verlangt. Sie übt sich in Selbstaufgabe und Demut, sie dient ihrem Herrn, ohne zu hinterfragen, und lässt die Dinge einfach geschehen. Fließend, ohne dass es sie wirklich berührt. Das alles muss in keinster Weise mit Schmerz zu tun haben – kann aber durchaus damit verbunden sein. Eine Sub soll ihrem Herrn dienen, Tag und Nacht für ihn da sein, und wenn dieser befiehlt, hat sie zu gehorchen. Verstehst du – eine Sub und ihr Herr bilden immer eine Einheit.«
Kitty schaute nachdenklich drein. So hatte sie all das überhaupt noch nicht gesehen – sie merkte, dass sie von dieser Welt, in die sie gerade eintauchen wollte, noch recht wenig wusste.
***
Chrissie, die eigentlich Christiane hieß, hatte diesen Namen selbst seit Jahren nicht mehr ausgesprochen. Sie ließ Kitty nun für den Moment allein, ihre neue Kollegin brauchte offenbar Zeit, sich ein wenig zu sortieren.
Chrissie selbst war erst vor wenigen Tagen in Nizza eingetroffen, um die Neulinge in Empfang zu nehmen und für die neue Saison vorzubereiten.
Der Klub an sich war ein wenig geheimnisumwittert – er öffnete nur für einige Monate seine Tore, und Sascha verstand es wie kein anderer, die Neugier seiner Gäste anzuheizen. Diese elitäre Gesellschaft schwamm geradezu im Geld, und wenn der Klub in Nizza seine Türen schloss, gingen sie in einem anderen Laden in einem anderen Teil der Welt.
Sascha wusste, wie er seine Klienten dazu ermuntern konnte, weite Reisen zu unternehmen, um den Nervenkitzel, welcher sie zu ihm nach Nizza geführt hatte, auch in anderen Regionen der Erde genießen zu können.
In Nizza herrschte ein besonderes Flair. Es mochte wohl an der Lebenseinstellung der Franzosen liegen, musste aber nicht. Denn die Klubs, die der Kette von Sascha und Serge angehörten, waren allesamt weise ausgewählt worden. Sie lagen meist etwas abseits von dem üblichen Trubel, in Waldhainen eingebettet oder direkt an einsamen Strandbuchten, wo man seiner Lust freien Lauf lassen konnte.
Chrissie fand es immer wieder spannend und erregend zugleich, wenn die neue Saison begann. Sollte Kitty sich für eine Erziehung entschließen, so wäre sie selbstverständlich ihre Ausbilderin, doch sie selbst hatte auch noch Pläne.
Zu gern würde sie Saschas persönliche Assistentin werden – das Zeug dafür hatte sie. Sie wollte nicht ihr Leben lang die Einpeitscherin sein, doch im Augenblick genoss sie es, wie die angehenden Subs mit Respekt und Ehrfurcht zu ihr aufsahen.
Für die anderen Ausbildungszweige war Tess zuständig, die ebenfalls einen prima Job machte.
***
Chrissie stand nun vor einer dicken Eisentür und betätigte den runden Ring. Ein tiefes, volltönendes »Ja, bitte!« war die Antwort und forderte sie auf einzutreten.
Sascha erhob sich aus seinem Stuhl und kam ihr entgegen.
»Chrissie, Darling, du bist schon da? Wie schön, dich wiederzusehen. Was macht Dubai – ist dort alles okay? Ach, was rede ich denn so viel. Was hast du für mich, meine Süße?«
Chrissie erzählte nur kurz von der Saison in Dubai, dann ging sie über zu den Dingen, die jetzt oberste Priorität hatten.
»Die Neuankömmlinge treffen in den nächsten Tagen ein«, berichtete sie Sascha, »ich werde sie mir, wie üblich, vornehmen, doch ich bin auch gekommen, weil ich eine Bitte an dich habe.«
Sascha zog eine Augenbraue hoch, und Chrissie räusperte sich. »Eine alte Schulfreundin stand heute Morgen plötzlich vor mir. Sie ist prädestiniert für eine Ausbildung zur Sub, und ich würde sie gern unter meine Fittiche nehmen, Sascha. Es wäre mir wichtig, denn die Kleine hat das Zeug zu einer wirklich guten Sub.«
»Eine Bekannte von dir – hier im Klub?« Sascha wirkte immer noch leicht erstaunt.
Chrissie nickte. »Sie ist vom Alter her eigentlich schon grenzwertig – wird in den nächsten Tagen zwanzig Jahre alt, doch sie sieht zum einen jünger aus, und zum anderen ist sie bereits jetzt so devot und brennt darauf, mit der Ausbildung beginnen zu dürfen.«
Chrissie räusperte sich. »Sie hätte so oder so noch vier bis fünf gute Jahre. Ich würde bei ihr in Richtung Schulmädchen oder Zofe gehen. Können wir da etwas machen, was denkst du?«
»Schätzchen«, Sascha faltete seine Hände auf dem Schreibtisch und sah Chrissie offen an, »denken tue ich grundsätzlich erst mal gar nichts. Ich weiß sehr wohl, dass sie in deinen bewährten Händen sehr gut aufgehoben wäre – also, voilà, sie gehört dir. Tu das, was du am besten kannst, mach sie gefügig.«
Chrissie lächelte. »Danke dir, Sascha, du bist ein Schatz. Weißt du, das ist mir echt wichtig.«
Sascha grinste sie an. »Ich weiß ja, wem ich die Kleine anvertraue, nicht wahr. Ich wünsche mir allerdings, dass du eine Top-Sub hervorbringst, die ihre Demut und ihre Loyalität ihrem Herrn gegenüber auch in vollstem Umfange auslebt. Weißt du, ich mag sie nicht mehr sehen, diese Möchtegernsklavinnen, die sich heranzüchten lassen und dann doch absolut nichts davon begreifen lernen.« Sascha fasste sich an sein Herz. »Das muss von ganz tief unten kommt – es muss in dir drinstecken, verstehst du das, Chrissie.«
Chrissie nickte. Ihr brauchte er seine Philosophie nicht zu erläutern, sie verstand ihn besser als jede andere.
»Na dann, war noch was?« Sascha schaute Chrissie kurz an, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. »Ach, Chrissie, dieses Mal gilt es. Ich brauche neue Gesichter, brauche echte Typen, keine billigen Imitate, verstehst du?« Und als Chrissie nickte meinte er nur: »Gut, Süße, dann lass mich jetzt bitte wieder arbeiten.« Theatralisch fasste sich Sascha an den Kopf. »Ich bekomme schon jetzt Kopfweh. Wir haben dieses Jahr so viele Anfragen für Dinnerpartys und Firmenevents … Wo lasse ich da bloß die Reichen und die Schönen – ach, herrje!«
Chrissie grinste. »Das ist doch eine deiner leichteren Übungen – oder etwa nicht? Und danke dafür, dass ich Kitty ausbilden darf. Ich werde dir eine Sub präsentieren, wie sie der Klub lange nicht mehr hervorgebracht hat.«
»Nichts anderes erwarte ich von dir«, meinte Sascha grinsend. »Betrachte es einfach als Treuebonus! Ich gehe allerdings davon aus, dass du die anderen Neuzugänge deshalb nicht vernachlässigen wirst?«
Dieser Blick, den er ihr jetzt schenkte, duldete kein Versagen. Saschas dunkle, fast schwarze Augen sprachen Bände, und Chrissie erwiderter: »Habe ich dich schon jemals enttäuscht? Du weißt, auf mich ist Verlass.«
Sie ging, und Sascha sah ihr voller Ehrfurcht nach. Diese Frau machte ihren Job wahrlich gut. Er war gespannt auf die Neue und darauf, was Chrissie aus ihr herausholen würde.
***
»Kitty?« Kitty kam angelaufen als sie Chrissies Stimme vernahm. »Ich werde dir jetzt dein Zimmer zeigen! Pack bitte aus, und danach geht’s ab zum Friseur und zur Visagistin. Trügt mich mein Gefühl, oder haben dich beide für eine lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen?«
Kitty musste zugeben, dass es sich genau so verhielt. Sie war nicht unbedingt die perfekt durchgestylte Frau, mochte eigentlich eher die legere Art zu leben, doch das würde sich ab sofort ändern, denn Chrissie mahnte: »Du musst hier absolut perfekt gestylt daherkommen, dir fehlt der nötige Schliff meine Liebe. Hier zählt auch das kleinste Detail, angefangen von den perfekt gezupften Augenbrauen bis hin zur Enthaarung deiner Beine und deiner Scham. Alles, was dazwischenliegt, wird von unseren Visagistinnen im Spa-Bereich wieder in Schuss gebracht. Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber du hast deinen Körper nicht gut behandelt.«
Kitty hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals und schluckte. Verdammt, wie hatte sie das vergessen können. Nur gut, dass es Chrissies geschultes Auge war, dem das aufgefallen war. Wie hätte sie sich erst bei einer Fremden gefühlt.
Kitty nickte schuldbewusst.
Chrissie sprach weiter: »Bist du damit fertig, bekommst du einen so genannten Wochenplan. An diesen wird sich ohne Wenn und Aber gehalten. Ich dulde keine Drückebergerei, dann käme der Rohrstock ins Spiel. «
Chrissie sah Kitty so kalt an, dass sie sich mittlerweile sehr wohl vorstellen konnte, wie ihre