Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Dollarhaie greifen an


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verschluckte sich fast. Er stellte sein Glas ab.

      „Ist der Job legal?“ fragte er mißtrauisch.

      „Wo denken Sie hin! Legal schon, aber ziemlich schwierig. Normalerweise habe ich meine Leute, die alle meine Probleme lösen. Dieser Fall würde meine Angestellten jedoch überfordern, und deshalb habe ich mir von außerhalb den besten Mann geholt. Der beste Mann muß auch den besten Preis bekommen. Also hunderttausend und Vergütung sämtlicher Spesen, wenn es sein muß, einschließlich Einbau eines neuen Herzens durch Dr. Cooley.“

      „Sehr großzügig“, sagte Jo. „Erklären Sie mir, worum es sich handelt,“

      Greene griff in die Tasche und brachte eine Fotografie zum Vorschein.

      „Darum“, sagte er schlicht.

      Das Bild zeigte ein junges Mädchen, knapp zwanzig, ein bildhübsches Gesicht, lange schwarze Haare, ausdrucksvolle dunkle Augen. Joe stieß einen leisen Pfiff aus, betrachtete dann das Römerprofil Hugh Greenes und fand eine gewisse Ähnlichkeit.

      „Ihre Tochter?“ fragte er.

      „Erraten! Das ist Julie Greene. Neunzehn Jahre alt. Mein einziges Kind.“

      „Was ist mit ihr?“

      „Die uralte Geschichte. Sie ist ausgerissen. Und Sie sollen sie zurückholen, Mr. Barry.“

      „Wenn das so ist, wird meine Spesenrechnung bescheiden sein“, brummte Jo. „Alles, was ich brauche, ist ein großer Sack und eine Rolle Leukoplast für die Kratzwunden.“

      „Wenn der Fall so einfach läge, hätte ich Bud Fleischer damit beauftragt“, sagte Greene. „Sie wissen erst die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte sieht noch schlimmer aus. Meine Tochter befindet sich in der Gewalt von Gangstern.“

      Joe zog die Brauen hoch.

      „Kidnapping?“

      „Nein. Wenn es das wäre, hätte ich selbstverständlich die Polizei eingeschaltet. Der Fall ist komplizierter. Sie hat sich freiwillig einer Gangsterbande angeschlossen.“

      „Das würde man ihr dem Bild nach nicht Zutrauen“, sagte Jo.

      „Stimmt, Vermutlich liegt Ihnen jetzt die Bemerkung auf der Zunge, daß der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Aber das ist es nicht. Es ist vielmehr die ebenfalls uralte Geschichte von der Tochter aus gutem Hause, die sich in einen Bösewicht verknallt hat und mit ihm durchgebrannt ist.“

      Hugh Greene stand auf, schüttete den neunzigjährigen Bourbon hinunter wie Mineralwasser und sagte bekümmert:

      „Ich habe ganz unten angefangen, Barry. Ich habe eine Menge schmutziger Dinge in meinem Leben mitmachen müssen und mir viele Schwielen eingehandelt. Julie wollte ich das ersparen. Sie hat die beste Erziehung bekommen, die man sich nur wünschen kann. Sie war in den teuersten Internaten des Landes, in Williamsburgh, in Vassar und in Gulfe, und sie hätte sich einen tollen Burschen zum Heiraten aussuchen können. Aber was tat sie? Sie schnappte diese neumodischen Protestideen auf und brach aus dem, ihrer Ansicht nach, spießigen Wohlstandsmilieu ihres reichen Vaters aus. Wenn die wüßte, wie wenig spießig ich in Wirklichkeit bin!“

      „Wie ist sie an die Gangster geraten?“ „Das geschah vor einem Monat. Sie hatte ihre Abschlußprüfung in Gulfe bestanden. Zur Belohnung schenkte ich ihr eine Ferienreise auf unserer Jacht – zusammen mit Freunden.“

      „Und?“

      „Nach genau einer Woche kamen die Freunde per Flugzeug zurück, während die Jacht in Brasilien vor Anker gegangen war, Sie erzählten eine haarsträubende Geschichte, Julie hatte in Recife einen jungen Mann kennengelernt, und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Der junge Mann vertrug sich nicht mit ihren Freunden, also wurden die Freunde kurzerhand an Land gesetzt, Eine Woche später folgte die Schiffsbesatzung.“

      „Moment mal, ich denke, das Schiff gehört Ihnen?“

      „Allerdings. Aber momentan führt Julie das Kommando. Ihr Freund vertrug sich nicht mit der Besatzung, also flog die Besatzung. Und an Bord kam eine neue Mannschaft, die unserem jungen Liebhaber paßte,“

      „Warum haben Sie nicht eingegriffen?“

      „Wollte ich ja. Aber inzwischen hatte ich erfahren, um welche Art Leute es sich bei Julies Freund und seiner Mannschaft handelte. Gangster sind das, gemeine Verbrecher. Sie haben mir eine Nachricht zugespielt, daß es Julie übel ergehen werde, wenn ich ihnen in die Quere käme.

      „In die Quere? Wobei?“

      Greene füllte sein Glas nach.

      „Sie müssen wissen, mein Jacht, die ,Ballerina’ ist nicht einfach ein Vergnügungsschiff. Sie hat gewisse Ausrüstungen an Bord, mit denen man die Beschaffenheit des Meeresbodens untersuchen, kann.

      Ich bin im Ölgeschäft, Barry. Die großen ölfuncle werden heuzutage im Meer gemacht. Vor der texanischen Küste habe ich ein halbes Dutzend Bohrinseln im Golf von Mexiko stehen. Aber der Einsatz einer dieser riesigen Stahlinseln ist ein teures Geschäft. Vorher müssen Geologen den Meeresboden überprüfen, ob sich das Risiko lohnt, und das tun sie von Bord der Ballerina‘ aus.“

      „Sie haben also Echolote, Sonden, Bohrgeräte und Tauchausrüstungen an Bord?“

      „Plus einer kompletten Bergungsausrüstung“, bestätigte Greene. „Genau darauf scheint es der Bande anzukommen. Sie sind darauf aus, irgendwelche Dinge vor der brasilianischen Küste aus dem Meer zu fischen. Was es ist, weiß ich nicht. Ich vermute, Sie wollen ein Schiffswrack ausplündern.

      Jedenfalls ist das Unternehmen kriminell, denn es geht in aller Heimlichkeit vor sich. Die ,Ballerina‘ ist dafür wie geschaffen. Die Ausrüstung der Jacht hüte ich wie ein Staatsgeheimnis. Kein Mensch, außer meinen engsten Mitarbeitern, weiß davon. Was meinen Sie, was sonst für ein Tauziehen um die Ölkonzessionen einsetzen würde, wenn die ,Ballerina‘ irgendwo einmal längere Zeit kreuzt.“

      „Ich verstehe“, sagte Joe, der aufmerksam lauschte.

      „Offiziell ist die Jacht auf Vergnügungsreise. In Wahrheit ist eine Gangsterbände an Bord, die einen versunkenen Schatz, oder so etwas aus dem Meer holen will. Und meine Tochter spielt mit. Wie sie dazu gebracht wurde, weiß ich nicht. Vielleicht hat unser Freund ihr erzählt, der Familienschmuck sei ins Meer gefallen und seine Mutter werde mit gebrochenem Herzen sterben, wenn er ihn nicht wiederbeschaffen könne. Ist ja auch egal. Liebe macht bekanntlich blind. Hinzu kam eine schon seit längerem schwelende Proteststimmung gegen mich. Das also ist die Situation.“

      „Haben Sie die Polizei verständigt?“ Der Ölmillionär schüttelte den Kopf.

      „Nein. Aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht. Erstens habe ich meine Probleme immer ohne die Polizei geregelt, zweitens befindet sich die ,Ballerina vor der brasilianischen Küste, also außerhalb der Zuständigkeit der amerikanischen Polizei.

      Der brasilianischen Polizei traue ich nicht über den Weg. Und außerdem – keine Polizei der Welt kann gegen das Schiff etwas unternehmen, solange es auf hoher See ist. Und das wird es in kritischen Situationen sein. Sie sehen, mit Hilfe der Polizei löst man diesen Fall nicht.“

      Joe betrachtete ihn nachdenklich.

      „Das Ganze ist mehrere Wochen her. Ich nehme nicht an, daß Sie diese Zeit untätig waren.“

      „Natürlich nicht. Ich habe Informationen eingeholt. Ich wollte herauskriegen, was gespielt wird, und erst als ich das wußte, faßte ich meinen Entschluß, mich an Sie zu wenden, Barry.“ Greene trat an einen Sekretär, betätigte die Türautomatik und nahm eine Mappe heraus. „Hier ist alles zusammengestellt, was ich herausbekommen habe. Es war nicht ganz einfach, aber ich habe ein gutes Informationsnetz. Mit Geld kann man eine Menge machen.“

      Er nahm ein Foto und ließ es angeekelt auf den Tisch fallen.

      „Das ist der Bursche, in den sich meine Tochter verknallt hat. Er ist Amerikaner, dreiunddreißig Jahre alt, mehrere Vorstrafen. Er heißt Dave Baxter. Von Beruf ist