu ihrem dunklen Haar und den leuchtend braunen Augen kontrastierte, fiel ihr sofort in der Runde auf. Mechanisch sah die Besucherin aus Düsseldorf zu ihrem Begleiter hin, einem Mann mit einem straffen Gesicht, einer hohen Stirn, buschigen Augenbrauen und dichten, leicht gewellten Haaren.

      Im ersten Moment erkannte Milena den eigenen Vater nicht, wohl weil sie ihn zeitlebens nur in blauen Anzügen gesehen hatte; jetzt trug er ein weißes Dinner-Jackett, Er wirkte verjüngt und frisch, wirklich ein Mann in den besten Jahren. Als Milena sah, daß er zu dieser Attraktion von Frau in Weiß gehörte, fürchtete sie, daß ihre Mission scheitern müßte, und sie gegen ein so apartes, ungewöhnlich schönes Geschöpf keine Chance hätte. Diese selbstsichere junge Frau würde wohl — für wie lange auch immer — Vaters Zweite werden.

      Sie blieb stehen und betrachtete ihn noch immer.

      In diesem Moment erkannte auch Martin Laimer seine Tochter. Er beugte sich zu seiner Begleiterin, entschuldigte sich und ging dann auf die Neuangekommene zu.

      »Milena?« sagte der Industrielle, mehr erstaunt als erschrocken. »Du — »hier in Bangkok?«

      »Wie du siehst, Vater«, entgegnete sie.

      »Zufällig?«

      »Absichtlich«, antwortete Milena. »Ich muß mit dir sprechen, Vater.«

      »Jetzt?Hier?« fragte er leicht ungehalten und betrachtete sie voll, »Bist du gerade angekommen?«

      »Ja. Und ich muß morgen wieder zurückfliegen. Könntest du — bitte — eine Stunde nur —«

      »Ich bin auf dem Weg zum Rotarier-Abschiedsbankett«, erklärte Martin Laimer. »Übrigens hält Cecil Casagrande, der Mann deiner Freundin, zuvor eine Lesung aus seinem neuesten Roman.«

      Er lächelte hintergründig. »Die ließe sich ja schwänzen. Sicher willst du dich erst noch frischmachen. Ich erwarte dich also in zwanzig Minuten im Apartment siebenhundertneun — ja?« »Vielen Dank, Vater«, entgegnete Milena verwirrt und folgte dem Liftboy.

      Martin Laimer ging zu seiner Begleiterin zurück. »Entschuldige, Ilonka — meine Tochter ist überraschend eingetroffen.«

      »Hab’ ich mir schon gedacht«, erwiderte sie.

      »Sie will mit mir sprechen.«

      »Das hab’ ich mir auch gedacht«, versetzte Ilka lächelnd.

      »Würde es dir etwas ausmachen, allein zu Casagrandes Dichterlesung zu gehen?Ich komm’ dann so rasch wie möglich nach.«

      »Es macht mir nichts aus«, versicherte Ilonka. »Aber bitte tu’ mir einen Gefallen. Sei nett zu deiner Tochter, mach’ ihr alles nicht noch schwerer.«.

      »Ja — aber —«

      »Kein Aber«, erwiderte Ilonka. »Bitte versprich es mir.«

      Der Industrielle brachte seine Begleiterin an die Tür, winkte ein Taxi herbei und stellte dann fest, daß er nicht der einzige war, der Ilka nachsah.

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