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Das Anthropozän lernen und lehren


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target="_blank" rel="nofollow" href="#ulink_5e2371a4-9c38-5055-adf7-1afba24a4d21">27 Haltrich, Kulturgeschichte (wie Anm. 1), S. 39–51.

      Georg Holzer

      Was Flüsse mit Menschen und Menschen mit Flüssen tun

      Historische Beispiele aus Niederösterreich im Lichte der Namenforschung

      In unseren Breiten ist jede Landschaft eine Flusslandschaft: Überall gibt es Wasser, und sei es auch nur Regenwasser, und von überall fließt Wasser auf von der Schwerkraft vorgezeichnetem Wege in Richtung größeren Wassers ab. Eine Flusslandschaft besteht aus Zusammenflüssen ihrerseits zusammengeflossener Gewässer, also aus Talschaften, und aus den um die Talschaften herumlaufenden Wasserscheiden. Wasserscheiden sind gedachte (!) Linien in der Landschaft und insofern eine menschliche Zutat zur Landschaft. Eine Wasserscheide ist eine gedachte Linie, von der aus es auf beiden Seiten bergab geht und bergab fließt – oder fließen würde, wenn es gerade Regen gäbe. Mit diesem Konjunktiv ist eine Wasserscheide auch eine Hypothese und eine Vorhersage.

      Wasserscheiden sind hierarchisch geordnet. Je früher die von einer Wasserscheide getrennten Gewässer wieder zusammenmünden, desto niedriger ist der Rang der Wasserscheide. Die Wasserscheide zwischen zwei benachbarten Bächen, die sich bald im nächsten kleinen Fluss treffen, hat einen sehr niedrigen Rang. Die höchstrangige Wasserscheide in Niederösterreich verläuft durch das Waldviertel. Sie trennt Gewässer, die dem Schwarzen Meer, von solchen, die der Nordsee zustreben. Kirchberg am Walde etwa liegt auf dieser Wasserscheide. Die dort auseinanderstrebenden Gewässer finden erst im Weltmeer zusammen, nicht früher.