Edgar Rice Burroughs

Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere


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noch zu­cken – – bald lag es still – – ver­en­det.

      Der Af­fen­mensch aber setz­te den Fuß auf sei­ne Beu­te, riss sein Haupt hoch zu­rück – und wie­der ein­mal hall­te sein wild­ge­wal­ti­ger Sie­ger­schrei über den Dschun­gel.

      Akut und sei­ne Stam­mes­ge­nos­sen blick­ten starr vor Ent­set­zen und Be­wun­de­rung auf Shee­ta, den Ge­tö­te­ten, und auf jene ge­schmei­di­ge star­ke Man­nes­ge­stalt, die ihn be­zwun­gen.

      Tar­zan brach zu­erst das Schwei­gen.

      Er hat­te Akut das Le­ben ge­ret­tet, doch nicht um­sonst. Er kann­te je­doch die Gren­zen des Af­fen­ver­stan­des nur zu gut und wuss­te, dass er die gan­ze Be­deu­tung die­ser Tat den Men­schen­af­fen erst ein­mal ge­hö­rig klar ma­chen müs­se. Sie wür­den ihm sonst kaum so nüt­zen kön­nen, wie er es er­hoff­te.

      Ich bin der Af­fen-Tar­zan, rief er. Ein großer Jä­ger bin ich und ein mäch­ti­ger Kämp­fer. Am großen Was­ser schon­te ich Akut. Hät­te ich ihn ge­tö­tet, wäre ich euer Kö­nig. Und jetzt? Vor Shee­tas rei­ßen­den Pran­ken habe ich Akut wie­der vom Tode ge­ret­tet.

      Sind Akut oder die Sei­nen in Ge­fahr, dann sol­len sie Tar­zan ru­fen …, – und der Af­fen­mensch er­hob sei­ne Stim­me zu je­nem furcht­ba­ren Schrei, mit dem Ker­schaks Stamm die fer­nen Ge­nos­sen zu­rück­lock­te, so oft Ge­fah­ren droh­ten.

      Und, fuhr er fort, wenn ihr vom Stam­me Akuts die­sen Not­schrei Tar­zans hört, dann sollt ihr dar­an den­ken, was er für Akut ge­tan, und, so schnell es ir­gend geht, zu ihm ei­len. Wollt ihr das?

      Huh! kam Akuts Zu­stim­mung, und wie in ei­nem Chor tön­te es von al­len Sei­ten: Huh!

      Dann setz­ten die Af­fen ihre Nah­rungs­su­che fort, als sei in­zwi­schen gar nichts wei­ter vor­ge­fal­len. Und John Clay­ton, Lord Grey­sto­ke, schmaus­te mit.

      Es war merk­wür­dig, dass Akut kaum von sei­ner Sei­te wich und ihn öf­ters mit sei­nen klei­nen blut­un­ter­lau­fe­nen Au­gen voll ei­gen­ar­ti­ger Be­wun­de­rung an­sah. Und mit ei­nem Male tat er, was Tar­zan wäh­rend all der lan­gen Jah­re, die er frü­her un­ter den Af­fen zu­ge­bracht, nie­mals er­lebt hat­te: Akut hat­te einen ganz be­son­de­ren Lecker­bis­sen ge­fun­den – und gab ihn Tar­zan!

      Wenn nun der gan­ze Stamm auf die Jagd aus­zog, war Tar­zan stets da­bei: Grell stach sein glän­zen­der Kör­per ge­gen die schwarz­brau­nen, zot­ti­gen Fel­le sei­ner Ge­fähr­ten ab. Oft ka­men sie wohl ein­an­der auch ins Ge­he­ge, wenn sie den Dschun­gel durch­streif­ten, aber die Af­fen hiel­ten es be­reits für aus­ge­macht, dass er zu ih­nen ge­hör­te, ja dass er ge­nau wie Akut zu re­spek­tie­ren war.

      Es pas­sier­te wohl, dass er ei­ner Äf­fin und ih­rem Jun­gen zu nahe kam und dass sie dann un­ter Knur­ren ihre großen Fang­zäh­ne zeig­te; oder dass ihn ein fre­cher Jun­gaf­fe an­fuhr, weil er von Tar­zan bei sei­ner Mahl­zeit ge­stört zu wer­den glaub­te. Doch so und ähn­lich ging es al­len an­de­ren vom Stam­me auch.

      Tar­zan fühl­te sich also im All­ge­mei­nen bei die­sen wil­den Tie­ren wie zu Hau­se. Wenn eine Äf­fin ihm mit dro­hen­der Ges­te be­geg­ne­te, wich er je­des Mal aus. Das mach­ten sie alle so, ab­ge­se­hen von ge­le­gent­li­chen stär­ke­ren Wut­aus­brü­chen, bei de­nen dann das Tie­risch-Rohe die Ober­hand ge­wann. Ab und zu knurr­te er schließ­lich einen be­son­ders un­ver­schäm­ten Jun­gaf­fen ge­hö­rig an und zeig­te ihm sei­ne Zäh­ne, just so, wie sie es selbst ge­wohnt wa­ren. So fiel er ganz wie­der in sei­ne alte ge­wohn­te Le­bens­wei­se zu­rück. Leicht, ge­ra­de­zu selbst­ver­ständ­lich, voll­zog sich die­se Wand­lung, als hät­te er nie ir­gen­det­was mit de­nen sei­nes ei­ge­nen Blu­tes ge­mein ge­habt.

      Den größ­ten Teil der Wo­che war er mit sei­nen neu­en Freun­den auf der Jagd im Dschun­gel. Er freu­te sich, nun wie­der Ge­fähr­ten um sich zu ha­ben, und au­ßer­dem hoff­te er, sich so am si­chers­ten einen Platz in ih­rem reich­lich kur­z­en Ge­dächt­nis zu si­chern. Wuss­te er doch aus Er­fah­rung, wie vor­teil­haft es ein­mal sein konn­te, auf die Hil­fe die­ser kraft­vol­len und furcht­ge­bie­ten­den Tie­re rech­nen zu dür­fen.

      Als er der Über­zeu­gung war, dass sich sein Bild ih­nen ge­nug­sam ein­ge­prägt ha­ben müs­se, be­schloss er, die Er­kun­dung der Ge­gend wie­der auf­zu­neh­men. So zog er ei­nes Ta­ges in der Frü­he nord­wärts, im­mer in ge­wis­sem Ab­stand vom Mee­re. Rasch streb­te er vor­an, bis die Nacht sich nie­der­senk­te.

      Im Däm­mern des nächs­ten Mor­gens ging er zum Stran­de. Doch nicht wie neu­lich er­hob sich die Son­nen­ku­gel heu­te aus den Was­sern: Aus dem Dschun­gel zu sei­ner Rech­ten kam sie em­por­ge­stie­gen! Er schloss dar­aus, dass die Küs­te hier nach Wes­ten ab­bog. Am zwei­ten Tage kam er fast eben­so schnell vor­wärts, oft gar noch schnel­ler: Wie ein Eich­hörn­chen klet­ter­te er auf hal­ber Höhe der Bäu­me durch die wei­ten Wäl­der. Heu­te Abend sank die Son­ne zum Meer hin­ab … Was er im Stil­len be­fürch­tet, be­stä­tig­te sich: Ro­koff hat­te ihn auf ei­ner In­sel aus­ge­setzt!

      Das hat­te die­ser Schuft na­tür­lich ge­wusst! Und hät­te der Rus­se noch ir­gend­ein grau­sa­me­res Schick­sal für ihn aus­den­ken kön­nen, er hät­te es ihm be­stimmt; das war ge­wiss. Konn­te es über­haupt et­was Furcht­ba­re­res ge­ben als für ein gan­zes Le­ben auf die­se un­be­wohn­te In­sel ver­bannt zu sein?

      Ro­koff muss­te zwei­fel­los von hier aus di­rekt auf den Kon­ti­nent zu­ge­steu­ert sein. Dort wür­de er kur­zer­hand und ohne Schwie­rig­kei­ten den klei­nen Jack wil­den Pfle­ge­el­tern aus­ge­lie­fert ha­ben …, so lau­te­te ja die Dro­hung auf je­nem ge­heim­nis­vol­len Zet­tel!

      Tar­zan schau­der­te bei dem Ge­dan­ken an die Lei­den, die dem Klei­nen un­ter den grau­sa­men Wil­den be­schie­den sein muss­ten, wenn er es auch nicht für aus­ge­schlos­sen hielt, dass Jack nicht ge­ra­de den größ­ten Roh­lin­gen in die Hän­de ge­fal­len wäre. Oft wa­ren ihm ja auch Wil­de zu Ge­sicht ge­kom­men, die durch­aus mensch­lich han­del­ten. Aber im gan­zen blieb ihr Le­ben doch eben nur eine Rei­he von Raub­zü­gen, Ge­fah­ren und Quä­le­rei­en.

      Ein Kan­ni­ba­le, ein wil­der Men­schen­fres­ser sein klei­ner Jack! Furcht­ba­rer Ge­dan­ke!

      Mit zu­ge­feil­ten Zäh­nen, die Nase durch­bohrt und das zar­te Ge­sicht gräss­lich tä­to­wiert!

      Tar­zan seufz­te tief. Könn­te er jetzt die­sen teuf­li­schen Rus­sen mit sei­nen ner­vi­gen Fin­gern er­wür­gen!

      Und Jane!

      Zwei­fel, Furcht und Un­ge­wiss­heit muss­ten sie fol­tern, sie wür­de sich vor Qua­len win­den. Unend­lich schlim­mer ihre Lage im Ver­gleich zu der sei­nen! Er wuss­te ei­nes sei­ner Lie­ben we­nigs­tens da­heim si­cher ge­bor­gen, und sie? Kei­ne Ah­nung konn­te sie ha­ben über das Wo und Wie von Mann und Kind … Für Tar­zan war es im­mer­hin gut, dass er die vol­le Wahr­heit nicht ein­mal ahn­te. Tau­send­fa­che Qua­len wä­ren ihm nicht er­spart ge­blie­ben. –

      Lang­sam streif­te er in Ge­dan­ken ver­sun­ken durch das Dickicht. Plötz­lich ver­nahm er hef­ti­ges Schar­ren, doch konn­te er sich nicht er­klä­ren, wo­von die­ses Geräusch her­rüh­re.

      Vor­sich­tig folg­te er dem Lärm und bald stieß er auf einen star­ken Leo­par­den, der sich un­ter ei­nem ge­stürz­ten Baum fest­ge­klemmt