– nichts anderes würde Sascha dulden. Es war Chrissies persönliche Kampagne, und die ließ sie sich, verdammt noch mal, nicht kaputt machen.
Kitty unterdrückte einen Schrei, als ihre Ausbilderin zu dem alles vernichtenden Schlag ausholte. Kitty sagte kein Wort, doch man merkte ihr an, dass sie dieses Mal nicht mit sich zufrieden sein konnte. Schlapp und ausgepowert hing sie in den Seilen, und man schleppte sie in den Käfig, wo sie den Rest des Tages darüber nachdenken konnte, ob sie dies so gewollt hatte.
***
Stufe zwei
Später, viel später sollte sich Kitty leichten Herzens an diese Ausbildung erinnern. Sie hatten es alle gut gemeint mit ihr, und sie musste unwillkürlich lächeln, als sie zurückdachte. Sie war mit sich und der Welt im Einklang, war längst dort angekommen, wo sie immer hingewollt hatte, und selbst Chrissie hatte im Nachhinein alles richtig gemacht. Sie hatte ihr den Weg bereitet, den Kitty bereit war zu gehen. In vielen Wochen hatte Chrissie Stund um Stund darin investiert, Kitty den nötigen Schliff zu geben. Die zweite Stufe ihrer Ausbildung würde morgen Mittag beginnen, und sie sollte dem Mädchen noch mehr abverlangen, Chrissie würde sie noch weniger schonen.
Es war die Bewährungsprobe für das bildhübsche Mädchen, erst hier würde sich letztlich zeigen, ob Kitty für eine weitere Ausbildung geeignet war oder eben nicht.
Kitty hatte mittlerweile ihr eigenes Zimmer bekommen, und heute stand endlich ihr Antrittsbesuch bei Sascha, dem Chef des Klubs, an. Sie hatten ihn immer wieder verschoben. Kitty war so aufgeregt, dass sie ein Zähneklappern nicht verhindern konnte.
***
Chrissie klopfte an die dicke Mahagonitür und Kitty, welche drei Schritte hinter ihr zurückgeblieben war, senkte sofort ihren Blick, als die Tür sich öffnete. Das also war Saschas Reich, von dem sie schon so viel gehört, ihn jedoch noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Chrissie bat Kitty, nun vorzutreten und sich von Sascha begutachten zu lassen.
Sie trat stumm und bescheiden aus der Ecke heraus, in welcher sie gewartet hatte.
Sascha sah es mit Wohlwollen. Seine Augen taxierten sie sehr genau, dann nickte er zufrieden.
»Sehr schön, ein wahres Prachtstück hast du da erschaffen, meine liebe Chrissie. Hast du nicht etwas zu viel Zeit in sie investiert.« Saschas Augen verengten sich leicht.
»Nein«, rechtfertigte sich Chrissie. Indirekt hatte sie bereits so etwas geahnt. Sascha hasste es, wenn etwas zu lange dauerte. Doch in diesem Fall war es unumgänglich gewesen.
Deshalb antwortete Chrissie nun: »Sie steht auf Schmerz, das war nicht das Problem. Aber die Disziplin und die Demut – das war nicht ganz so einfach. Das Gesamtpaket war in diesem Fall von allergrößter Wichtigkeit. Die Absolventin hatte den Begriff Sub leider nur mit Schmerz verbunden, was so natürlich in keinster Weise stimmt.«
Sascha nickte und ergriff das Wort. »Dann ist ja alles korrekt verlaufen. Die Sub möge jetzt bitte vortreten.«
Als Kitty vor Sascha stand, sagte dieser: »Du also sollst die neue Gespielin, Verzeihung, Sub, unseres Klubs werden. Damit wir uns gleich richtig verstehen – du wirst eine von vielen sein. Nichts Besonderes, solltest du dir das einbilden! Deinen Willen gibst du besser gleich an der Flurgarderobe ab, dein Herr wird für dich denken! Bist du willig, wirst du wenig von dem spüren, was du dir jetzt noch versprichst – Peitschenhiebe, rohe Gewalt oder Hiebe mit dem Rohrstock. Ein wirklicher Herr schützt seine Sub und betet sie an. Er wird mit ihr spielen, keine Frage. Doch er wird dich anbeten und vergöttern – glaub es, oder glaub es nicht.«
Kitty, die immer noch ihren Blick gesenkt hielt, achtete auf ihre Körperhaltung, die Sascha ebenso im Blick hatte.
Er dachte: Sie kämpft, hat sich aber dennoch im Griff. Sie ist so weit! Er zollte Chrissie höchsten Respekt und sagte zu ihr: »Mach aus ihr das Schulmädchen, das du in ihr siehst. Chapeau, meine Liebe, du hattest mal wieder den richtigen Riecher, und das nicht zum ersten Mal!«
Und an Kitty gewandt sagte er: »Du wirst eine wunderbare Sub abgeben, eine Sub, wie sie der Klub selten hervorgebracht hat. Bedank dich dafür bei deiner Ausbilderin – sie ist eine wunderbare Frau. Sie gibt dir den nötigen Feinschliff, um mit Fürsten, Grafen und Abgesandten aus Königshäusern zu dinieren und ihnen Lust zuzuführen. Du wirst mit Frauen ebenso selbstverständlich schlafen wie mit Männern – oftmals wird das in Häusern, in denen du verkehren wirst, ausdrücklich gewünscht. Du wirst demütig sein und nichts hinterfragen, was deine Herren von dir verlangen. Das war’s, ich hoffe, ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt.«
Kitty nickte. Sie war von Saschas Aura fasziniert, diese Strenge in seinem Blick … Und doch war da etwas Weiches in ihm, das er offenbar sehr gut überspielen konnte. Alles, was sie wusste, war, dass sie offiziell von einer Absolventin zu einer Sub geworden war. Den Rest ihrer Ausbildung würde sie mit der ihr schon gewohnten Routine abspulen – sie durfte Chrissie jetzt nicht enttäuschen.
***
Kitty würde auf dem großen Event, das Sascha plante, als Entdeckung der Saison vorgestellt werden. Das allein gab ihr den nötigen Antrieb, sich selbst noch einmal alles abzuverlangen, und das musste sie auch, denn Chrissie zog das Tempo an. Und ihr wurden Tischsitten, Unterhaltungsregeln bei Tisch, die Zerstreuung im Bett und natürlich Gepflogenheiten gekrönter Häupter oder höher gestellter Schichten beigebracht.
Wie hält man eine Teetasse? Wie spreizt man die Finger dazu? Wie zerbricht man einen Keks? Welches Glas nimmt man für welchen Wein? All das überforderte Kitty so sehr, dass sie sehr oft mit Kopfschmerzen und Versagensängsten zu kämpfen hatte. Dass all das ebenfalls zu den Unterweisungen einer Sub gehörte, hatte sie nicht vermutet. Doch bedachte man es recht – natürlich, sie würde repräsentieren müssen, immerhin würde sie die Gastgeberin sein, wenn ihr Herr ein Bankett gab.
Kitty hatte kaum mehr eine freie Minute für ihre eigenen Bedürfnisse. Und Chrissie forderte immer mehr.
Die Tage waren ausgefüllt mit dem Besuch des Fitnessraumes, hier wurde die Kondition weiter aufgebaut, die Körperhaltung ausgerichtet, und natürlich kam sie in den Schlagraum. Das allein hätte schon manch ein Mädchen überfordert, doch Chrissie bemerkte, das Kitty langsam regelrecht aufblühte.
Je mehr sie sich quälen musste, je mehr sie sich selbst vergaß, desto mehr strahlten ihre Augen, und die wahre, die ganz besondere Kitty trat zutage. Diejenige, die bewundernde Blicke auf sich ziehen würde.
In der Nacht, wenn Ruhe in den Klub einkehrte, ging Kitty all die Dinge, die sie lernen musste oder bereits gelernt hatte, noch einmal ganz für sich allein durch.
Es bereitete ihr noch ein wenig Mühe, sich vorzustellen, wie ein Empfang tatsächlich vor sich ging, wie sie Gäste begrüßen würde, wenn diese einen Adelstitel innehatten. Ein ganz anderes Kapitel waren einige ihr völlig fremde Tischkulturen aus entlegenen Ländern – doch auch diese wurden hier gelehrt und angesprochen. In dieser Phase ihrer Ausbildung schlief die junge Frau kaum noch.
Doch Kitty war zäh. Was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, boxte sie auch durch. Und sie hatte den Wunsch, eine perfekte Sub zu werden, die Butter ließ sie sich nicht mehr vom Brot nehmen. Das war sie auch ihrer Freundin schuldig – die hatte an sie geglaubt, wo noch nicht einmal Kitty ganz sicher war, ob sie diese Ausbildung überhaupt zu Ende durchführen wollte.
Zu einem späteren Zeitpunkt sollte Kitty dann bemerken, dass der Zeitpunkt gekommen war, in welchem sie sich ihrer Freundin und Ausbilderin völlig unterwarf, sich ihr hingab, sie zu ihrem Eigentum machte. Und Chrissie registrierte die Entwicklung mit leuchtenden Augen.
Wie wundervoll sich doch alles gefügt hatte, wie wundervoll sich Kitty doch letztlich in ihre Rolle als Sub eingelebt hatte. All die kleinen Nadelstiche, die man ihr verpasst hatte, sie hatte sie alle weggesteckt. Den Whirlpool hatte sie mit Bravour gemeistert und die Pferdekoppel … Kitty fehlte nichts mehr, was sie noch würde verbessern können.
***
Unterdessen näherte sich der Tag der Tage. Die Anprobe stand an.
Ihr Outfit, welches Kitty am Tag der Saisoneröffnung